Projekt 17400/39

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel des Watzmannhauses auf 1.930 m ü. NN im Nationalpark Berchtesgaden/ Deutschland

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V.
Bayernstr. 21
80335 München
Telefon: 0 89 / 55 17 00 - 0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Abwasserentsorgung sowie die Trinkwasser- und Energieversorgung des Watzmannhauses waren in ökologischer Hinsicht 2003 nicht in einem solchen Zustand, wie dies an einem hochalpinen Standort, insbesondere in einem Nationalpark, der Fall sein sollte. Ziel war es, die durch den Hüttenbetrieb entstehen- den Umweltbelastungen im Umfeld der Hütte zu minimieren, dabei jedoch die Qualität des Hüttenbetriebes konstant zu erhalten. Die Besucher sollten durch den besonders umweltfreundlichen, beispielhaften Betrieb auch das eigene Verhalten kritisch überprüfen und sich an diesem Vorbild orientieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Ist-Zustand wurde in z. T. mehrjährigen Beobachtungen erfasst (durch kontinuierliche Datenerfassung, Verbrauchsaufschreibungen, Einzelanalysen). Dann wurden gemeinsam mit Behörden, Fachplanern mit Erfahrung in alpinen Projekten, dem Pächter und dem Eigentümer folgende Lösung erarbeitet:
Abwasser: Neubau einer vollbiologischen Kläranlage als Tropfkörperanlage mit vorgeschalteter Feststoffabscheidung, Feststoffbehandlung mit Rottebeschleunigern, Verrieselung der gereinigten Abwässer vor Ort. Einbau eines biologischen Fettabscheiders als Vorstufe der Kläranlage, Vorbereitung für den Einbau einer UV-Stufe nach der Klärstrecke, um Recyclingwasser für WC-Spülzwecke zu gewinnen. Bei bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen wurden die erforderlichen Rohrsysteme für eine getrennte Versorgung eingebaut.
Energie: Hier wurden im Zuge bereits abgeschlossener Modernisierungen energiesparende Maßnahmen durchgeführt und eine PV-Anlage installiert. Untersuchungen zeigten, dass das Watzmannhaus ohne Stromgenerator nicht zu bewirtschaften war. Der dieselbetriebene Generator wurde durch ein kleineres, Pflanzöl betriebenes BHKW ersetzt. Bei der Auswahl der Kläranlage wurde der Energieeffizienz große Bedeutung beigemessen.
Trinkwasser: Den steigenden Anforderungen an die Trinkwasserqualität wurde durch Verwendung von Edelstahlbehältern langfristig zuverlässig und wartungsarm Rechnung getragen. Dem in Abhängigkeit von der Witterung auftretenden Wassermangel wurde durch eine maßvolle Vergrößerung des Behältervolumens und durch Maßnahmen zur Wassereinsparung bzw. Verwendung von Recyclingwasser entgegen getreten (bis dato erledigt waren: wasserlose Urinale, Waschbecken mit Spararmaturen).


Ergebnisse und Diskussion

Anfang 2005, nach Vorlage der Ausschreibungsergebnisse stellte sich heraus, dass die Kosten erheblich über dem veranschlagten Rahmen lagen. Aus diesem Grund wurde die Planung nochmals überprüft und die beteiligten Planer wurden aufgefordert zu untersuchen, ob ihr Raumprogramm in einem verkleinerten Gebäude untergebracht werden kann. Dies stellte sich als möglich heraus, und das Gebäude wurde im Jahr 2005 - um ca. 10 % kleiner als ursprünglich geplant - gebaut.
Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) wurde plangemäß erstellt. In den ersten zwei Betriebsjahren erwies sich, dass sie gut funktionierte. Es gab nur geringfügige Mängel. Der Wirt empfand die Anlage als einfach zu bedienen und pflegeleicht. Eine abschließende Bewertung der ARA, besonders auch im Vergleich zu anderen Anlagen, erfolgte im Rahmen der Integralen Evaluierung der Ver- und. Entsorgungssysteme bei Berg- und Schutzhütten.
Bei der Energieversorgungsanlage (EVA) stellte sich heraus, dass ein kleineres BHKW nicht ausreichend gewesen wäre. Damit wurde auch die EVA plangemäß errichtet. Die Einbindung des BHKW in das Stromnetz der Hütte verursacht Probleme, die abschließend erst durch eine Änderung der Lastenverteilung im Stromnetz der Hütte zu lösen sein werden.
Die Trinkwasserversorgungsanlage (TrinkwVA) wurde, aus Kostengründen, Anfang 2005 umgeplant. Ursprünglich war ein elektronisches Kontrollmanagement geplant. Das hätte es erforderlich gemacht, die Wassertanks an das Stromnetz der Hütte anzuschließen. Es wurde dann entschieden, die Überwachung des Füllstands der Tanks durch eine mechanische Anlage, die von der Hütte aus - mittels Fernglas - ablesbar ist, zu ermöglichen. Die Tanks und die UV-Anlage wurden plangemäß errichtet. In den zwei Jahren, in denen die WVA in Betrieb ist, hat sie problemlos funktioniert. Da die beiden vergangenen Sommer nicht ungewöhnlich trocken waren, war eine abschließende Bewertung der Kapazität noch nicht möglich.

Terminlicher Ablauf:
Plangemäß, Baubeginn war Mitte Mai 2005, bis Ende der Saison 2005 konnten die baulichen Arbeiten abgeschlossen und das BHKW in Betrieb genommen werden.
Plangemäß wurden TrinkwVA und ARA am Anfang der Saison 2006 in Betrieb genommen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Über das Bauvorhaben wurde regelmäßig in der Mitgliederzeitschrift der Sektionen München und Oberland (Auflage ca. 80.000) berichtet. Weitere Berichte gab es in der Bergsteiger- und Regionalpresse.
Am Watzmannhaus wurde durch eine große Informationstafel über das Projekt informiert.
Es fanden Informationsveranstaltungen statt, bei denen die Anlage erläutert wurde. So waren die Münchner Grünen - u. a. mit den Sprechern und der Fraktionsvorsitzenden im bayerischen Landtag - am 28. und 29.07.2007 auf dem Watzmannhaus und besichtigten die Anlage.
Die Anlage im Watzmannhaus wurde im DBU-Handbuch zur umweltfreundlichen Ver- und Entsorgung von Alpenhütten vorgestellt und im Rahmen der Integralen Evaluierung der Ver- und Entsorgungssysteme bei Berg- und Schutzhütten bewertet.
Der Abschlußbericht zum Projekt kann von der Homepage der Sektionen München und Oberland herunter geladen werden.


Fazit

Im Ergebnis konnte am Beispiel des Watzmannhauses demonstriert werden, dass eine umweltverträgliche Ver- und Entsorgung auch an einem so extremen, exponierten Standort möglich ist. Dies insbesondere unter Berücksichtigung der umweltrelevanten Aspekte. Insgesamt hat das Vorhaben mit Schwerpunkt aus Energiever- und Abwasserentsorgung deutlich zur Verbesserung der Umweltsituation am Standort beigetragen. Es wurden geeignete Maßnahmen getroffen, um die zahlreichen Besucher über das Konzept zur umweltgerechten Ver- und Entsorgung zu informieren.

Übersicht

Fördersumme

259.238,00 €

Förderzeitraum

08.01.2004 - 08.01.2006

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik