Projekt 17400/50

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Energiestudie der Rüsselsheimer Hütte (vormals Neue Chemnitzer Hütte) auf 2.323 m ü. NN in den Ötztaler Alpen, Tirol/ Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Rüsselsheim
Postfach 12 50
65402 Rüsselsheim
Telefon: 06142/926520

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Beantragung des Demonstrationsprojektes erfolgte im Rahmen der DBU-Förderinitiative AZ 17400 Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten im alpinen Raum. Die DBU hatte zuvor mit Datum vom 24.02.2003 das Projekt der Sektion Rüsselsheim AZ 17400/38 Förderung von Planungsleistungen unterstützt. Die abwassertechnischen Verbesserungen auf der Hütte sollten von der Österreichischen Kommunalkreditbank (ÖKK), Wien, dem Land Tirol und der LSB-Hessen unterstützt werden. Die Maßnahmen des DBU-Förderprojektes bezogen sich daher ausschließlich auf das neue Energiekonzept für die Rüsselsheimer Hütte. Grundlagen für die baulichen Umsetzungen waren die Ausarbeitungen für das Energiekonzept gemäß dem Leitfaden AZ 17400/17 der DBU durch das Ingenieurbüro Berger und der Sinnhuber GmbH & Co. KG Energietechnik, Mittersill.

Ziel des Demonstrationsprojektes war die Einsparung fossiler Brennstoffe und die Schaffung einer zentralen Brandmeldung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm ersten Schritt sollte in 2004 die elektrische Energieversorgung für Licht, Kühlen, Brandmelder und Notbeleuchtung sowie die Bereitstellung von Warmwasser für die Küche sichergestellt werden. Gleichzeitig sollte die Planung der Brandmeldeanlage vorangebracht werden, so dass diese im zweiten Schritt in 2005 installiert werden konnte.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ausgangssituation auf der Rüsselsheimer Hütte war die folgende: es handelte sich um eine kleine Hütte ohne jegliche Stromversorgung. Die Materialseilbahn mit 250 kg Traglast wurde mit Diesel betrieben (Verbrauch etwa 250 l Diesel im Jahr). Die Hütte war außen mit Natursteinen aufgemauert und innen nahezu komplett mit Holz verkleidet. Die zu heizende Fläche betrug etwa 65 m². Die bisherige Energieversorgung stützte sich lediglich auf Flüssiggas. Mit diesem Energieträger wurde gekocht, beleuchtet, gekühlt und teilweise auch geheizt. Der Primärenergieverbrauch betrug etwa 60 kWh pro m² bzw. 15.000 kWh/ Saison. Warmwasser wurde über zwei Gasherde und einen Gasdurchlauferhitzer erzeugt. Weitere Energieträger waren Holz und Briketts. Der Verbrauch lag bei etwa 300 kg Holz und 300 kg Briketts. Die Getränkekühlung erfolgte durch Fliesswasser.
Wasserversorgung: 1999 wurde eine neue Quelle auf 2.540 m ü. NN mit einer Schüttung im Frühsommer von 4 l pro Sekunde gefasst. Im Spätsommer betrug das Dargebot rund 1,5 l/s. Die Wasserversorgungssituation wurde vom Land Tirol genehmigt, so dass das Trinkwasser bis dato ohne Filterung oder Entkeimung genutzt wurde.
Abwasser: Der maximale tägliche Schmutzwasseranfall betrug 1.660 l/d, die saisonale Menge insgesamt etwa 98 m3. Im Juni 2003 wurde mit dem Ersatz der bis dahin bestehenden Dreikammerklärgrube begonnen. Nach der von der Bezirkshauptmannschaft Imst genehmigten Planung des Ingenieurbüros Gstrein, Imst, sah die erste Baustufe die mechanische Reinigung der auf der Hütte anfallenden Abwässer in einer Filtersackanlage (16 Filtersäcke) vor. In einer später zu errichtenden zweiten Ausbaustufe sollte ein Tropfkörper mit Nachklärbecken und anschließender Bodenkörperfilteranlage mit Rezirkulation errich-tet werden. Die anfallenden Abwässer sollten nach der Reinigungsanlage in einem Sickerschacht versi-ckert werden. Die anfallenden Filtersäcke mussten künftig ins Tal abtransportiert und dort nach den abfallrechtlichen Bestimmungen entsorgt werden.
Abfall: Alle Getränke wurden in Containern transportiert oder in Pfandflaschen (Mehrwegsysteme) ausgereicht. Die Müllentsorgung richtete sich nach dem in der Talgemeinde geltenden Getrenntsystem. Der An- und Abtransport der Waren und Abfälle geschah über die Seilbahn zur Gemeindemüllverwertung.
Künftige Situation: Auf Basis ausführlicher Variantenbetrachtungen war nach dem neuen Energiekonzept zur Deckung des täglichen praktischen Gesamtenergiebedarfs von 6 kWh pro Tag (= 250 Ah/d) die Installierung einer Hybridanlage vorgesehen. Sie bestand aus einer kleinen Photovoltaikanlage mit
2,4 kWp und einer Wasserkraftanlage mit 500 W, die die bestehende Trinkwasserquelle mit nutzte. Die Hütte sollte vollständig elektrifiziert werden. So wurden die Beleuchtung (Energiesparlampen), die Kühlung (energiesparende Geräte der Klasse A) und die Küchengeräte entsprechend umgestellt. Der Brand-schutz wurde durch Wegfall des Gaslichtes (auch nach der Forderung der zuständigen Behörde) erhöht. Zusätzlich wurde eine elektrische Brandmeldeanlage installiert. Des Weiteren bot die Stromversorgung die Möglichkeit, die künftige Trinkwasserbereitstellung bei Bedarf noch optimieren zu können (Entkeimungsanlage, Filter). Zur Bereitstellung thermischer Energie für die Hütte wurde die Überschussenergie von der Wasserkraftanlage über ein elektrisches Heizschwert in einen Warmwasserboiler geleitet. Auch unterstützt ein neuer Holzkombiherd mit 20 kW die Warmwasserbereitung. Dieser wird hauptsächlich zum Kochen benutzt und trägt so dazu bei, den Gasverbrauch weiter zu senken.
Die realisierten Energie- und Umweltschutzmaßnahmen werden den Besuchern künftig auf einer fest installierten Informationstafel mit einfachen Erläuterungen und Blockschaltbildern vermittelt. Des Weiteren werden entsprechende Faltblätter ausgelegt und Führungen stattfinden.
In der Saison 2004 wurde der Verbrauch von Gas von 800 kg auf 330 kg, der von Kohle von 300 kg auf
0 kg reduziert. Der Holzanteil steigerte sich von 300 Kg auf 600 kg. Der Anteil an Elektroenergie aus der Photovoltaik und dem Kleinwasserkraftwerk lag in 2004 bei 750 KWh. Die notwendigen wasserrechtlichen Abnahmen für das Wasserkraftwerk als auch die Abnahme der voll automatischen Brandmeldeanlage erfolgten im Juni und Juli 2005 durch die zuständige Behörde.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse und die Installation wurden in Form eines Flyers und einer Tafel am Zugang der Hütte dargestellt. Eine Informationstafel in der Größe 1189 x 841 mit der Darstellung aller Umweltmaßnahmen in Text und Grafik wurde Ende Juni 2005 an der Rüsselsheimer Hütte angebracht. Ein Flyer mit 14 Seiten ausführlichem Text und Grafik über Ausführung, Sinn und Zweck des Demonstrationsprojektes wurde erstellt. Vom Flyer wurden 6.000 Exemplare gedruckt.
In der Home Page der Sektion Rüsselsheim des DAV e. V. wurde die Maßnahme ebenfalls aufgenommen. In den örtlichen Pressen des Pilztales/Tirol, Rüsselsheim, Mainz, Darmstadt wurde das Projekt mit Hinweisen auf die Förderung durch die DBU publiziert.


Fazit

Auf der Hütte wurden im Rahmen des Demonstrationsprojektes alle vier wesentlichen Umweltsparten, wie Trinkwasser, Abwasser, Müllentsorgung und Energie im Sinne einer umweltgerechten Ver- und Ent-sorgung umgesetzt. Die Sektion Rüsselsheim des DAV e. V. beantragte daraufhin das Umweltgütesiegel des DAV; im August 2005 nahm eine Kommission die Zertifizierung vor Ort vor.

Übersicht

Fördersumme

45.223,00 €

Förderzeitraum

10.02.2004 - 10.02.2006

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik