Projekt 17400/05

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel des Ingolstädter Hauses im Karstgebiet Steinernes Meer, Bezirk Zell am See / Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Ingolstadt
Am Mühlenbach 14
85055 Ingolstadt
Telefon: 0841-58191

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Schutzhütte Ingolstädter Haus der DAV - Sektion Ingolstadt liegt im Karstgebiet Steinernes Meer und in unmittelbarer Nachbarschaft des Nationalparks Berchtesgaden. Die elektrische Energie der Schutzhütte und Materialseilbahn wurde bis 2001 über ein Diesel-Aggregat ohne Abwärmenutzung bereitgestellt. Warmwasser wurde über zwei elektrisch betriebene Boiler erzeugt. Ziel des Demonstrationsprojektes war es, den Betrieb von Motoren mit fossilem Dieselkraftstoff einzustellen, um die Gefahr von katastrophalen Umweltschäden in diesem Wasserschonungsgebiet durch Auslaufen von Dieselöl zu vermeiden. Durch Einsatz eines mit nicht wassergefährdendem reinem Pflanzenöl betriebenen Blockheizkraftwerkes sollte diese Umweltgefahr vermieden und der Emissions-Ausstoß durch geringeren Kraftstoffverbrauch über konsequente Nutzung der Abwärme gesenkt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wurde eine umfangreiche Ist-Analyse zum Verbrauch von elektrischer Energie und Warmwasser im Jahre 1999 auf dem Ingolstädter Haus durch die Firma Siemens erstellt. Diesem Ergebnis wurden die Verbrauchswerte der in Planung befindlichen Abwasser-Reinigungsanlage und der Frischwasser- Speicher- und Aufbereitungsanlage hinzugefügt. Das Planungsbüro Elmar Wimmer konzipierte mit diesen Ergebnissen 2001 das eigentliche Energiekonzept unter Einbeziehung der im Rahmen der Abwasser- und Frischwassermaßnahmen zu installierenden 1.500 Ah Batteriespeicher und der 2.000 Watt PV-Anlage. Mit Einsatz eines auf nicht wassergefährdendes reines Pflanzenöl umgebauten Blockheizkraftwerkes sollte das Hauptziel - Verbannung des Dieselöls vom Berg - erreicht werden. Das in einem 1.250 l Speicher gepufferte Warmwasser diente zum Erwärmen des Brauchwassers und des Trockenraumes. Bei Überschuss von Warmwasser sollte die Beheizung der Gasträume möglich sein. Aus dem Batterieblock wurde die elektrische Leistung für die Hausbeleuchtung, kleinere Küchengeräte, Staubsauger sowie die neu hinzugekommen Umwälzpumpen gezapft. Die Einsparung an Primärenergie wurde trotz zusätzlicher Verbraucher in Abwasser- und Frischwasseranlage auf etwa 28 % geschätzt.


Ergebnisse und Diskussion

Das Energiekonzept am Ingolstädter Haus der DAV Sektion Ingolstadt war eingebunden in die Investitionen zur Erfüllung der Umweltauflagen zur Abwasserreinigung des Landes Österreich. Um einerseits das Grundwasser in einem Wasserschutzgebiet nicht durch das Hantieren mit Heizöl zu gefährden und andererseits die Abgasemissionen durch eine bessere Ausnutzung der Primärenergie zu reduzieren, entschied sich die Sektion in Zusammenarbeit mit dem DAV München und der DBU für die Realisierung des beantragten Konzeptes. Das gleiche Projekt wurde auf der Nachbarhütte der Sektion im Steinernen Meer, dem Riemannhaus, mit großem Erfolg realisiert. Bei der Umsetzung trat ein nicht erwartetes Problem auf, die Beschaffung und materialgerechte Lagerung das Rapsöles. Zunächst war die Anmietung einer Zapfanlage im Tal angedacht, die aber durch Behördenauflagen und Umbaukosten wirtschaftlich nicht vertretbar war. Es musste also eine neue Lagermöglichkeit gefunden werden. In Österreich gab es zu dieser Zeit so gut wie keine Angebote für Rapsöl. Das Rapsöl wurde aus überwachten bayerischen Betrieben in Gebinden von 1.000 l in ein vorhandenes Depot in etwa 1.600 m Seehöhe per LKW angeliefert und fachgerecht zwischengelagert. Von dort wurde es in kleinen Gebinden per Seilbahn auf die Hütte geliefert. Durch Einsatz des BHKW entfiel die Geräusch- und Geruchsbelästigung auf dem Berg. Mit der Abwärme wurde das Haus und ein Trockenraum geheizt, was vorher mit Holz geschah. Durch mehrere Planungsrunden konnte die Sektion dann schließlich die zunächst kalkulierte Projektsumme von 313.804,- € auf 193.624,- € primär durch eine preiswerte Kraftstofflagerung reduzieren. Ebenso konnte die Sektion die aus Erfahrungen von Nachbarsektionen abgeleiteten Aufwendungen für Kommunikation und Visualisierung von 19 T€ durch mehrmonatige Ausarbeitung eigener druckreifer Entwürfe auf 4.100 € begrenzen können.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Sektion Ingolstadt erarbeitete über die Umweltmaßnahmen auf der Hütte in Eigenregie einen Folder, der nach wie vor im Haus, in Hotels, Gasthäusern und im Touristenbüro der Region ausliegt und über die Maßnahmen ausführlich informiert. Zusätzlich ist dieser im Internet unter www.ingolstaedter-haus.de zu lesen. Weiterhin wurde am Ingolstädter Haus eine Schautafel mit dem Energiekonzept angebracht. Auf dem 7. internationalen Fachseminar in Benediktbeuern 2007 wurde das Energiekonzept auf den Ingolstädter Haus von dem Hüttenwart des Ingolstädter Hauses, Herrn Herbert Thummerer ausführlich behandelt und vorgestellt.


Fazit

Anfangs waren die Hüttenwirte der Sektion Ingolstadt sehr skeptisch gegenüber dem Energiekonzept, da sie das preiswerte Heizöl nicht in das teurere Rapsöl eintauschen wollten. Nach Abschluss der Projekte wurde uns von beiden Seiten größter Dank für die Durchführung der Arbeiten ausgesprochen, nicht nur deshalb, dass sie nun kostenloses Warmwasser und Raumwärme bekamen. Mittlerweile ist auch die Differenz zwischen Heizöl und Rapsöl zurückgegangen.Abzuwarten blieb aus Sicht der Sektion, wie sich die Versorgungslage von Rapsöl angesichts einer Diskussion um den Missbrauch von Ackerflächen - diese für Treibstoffe anstatt für die Welternährung zu nutzen - entwickelte. Die Erfahrung auf beiden Häusern zeigte, dass das Energiekonzept mit dem mit Rapsöl betriebenen BHKW die richtige Entscheidung und für diese Höhenlage von 2.200 m störungsfrei verwendbar war.

Übersicht

Fördersumme

111.062,00 €

Förderzeitraum

26.02.2002 - 26.02.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik