Projekt 17356/01

Beispielhafte Optimierung und Präsentation einer lokalen, Ressourcen schonenden Energieversorgung aus Biomasse einschließlich der Weiterentwicklung flankierender Maßnahmen im Zuge des Agenda-21-Prozesses

Projektträger

Gemeinde Greußenheim
Birkenfelder Str. 1
97259 Greußenheim
Telefon: 0931/46861-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zwei Betreibergesellschaften haben in Greußenheim je eine Heizanlage mit einem Nahwärmenetz erstellt (Bioenergie mit einer Holzhackschnitzelanlage und die Blockheizkraftwerksbetreibergesellschaft mit einem Pflanzenöl betriebenen BHKW). Die Wirtschaftlichkeit beider Systeme soll analysiert und ergründet werden, inwieweit ein Zusammenschluss ökonomisch und ökologisch zweckmäßig ist. Die Aus- und Bewertung der erhobenen energietechnischen Daten soll mögliche weitere Schritte zur zukunftsorientierten und ressourcenschonenden Energieversorgung aufzeigen. Eine Unterstützung der im Expo-Jahr ablau-fenden Aktionen (Mediendarstellung, Präsentationen Ausstellungen) sollen finanziell gefördert werden.
Dabei ist es für eine Gemeinde wie Greußenheim charakteristisch, dass Visionen zu einer zukunftsorientierten Entwicklung zunächst von einzelnen Personen bzw. kleineren gesellschaftlichen Gruppen er-arbeitet werden und möglichst von einer großen Zahl der Bürger aktiv mitgetragen werden. Die Konzepti-on eines kommunalen Aktionsprogramms soll daher einen möglichst großen Konsens über die Richtig-keit der eingeschlagenen Zielrichtung anstreben. Ein solcher Konsens soll in Greußenheim durch einen Dialog im Geist eines lokalen Agenda-Prozesses zwischen der Kommunalverwaltung, den Bürgerinnen und Bürgern, örtlichen Interessengruppen und der ortsansässigen Wirtschaft erreicht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Bearbeitung der einzelnen Arbeitsschritte wird ein Projektbeauftragter eingestellt. Dabei sollen vorrangig den Bürgern die Energieeinsparpotenziale ihrer Gebäude aufgezeigt und sie zum Energie sparenden Verhalten motiviert werden. Weitere Aktionen aus der Studie und dessen Analyseansätze sollen ergänzend erfolgen. Daneben soll der Projektleiter Aktivitäten zu anderen umweltrelevanten Bereichen im Agenda-21-Prozess vorbereiten bzw. selbst ergreifen. Als wesentliches Arbeitsmittel muss dazu ein EDV-Arbeitsplatz eingerichtet und zugehörige Spezialsoftware beschafft werden. Die Präsentation der zukunftsorientierten Anlagentechniken und der Agenda-21-Aktivitäten in der Gemeinde Greußenheim sollen bereits im EXPO-Jahr stattfinden und danach kontinuierlich fortgeführt werden. Eine Wissensvermittlung und fachliche Abstimmung mit anderen Agenda 21-Gemeinden wird angestrebt.


Ergebnisse und Diskussion

Mit der Studie des FhG-Instituts konnte die Wirtschaftlichkeit der beiden Nahwärmenetze analysiert werden. Die Ist-Analyse zeigte dabei die Leistung der beiden Nahwärmenetze bezüglich der Energieerzeugung und Energieverteilung. Beim Blockheizkraftwerk (BHKW) ist das Betriebsregime so ausgelegt, dass die Grundlast durch das Betreiben mit Rapsöl und die Spitzenlast zusätzlich durch den Ölkessel (Heizöl) unterstützt wird. Die produzierte Wärmeleistung wird in einem Wärmespeicher aufgefangen und kann so bis 2,5 h den Speicher laden, wenn keine Wärmeabnahme vorliegt. Die Heizzentrale des Holzhackschnitzelheizwerkes (HHHW) besteht hingegeben aus Hackschnitzelfeuerung und einem Heizölkessel (an einem anderen Standort). Auf Grund der preiswerteren Energieerzeugung wird die Grundlast mit Hackschnitzelfeuerung gedeckt. Der Ölkessel setzt ein, um die Spitzenlast abzudecken. Hier besteht im Gegensatz zum BHKW kein Wärmespeicher. Die Auslegung des Rapsöl-BHKW liegt bei 34 % des Ge-samtleistungsbedarfs. Das HHHW ist für einen deutlich größeren Wärmebedarf ausgelegt. Zur optimalen Auslegung wäre eine Steigerung von 100 - 200 % nötig. Obwohl die beiden Nahwärmenetze auch für sich alleine schon beispielhaft eine Ressourcen schonende Energieversorgung darstellen, zeigt die Studie jedoch deutlich, dass eine optimale Auslastung und eine noch größere Schonung der Umwelt erst durch die Koppelung der beiden Nahwärmenetze erzeugt wird. Dabei stellt der Zusammenschluss der Versorgungsleitungen mit einem zusätzlichen Wärmespeicher für das HHHW ein Optimum dar. Der zusätzliche Anschluss von weiteren Gebäuden würde auch die Wirtschaftlichkeit der beiden Anlagen verbessern und in der Gesamtheit könnte der Heizölverbrauch stark reduziert werden. Die Studie zeigt im Ergebnis, dass die Koppelung der beiden Nahwärmenetze zu einem Gesamtnetz aus technischer Sicht möglich und sinnvoll ist. Im Ergebnis konnte auch festgestellt werden, dass durchaus Ausbaupotenzial des Netzes vorhanden ist, das mit geringfügigem wirtschaftlichem Aufwand durch die günstig gelegene Versorgungsleitung ausgebaut werden kann.
Bei der Umsetzung der Sensibilisierung der Bevölkerung für regenerative Energien wurde eine Vielzahl an Aktionen gestartet. Hauptpunkt war die Aufnahme als Standort für die Expo 2000. Bedauernswert war lediglich die Tatsache, dass der Projektbearbeiter vorzeitig aus dem Projekt genommen werden musste, was wiederum dazu führte, dass ein großer ehrenamtlicher Fleiß aufgebracht wurde, allen voran durch den 1. Bürgermeister und dem Verantwortlichen des Agenda 21 Arbeitskreises und es der Mithilfe des Bauhofes und der Verwaltung bedurfte. Die Abwicklung des Projektes konnte so reibungslos erfolgen. So konnten im Rahmen der Expo zahlreiche Führungen für Gäste aus nah und fern abgehalten werden. Die Expo hatte das Ziel, den Bürger von Greußenheim wie auch von anderen Orten für die erneuerbaren Energien zu sensibilisieren und der Andrang verspricht für die Zukunft viel Erfolg. Der Agenda 21 Arbeitskreis wirkte in allen Bereichen mit darauf hin, dass in Greußenheim ein energetisches Ökodorf entstehen kann. So wurden auch bei der Dorferneuerung die ökologischen Aspekte berücksichtigt. Die wachsende Zahl der Photovoltaikanlagen auf den Dächern bestätigt die zahlreichen Aktivitäten. Auch ein Lehrpfad im Wasserschutzgebiet sei hier am Rande zu erwähnen. Der in den Lauf gebrachte Aktionismus konnte ste-tig ausgebaut werden und so wirkt die Gemeinde Greußenheim mit 5 weiteren Nachbargemeinden in einem selbst gebildeten interkommunalen Arbeitskreis mit, der sich zum Ziel gesetzt hat, die allgemeine kommunale Zusammenarbeit sowie auch die Arbeit auf ökologischem Gebiet fortzusetzen. Hier soll in naher Zukunft die Ausweisung von Flächen für die Windenergieanlagen entstehen sowie eine Waldbereinigung erfolgen. Durch den Aktionismus im Rahmen des geförderten Programms wurde eine Welle zum Laufen gebracht, die auch jetzt drei Jahre nach Beginn der Expo unaufhaltsam weiterrollt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Es entstanden Prospekte über das Biomasseheizwerk, Dorferneuerung, Infoschriften des Agenda 21 Ar-beitskreises, Kreislaufwirtschaft für Pflanzenöle (Expo 2000) und viele mehr. Gleichzeitig gab es Veröffentlichungen in der örtlichen Presse. Überregional konnten Beiträge in Zeitschriften zum Bekanntheitsgrad der Ökogemeinde Greußenheim beitragen (z. B. Umwelt & Gemeinde Nr. 4a/2002, 100 % Regene-rativ S. 116-119) und über die Nahwärmenetze berichteten. Selbst in einer englischen Zeitschrift (Rene-wable Energy World Nr. 3/2003 S. 104 - 107) und einer polnischen Zeitschrift (Cieplownictwo S. 117) wurde über die Gemeinde Greußenheim berichtet. Das eingerichtete Expo-Büro informierte vor Ort in al-len Belangen.
Die Gemeinde Greußenheim erhielt im Rahmen der Projektarbeit zahlreiche Preise, z. B.:
- Bayerischer Energiepreis des Bay. Wirtschaftsministeriums
- Umweltpreis der Bay. Landesstiftung 2001
- Energy Globe 2002 des Oberösterreichischen Energiesparverbands (3. Platz d. Kategorie Verkehr und Gemeinden) 11/2002
- Climate Star 2002 (Klimabündnis Frankfurt) überreicht in St. Pölten, Niederösterreich


Fazit

Die Studie des FhG-Instituts war zukunftsweisend, da sie zur Verbesserung und Bündelung der vorhandenen Ressourcen beiträgt. Im Ergebnis sorgt die Koppelung der beiden Nahwärmenetze für die bessere Nutzung von regenerativen Energieträgern und ist unabhängig von der Entscheidung ob mit oder ohne Wärmespeicher baldmöglichst anzustreben. Die Aktivitäten im Rahmen der Expo und darüber hinaus haben gezeigt, dass eine Sensibilisierung der Bevölkerung möglich ist. Der Prozess war nicht nur für den Augenblick sondern hat sich auch für die Zukunft festgesetzt.

Übersicht

Fördersumme

102.258,38 €

Förderzeitraum

14.04.2000 - 14.04.2002

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik