Projekt 17665/01

Entwicklung und Vorplanung eines Ateliergebäudes des Gebäudeensembles Deutsche Werkstätten Hellerau in Vollholzbauweise unter Berücksichtigung neuer Technologien

Projektträger

Grundbesitz Hellerau GmbH
Moritzburger Weg 67
01109 Dresden
Telefon: 0351/8838-200

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Ziel des Projektes bestand darin, an einem mit dem Werk- und Baustoff Holz eng in Verbindung stehenden Umgebung einen Holzbau zu planen und zu realisieren, der sich in denkmalgeschützter Umgebung dem historischen Selbstverständnis und der Modernität gleichermaßen verpflichtet fühlt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Planung des Atelierhauses verfolgte diese Zielsetzung mittels neuer Bauweisen und Technologien, wobei das Vorhaben mit der Baubehörde Hellerau und der Baupflegekommission in Dresden eng abgestimmt werden musste.
Die Wahl fiel auf eine massive Holzbauweise, die einerseits in der regionalen Bautradition Sachsens und der Lausitz verankert ist und der Vorstellung vieler Bauherren vom massiven Bauen entgegenkommt, andererseits zahlreiche konstruktive und bauphysikalische Vorteile aufweist.
In Anbetracht des massiven Einsatzes von Holz und der damit erhöhten Materialkosten, mussten kostenwirksame Maßnahmen zur Verringerung der Gesamtkosten ergriffen werden. Die Massivholzbauweise weist hierbei zahlreiche Einsparungspotentiale auf, die sich aus einfachen Schichttaufbauten ergeben, in denen das Holz neben der tragenden auch die dämmende Funktion erfüllt. Die Holzsichtigkeit sowie die betriebsseitige Herstellung von Leitungskanälen sparten spätere Ausbaukosten.
Die Fertigungstiefe industriell hergestellter Wohnhäuser nimmt gegenüber dem Handwerk zu. Dies ermöglicht zwar einerseits rationelle Herstellung, die sich bei hoher Stückzahl vorteilhaft auf den Preis niederschlägt, andererseits jedoch zu starren Produktionssystemen führt, in die der Planer nur noch schwer eingreifen kann. Mit dem Atelierhaus wurde auch das Ziel verfolgt, die fortschreitende Automatisierung moderner Holzbaubetriebe durch Abbundanlagen und Robotik aufzugreifen. Nach diesem Modell können Architekten, Ingenieure und Fachplaner ihre Kenntnisse einbringen, die sich in zunehmendem Maße in Form elektronischer Daten niederschlagen und mittels Datenübertragung an das ausführende Unternehmen als geometrische Grundlage für die Teilebearbeitung weitergeleitet werden können.
Das Gebäude weist sechs modular aufgebaute Wohneinheiten auf, denen Treppen- und Nasszellenmodule gemein sind, auf die sich die Gliederung der großflächig verglasten Pfosten-Riegel-Fassade zur Hofseite hin bezieht. Zur Erweiterung des Raumprogramms wurden Zwischenmodule mit Balkon eingefügt, die ganz oder teilweise einer Wohneinheit zugewiesen werden können. Das Dach der Südfassade ist mit einer Fotovoltaikanlage versehen. Das Erdgeschoss mit seinen überwiegend holzsichtigen Decken und Wänden aus Kreuzlagenholz ist für eine gewerbliche Nutzung bestimmt, während die obere Etage den Wohnbereich bildet.
Weiterhin wurden Neuerungen auf stofflichem und technologischem Gebiet in das Projekt einbezogen. Dies betrifft das thermische vergütete Holz, das sich durch eine erhöhte biologische Resistenz auszeichnet und sich zusammen mit der Verdichtung zu einem festen und dauerhaften Baustoff kombinieren lässt. Als Verwendung wurde der Eingangsbereich vorgesehen, der außenbewittert ist und von der Abriebsfestigkeit des Holzes nach der Verdichtung profitiert.
Der gesperrte Aufbau des Kreuzlagenholzes ergibt sich aus fertigungstechnischen Überlegungen im Betrieb. Um Brüche bei der Handhabung der großformatigen Platten zu vermeiden wird durch Brettquerlagen ein Kompromiss zwischen Längs- und Querfestigkeit geschlossen. Im Forschungsvorhaben wurde untersucht, inwieweit textile Bewehrungen die Funktion der Querlage zu übernehmen imstande sind und dadurch Holz eingespart werden kann.


Ergebnisse und Diskussion

Die mit dem Atelierhaus vorgestellte Bauweise, welche die Themenbereiche Vollholzbau, Gebäudehüllen aus monolithischen Bauteilen ohne Wärmedämmung, numerische Vorfertigung im Holzbau, Raumzellenbau und Solartechnik zu einem schlüssigen Konzept zusammenfügt, erfüllt wichtige vorgegebene Anforderungen an die Kostenwirksamkeit und die Umweltrelevanz.
Während die Kostenreduzierung zunächst ein vornehmlich ökonomisches Problem zu sein scheint, stellt es sich schlussendlich als das Schlüsselthema für die Umsetzbarkeit einer Neu- oder Weiterentwicklung dar. Da Holzbau sein wichtigstes Expansionspotenzial im Wohnbau und Hausbau hat, wo aufgrund stark begrenzter Budgets und enger Vermarktungskalkulationen fast ausschließlich Kostenargumente als Entscheidungsgrundlage dienen, können sich nur langfristig kostenwirksame Innovationen durchsetzen.
Die Umweltrelevanz der Vollholzbauweise begründet sich zunächst auf die für den Baustoff Holz allgemein gültige und lange bekannte Eigenschaft des Holzes als nachwachsenden Rohstoff. In der vorgestellten Art der Umsetzung kommen verschiedene Maßnahmen hinzu, die sich ökologisch günstig auswirken. Hierzu zählen insbesondere:
- Vermeidung von Dämmstoffen, die in energieaufwändigen Fertigungsprozessen hergestellt werden müssen, durch eine einschalige Gebäudehülle.
- Vermeidung von Baumaterialien, deren Rückführung in den Stoffkreislauf als kritisch anzusehen ist. Im Fall der monolithischen Hüllkonstruktion sind dies insbesondere Folien und Dichtungsbahnen.
- Reduzierung von Bauteilschichten in Fußboden und Wandaufbauten. Die damit verbundenen Vorteile für die Recyclingfähigkeit und die gesamte Energiebilanz der am Gebäude verwendeten Baustoffe wirken sich ökologisch günstig aus.
- Verbesserte Gesamtenergiebilanz durch Erzeugung von Solarstrom mit einer Komplettdeckung des Süddaches mit fotovoltaischen Solarmodulen.
- Reduktion der Regenwasserableitung in Kanalsysteme und Schaffung von Ausgleich für überbaute und versiegelte Flächen durch Begrünung des Norddaches.
Das verdichtete Öl-hitzebehandelte Holz konnte noch nicht wie vorgesehen eingebaut werden, da der einzige Hersteller, der über eine entsprechende Anlage verfügt, diese durch einen Großbrand während Bearbeitung verlor und die geplanten Vorhaben daher nicht durchgeführt werden konnten. Mittlerweile ist jedoch diese Anlage wieder in Betrieb, und es wird erwogen, nachträglich die Eingangsbereiche aus modifiziertem Holz herzustellen. Was die Bewehrung mit technischen Textilien anbelangt, konnte nach-gewiesen werden, dass sich die Querfestigkeit deutlich steigern lässt. Die Ergebnisse ermutigen zu wei-terführenden Untersuchungen. Allerdings wurde wegen des noch zu geringen Prüfungsumfanges, bedingt durch die kurze Projektdauer von einem Jahr, von einem vorschnellen Einbau derartiger Element insbesondere vor dem Hintergrund langzeitiger Beanspruchungen abgesehen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Es liegt ein Abschlußbericht vor, der der Öffentlichkeit in geeigneter Weise zugänglich gemacht wird. Ferner wurde in der lokalen Presse (Sächsische Zeitung, Dresdner Neue Nachrichten u.a.) in regelmäßigen Abständen über das Baugeschehen informiert. Beim Richtfest zählte der Baubürgermeister der Stadt Dresden zu den Gästen. Es bestehen erste Absprachen mit einer renommierten Architekturzeitschrift zur Veröffentlichung in einer der nächsten Ausgaben. Ferner sind weitere Darstellungen auf Tagungen und in Fachzeitschriften vorgesehen. Das Projekt wurde beim Holzbaupreis 2003 eingereicht.


Fazit

Mit dem Atelierbau Hellerau entstand ein modernes Gebäude in denkmalgeschützter Umgebung. Es zeichnet sich durch Einfachheit der Konstruktion, neue Bauweisen und Technologien aus. Der Zuspruch seitens der Öffentlichkeit zeigt, dass es gelungen ist, die hochstehende Bautradition Helleraus mit einem modernen Atelierhaus fortzuführen. Die Einheit von Arbeiten und Wohnen wurde zusammen mit innovativen Technologien zu einem Konzept vereinigt, das sich in denkmalgeschützter Umgebung dem historischen Selbstverständnis und der Modernität gleichermaßen verpflichtet fühlt. Es ist mit der Planung und Realisierung des Gebäudes gelungen, den nachhaltig verfügbaren Rohstoff Holz der breiten Öffentlichkeit zeitgemäß, innovativ und in anspruchsvoller Architektur zu präsentieren sowie hohe Umweltstandards, Baukultur und Lebensqualität miteinander zu verbinden.

Übersicht

Fördersumme

102.258,38 €

Förderzeitraum

19.02.2001 - 30.09.2002

Internet

www.Hellerau-gb.de

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik