Projekt 17555/01

Konzeption eines litauischen Kompetenzzentrums zum Wissenstransfer: Erneuerbare Energien und Umwelt-/Klimaschutz

Projektträger

Gertec GmbHIngenieurgesellschaft
Martin-Kremmer-Str. 12
45327 Essen
Telefon: 0201/24564-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aus Anlass des bevorstehenden Beitritts Litauens zur Europäischen Union und der damit verbundenen Notwendigkeit, das bestehende Kraftwerk Ignalina innerhalb von 10 Jahren abzuschalten, besteht die Notwendigkeit, eine umweltfreundliche Substitution dieser Energiequelle zu realisieren. Dies soll unter anderem durch den forcierten Einsatz erneuerbarer Energien erfolgen. Aufgrund des EU-Beitritts wird auch eine Umstrukturierung der Landwirtschaft Litauens notwendig, da Teile der landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln stillzulegen sind. Zum Ausgleich der wegfallenden Nahrungs-mittelproduktion im Agrarsektor ist deshalb vorgesehen, die freiwerdenden Anbauflächen zur Produktion von nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energieträgern zu nutzen. Zur Initiierung und Unterstützung dieses Substitutionsprozesses wird in diesem Projekt die Konzeption für ein Kompetenzzentrum für den Wissenstransfer und die Beratung zum umweltfreundlichen Einsatz erneuerbarer Energien erarbeitet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Entwicklung der Konzeption für ein Kompetenzzentrum zum Wissenstransfer des umwelt- und klimafreundlichen Einsatzes von erneuerbaren Energieträgern besteht aus folgenden übergeordneten Baustei-nen:
- Projektbegleitende Seminare und Workshops,
- Aufbau einer Beratungsstelle für rationelle Energienutzung, erneuerbare Energien und Umweltschutz,
- Vermittlung von Kooperationsvorhaben im Energie- und Umweltbereich.
1. Projektbegleitende Seminare und Workshops
Hiermit werden folgende Zielstellungen verfolgt:
- frühzeitige Ansprache und Gewinnung von litauischen Experten,
- Sicherstellung der fachlichen Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten,
- Verbreiterung der fachlichen Basis in den Bereichen erneuerbare Energien, effiziente Energienutzung, Umwelt- und Klimaschutz,
- Sensibilisierung wichtiger Akteursgruppen der litauischen Gesellschaft.
Zur Umsetzung dieser Ziele werden folgende Aktivitäten entwickelt:
- Auftaktworkshop in Litauen zur Entwicklung politischer Zielsetzungen, Erfassung aktueller Aktivitäten und zur Knüpfung eines Netzwerkes von Akteuren und Multiplikatoren in Litauen und Deutschland.
- Deutschland-Seminar als Studienreise litauischer Vertreter zu beispielhaft umgesetzten Pilotprojekten in Deutschland in Bezug auf den Einsatz erneuerbarer Energien. Schwerpunkte dieser Kombination aus Besichtigungs- und Seminarprogramm ist die Präsentation von Umsetzungsbeispielen für Energieeinsparungen, Nutzung industrieller Abwärme, Einsatz erneuerbarer Energieträger und Initiierung von Kontaktaufnahmen zwischen den litauischen Teilnehmern und relevanten deutschen Institutionen und potentiellen Kooperationspartnern. Nach dem Deutschland-Seminar werden interessierte und kompetente litauische Partner für die weitere Ausgestaltung des Kompetenzzentrums herange-zogen und in die Vorbereitung der vertiefenden Workshops eingebunden.
- Vertiefende Workshops werden nach den beiden vorbereitenden Seminaren durch die Projektpartner konzeptionell entwickelt und organisatorisch bereits durch die litauischen Partner vorbereitet und durchgeführt. Die Workshop-Programme werden aufgrund der Erfahrungen aus den Auftaktveranstaltungen erarbeitet. Ziel dieses Arbeitsschrittes ist es, die Teilnehmer schrittweise in die Durchführung weiterer Veranstaltungen einzubinden und eine permanente Fortbildungsreihe im Themenbereich der erneuerbaren Energien und des Umwelt-/Klimaschutzes unter dem Dach eines Kompetenz-zentrums zu verankern.
2. Aufbau einer Beratungsstelle für erneuerbare Energien und Umwelt
Diese Beratungsstelle wird als zentraler Anlaufpunkt für die bedarfs- und marktorientierte Beratung interessierter Verbraucher und der angesprochenen Zielgruppe auf den Verwaltungsbereich der Energiewirtschaft, der Landwirtschaft, der Universitäten und sonstiger relevanter Lehranstalten sowie allen Verbrauchsbereichen konzipiert. Es wird eine Trägerorganisation entwickelt, die fachlich, organisatorisch und finanziell in der Lage ist, solche Beratungsaufgaben dauerhaft zu erfüllen.
3. Vermittlung von deutsch-litauischen Kooperationsvorhaben im Energie- und Umweltbereich
Aufbauend auf den Ergebnissen aus den vorangegangenen beiden Bausteinen werden Kooperationen im Bereich Umwelt und Energie zwischen relevanten deutschen und litauischen Institutionen, Verbänden und Unternehmen vermittelt. Als Instrument hierzu dienen Kooperationsbörsen und die Vermittlung bilateraler Kontakte.
Das Kompetenzzentrum soll nach Abschluss des Gesamtprojektes die Aufgaben eines Weiterbildungs- und Beratungszentrums, eines Technik- und Innovationsparks sowie eines Technologie- und Gründerzentrums gebündelt wahrnehmen und koordinieren.


Ergebnisse und Diskussion

- Durchführung von insgesamt fünf Workshops in Litauen zu den Themenbereichen Rationelle Energieverwendung und Erneuerbare Energien sowie Realisierung eines siebentägigen Deutschland-Seminars.
- Einbindung der erarbeiteten Konzeption des Kompetenzzentrums in die Regionale Energieagentur Kaunas (KREA), die durch die Trägerinstitutionen Litauisches Energieinstitut, Stadt Kaunas, Fernwärmeversorgung Kaunas und Technische Universität Kaunas unter dem Einfluss des geförderten Projektes im Juni 2003 gegründet wurde.
- Einbeziehung der Regionalen Energieagentur Kaunas in das Netzwerk International Dialogue Centre for Environment and Development (IDCED) als direkte Folge des geförderten Projektes.
- Vermittlung von Kooperationskontakten zwischen deutschen Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und litauischen Kooperationspartnern.
- Erarbeitung einer Lehrbuchreihe zum Einsatz Erneuerbarer Energien als Eigenleistung der litauischen Kooperationspartner.
- Einsatz der Lehrbücher in einer schon bestehenden Vorlesung Erneuerbare Energiequellen in der Technischen Universität Kaunas.
- Entwicklung eines neuen Ausbildungsganges Technologien zum Einsatz erneuerbarer Energien an der Berufsfachschule Alanta mit Einsatz des erarbeiteten Lehrmaterials als unmittelbares Ergebnis des geförderten Projektes.
- Einsatz des erarbeiteten Lehrmaterials für Fortbildungsveranstaltungen der Zielgruppen Kommunalverwaltung, Landwirtschaft, Handwerk und sonstige Interessierte an der Berufsfachschule Alanta.
Die durchgeführten Workshops waren insgesamt erheblich besser besucht als ursprünglich veranschlagt. Niedrigste Besucherzahlen waren (abgesehen vom Organisationsworkshop) 70 Teilnehmer; die maximale Teilnehmerzahl beim zweitägigen Abschlussworkshop betrug 130 Personen.
Bei der organisatorischen Umsetzung der Konzeption durch die Regionale Energieagentur Kaunas sind allerdings noch Schwachpunkte auszumachen. Es fehlen Vorbilder für die Umsetzung einer entsprechenden Organisation. Es wird deshalb vorgeschlagen, einen deutschen Experten für ca. ein Jahr als Coaching-Partner an die Energieagentur zu entsenden.
Erfreulich hingegen gestaltet sich die Einbindung der erarbeiteten Unterrichtsmaterialien in die schulische und auch universitäre Ausbildung in Alanta und Kaunas.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Antragsteller hat unter dem Titel Strategische Ansätze für umsetzungsorientierte Kooperationsprojekte zur Erhöhung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energieträger in Mittel-/Osteuropa mit dem geförderten Projekt als Beispiel verschiedene Vorträge gehalten (u. a. auf der Gründungsveranstaltung des IDCED am 21.10.2003).
Im Juli 2004 wird die Regionale Energieagentur Kaunas ihren Internet-Auftritt vorbereiten, der auch die Ergebnisse dieses Projektes und die Vorstellung der Konzeption des Kompetenzzentrums enthalten wird. Die lokale Presse hat insbesondere über die Abschlussveranstaltung am 27./28.11.2003 ausführlich und positiv berichtet.


Fazit

Die gute Aufnahme und das große Interesse das den Veranstaltungen im Rahmen des geförderten Projektes entgegengebracht wurde, sollten dazu ermutigen, ähnliche Vorhaben auch bei weiteren interessierten MOE-Ländern zu realisieren und zu fördern. Insbesondere die Studienreisen von Experten aus MOE-Ländern fördern das Interesse und die Bereitschaft, sich mit deutschen Technologien und Verfahren in den Sektoren Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien und Umwelt-/Klimaschutz zu identifizieren im weit höheren Maße als dies bei einzelnen Investitionshilfen der Fall ist. Mit weniger Mitteleinsatz kann erheblich mehr erreicht werden im Hinblick auf die Kooperation mit deutschen Partnern als bei Förderung von Einzelinvestitionen.

Übersicht

Fördersumme

100.846,00 €

Förderzeitraum

01.04.2002 - 31.12.2003

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik