Projekt 18088/01

Integrierte Bekämpfung von Blattkrankheiten bei der Zuckerrübe

Projektträger

Institut für Zuckerrübenforschung Göttingen (IFZ)
Holtenser Landstr. 77
37079 Göttingen
Telefon: 0551/50562-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Blattkrankheiten, insbesondere Cercospora beticola, sind von erheblicher Bedeutung im Zuckerrübenanbau. Trotz der Entwicklung von schadensschwellenorientierten Bekämpfungskonzepten erfolgt der Fungizideinsatz zur Ertrags- und Qualitätssicherung (1-2 Behandlungen je Jahr) noch recht ungezielt und vielfach terminorientiert und nicht am epidemiologischen Geschehen ausgerichtet. Ziel des Projektes ist es, ein komplexes Pflanzenschutzsystem im Rahmen eines umweltverträglichen Zuckerrübenanbaus zu entwickeln, welches die Komponenten Schadensschwellen, Prognose, Sortenanfälligkeit und Fungizidwirkung integriert und die Bekämpfung des Pilzkrankheitskomplexes in Zuckerrüben optimiert. Monitoringaufwand und Fungizideinsatz sollen dadurch deutlich reduziert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Teilprojekten werden folgende Fragestellungen bearbeitet:
- Vergleich und Erweiterung verschiedener Bekämpfungsschwellensysteme
- Feststellung des Einflusses Cercospora resistenter Zuckerrübensorten auf Befallsverlauf der Blattkrankheiten und Bekämpfungsstrategie (Schwellenwerte, Prognose)
- Ermittlung der Effizienz (Wirkungsgrade, -dauer) moderner Fungizide (Funktionen)
- Validierung und Adaption der CERCBET-Modelle für die Cercospora-Prognose in allen Anbauregionen
- Erweiterung existierender Prognosemodelle zum Erstauftreten für komplexe Befallssituationen
- Neu- bzw. Weiterentwicklung von Software, um die Prognosemodelle lauffähig zu machen
Zur Erreichung dieser Ziele ist es erforderlich, qualitativ hochwertige Befalls-, Ertrags- und Qualitätsdaten aus umfangreichen, teilweise mehrfaktoriellen Feldversuchen und einem ausgedehnten, bundesweiten Monitoring zu gewinnen. Außerdem ist eine intensive Modellierarbeit (Modellprogrammierung, Simulationsrechnungen) unabdingbar. Da alle relevanten in der Zuckerrübenberatung tätigen Institutionen in das Projekt einbezogen sind, ist der Koordinationsbedarf erheblich.
Das zu entwickelnde Pflanzenschutzsystem soll nach Fertigstellung in das Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) integriert und somit den landwirtschaftlichen Betrieben zur Verfügung gestellt werden. Von der flächendeckenden Einführung des Pflanzenschutzsystems in die landwirtschaftliche Praxis wird eine erhebliche Reduktion des Fungizidaufwandes erwartet, der neben dem ökonomischen Vorteil für die landwirtschaftlichen Betriebe auch eine deutliche umweltentlastende Wirkung zur Folge hat.


Ergebnisse und Diskussion

Mit den CERCBET - Modellen wurden Werkzeuge zur Prognose und Entscheidungsunterstützung bei der Bekämpfung von C. beticola entwickelt. Das Modell CERCBET 1 wurde im Rahmen des Projektes für drei weitere Vegetationsperioden bundesweit validiert. Das Erstauftreten der Krankheit kann regional mit ausreichender Sicherheit vorhergesagt werden. Ist das Erstauftreten signalisiert, kann das Monitoring durch die Beratungsinstitutionen gestartet werden. Prognostiziert CERCBET 1, dass 50 % der Zuckerrübenfelder befallen sind, so sollten die Praktiker ihre Felder überwachen bzw. ist in Starkbefallsgebieten die frühe Bekämpfungsschwelle erreicht und erste Behandlungen können erforderlich werden. Die Trefferquoten von CERCBET 1 belegen die Praxiseignung des Modells.
Während des Projektes wurde mit CERCBET 3 eine schlagspezifische Entscheidungshilfe entwickelt. Das Modell benötigt als Eingabegrößen neben den üblichen Wetterparametern eine grobe, aber einfache Einstufung des Cercospora - Risikos für einen bestimmten Zuckerrübenschlag und das Ergebnis einer einmaligen Befallshäufigkeitsbonitur. CERCBET 3 simuliert die wetterabhängige Befallsentwicklung und meldet das Überschreiten der jeweils aktuellen Bekämpfungsschwellenwerte. Zu diesen Terminen sind dann Fungizideinsätze (Erstbehandlungen) angebracht. Wird dem Modell der Einsatztermin und das eingesetzte Fungizid mitgeteilt, so berechnet CERCBET 3 die weitere Befallsentwicklung unter Einfluss der Fungizidwirkung. Es ist somit möglich, die Notwendigkeit weiterer Fungizideinsätze abzuschätzen und die Applikationstermine zu berechnen.
Durch die Einbindung in das Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) ermöglichen die CERCBET - Modelle eine Bestandesüberwachung und die Planung schlagspezifischer Fungizidstrategien in praktisch allen deutschen Zuckerrübenanbaugebieten. Hauptnutzen der Modelle sind die Einspaung von Arbeitszeit für Monitoring und Bestandesüberwachungen sowie die Beschränkung des Fungizideinsatzes auf das notwendige Maß. Die Einbeziehung der Sortenanfälligkeiten gegen C. beticola ist das nächste Ziel der Modellweiterentwicklung für CERCBET 3.
Die krankheitsspezifischen Schwellenwerte für Cercospora beticola, Ramularia beticola, Erysiphe betae und Uromyces betae des IPS-Modells Zuckerrübe können summarisch als Anzahl befallener Blätter zusammengeführt werden. Die an der Cercospora-Epidemie orientierten Schwellenwerte werden somit sensibler. Aufgrund der abnehmenden Schadwirkung bei Cercospora-Epidemien ab Anfang August kann der bisherige Wechsel der Bekämpfungsschwelle von 5 % auf 45 % Befallshäufigkeit (Mitte August) durch Einfügung einer Bekämpfungsschwelle für die erste Augusthälfte von 15 % Befallshäufigkeit bei summarischer Erfassung der Krankheiten weiter entwickelt werden.
Bei starkem Befall nutzten die weniger anfälligen Sorten die Ertragsfähigkeit des Standortes besser als die Standardsorte. In einem integrierten Konzept zur Regulierung von Blattkrankheiten sollten geringere Anfälligkeit und Fungizideinsatz zur Ertragssicherung kombiniert werden. Aufgrund der verhalteneren Zunahme der Befallsstärke bei diesen Sorten sind höhere Schwellenwerte und damit eine Reduktion des Fungizideinsatzes bei Ausschöpfung der standorttypischen Ertragsfähigkeit möglich.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- 9 Beiträge in Zeitschriften (Gesunde Pflanze, DLG-Mitteilungen, dzz, dlz, top agrar, Bauernblatt Rheinland-Pfalz, Zuckerindustrie)
- 3 Berichte über Einzelversuche (2001, 2002, 2003)
- 3 Poster (IIRB-Kongress, DPG)
- 3 Statusseminare (Göttingen) zu jährlichem Ergebnisstand
- 13 Vorträge auf Tagungen (11 in Deutschland, 1 in Slowenien, 1 in Belgien)


Fazit

Der Schwellenwert orientierte Fungizideinsatz ist eine unverzichtbare Komponente des integrierten Pflanzenschutzes im Produktionsverfahren Zuckerrübe. Damit kann auch entsprechend politischer Forderungen weiterhin der Wirkstoffeinsatz auf das notwendige Maß beschränkt und das Risiko der Fungizidapplikation gemindert werden. Die Berücksichtigung von Sortenresistenz, Entwicklung von sicheren Prognosemodellen und flexiblen, epidemiologisch angepassten Bekämpfungsschwellen dürfte zukünftig die Kontrolle von Blattkrankheiten bei Zuckerrüben sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht optimieren. Es ist mit einer Reduktion des Fungizideinsatzes zu rechnen.

Übersicht

Fördersumme

507.825,32 €

Förderzeitraum

01.02.2001 - 31.12.2004

Internet

www.ifz-goettingen.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung