Projekt 17400/56

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Diensthütte der Bergwacht-Bereitschaft Penzberg am Rabenkopf auf 1.300 m ü. NN

Projektträger

BRK-Bergwachtbereitschaft Penzberg
Alte Tölzer Str. 8
83673 Bichl
Telefon: 08041-8007-9229

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bergwachtbereitschaft Penzberg betreibt am Rabenkopf, zwischen Benediktbeuern und Kochel ge-legen eine Diensthütte. Das Dienstgebiet erstreckt sich zwischen der Benediktenwand und dem Jochberg. In den Jahren 1948/49 wurde die Hütte auf einem Sattel in ca. 1300m Höhe erbaut. Der Zugang erfolgt ausschließlich über steile Wanderwege.
Ziel der angestrebten Maßnahme wird es sein, die Abwassersituation erheblich zu verbessern. Es soll eine neue Toilettenanlage mit rein biologischer Aufarbeitung und Klärung der anfallenden Stoffe und Abwässer erfolgen. Hier soll das anfallende Gelb- und Grauwasser über ein Klärbeet an der Nordseite der Hütte verrieselt und gereinigt werden. Damit die Mikroorganismen bei ausreichender Temperatur auch im Winter arbeiten können, soll der Toilettenanlage Wärme zugeführt werden. Dies soll über eine neu zu installierende Photovoltaik-Anlage erfolgen, die einen eigenen Stromkreis versorgt. In dem neu zu schaffenden Technikraum soll eine UV-Entkeimungsanlage installiert werden. Diese soll in den Sommermonaten sicherstellen, dass das Trinkwasser keimfrei ist. Für die Schlafräume müssen Fluchtwege geschaffen werden. Zudem werden in jeder Ebene der Hütte miteinander vernetzte Rauchmelder installiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAbwasserableitung / Abwasserbehandlung / Kompostierung:
Bau einer Abwasserableitung zu einer zentralen vor Frost geschützten Reinigungsanlage sowie der Bau einer Komposttoilette.
Energieversorgung:
Um mögliche Umweltschäden durch auslaufenden Dieseltreibstoff zu verhindern wurde die Fotovoltaikanlage erweitert, um auch im Winter bzw. bei schlechtem Wetter Kapazitäten verfügbar zu haben.
Trinkwasserversorgung:
Die Aufbereitung des Quellwassers zu Trinkwasser geschieht über ein mehrstufiges Filtersystem, sowie einer UV-Entkeimung. In den Sommermonaten, wird das benötigte Trinkwasser bei Bedarf vor Verzehr dieser Anlage zugeführt und ist somit bedenkenlos genießbar. In den Wintermonaten ist die gesamte Anlage ausser Betrieb und entsprechend frostsicher entleert. Das benötigte Wasser wird in dieser Periode an der Brunnenanlage entnommen und anschließend am Küchenherd abgekocht.
Brand- und Personenschutz:
Durch die Installation entsprechender Feuermelder und eines Fluchtweges aus dem Schlafraum im ersten Stock ist ein wirksamerer Brand- und Personenschutzes gegeben.


Ergebnisse und Diskussion

Abwasserableitung / Abwasserbehandlung / Kompostierung:
Mit ein Kernpunkt des Gesamtprojekts war die Verbesserung der Abwasserproblematik, die durch den Einbau der Sandfilteranlage erheblich verbessert wurde. Sechs, mit Sand befüllte Kunststoffbehälter, dienen als Abwasserreinigungsanlage. Die Sandbehälter sind mit Baustahlgewebe, das in den Fels verklebt wurde, gegen Abrutschen gesichert. Die Sandfilteranlage wurde zum Abschluss begrünt. Die terrassenförmige Anordnung bleibt jedoch erhalten. Das anfallende Gelbwasser aus der Toilettenanlage wird mit dem produzierten Grauwasser verdünnt über einen Schwallbeschicker in den Sandfilter geleitet.
Mit den durchgeführten Maßnahmen und den erreichten Ergebnissen, konnte ein wesentlicher Beitrag zum aktiven Umweltschutz gesetzt werden.
Die neue Komposttoilette ist so ausgelegt, dass in 8 Auffang-Containern die Fäkalien mit Hilfe von Rin-denmulch und effektiven Mikroorganismen verrotten können. Die nötige Temperatur, die für die Verrottung im Winterhalbjahr nötig ist, wird durch eine zusätzliche, elektrische Heizung, die neben den Auf-fangbehältern installiert ist, erreicht.
Energieversorgung:
Die Energieversorgung ist ein PV-Generator, bestehend aus 8 Modulen a 165Wp, die am Süddach mit 60° aufgeständert sind. Die Module beladen über einen Laderegler einen neuen Batterieblock. Die 12 Stück Blei-Säureakkuzellen 2V 800 Ah = 24V 800Ah, ausgerüstet mit Rekombinatoren, sind nahezu wartungsfrei. Es ist nur die Kontrolle des Säurestandes erforderlich. Die Verbraucherseite der Elektroanlage wurde auf 230V AC umgestellt. Ein bidirektionaler Wechselrichter SMA Sunny-Island wandelt die 24 V Akkuspannung in ein Netz 230V AC um. Gleichzeitig kann er bei Betrieb des vorhandenen Dieselaggregats die Akkus laden. Er verfügt über ein intelligentes Batteriemanagement, das über die Ladung des PV-Generators eine optimale Ladung des Akkus gewährleistet. Einen zusätzlichen Ladebedarf bei zu geringer Solarleistung zeigt eine Kontrolllampe an. Der Generator kann dann manuell gestartet werden.
Brand- und Personenschutz:
Im Brandfall wäre eine Flucht über diese Treppe aus dem Schlafraum in den Bereitschaftsraum wahrscheinlich nicht mehr möglich. Deswegen musste das Fenster auf der Nord-West-Seite zu einer kleinen Türe umgebaut und eine quasi Zugbrücke zum 1 m entfernt liegenden Dach des Technikraums installiert werden. Zudem wurden auf jeder Ebene der Hütte, einschließlich des Technik- und Aggregatraumes, miteinander vernetzte Brandmelder installiert.
Die großzügige Auslegung der Generatormodule für die Herbst- und Wintermonate erlaubt im Sommer, den Betrieb von elektrischen Geräten wie Kreissäge oder Holzspalter. Dadurch entfällt der regelmäßige Betrieb des Dieselstromerzeugers und verringert damit die Brandgefahr. Weiterhin wurde der gesamte Innenraum in dem sich das Aggregat befindet mit feuerfestem Material verkleidet. Ein möglicher Brand-herd wurde somit aus dem Hauptgebäude mit Aufenthalts- und Schlafräumen separiert. Das ganzheitliche Konzept erlaubte auch einen Abbau der nunmehr überflüssigen Gasinstallation, da kurzeitiges Erhitzen von Wasser künftig mit einem fest installierten Wasserkocher möglich ist.
Trinkwasserversorgung:
Dazu wurde die Wasserleitung hinter der Technikhütte mit einem absperrbaren Abzweig versehen. Das einfließende Trinkwasser wird zunächst durch zwei Vorfilter gereinigt. Die Filtergröße entspricht 1?m. Dadurch sollen Trübstoffe oder größere Zellen zurückgehalten werden. Danach wird das Wasser an ei-nem UV-Strahler vorbeigeleitet


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ziel ist es die gesamte Maßnahme von der Planung über die Durchführung bis zum Einsatz zu doku-mentieren.
Mit der Weitergabe der erfahrenen Informationen für interessierte Hüttenbetreiber wollen wir einen weiteren aktiven Beitrag zum Naturschutz leisten. Auf unserer Webpage werden wir diesen Bericht einstellen und u. a. auf die Seiten der DBU, des Landesamtes für Wasserwirtschaft und unserer Partner verweisen.
Mit Berichten in diversen lokalen Zeitungen, einer Einweihungsfeier mit Führungen und Erläuterungen aller Baumaßnahmen sowie Diskussionen mit interessierten Personen wurde das Bauvorhaben einem größeren Publikum zugänglich gemacht.


Fazit

Die Umsetzung der einzelnen Bauvorhaben führt zur wesentlichen Verbesserung der Umweltmaßnahmen im Bereich der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung, der Energieversorgung und des Brand- und Personenschutzes.
Durch eine entsprechende Planung ist das Projekt architektonisch in die Landschaft eingebettet und kann als Anschauobjekt für ähnliche Objekte dienen.

Übersicht

Fördersumme

59.557,00 €

Förderzeitraum

01.03.2004 - 07.12.2006

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik