Projekt 17559/01

Workshop Neue Wege der Regenwasserbewirtschaftung im Einzugsgebiet der Saar

Projektträger

Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH
Rennbahnallee 109 A
15366 Dahlwitz-Hoppegarten
Telefon: 03342/3595-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Hochwasserschutz beginnt auf jedem einzelnen Grundstück im Einzugsgebiet eines Bachs oder Flusses und nicht erst und nicht nur in den vom Hochwasser betroffenen Talauen! Diesem Grundsatz trägt die Erfahrung Rechnung, dass es sich sowohl für jeden einzelnen Grundstückseigentümer als auch für jede einzelne Gemeinde sehr wohl rechnet, die Regenwasserabflüsse nicht mehr strikt abzuleiten, sondern rational zu bewirtschaften. So wird ein möglichst großer Anteil des Niederschlags an Ort und Stelle unschädlich versickert, während der übrige Teil zumindest verzögert und gedämpft abgeleitet wird. Damit kann der einzelne Grundstückseigentümer Regenwassergebühren sparen; die Gemeinde spart beim Ausbau und der Sanierung des gesamten Entwässerungsnetzes. Notwendige Aufwendungen beider Seiten können unter Inanspruchnahme staatlicher Förderung mindestens gedeckt werden. Die positiven Auswirkungen auf den natürlichen Wasserhaushalt im allgemeinen und die Hochwasserreduzierung im besonderen ergeben sich damit quasi zum Nulltarif. Darüber hinaus bestehen in der Landwirtschaft durch nachhaltige Erosionsschutzmaßnahmen enorme Potentiale, vorbeugenden Hochwasserschutz zu realisieren. Im Rahmen eines umfassenden 2tägigen Workshops wurden am 15. und 16. Juni 2000 neue Forschungsergebnisse innovativer Umweltforschung vorgestellt und diskutiert. In 19 unterschiedlichen Referaten wurden Themen zum vorbeugenden Hochwasserschutz, innovative Lösungen für die Siedlungsentwässerung, Erosionsschutz, rechtliche Grundlagen der Niederschlagsentwässerung und Bedingungen für das Modellieren hydrologischer Prozesse diskutiert. Begleitet wurde die Vortragsveranstaltung durch eine umfassende Posterausstellung und Softwarepräsentationen. Hier sollte die Möglichkeit zu vertiefenden Einzelgesprächen zwischen Teilnehmern und Referenten geschaffen werden. Auch die DBU konnte ihre Aktivitäten an einem Stand den Teilnehmenden näher bringen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZum Workshop wurden ca. 1300 Einladungen an Verwaltungen, Ingenieurbüros und Universitäten verschickt. Als Teilnehmer konnten 117 Vertreter von Behörden, Städten und Gemeinden sowie Ingenieurbüros gewonnen werden. Als Veranstaltungsort bot sich die Stadt Saarlouis im Saarland als Mittelpunkt verstärkter Forschung zum Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Saar an. Die Vortragenden sprachen in 30 min. ausführlich zu ihrem Thema. Im Anschluss an die einzelnen Vorträge war ausreichend Zeit (15 min.) für Fragen und kontroverse Diskussionen. Als Vertreter der Politik hat der saarländische Minister für Umwelt einen Vortrag gehalten, der die derzeitigen und künftigen politischen Vorgaben zur Regenwasserbewirtschaftung und Hochwasserproblematik enthielt. Seitens der Vertreter des saarländischen Landesamts für Umwelt wurden die gesetzlichen und geowissenschaftlichen Grundlagen der Niederschlagswasserversickerung im Saarland vorgestellt. Ein Vertreter der französischen Wasserwirtschaftsverwaltung in Metz hielt einen Vortrag zur Flussgebietsbewirtschaftung in Frankreich. Die Referenten aus dem Bereich des DBU-Forschungsprojekts berichteten u.a. über eine Pilotanlage auf einem Schulgelände, eine örtliche Musteruntersuchung zum Abkoppelungspotential einer Gemeinde, die Bewertung verschiedener Bewirtschaftungsmaßnahmen im Hinblick auf Kosten und Wirkung, die Auswirkung siedlungswasserwirtschaftlicher Maßnahmen auf außerörtliche Einzugsgebiete bis hin zur Simulation der Auswirkungen auf die großräumigen Einzugsgebiete der Blies und der Saar als Ganzes. Die externen Vertreter aus Wissenschaft und Forschung stellten u.a. neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Bodenbearbeitung, Erosionsbekämpfung und Wasserrückhalt auf landwirtschaftlichen Flächen vor und berichteten über den Einfluss der Landnutzungsänderung auf den Hochwasserabfluss. Weitere Vorträge befassten sich mit der Modellierung hydrologischer Prozesse bei unterschiedlichen Skalierungen sowie mit dem Thema Dezentraler Integrierter Hochwasserschutz.


Ergebnisse und Diskussion

Allgemein kann festgehalten werden, das Interesse an den Vorträgen und laufenden Forschungsvorhaben ist sehr groß. Flächendeckend wird Handlungsbedarf gesehen, im Hochwasserschutz neue Wege zu gehen. Die Verknüpfung der Landwirtschaft und Siedlungswasserwirtschaft mit der Hochwasserproblematik war für viele neu, aber die Notwendigkeit integrierter Betrachtungen wurde unterstrichen. Klar wurde aber auch, dass die Umsetzung sowohl von behördlicher Seite, wie auch von Fachplanern oftmals als schwierig oder unmöglich eingestuft wird. Zur Lösung dieses Problems sollten mehr Informationsveranstaltungen bzw. breitere Fachdiskussionen angeregt werden.
Diskussionen, ohne abschließende Lösungen erarbeiten zu können, entstanden besonders zu folgenden Punkten:
· Wie kann die Wasserbilanz von Standorten als Kriterium der Bewertung der Maßnahmen zum Hochwasserschutz einbezogen werden?
· Wie entsteht Hochwasser, wie setzt es sich zusammen? Kann man auf die Entstehungsarten abgezielte Schutzmaßnahmen ergreifen?
· Ist die Wirkung dezentraler Maßnahmen mit der zentraler Speicherbecken zu vergleichen?
· Was kann politisch getan werden, um die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung gezielt zu fördern?
· Was sind Grenzen und Möglichkeiten der dezentrale Regenwasserbewirtschaftung sowohl in Siedlungsgebieten wie auch in der Landwirtschaft?
· Können dezentrale Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen in den bisher üblichen Software-Modellen dargestellt werden und liefern sie befriedigende Ergebnisse?


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Für die Veranstaltung wurde umfangreich geworben, u.a. in der Saarbrücker Zeitung. Alle Referate und fünf weitere Beiträge von renommierten Wissenschaftlern wurden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH sowie der Geschäftsstelle der DBU in dem Buch Hochwasserschutz heute - Nachhaltiges Wassermanagement (ISBN: 3 503 06021 9, Erich Schmidt Verlag, Berlin) in umfangreicher Form veröffentlicht. Dieses Buch erhielten alle Tagungsteilnehmer nachträglich zugeschickt.


Fazit

Dezentraler Hochwasserschutz kann neben der Verringerung der abfließenden Mengen Erosionsschutz in der Landwirtschaft und Gewässerschutz durch die Verringerung von Mischwassereinleitungen in die Gewässer sein. Kommunen können durch dezentrale Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung Geld bei der Sanierung hydraulisch überlasteter Kanalstrecken einsparen. Ein Umdenken von der bisher praktizierten Philosophie der schnellen und direkten Ableitung zur Regenwasserbewirtschaftung ist von Nöten, will man den verstärkten Hochwasser- und Gewässergüteproblemen begegnen.
Notwendig werden Flussgebietsbetrachtungen, die zu schlüssigen Konzepten des Hochwasserschutzes, der Siedlungswasserwirtschaft und des Erosionsschutzes führen. Nur die integrierte Betrachtung aller Flächen und Landnutzungen mit ihrem spezifischen Beitrag zur Hochwassersituation, nicht die getrennte Analyse von Teilproblemen, führt zu einem nachhaltigem Wassermanagement.
Das Zusammenwirken der einzelnen Flächen und verschiedener Landnutzungen in einem Flusseinzugsgebiet ist nicht ausreichend bekannt. Planer und Behörden müssen besser über laufende Forschungen in diesem Bereich informiert werden, um diese in die Lage zu setzen, gewonnene Erkenntnisse umzusetzen. Forschung sollte gerade in einem solch sensiblen und praxisrelevanten Bereich wie der Hochwasserentstehung und -verringerung transparent und allen zugänglich gemacht werden. Umgekehrt muss sich auch die Forschung verstärkt mit praxisnahen Lösungen der Hochwasserproblematik beschäftigen.

Übersicht

Fördersumme

35.653,41 €

Förderzeitraum

13.04.2000 - 17.01.2002

Bundesland

Saarland

Schlagwörter

Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik