Projekt 17400/79

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Ostpreußenhütte auf 1.630 m ü. NN im Hochkönigmassiv des Salzburger Kalkalpengebietes/Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Königsberg/Pr.
Rolf-Pinegger-Str. 14
80689 München
Telefon: 0 89 - 700 654 72

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Ver- und Entsorgung der Ostpreußenhütte der DAV-Kategorie I (exponierte Lage) der DAV Sektion Königsberg entsprach bis zur Saison 2006 nicht mehr dem Stand der Technik. Da die Hütte im Gebiet der Salzburger Kalkalpen liegt, konnten die Abwässer sehr schnell und unkontrolliert ablaufen, dadurch erfolgte keine Selbstreinigung beim Abfließen. Durch die fehlende Entkeimung wurden die Grenzwerte nicht eingehalten. Daher wurde von der Bezirkshauptmannschaft St. Johann eine Nachrüstung der Abwasserreinigung gefordert. Die DAV-Sektion Königsberg war daher gehalten, das Ver- und Entsorgungssystem der Hütte zu überarbeiten und die dafür notwendigen Versorgungssysteme umbauen oder erneuern zu lassen. Der erste Schritt der durchzuführenden Planungsuntersuchung war, die verschiedenen Lösungsvarianten zu analysieren, zu prüfen und gegeneinander abzuwägen. Ziel der Untersuchung sollte die Darlegung der Lösungsvarianten sein, mit allen Vor- und Nachteilen, Bewertungen einschl. einer Handlungsempfehlung. Diese sollten hinsichtlich Inhalt, Form und Umfang dem allgemein anerkannten Stand des Handelns entsprechen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls mögliche Varianten wurden im einzelnen untersucht:
A Belebungsanlage für biologische Abwässerreinigung unter Verwendung der bestehenden Abwasserklärbehälter einschl. Energieversorgung,
B dezentrale Abwasserreinigungsanlage nach dem Tropfkörperverfahren mit Energieversorgung durch
Blockheizkraftanlage (z. B. Konzept Siemens),
C Anschluss an das öffentliche Ver- und Entsorgungsnetz der Gemeinde Werfen,
D mechanische Reinigung mit zweistufigem, bepflanzten Filterbeet für die Restwasserreinigung und mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) für die Energieversorgung, das mit reinem Pflanzenöl
betrieben wird,
E Wirbel-Schwebebettsystem mit einem BHKW für die Energieversorgung,
F Kombination Wirbelbettsystem und bepflanztes Filterbeet mit einem BHKW für die Energieversorgung.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ostpreussenhütte wurde bis zur Saison 2006 über zwei alte Dieselaggregate (Baujahr 1988, Generator 27,5 kVA, 22 kW) sowie über zwei kleine Solarmodule mit elektrischer Energie versorgt. Gekocht, gebacken und gekühlt wurde mit Flüssiggas. Die Beheizung des Gebäudes sowie die Warmwasseraufbereitung in der Küche erfolgte über Holzheizungen.

Die Realisierung der neuen Abwasserreinigungsanlage (mechanische Vorklärung und zwei bewachsene Bodenfilter als biologische Stufen) und der Maßnahmen zur Volumenreduzierung des Klärschlamms (solarer Schlammtrockner) wurden anteilig vom Land Salzburg und vom Bund in Österreich gefördert. Durch die Aufbereitung des Ablaufwassers der herkömmlichen Dreikammer-Kläranlage über die zweistufige Pflanzenfilterbeet-Anlage konnten die von den Behörden geforderten Ablaufwerte CSB, BSB, Mikrobiologie usw. voll erreicht werden. Dies wurde zahlenmäßig durch die offiziell geforderten jährlichen Untersuchungsberichte (2007 - 2009) belegt. Die Qualität des Wassers zur natürlichen Versickerung ist insbesondere von enormer Bedeutung aufgrund der Lage der Ostpreußenhütte in einem geologisch sensiblen Bereich mit Karstuntergrund. Über die zusätzliche Anwendung der Filtersackanlage zur mechanischen Vorklärung des Schlammabfalls in der Dreikammer-Kläranlage ergaben sich sehr positive Ansätze, auch wenn einzelne Arbeiten (insbesondere Handling der Filtersäcke) erheblichen manuellen Einsatz des Hüttenbetreibers erfordert.

Bezüglich der Elektroversorgung führte der Verbund aus Photovoltaik und reinem Pflanzenöl-BHKW zum einen zur Einsparung von Brennstoff und zum anderen zur Nutzung der Abwärme für die Raumheizung und Warmwasserbereitung. Der letztgenannte Aspekt Abwärme ist nachweislich fühlbar durch das deutlich verbesserte Raumklima in den Gasträumen, Pächterräumen sowie insbesondere in den Waschräumen und eines Teils der Schlafräume (Zimmer im 1. OG). Die Einsparung von Brennstoff ist rein theoretisch gegeben und auch belegbar mit einer Ersparnis von ca. 15 - 20 % (bezogen auf die Ausgangssituation). Die praktische Nachvollziehbarkeit ist aber nicht eindeutig gegeben, da dies in erheblichem Maße vom Bewusstsein, Verständnis und der Betriebsweise des Hüttenpächters abhängt. Aktuell zeigte sich dieser Umstand auf der Ostpreußenhütte durch den bis Ende 2008 tätigen Hüttenwirt, der einen gewissen Schwerpunkt auf Rationalisierung und Komfort bei Hüttenbetrieb und Speisenbereitung (z. B. Mikrowelleneinsatz) legte. Der seit Ende 2008 neue Hüttenpächter ist eher geprägt durch den Schwerpunkt auf gastronomisch hoher und abwechslungsreicher Speisenbereitung. Zudem ist das Verständnis für Umwelt, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit klarer nachvollziehbar.

Die ursprünglich vorhandenen beiden Dieselaggregate sind komplett abgebaut und ins Tal verbracht worden. Dem Wunsch der Sektion in Abstimmung mit dem DAV Hauptverein, für den Notfall ein Dieselaggregat (Betrieb der Materialseilbahn) vorrätig zu haben, konnte nicht entsprochen werden. Die Gefahr einer Verschmutzung der Oberflächen- und Grundwasserströme durch Diesel im sensiblen Karstgebiet wurde als zu groß erachtet. Die Verwendung von Diesel beschränkt sich auf sehr kleine Mengen zum An- und Abfahren des Pflanzenöl-BHKWs; dies ist technisch erforderlich.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projektes wurden im Rahmen des 8. Internationalen Fachseminars Umweltgerechte Ver- und Entsorgungskonzepte für Berg- und Schutzhütten am 29. Februar bis 01. März 2008 im ZUK Benediktbeuern gemeinsam von der DAV-Sektion Königsberg und dem Ingenieurbüro Michael Berger/Garmisch-Partenkirchen präsentiert.
Das Demonstrationsprojekt ist im Tagungsband des ZUK auf den Seiten 100 - 116 ausführlich dargestellt.
Das am 11.08.2008 erschiene Begleitbuch Umwelttechnik für alpine Berg- und Schutzhütten der DBU zur Förderinitiative enthält das Hüttenportrait der Ostpreussenhütte auf den Seiten 261 ff.
Der Internet-Auftritt der Sektion ist nutzerfreundlich und ansprechend. Am Gebäude wurde ein Schild mit Hinweis auf die geförderten umwelttechnischen Anlagen angebracht.


Fazit

Im Rahmen des Demonstrationsprojektes wurde die Hütte erfolgreich auf regenerative Energieträger umgestellt. Die für die Ostpreußenhütte insgesamt gesetzten Ziele - biologische Abwasseraufbereitung zur Einhaltung der Behördenauflagen, umweltgerechte Elektroversorgung, Ersatz der vorhandenen Dieselaggregate - sind nachweislich durchweg erreicht worden.

Übersicht

Fördersumme

56.289,00 €

Förderzeitraum

01.08.2006 - 01.08.2008

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik