Projekt 17159/01

Entfernung von Pestizidrückständen aus Textilien mit besonderer Berücksichtigung ausgewählter Beispiele aus dem wertvollen Bestand des Germanischen Nationalmuseums/Nürnberg durch überkritisches CO2

Projektträger

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Kornmarkt 1
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/1331-279od.270

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Überkritisches CO2 sollte analog der Dekontamination pestizidverseuchter Hölzer auch für derart belastete Textilien angewendet werden. Eine experimentelle Dekontamination in verflüssigtem C02 hat einen Erfolg sehr wahrscheinlich gemacht. Bisher ungeklärt war der Einfluss verflüssigten Kohlendioxids auf Textilien und Färbemittel.
Laut einer Umfrage gibt es in deutschen Museen ca. 282.000 verseuchte Textilien. Eine mechanische Reinigung bedeutet eine unzumutbare konservatorische Belastung und scheidet auch wegen unkontrollierbarer Ergebnisse und des nicht kalkulierbaren Arbeitsaufwandes aus.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür die vergleichenden Untersuchungen zum Verhalten der Stoffe mussten Prüflinge in zwei Gruppen zur Verfügung stehen. Die Prüflinge werden zerschnitten und stellen somit Forschungsverlust dar. Zur realitätsnahen Untersuchung gealterter Stoffe dienten 100 Jahre alte Stoffe, die einem Zusammenhang nicht mehr zugeordnet werden konnten. Von der Untersuchung ausgeschlossen blieb der Einfluss der Pestizide auf Gewebeeigenschaften. Die Abreicherungsrate wurde an neuen künstlich kontaminierten (Hylotox) Prüflingen festgestellt. Die Pestizidfracht der kontaminierten historischen Gewebe wurde mit gaschromatische Verfahren, Spektroskopie (analytische FT-IR-Spektroskopie, Raman-Spektroskopie) und Röntgendiffraktometrie ermittelt. Die faserphysikalischen Eigenschaften wurden nach Normen der Textilindustrie erfasst. Haptische Prüfungen von Stoffen dienen der Qualitätsbeurteilung, wie sie bei herkömmlichen Reinigungsmethoden üblich sind. Den Naturwissenschaften verborgene Veränderungen können hier erfühlt werden.
Die Parameter der Dekontamination waren: 250 bar und 40°C bei einer Dauer von 30 und 60 Minuten. Farbveränderungen sind mit Reflektometer und Spektralphotometer gemessen worden.


Ergebnisse und Diskussion

Bei einer Abreicherungsrate von 90% - 95% ist eine nahezu vollständige Trennung der Giftstoffe von denTextilien erreicht. Dabei haben sich weder die Physik noch das haptische Verhalten der Fasern signifikant verändert. Diese Feststellung wird grundsätzlich nicht durch unsichere Aussagen verändert, die sich bei alten Geweben ergeben haben. Die unsicheren Aussagen werden auf individuelle Alterungen oder Schädigung durch langeinwirkende Pestizide zurückgeführt. Die haptische Prüfung stuft Veränderungen nicht schwerwiegender ein als solche, die auch durch konventionelle wässrige Reinigungen verursacht werden können. Damit kann unter gewissen Voraussetzungen eine wirtschaftliche, umweltfreundliche und arbeitshygienische Lösung im Bereich der Textilkonservierung angeboten werden. Für die breite Anwendung einer Dekontamination mit CO2 stehen zur Zeit noch keine geeigneten Anlagen zur Verfügung. Die in der Reinigungsindustrie gebräuchlichen Trommelmaschinen, die die Textilien schleudern, sind für historische Textilien ungeeignet. Mit einer mobilen Anlage wären Transportrisiken ausgeschaltet. Gleichzeitig ergibt sich auch eine Geldersparnis. Die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage ergibt sich aus der ungeheueren Menge pestizidverseuchter historischer Stoffe.
Eine sichere Aussage zur Dekontamination kann für reine Gewebe aus Baumwolle, Leinen und Seide gemacht werden. Bei Wolle besteht wegen der unsicheren Werte bei der Durchschnittspolymerisation noch Klärungsbedarf. Applikationsmaterialien wie Glas, Metall, Leder, Federn etc. wurden mit unterschiedlichen Ergebnissen getestet. Einige Werkstoffe haben sich irreversibel verändert. Vor allem bei Bekleidung gibt es nahezu immer Applikationen, es sei nur auf die festliche ländliche Kleidung verwiesen. Für diese Gattung ist eine Fortsetzung der Versuche mit unterschiedlichen Reinigungsparametern dringend geboten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Homepage des Germanischen Nationalmuseums (www.gnm.de) berichtet seit Projektbeginn unter Hinweis auf die Unterstützung durch die DBU in einer Kurzinformation. Diese Information wird durch ein Download erweitert, in dem das Projektkennblatt heruntergeladen werden kann.
Die Zeitschrift Restauro publizierte in der Ausgabe 7/2000 unter der Rubrik: Restauro aktuell mit dem Titel: Pestizide in Textilien eine kurze Reportage.
Auf den Fachtagen zu Konservierung und Restaurierung der Erfurter Messe Rescon, 29.11. - 01.12.01, deren Schwerpunkt die Textilrestaurierung war, konnte das Projektergebnis detailliert vorgestellt werden. Ein zweiter Vortrag war den Ergebnissen einer Umfrage gewidmet, die im Rahmen des Projektes an deutsche Museen versendet, Auskunft über Pestizidbehandlungen geben sollte.
Am 05.12.01 trafen sich im Germanischen Nationalmuseum die Bayerischen Textilrestauratoren, die als Fachgruppe im Verband der Restauratoren zusammengeschlossen sind. In einem Referat wurde hier ebenfalls über das Projekt mit den Umfrageergebnissen berichtet.


Fazit

Die Dekontamination von Geweben mit überkritischen CO2 hat sich als ein äußerst wirkungsvolles und rationelles Verfahren erwiesen. Zur Zeit kann dieses Verfahren wegen fehlender Anlagen nur in Einzelfäl-len angewendet werden. Zudem besteht weiterhin Forschungsbedarf zur Behandlung von Applikationen, die mit Textilien fest verbunden sind und sich entsprechend durchgeführter Tests in einem CO2 - Bad irreversibel verändern.

Übersicht

Fördersumme

40.729,51 €

Förderzeitraum

19.04.2000 - 19.04.2001

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Kulturgüter
Umweltkommunikation
Umwelttechnik