Projekt 17325/01

Modellhafte Beseitigung von Umweltschäden an der Außenfassade der Petrikirche zu Wörlitz unter praktischer Erprobung neu entwickelter Kalk-Zement-Putze (Sachsen-Anhalt)

Projektträger

Ev. Kirchengemeinde St. Petri Wörlitz
Kirchgasse 34
06785 Oranienbaum
Telefon: 034905/20508

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das DBU-Projekt war Teil der gesamten Außensanierung der Petri-Kirche. Denkmalzielstellung für die Maßnahmen an der Kirche war die Restaurierung oder Rekonstruktion des Hauptumbauzustandes von 1809.
Die 1201 geweihte romanische Kirche wurde 1805-09.
vollständig neu überformt im Neogotischen Stil, Reste alter Bruchsteinmauern am Turm und Schiff bis in ca. 5 m Höhe dabei einbezogen und verputzt mit eingeritztem Ziegelfugennetz, das Rotbraun gestrichen wurde Ziegelritzung, um diese Flächen der Backsteinsichtigkeit neuer Bauteile anzugleichen. Alle Architekturgliederungen aus Putz und Stein in gotisierenden Formen wurden hell abgesetzt.
Zur Rekonstruktion von Außenputzflächen an der Kirche sollte ein von der DBU geförderter, neu entwickelter Putzbaukasten hier erstmals in der Praxis eingesetzt werden an einer ausgewählten Musterfläche am Turm. Für die Hauptputzflächen war ein nachgestellter konfektionierter oder Baustellenmörtel geplant. Aufgrund vorhandener Baufeuchte sollte die Haltbarkeit von Putzen in Verbindung mit einer Mauerinjektage langfristig geprüft werden. Auch die Instandsetzung des Außenmauerwerkes mit teilweisem Ziegelaustausch und der kompletten Erneuerung des Ziegelfugenbildes waren Bestandteil des Projektes.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage aller Sanierungsentscheidungen war eine Schadensanalyse des Bauwerks, die Baugeschichte, Putzanalysen, restauratorische Untersuchungen, chemische Farbanalysen, Feuchtemessungen des Mauerwerks und die Untersuchung auf Mehrschaligkeit beauftragt.
Hieraus wurde eine Denkmalzielstellung entwickelt, die Originalfassung von 1809 weitgehend wiederherzustellen, den Wandputz entsprechend der Mörtelanalyse in den Hauptflächen als Baustellenmischung zu erneuern. Die Pilot-Putzprobefläche besteht aus drei Teilbereichen, einem mit Kalk-Zement-Putz des Putzbaukastens, eine als Baustellenmischung aus Kalk und Altputzflächen. Für die Nachmischungen wurden örtliche gelbe Sande verwendet. Die Putzflächen wurden mit einer mineralischen Purkristallatfarbe gestrichen.
Beide Feuchtemessungen zeigten deutlich höhere Feuchtewerte am Mauerwerk der Nordsakristei und am vorgelagerten West- und Südportal. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde anstelle der Injektage eine indirekte Trockenlegung festgelegt, ein Dachentwässerungssystem mit Sickerschächten angelegt. Das angewachsene Erdreich abgetragen.


Ergebnisse und Diskussion

Vor allem die bisherigen Reparaturdaten der Arbeiten an der Petrikirche haben gezeigt, dass die auf uns überkommenen Schadensphänomene nicht neu sind. Aufgrund des zeitweise hohen Grundwasserspiegels bis ca. 1m unter UK Fundamente, der bis zur jetzigen Sanierung fehlenden Dachentwässerung, des angewachsenen Geländes und einer fehlenden Feuchtigkeitssperre wurden vor Beginn unserer Arbeiten zwei Mal komplette Putzerneuerungen vorgenommen. Die Ursachen der Feuchte wurden durch o.g. Maßnahmen gemildert. Eine geplante direkte Feuchtesperre als Injektage wurde nicht in der Diskussion belassen. Eine umfassende Entsalzung konnte aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht vorgenommen werden. Diese wäre auch nur sinnvoll, wenn die Feuchtezufuhr vor allem aus dem Boden unterbrochen würde. Das ist nicht der Fall.
Die Reduzierung der Feuchte durch die genannten Maßnahmen wird sich im Lauf der Zeit nach weiteren Messungen zeigen.
Ein konfektionierter Putz kam an den großen Wandflächen nicht zum Einsatz, da die vorgegebenen Korngrößen und die anteiligen Überkorngrößen im industriellen Betrieb nicht vorgemischt werden konnten, nur ähnliche Putze mit Sanden einer anderen Region, z.B. grau, je nach Herstellerort, und nicht die in unserer Region üblichen gelben Sande. Aber die Forderung von Denkmalamt und Bauleitung war, den vorgefundenen Mörtel weitmöglichst nachzustellen, das ist mit der Baustellenmischung und in der Pilotfläche, auch mit dem Einsatz von örtlichen Sanden gelungen.
Für die Unterstützung dieses Projektes herzlichen Dank an die Bundesstiftung Umwelt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

An der ausgewählten Putzmusterfläche der Kirche wurde ein Hinweisschild auf dieses DBU-Projekt angebracht, mit einer Darstellung der beprobten Flächen.
Flyer zu diesem Projekt wurden entwickelt. In der Kirche werden Ausstellungstafeln aufgestellt mit Hinweisen auf alle Förderer.


Fazit

An den Putzhauptflächen konnte keine konfektionierte Mörtelmischung eingesetzt werden, nur eine Baustellenkalkmischung nach Gutachten, ohne Zemente und Zusatzmittel mit Kornbeimischungen und örtlichen Sanden. Übergänge zu erhaltenen Altputzflächen sind nicht sichtbar. Auch der Mörtel des Putzbaukastens wurde mit örtlichen Sanden modifiziert. Eine gute Anpassung an das Original ist bei beiden Baustellenmischungen erreicht worden. Für die Ziegelverfugung und den Putz der Architekturelemente wurden konfektionierte Mörtel nach Putzgutachten ausgewählt und eingesetzt.
Zur Erprobung des Putzbaukastens wird hier das Fazit aus dem Bericht von Prof. Dr. Bouè übernommen:
Hinsichtlich der Handhabung des Putzbaukastens haben sich deutliche Schwächen offenbart:
1. Der einlagige Auftrag der Kalk-Zement-Putze ist nicht möglich. Auf eine deckende Oberschicht und das Ausreiben von Haarrissen kann nicht verzichtet werden. Dies entspricht auch der an der Musterfläche in Weimar gefundenen Rissneigung.
2. Die metrische Anpassung der Putzfarbe mittels farbiger Feinsande ergibt eine gute Gesamtanpassung an die Farbigkeit des Originals, die Zusammensetzung entspricht aber nicht dem Original.
3. Mit der Verwendung von farbigen Sanden und einem dunklen Kalkbindemittel können Farbigkeit und Struktur des Originals angenähert werden. Diese Anpassung ist aber mit den Grundrezepturen der thüringischen Putze als Werktrockenmörtel nicht möglich. Daher wurde die Wörlitzer Mischung aus Werktrockenmörtel-Komponenten und Bausand auf der Baustelle zusammengemischt.
Aus diesem und anderen Beispielen dieses Jahres gewonnenen Erfahrungen führen zu einer grundsätzlichen Änderung des Baukasten-Konzeptes. Es muss die Möglichkeit gefunden werden, örtliche Sande zu verwenden, getrocknet und mit einer Anpassung an die Sieblinie des Befundes.
Weiterhin müssen verschieden gebrannte Kalke eingesetzt werden, mit unterschiedlichen hydraulischen Verunreinigungen und Zementbeimischungen und Zusatzmittel.
Diese Änderungen führen zum Baukasten II. Kernstück ist der Einsatz einer Kleinmischanlage, in der individuell zusammengestellte Komponenten zum Werktrockenmörtel in kleinen Chargen verarbeitet werden können. Durch die genannten Abänderungen des Putzbaukastenmörtels konnte eine befriedigende Anpassung an den Originalmörtel erreicht werden. Auch mit der Baustellenmischung nach Putzgutachten für die großen Putzwandflächen wurde eine gute Mörtelnachmischung, gut verarbeitbar, erreicht.
Für die Unterstützung dieses Projektes herzlichen Dank an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.

Übersicht

Fördersumme

204.516,75 €

Förderzeitraum

26.04.2000 - 22.11.2001

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung
Umwelttechnik