Projekt 18464/01

Beispielhafte Erarbeitung eines Sanierungs- und Nutzungskonzepts für die umweltgeschädigten frühneuzeitlichen und barocken Wirtschaftsgebäude der Abtei Waldsassen (Bayern)

Projektträger

Kloster Waldsassen
95652 Waldsassen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Cistercienserinnen-Abtei Waldsassen - ehem. Mälzerei, Brauerei und Mühle - sind dem Verfall preisgegeben, da sie nicht mehr genutzt werden können, die Bausubstanz umweltgeschädigt ist und sie daher leerstehen. Durch Erarbeitung einer Nutzungs- und Sanierungskonzeption für ein Kultur- und Begegnungszentrum sollen die Baudenkmale nachhaltig bewahrt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Abstimmung mit den Kooperationspartnern ist eine Planung für die Umnutzung und Sanierung der historischen Gebäude und eine erforderliche neue Bebauung unter städtebaulichen, denkmalpflegerischen, architektonischen und funktionalen Gesichtspunkten zu entwickeln. Arbeitsschritte:
1. Verformungsgerechtes Bauaufmass in zeitgemäßer Vermessungstechnik.
2. Befunduntersuchung. Die bautechnischen und materialmäßigen Befunde ermöglichen eine zeitliche Bestimmung der Bauteile und Gebäude.
3. Nutzungs- und Baukonzept der Gesamtanlage. Aufbauend auf den Arbeitsschritten 1 + 2 ist zeichnerisch zu untersuchen wie sich die vorgesehene Nutzung in die Baudenkmale einfügen lässt und welche Neubaumaßnahmen erforderlich sind. Hier ist eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Institut für Musikpädagogische Forschung der Hochschule für Musik und Theater, Hannover, erforderlich.
4. Vorentwurf für den ersten Bauabschnitt der weitgehenden Materialerhalt berücksichtigt. Es werden Bauabschnitte gebildet, wobei der erste Bauabschnitt die zentral gelegenen und daher städtebaulich besonders bedeutsamen Baudenkmale erfassen soll. Eine Mitnutzung von Räumen des Klosters und der Schule, wie z.B. Küche und Aula, soll untersucht werden.
5. Kostenschätzung. Die Kostenschätzung der einzelnen Bauabschnitte dient der Beurteilung der wirtschaftlichen Machbarkeit.


Ergebnisse und Diskussion

Der Komplex der ehem. Wirtschaftsgebäude der Abtei Waldsassen wurde in zwei Bauabschnitte geteilt:
Erster Bauabschnitt - die Gebäude der ehemaligen Mälzerei, dem Kloster gegenüber gelegen .
Zweiter Bauabschnitt - die Gebäude der ehemaligen Brauerei und der ehemaligen Mühle, im Tal an der Wondrebaue gelegen.
Erster Bauabschnitt, Am Klosterhof
Die Befundungen und baugeschichtlichen Untersuchungen haben ergeben, dass die Umfassungsmauern Reste des mittelalterlichen Klosters sind. Es handelt sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um die Umfassungsmauern der Flügelbauten des mittelalterlichen Konversenhofes, einer Besonderheit des Klosters Waldsassen. Die Planung hat ergeben, dass die Anbauten aus dem 19. Jahrhundert in dem mittelalterlichen Gebäudewinkel bis auf einen kurzen Anbau entfernt werden können, weil sie nicht nutzbar sind. Damit wird die ursprüngliche, einen Hofraum umfassende Gebäudestruktur wieder erlebbar. Auf der dem Kloster zugewandten Seite werden niedrigere, verglaste Bauglieder zur Erschließung, Bewirtung und als Ausstellungsraum außen vorgelagert. Zusammen mit den Flügelbauten des Klosters lässt die Planung einen Platzraum entstehen, der barocken Idealplanung entsprechend, die hier einen Prälatenhof schaffen wollte. Von dieser Bauabsicht zeugen die unvollendeten Flügelbauten des Klosters. Die Nutzung in den mittelalterlichen Umfassungsmauern soll als internationales Kultur- und Begegnungszentrum im Dienste der Umwelt stehen mit entsprechenden Seminar- und Aufenthaltsräumen, Ausstellungsräumen, einem Laden für regionale Erzeugnisse, einem Café-Fair, einer Mensa und 27 Zimmern. Da der Keller direkt an den Klosterkeller anschließt, kann die Versorgung aller Räume für die Bewirtung vom Keller aus erfolgen. Die Übernachtungsräume gestatten teilweise eine variable Nutzung als Ein- bis Dreibettzimmer, so dass maximal 63 Betten angeboten werden können. Es ist vorgesehen, die neuen verglasten Gebäu-deteile in neuartiger Holzkonstruktion auszuführen.
Zweiter Bauabschnitt An der Wondreb
Die ehemalige Brauerei ist laut einem Chronogramm 1721 entstanden. Nach der Befundung und den Planquellen stammen die Gebäude der ehem. Mühle aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Planung sieht vor, ein maßstabloses Industriegebäude der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zwischen der ehem. Brauerei und den ehem. Mühlengebäuden abzureißen und durch einen gegliederten maßstabsgerechten Neubau zu ersetzen. Ein zweiter Neubautrakt nimmt die Lage parallel zur Wondreb und den Grundriss eines in jüngster Vergangenheit abgerissenen Mühlentraktes wieder auf. So entsteht ein Hofraum mit architektonisch freiräumlicher Qualität. Alle neu geschaffenen Räume in der alten Bausubstanz dienen der Nutzung als internationales Kultur- und Begegnungszentrum im Dienst der Pflege der Musik. Hier sollen entstehen: ein Tonstudio, Übungsräume, Seminarräume, Räume für Rhythmik und künstleri-sches Gestalten, ein Konzertsaal, eine Mensa, Referentenräume und 21 Zweibettzimmer. Die Mensa soll von der Klosterküche versorgt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projektes werden in der Presse veröffentlicht. Außerdem wird die Stiftung in ihren Informationsschriften über das Projekt und dessen Realisierung berichten.


Fazit

Die in dem Projekt erarbeiteten Entwürfe beweisen, dass die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Abtei Waldsassen bei Erhaltung der alten Bausubstanz saniert werden können. In den Denkmalen können als neue Nutzungen die erforderlichen Räumlichkeiten für ein internationales Kultur- und Begegnungszentrum realisiert werden.
Auf Grund dieser Ergebnisse ist in Waldsassen bereits die Stiftung Internationales Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen gegründet worden.

Übersicht

Fördersumme

101.031,28 €

Förderzeitraum

29.01.2001 - 29.01.2002

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung