Projekt 17971/01

Symposium: Vom Aktionismus zum Wildtiermanagement

Projektträger

DONAUMOOS Freilichtmuseum und Umweltbildungsstätte
Kleinhohenried 108
86668 Karlshuld
Telefon: 08454/95205

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Den bisherigen Anstrengungen im Bereich des Wildtierschutzes (z.B. Biber, Braunbären, Großtrappen) waren meist nur geringe Erfolge beschieden, da die Interessen der einzelnen Gruppen häufig stark divergieren und meist nicht abgeglichen wurden. Die resultierenden Aktionen der einzelnen Gruppen waren häufig unkoordiniert, z.T. einander widersprechend und führten nur zu einem geringen Zielerreichungsgrad. Zu den oft immensen Kosten dieser Aktionen kommen dem Anliegen wenig dienliche Pressemeldungen, die der Öffentlichkeit aber auch der Politik zum einen ein Bild des Chaos vermitteln und damit potentiell vorhandene Handlungsmöglichkeiten der Politik einfrieren bzw. zu weiteren überwiegend nur publikumswirksamen Aktionen führen. Wildtiermanagement bedeutet im Zusammenhang mit diesem Symposion ein zielgerichtetes Vorgehen mit der Integration aller betroffenen Interessengruppen von Beginn an. Ziel dieser Auftaktveranstaltung ist, diesen neuen Weg des Verstehens zu fördern, um einerseits Arten zu schützen, aber andererseits auch die Interessen der in diesem Zusammenhang betroffenen Personen zu berücksichtigen. Die zu entwickelnden Ansätze sollen Modellcharakter aufweisen und auf andere Themenkomplexe bzw. Regionen übertragbar sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen des Symposions sollen zunächst Erfahrungen zu dieser Thematik aus den unterschiedlichsten Bereichen (Wirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft, Psychologie etc.) ausgetauscht und erste Ansätze eines koordinierten Vorgehens erarbeitet werden. Die Ergebnisse des Symposions (Referate, Diskussionsbeiträge, Zusammenfassung) werden als Seminarband in der Veröffentlichungsreihe der Umweltbildungsstätte HAUS im veröffentlicht. Der Seminarband wird den Teilnehmern sowie den angesprochenen Behörden und Verbänden zur Verfügung gestellt. Dieses Auftakt-Symposion soll eine Diskussionsplattform schaffen, der dann Wildtiermanagement - Werkstattgespräche am HAUS im MOOS folgen. Dabei werden zunächst die regional betroffenen Tierarten bzw. Nutzergruppen, wie z.B. Graugänse und Wintergetreide bzw. die jeweils eingeblendeten Nutzungsansprüche von Mensch und Gans, oder die Aspekte Wiesenbrüter - Beutegreifer - Nutzungsansprüche - Lebensraumausstattung die Themen sein.


Ergebnisse und Diskussion

Der dauerhafte Schutz von Wildtieren erfordert ein zielorientiertes und strategisches Vorgehen. Die Methode des Wildtiermanagements erfüllt diese Kriterien in hohem Maße. In diesem Zusammenhang ist eine exakte Definition dieses Begriffes bzw. des Verfahrens erforderlich. Nach Prof. Schröder richtet sich Management als Tätigkeit in erster Linie an Menschen und nur danach mittelbar an Wildtiere und deren Lebensraum. Management ist ein Prozess der Zielfindung und der Steuerung von Menschen auf diese Ziele hin. Damit steht die Kommunikation im Mittelpunkt des Wildtiermanagements. Können technische, wirtschaftliche oder naturschutzfachliche Pläne zwar mögliche Lösungswege aufzeigen, so führt aber erst die Kommunikation der Beteiligten, einschließlich Konfliktregelung und Kompromissfindung zu einer Umsetzung in die Tat. Hauptfaktoren für ein erfolgreiches Wildtiermanagement sind starke Persönlichkeiten/Organisationen, hohe Prozesskompetenz und ein optimales Zusammenspiel der Akteure.
Diese grundsätzlichen Erkenntnisse zu einem erfolgreichen Wildtiermanagement sind in der Theorie relativ klar. Wie die Fachbeiträge der einzelnen Referenten aber zeigten, ist die Umsetzung in der Praxis aber keineswegs schon selbstverständlich - ganz abgesehen davon, dass jede Wildtierart ein differenziertes und standort- bzw. regionsbezogenes Vorgehen erfordert. Dass die Rückkehr der Braunbären in Österreich und die Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern schließlich zu einer Erfolgsgeschichte eines modernen Wildtiermanagements wurden bzw. werden, hängt vor allem mit einer angemessenen Umfeldanalyse im Vorfeld, einer intensiven Kommunikation und den Einbezug der unmittelbar Betroffenen von Beginn an, zusammen. Insbesondere was die Biberproblematik betrifft, gibt es aber auch noch eine Anzahl offener Fragen. Das HAUS im MOOS und der Biberberater Gerhard Schwab sind daher auch in den nächsten Jahren noch, im Rahmen eines Modellprojektes zum Bibermanagement in der Region Ingolstadt mit Kelheim, befasst zukunftsweisende Wege für eine dauerhafte Koexistenz von Mensch und Biber in Theorie- und Praxisarbeit zu entwickeln. Wie durch eine differenzierte Betrachtung Lösungen erarbeitet werden können, zeigte der Vortrag zur Entenjagd im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Durch die Integration der örtlichen Jäger, mit auf bestimmte Teiche und Jagdzeiten beschränkter Erlaubnis der Entenjagd, konnte eine zunehmende Akzeptanz in der ansässigen Bevölkerung und damit ein Beitrag für eine dauerhafte Sicherung des Biosphärenreservates geleistet werden.
Dass eine fehlende bzw. nicht ausreichende Kommunikation zwischen Naturschützern und der ansässigen Bevölkerung dauerhafte Lösungen nicht zulässt, zeigte der Vortrag von Flurin Filli. Danach wurde eine Erweiterung des Schweizer Nationalparks, der 1914 als erster Nationalpark in Mitteleuropa gegründet worden war, von der Bevölkerung der größten Nationalparkgemeinde im Dezember 2000 abgelehnt.
Kai Frobel warnte davor, vereinfachend in einerseits emotional handelnde Naturschützer mit aktionistischen Tendenzen und andererseits rational abwägende Manager, die allein für dauerhafte Lösungen stehen, zu unterscheiden, da viele Menschen überhaupt erst über Emotionen für den Schutz von Natur und Wildtieren zu begeistern sind.
In der Diskussion war man sich einig, dass Wildtiermanagement ein vorzügliches Verfahren ist, dauerhafte Lösungen im Miteinander von Menschen und Wildtieren zu erreichen. Um das Interesse der Menschen für die Belange der Wildtiere zu wecken muss aber unbedingt auch die emotionale Komponente angesprochen werden, ohne aber in kontraproduktive aktionistische Vorgehensweisen abzugleiten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Fachbeiträge des Symposions werden in einem Tagungsband des HAUS im MOOS (Tagungs- und Seminarbeiträge, 1. Jahrgang, Band 1, 2001) in einer Auflage von 500 Exemplaren den Tagungsteilnehmern, betroffenen Fachstellen, der Fachpresse sowie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus sind u.a. in der Pirsch 10/2001 (S. 22-23) und in der Regionalpresse Beiträge zum Symposion erschienen.


Fazit

Aktionismus bzw. aktionistische Vorgehensweisen, die auch heute noch manchmal von Naturschutzverbänden betrieben werden, um die Aufmerksamkeit großer Bevölkerungsschichten rasch zu erreichen, verlaufen nach dem ersten Aufruhr oft im Sand, wenn damit keine sachliche und zielorientierte Diskussion eingeleitet wird. Wildtiermanagement ist dagegen eine Methode, die zielgerichtet und überlegt langfristige Lösungen anstrebt, um ein dauerhaftes zukünftiges Miteinander von Menschen und Wildtieren sicher zu stellen. Wildtiermanagement befasst sich dabei in hohem Masse mit dem Kommunikationsprozess, der sich in der Diskussion um bestimmte Wildtierarten entwickelt. Das durchgeführte Symposion zeigt, dass es, abgesehen von den Grundzusammenhängen, keine Patentrezepte gibt, sondern problem- bzw. tierarten- und regionsspezifisch Lösungen mit den Menschen vor Ort erarbeitet werden müssen (s.o. Darstellung der Arbeitschritte: zukünftige Werkstattgespräche zu verschiedenen Wildtierarten).

Übersicht

Fördersumme

5.854,29 €

Förderzeitraum

22.09.2000 - 02.10.2001

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation