Projekt 17400/25

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Weidener Hütte auf 1.801 m ü. NN in den Tuxener Voralpen/Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Weiden
Schönwerthstr. 6
92637 Weiden
Telefon: 0961/3000151

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Demonstrationsprojektes war die Planung und Umsetzung einer ökologisch verträglichen und ökonomischen Energieversorgung der Weidener Hütte. Im ersten Schritt wurde der Ist-Zustand der Energieversorgung auf der Hütte durch die FH Amberg-Weiden aufgezeigt. Nach Auswertung der gewonnenen Daten und möglicher Einsparpotenziale wurden verschiedene Energieversorgungs-Varianten betrachtet. Das entwickelte zukunftsfähige Konzept sah die Erstellung einer Kleinwasserkraftanlage über den Nafingbach zur Stromversorgung der Weidener Hütte mit Abzweigungen zu mehreren Almbauern vor. Bei Installation einer Kleinwasserkraftanlage bot es sich an, auch die Nafing-Alpe, die etwa 100 m von der Weidener Hütte entfernt ist, und die etwa 1.500 m entfernte Grafenz-Alpe, die von 10 Alm-Landwirten bewirtschaftet wird, ebenfalls mit Energie zu versorgen. Die installierte Gesamtleistung belief sich bis dato auf insgesamt 29 kW (9 kW Dieselaggregat der Weidener Hütte und 10 Benzinaggregate mit je 2 kW für Melkmaschinen der 10 Almlandwirte). Künftig sollte mit der Kleinwasserkraftanlage eine Gesamtleistung von insgesamt bis zu 90 kW installiert werden (15 - 20 kW für die Weidener Hütte und 70 kW für die Almlandwirte für den Betrieb von Melkmaschinen, Kühlungen, Warmwasserbereitung). Die Ausbauwassermenge für die Kleinwasserkraftanlage belief sich auf maximal 75 l/s bei einer Nutzfallhöhe von 190 m.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach Vorlage des Finanzierungsplans und der Kostenaufstellungen war im Mai 2007 Baubeginn. Die Maßnahmen wurden im November 2007 abgeschlossen. Zunächst musste der Erdaushub für die Fallleitungen vom Nafingbach bzw. vom Rückhaltebecken bis zum geplanten Generatorgebäude bewerkstelligt werden. Die Erdarbeiten erfolgten getrennt nach Deckschicht (Grasnarbe) und Erdaushub. Das Generatorhaus wurde unterhalb der Weidener Hütte am Nafingbach (ca. 150 Höhenmeter Differenz) errichtet. Zur Schonung der Umwelt setzte die Sektion auf Hubschraubertransporte bzw. Versorgungsflüge (Anlieferungen von Beton, Schalungen usw. sowie des Wasserkraft-Generators). Die ökologische Bauaufsicht wurde durchgeführt über die staatlich befugte und beeidete Ingenieurkonsulentin für Biologie in Österreich, Frau Mag.Traute Schreiber, in 6175 Kematen.


Ergebnisse und Diskussion

2007 wurden im ersten Abschnitt die Druckrohrleitung und ein Steuerkabel vom Krafthaus Richtung Wasserfassung verlegt. Die Bettung der Rohre erfolgte durch vor Ort gesiebtes Material. Es wurden 780 lfd. m Druckrohre (PE/250 mm) eingebaut. Nach den erfolgten Tiefbauarbeiten wurde der Beginn der Baumeisterarbeiten auf September festgelegt. Ein erster Wintereinbruch verzögerte den Start um eine Woche. Durch exakte Planung und Koordination zwischen Baufirma und Hubschrauber-Unternehmen konnte innerhalb von sieben Tagen der 150 m³ große Wasserspeicher und der Entsander errichtet werden.
Um den für den Bau des Tiroler-Wehrs kritischen Betonierarbeiten im Bachbett auszuweichen, entwickelte die Sektion Weiden das Wehr als Fertigteil. Dieses wurde mittels Bagger zur Entnahmestelle gebracht und an Ort und Stelle versetzt und verankert. Anschließend wurden die Nutzwasser-, Überlauf und Entleerleitungen verlegt. Bei den Hinterfüll- und Rekultivierungsarbeiten im Fassungsbereich wurde besonderes Augenmerk auf den optischen Eindruck gelegt. Entsander und Wasserspeicher sind durch die erfolgte Einschüttung praktisch unsichtbar in die bestehende Landschaft eingeflossen. Parallel zu den Erdarbeiten wurde mit der Errichtung des Kraftwerksgebäudes begonnen. Bereits Anfang Oktober konnte die Sektion die Baumeisterarbeiten mit der Fertigstellung der Betondecke abschließen. Das errichtete Krafthaus steht zur Gänze in einer natürlichen Waldlichtung und ist von der Zufahrtsstraße sowie den umliegenden Wanderwegen nicht einsehbar.
Zur Ausführung kam eine zweidüsige Peltonturbine. Die Ausbauwassermenge der Anlage beträgt 70 l/sec. Bei einer Nettofallhöhe von 128 m beträgt die maximale elektrische Abgabeleistung 65 kW. Die Nenndrehzahl beträgt 1.500 min-1. Die primäre Regelung der Anlage geschieht über die Düsenverstellung. Als übergeordnete Abstelleinrichtung wird ein Strahlablenker eingesetzt. Hauptabsperrorgan ist ein handbetätigter Keilschieber. Da das Wasserkraftwerk im Inselbetrieb läuft, wird von der Anlage nur die Menge elektrischer Energie erzeugt, die von den Verbrauchern benötigt wird. Die verbrauchsabhängige Stromerzeugung erfolgt durch die entsprechende Düsenöffnung. Das heißt, die Öffnung der Düsen wird über den Regler, je nach angeschlossenen Verbrauch, geändert, so dass die Drehzahl immer konstant bleibt.
In eineinhalb Tagen wurde die komplette Anlage einschließlich Maschinenhaus, Installation und Energieverteilung, auf der Weidener Hütte montiert. Am 15. November wurde das E-Werk nach 15 Wochen Bauzeit in Betrieb genommen.
Das eingesetzte Lastmanagement gewährleistet, dass abhängig vom Wasserstand im Wasserspeicher der momentan erzeugten Leistung und der Uhrzeit, eine möglichst große Energiemenge für die Brauchwasser Aufbereitung und Heizung der Hütte verwendet werden kann, die Energie aber primär den wichtiger eingestuften Verbrauchern zur Verfügung steht. In den Morgen- und Abendstunden wird hier speziell auf die Nafingalm Rücksicht genommen. Zu den Melkzeiten gibt es hier einen erhöhten Energiebedarf seitens der
Agrargemeinschaft. Besonderes Augenmerk wurde auf die Betriebssicherheit der Anlage gelegt. So geschieht die Energieversorgung der Weidener Hütte und der Almgemeinschaft Nafing über zwei parallele Erdkabel. Im Nebengebäude der Weidener Hütte, in dem früher das Dieselaggregat betrieben wurde, geschieht die Energieverteilung und Verbraucherzählung. Für die Agrargemeinschaft Nafing sowie für die Weidener Hütte wurde je ein Arbeitszähler eingebaut.
Im Gesamtergebnis sieht der Hüttenwirt die im Projekt umgesetzten Maßnahmen angesichts des reibungslosen, effektiven Hüttenbetriebes sehr positiv. Die Tages- und Übernachtungsgäste zeigen sich mit der Energieversorgung ebenfalls sehr zufrieden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Schautafel am Hüttengrundstück
- Der Bau des Wasserkraftwerkes wurde im Rahmen des 8. Internationalen Fachseminars im
Kloster Benediktbeuern im Februar 2008 dargestellt.
- Örtliche Tagespresse / Zeitung; Der Neue Tag
- Artikel im Panorama
- Infostation am 13.- 14.11.09 in Kempten bei der DAV Jahreshauptversammlung


Fazit

Das neue Konzept zur Energieversorgung der Weidener Hütte durch eine Wasserkraftanlage wurde unter Betrachtung mehrerer technischer Varianten unter ökologischen und ökonomischen Kriterien in vorbildlicher Weise umgesetzt.
Die Ergebnisse des Projektes wurden im Rahmen des 8. Internationalen Fachseminars Umweltgerechte Ver- und Entsorgungskonzepte für Berg- und Schutzhütten am 29. Februar und 01. März 2008 im ZUK Benediktbeuern von der Sektion Weiden gemeinsam mit den Partnern/ Planungsbüros präsentiert. Das Demonstrationsprojekt ist im Tagungsband des ZUK auf den Seiten 258 - 276 ausführlich dargestellt.
Das am 11.08.2008 erschiene Begleitbuch Umwelttechnik für alpine Berg- und Schutzhütten der DBU zur Förderinitiative enthält das Hüttenportrait des Friesenberghauses auf den Seiten 179 ff.
Ein neues Faltblatt, in dem die Sektion Weiden die von der DBU und der österreichischen Kommunalkredit geförderten Maßnahmen dargestellt hat, liegt vor.
Ingesamt hat sich der große Aufwand an zumeist ehrenamtlich geleisteter Arbeit für die Mitglieder der Sektion Weiden und die Hüttengäste gelohnt. Die geförderten Maßnahmen in dem Energieversorgungsbereich wurden vorbildlich umgesetzt. Eine umweltgerechte Weiternutzung der Hütte ist auf Jahrzehnte gewährleistet.

Übersicht

Fördersumme

70.896,00 €

Förderzeitraum

20.03.2003 - 20.03.2005

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik