Projekt 17400/82

Zweite Phase des Projektes AZ 17400/56 Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Diensthütte der Bergwacht-Bereitschaft Penzberg am Rabenkopf auf 1.300 m ü. NN

Projektträger

Bergwachtbereitschaft Penzberg
Alte Tölzer Str. 8
83673 Bichl
Telefon: 08041-8007-9229

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bergwachtbereitschaft Penzberg betreibt am Rabenkopf, zwischen Benediktbeuern und Kochel gelegen, eine Diensthütte. Das Dienstgebiet erstreckt sich auf das Areal zwischen der Benediktenwand und dem Jochberg. In den Jahren 1948/49 wurde die Hütte auf einem Sattel auf rund 1.300 m ü. NN erbaut. Der Zugang erfolgt ausschließlich über steile Wanderwege.
Ziel der angestrebten Maßnahme war es, die Abwassersituation erheblich zu verbessern. Es sollte eine neue Toilettenanlage mit rein biologischer Aufarbeitung und Klärung der anfallenden Stoffe und Abwässer erfolgen. Hier sollte das anfallende Gelb- und Grauwasser über ein Klärbeet an der Nordseite der Hütte verrieselt und gereinigt werden. Damit die Mikroorganismen bei ausreichender Temperatur auch im Winter arbeiten konnten, sollte der Toilettenanlage Wärme zugeführt werden. Dies sollte über eine neu zu installierende Photovoltaik-Anlage erfolgen, die einen eigenen Stromkreis versorgte. In dem neu zu schaffenden Technikraum sollte eine UV-Entkeimungsanlage installiert werden. Diese sollte in den Sommermonaten sicherstellen, dass das Trinkwasser keimfrei war. Für die Schlafräume mussten Fluchtwege geschaffen werden. Zudem wurden in jeder Ebene der Hütte miteinander vernetzte Rauchmelder installiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAbwasserableitung / Abwasserbehandlung / Kompostierung:
Bau einer Abwasserableitung zu einer zentralen vor Frost geschützten Reinigungsanlage sowie der Bau einer Komposttoilette.
Energieversorgung:
Um mögliche Umweltschäden durch auslaufenden Dieseltreibstoff zu verhindern, wurde die Fotovoltaikanlage erweitert, um auch im Winter bzw. bei schlechtem Wetter Strom verfügbar zu haben.
Trinkwasserversorgung:
Die Aufbereitung des Quellwassers zu Trinkwasser geschieht über ein mehrstufiges Filtersystem sowie eine UV-Entkeimung. In den Sommermonaten wird das benötigte Trinkwasser bei Bedarf vor Verzehr dieser Anlage zugeführt und ist somit bedenkenlos genießbar. In den Wintermonaten ist die gesamte Anlage außer Betrieb und entsprechend frostsicher entleert. Das benötigte Wasser wird an der Brunnenanlage entnommen und anschließend am Küchenherd abgekocht.
Brand- und Personenschutz:
Durch die Installation entsprechender Feuermelder und eines Fluchtweges aus dem Schlafraum im ersten Stock war ein wirksamerer Brand- und Personenschutzes gegeben.


Ergebnisse und Diskussion

Abwasserableitung / Abwasserbehandlung / Kompostierung:
Mit ein Kernpunkt des Gesamtprojekts war die Verbesserung der Abwasserproblematik, die durch den Einbau der Sandfilteranlage erheblich verbessert wurde. Sechs mit Sand befüllte Kunststoffbehälter die-nen als Abwasserreinigungsanlage. Die Sandbehälter sind mit Baustahlgewebe, das in den Fels verklebt wurde, gegen Abrutschen gesichert. Die Sandfilteranlage wurde zum Abschluss begrünt. Die terrassenförmige Anordnung bleibt jedoch erhalten. Das anfallende Gelbwasser aus der Toilettenanlage wird mit dem produzierten Grauwasser verdünnt über einen Schwallbeschicker in den Sandfilter geleitet.
Mit den durchgeführten Maßnahmen und den erreichten Ergebnissen konnte ein wesentlicher Beitrag zum aktiven Umweltschutz gesetzt werden.
Die neue Komposttoilette ist so ausgelegt, dass in acht Auffang-Containern die Fäkalien mit Hilfe von Rindenmulch und effektiven Mikroorganismen verrotten können. Die nötige Temperatur, die für die Verrottung im Winterhalbjahr nötig ist, wird durch eine zusätzliche, elektrische Heizung, die neben den Auffangbehältern installiert ist, erreicht.
Energieversorgung:
Die Energieversorgung besteht aus einem PV-Generator, bestehend aus acht Modulen à 165 Wp, die am Süddach mit 60° aufgeständert sind. Die Module beladen über einen Laderegler einen neuen Batte-rieblock. Die 12 Stück Blei-Säureakkuzellen 2V 800 Ah = 24V 800 Ah, ausgerüstet mit Rekombinatoren, sind nahezu wartungsfrei. Es ist nur die Kontrolle des Säurestandes erforderlich. Die Verbraucherseite der Elektroanlage wurde auf 230V AC umgestellt. Ein bidirektionaler Wechselrichter SMA Sunny-Island wandelt die 24 V Akkuspannung in ein Netz 230V AC um. Gleichzeitig kann er bei Betrieb des vorhandenen Dieselaggregats die Akkus laden. Er verfügt über ein intelligentes Batteriemanagement, das über die Ladung des PV-Generators eine optimale Ladung des Akkus gewährleistet. Einen zusätzlichen Ladebedarf bei zu geringer Solarleistung zeigt eine Kontrolllampe an. Der Generator kann dann manuell gestartet werden.
Brand- und Personenschutz:
Im Brandfall wäre eine Flucht über diese Treppe aus dem Schlafraum in den Bereitschaftsraum wahrscheinlich nicht mehr möglich. Deswegen musste das Fenster auf der Nord-West-Seite zu einer kleinen Türe umgebaut und eine quasi Zugbrücke zum einen Meter entfernt liegenden Dach des Technikraums installiert werden. Zudem wurden auf jeder Ebene der Hütte, einschließlich des Technik- und Aggregatraumes, miteinander vernetzte Brandmelder installiert.
Die großzügige Auslegung der Generatormodule für die Herbst- und Wintermonate erlaubt im Sommer den Betrieb von elektrischen Geräten, wie Kreissäge oder Holzspalter. Dadurch entfällt der regelmäßige Betrieb des Dieselstromerzeugers und verringert damit die Brandgefahr. Weiterhin wurde der gesamte Innenraum, in dem sich das Aggregat befindet, mit feuerfestem Material verkleidet. Ein möglicher Brandherd wurde somit aus dem Hauptgebäude mit Aufenthalts- und Schlafräumen separiert. Das ganzheitliche Konzept erlaubte auch einen Abbau der nunmehr überflüssigen Gasinstallation, da kurzzeitiges Erhitzen von Wasser künftig mit einem fest installierten Wasserkocher möglich ist.
Trinkwasserversorgung:
Dazu wurde die Wasserleitung hinter der Technikhütte mit einem absperrbaren Abzweig versehen. Das einfließende Trinkwasser wird zunächst durch zwei Vorfilter gereinigt. Die Porengröße des Filters entspricht einem ?m. Dadurch sollen Trübstoffe oder größere Zellen zurückgehalten werden. Danach wird das Wasser an einem UV-Strahler vorbeigeleitet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Gesamtpprojekt wurde von der Planung über die Durchführung bis zum Einsatz dokumentiert. Der Projektbericht wurde auf der Webpage der Bergwacht eingestellt; dort wurde u. a. auf die Seiten der DBU, das Landesamt für Wasserwirtschaft und der Partner verweisen. Mit Berichten in diversen lokalen Zeitungen, einer Einweihungsfeier mit Führungen und Erläuterungen aller Baumaßnahmen sowie Diskussionen mit interessierten Personen wurde das Bauvorhaben einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Das am 11.08.2008 erschiene Begleitbuch Umwelttechnik für alpine Berg- und Schutzhütten der DBU/ZUK gGmbH zur Förderinitiative enthält das Hüttenportrait und den Hüttensteckbrief der Rabenkopfhütte auf den Seiten 237 ff.


Fazit

Die Umsetzung der einzelnen Bauvorhaben führte zur wesentlichen Verbesserung der Umweltmaßnah-men im Bereich der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung, der Energieversorgung und des Brand- und Personenschutzes. Durch eine entsprechende Planung wurde das Projekt architektonisch in die Landschaft eingebettet und dient als Anschauobjekt für ähnliche Objekte.

Übersicht

Fördersumme

26.604,00 €

Förderzeitraum

24.07.2006 - 02.02.2008

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik