Projekt 17400/01

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Wimbachgrieshütte

Projektträger

Touristenverein Die Naturfreunde Bezirk München e. V.
Reichenbachstr. 53
80469 München
Telefon: 089/2015777

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei der Wimbachgrieshütte handelt es sich um eine Berg- und Schutzhütte auf 1.327 m ü. NN im Nationalpark Berchtesgaden. Im Rahmen des Demonstrationsprojektes wurden in folgenden Bereichen modellhafte Maßnahmen für eine umweltgerechte Ver- und Entsorgung des Hauses verfolgt:
Energieversorgung: Umsetzung eines neuen Energiekonzeptes mit dem Ziel, eine verlässliche Strom- und Warmwasserversorgung zu gewährleisten, u. a. Ersatz des vorhandenen Dieselstromaggregates mit einer Leistung von Pel 35 kW ohne Abwärmenutzung; Verwendung des Energieträgers Gas, Nutzung der Solarenergie, Reduktion der Luftschadstoffe, Lärmemissionen, Vermeidung von Boden- und Wasserverschmutzungen.
Wasserversorgung: Maßnahmen für eine sichere Wasserversorgung und einwandfreie Trinkwasserqualität über 24 Stunden am Tag in der Saison.
Abwasserentsorgung: Maßnahmen zur Verbesserung der Abwasserreinigung; Ergänzung der vorhandenen
Dreikammer-Grube durch Fettabscheider und eine vollbiologische Nachklärungsstufe.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEnergieversorgung: Stromversorgung über Hybridsystem, Photovoltaik (PV) ~ 3,84 kVA kombiniert mit gasbetriebenem Blockheizkraftwerk (BHKW) Pel = 8 kW, Pth = 18 kW und spezifische Batterieanlage mit 1200 Ah, Steuerung mit 3 bidirektionalen Wechselrichtern mit je 4,5 kW für optimales automatisches Zusammenspiel der Systeme je nach Leistungsbedarf und Batterieladung. Nutzung der BHKW-Abwärme für Warmwasserversorgung über 800 l Speicher, ggf. Nachheizung mit Gastherme. Bei Überangebot von Abwärme des BHKW Nutzung für Zusatzheizung. Basisheizung Holz, Erneuerung und Kapazitätserweiterung des Kachelofens. Kochen mit Gas. Aufstellung Gasbehälter 6.400 l. Weitere Maßnahmen: Anschluss der Geräte an Warmwasserversorgung, Ausmusterung Wäschetrockner, Mikrowelle etc.. Einsatz energiesparender neuer Geräte und Energiesparlampen. Funktionsanzeigen für das Handling durch den Pächter.
Wasserversorgung: Gewinnung von Oberflächenwasser etwa 2 km oberhalb der Hütte. Verbesserung der Wasserfassung und der Trinkwasservorreinigung. Teilweise Erneuerung des Leitungssystems. Erstellung des Vorreinigungsbehälters und des Verteilerschachtes vor dem zu sanierenden Hochbehälter. Installation der Überwachung, bei Trübwasser Zulaufsperre, Umschaltung auf Bypass für WC-Spülung (im Erdreich verlegt). Erstellung Kellerraum für Trinkwasseraufbereitung. Spezifisches Filtersystem (bis 1 µm); Trübungsmessung und UV-Entkeimung. Aufstellung einer Trinkwasserreserve von 1,5 m3 und Pumpanlage. Das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft in München begleitet diese modellhaften Maßnahmen.
Abwasserentsorgung: Sanierung der vorhandenen 3 Kammer-Grube; für das Abwasser aus der Küche wurde ein Fettabscheider eingebaut. Nach 3 K-Grube vollbiologische Tropfkörper-Nachklärung installiert; 2 Kompakt-Tropfkörper mit Rücklaufanbindung an 3 K-Grube. Anschließend noch Sandfilterstrecke. Erforderliche Kontrollschächte, Entsorgung der Feststoffe/ Abfälle in den gemeindlichen Anlagen im Tal.


Ergebnisse und Diskussion

Dem Bezirk München e.V. liegen die ausführlichen Begleitanalysen und gewonnenen Daten für die genannten drei Bereiche über zwei Saisons vor. Energieversorgung: die durchgeführten Maßnahmen sind optimal für die Wimbachgrieshütte ausgelegt und funktionieren nach einer Anlauf- und Optimierungsphase über zwei Saisons sehr gut. Es wurden alle angestrebten Ziele erreicht: Primärenergieeinsparung ~ 42 % (Reduktion der CO2-Emissionen und Luftschadstoffe), dabei Stromeinsparung ~ 60 % trotz zusätzlichen Bedarfs für die neue Abwasserent- und Wasserversorgung. Weitere Einsparungen werden durch die wesentliche Reduzierung der Versorgungsfahrten erzielt. Die sichere Stromversorgung über 24 Stunden am Tag ist gewährleistet.
Insgesamt bedeuten die Maßnahmen eine deutliche Arbeitserleichterung für den Pächter. Als wichtige Erkenntnis ist zu vermerken, dass neben dem richtigen Zuschnitt der Anlagen die langzeitliche, oft aufwendige Optimierung und Nachjustierung sowie die Wartung von großer Bedeutung für den Erfolg sowie die Mitarbeit des Pächters (des Betreibers) ist.
Wasserversorgung: die vormals schwierige Wasserversorgung funktioniert jetzt mit stets einwandfreier Trinkwasserqualität über zwei Saisons reibungslos. Das Sicherungssystem zum Schutz des Hochbehälters vor Trübwasser hat sich bereits mehrfach bewährt, ebenso wie die neu installierten Filtersysteme mit dem Feinfilter (Porengröße 1 µm) der Firma Pall als Herzstück. Die Filtereinsätze halten eine ganze Saison, die Überwachungseinrichtung hat bisher nie angesprochen. Der Betriebsaufwand für die Hüttenpächter ist gering. Die Trinkwasserreserve musste bisher nicht in Anspruch genommen werden.
Die Abwasserentsorgung auf Berghütten gestaltet sich wegen einer extrem unterschiedlichen Auslastung der Kläranlage, oft ungünstigen Temperaturen, schwierigen Energieversorgung und wegen des Saisonbetriebs sehr schwierig. Nach zwei Saisons stellt der Bezirk München e. V. fest, dass die Auswahl und Auslegung der von den NaturFreunden und Ingenieurbüros geplanten Maßnahmen voll den Erfordernissen entsprechen. Das Ergebnis der Abwasserreinigung ist gut, der Energieverbrauch mit 3,7 kW pro Tag akzeptabel. Durch Einsatz von Kompakt-Tropfkörpern waren die Erstellungskosten günstig. Der Betriebsaufwand für den Pächter ist gering.
Besondere Bedeutung kommt dem Mehrfachdurchlauf von Abwasser durch die Kläranlage zu. Dabei werden bestimmte Abwassermengen nach der biologischen Klärung wiederum der Dreikammergrube zugeführt. Dadurch ist eine Aufarbeitung starker Schmutzfrachten in Zeiten mit geringerem Abwasseranfall möglich. Auch der Einsatz geeigneter Wasch- und Putzmittel ist zu beachten. So hat sich beispielsweise auf der Wimbachgrieshütte der Einsatz von relativ vielen Desinfektions-WC-Steinen negativ auf die Biozönose im Tropfkörper ausgewirkt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Folgende Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit fanden im Rahmen des Projektes statt:
· Gestaltung einer großen Informationstafel über die neuen Ver- und Entsorgungsanlagen der Wimbachgrieshütte und Anbringung im Bereich der Eingangstür des Hauses;
· Flyer (Erstauflage 8.000 Stück) mit anschaulichen schematischen Darstellungen;
Veröffentlichung der Projektergebnisse in den Verbandsmedien der NaturFreunde Deutschlands; verschiedene Presseartikel


Fazit

Aus Sicht der NaturFreunde ist das neue Umweltkonzept für die Wimbachgrieshütte ein großer Erfolg. Nach entsprechender Optimierung arbeiten die Anlagen verlässlich; Gas, Strom und Warmwasser stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Insgesamt wurden die Ziele: Energieeinsparung, Nutzung erneuerbarer Energien, Reduzierung der Lärm- Schadstoffemissionen und Versorgungsfahrten sowie die Beseitigung der Gefahren von Boden- und Grundwasserverschmutzungen, Abwärmenutzung für Warmwasseraufbereitung und Heizung sowie ein dadurch bedingter Komfortgewinn erreicht. Die schwierige (Trink-)Wasserversorgung mit Oberflächenwasser unterschiedlicher Qualität konnte durch viele neue Maßnahmen, insbesondere eine neue Trinkwasseraufbereitung, optimal verbessert werden. Bislang funktionierte die Trink- und Wasserversorgung problemlos. Die ebenfalls installierte Trinkwasserreserve kam noch nicht zum Einsatz.
Die Erweiterung der Dreikammergrube um einen Fettabscheider, eine vollbiologische Tandem-Tropfkörper -Nachklärung und ein Kiesfilterbeet arbeiteten über zwei Saisons zur Zufriedenheit der Behörden.
Über zwei Saisons (2001/2002) liegen die Begleitanalysen für alle Maßnahmen vor. In der Saison 2003 und den Betriebszeiträumen in den Folgejahren werden weiterhin Betriebserfahrungen dokumentiert. Die umgesetzten Maßnahmen haben insgesamt Modellcharakter zur Lösung von Problemen bei der Ver- und Entsorgung auf Berg- und Schutzhütten.

Übersicht

Fördersumme

180.390,93 €

Förderzeitraum

01.08.2000 - 15.07.2003

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik