Projekt 17051/01

Einsatz von historischem Material angepassten Fugen- und Putzmörteln für umweltgeschädigtes Ziegelmauerwerk der Westwerkfassade der Klosterkirche Jerichow (Sachsen-Anhalt)

Projektträger

Förderverein Erhaltet Kloster Jerichow e. V.
Lindenstr. 5
39319 Jerichow
Telefon: 0171/2128615

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlaß: Das Westwerk der Klosterkirche zu Jerichow ist durch Mörtelauswaschungen, Ziegelzerfall und andere Schadensphänomene im Bestand bedroht und wegen der dadurch herrschenden Absturzgefahr für Besichtigungen gesperrt. Die Ursachen hierfür liegen zweifellos auch in der Einwirkung von aggressiven Luftschadstoffen. Zielsetzung: Bei den jetzt notwendigen Sicherungsarbeiten sollen durch die Auswahl geeigneter Mörtelrezepturen und einer möglichst optimalen Abstimmung auf die hier vorhandene Umweltproblematik Langzeiterfahrungen gewonnen werden, die anderen ähnlich belasteten Objekten der Region modellhaft dienen können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie reine Sicherung der Westfassade hat eindeutig Vorrang vor ästhetischen und denkmalpflegerischen Maßnahmen, muß aber auf Grund der herausragenden historischen und denkmalpflegerischen Bedeutung dieses Bauwerkes solche Gesichtspunkte im erhöhten Umfang berücksichtigen. Arbeitsschritte: In enger Abstimmung mit dem LfD und dem IDK wurden folgende Arbeitsschritte festgelegt: Lose Ziegel sind neu zu vermörteln, stark schadhafte oder fehlende Ziegel oder Formsteine sind zu ergänzen, die Putzspiegel sind zu überarbeiten, mittelalterliche Putzreste von schädlichen Zementputzen freizulegen, die Fassadenverfugung ist so zu überarbeiten, daß eine Wasserableitung gewährleistet ist. Das schadhafte Dach des Zwischenbaues soll zur Gefahrenabwehr umgedeckt bzw. repariert werden.
Methoden: Die fehlenden Ziegel sind im alten Format neu herzustellen, Steinergänzungen werden mit noch festzulegendem Ersatzmaterial, alle Putz- und Mörtelergänzungen mit Reinkalkmörtel auf Sumpfkalkbasis und rötlichen Sanden nach Musterflächen vorgenommen. Schlämmungen sind mit Sumpfkalk und Quarkzugabe auszuführen. Es kommen vorzugsweise althergebrachte Handwerkstechniken zum Einsatz, die sowohl vom LfD als auch vom IDK festgelegt und dokumentiert sowie einer Langzeitbeobachtung unterzogen werden. Zielstellung ist eine zuverlässige Feststellung der Auswirkungen von Um-weltverschmutzungen auf die eingesetzten klassischen Baustoffe. Als innovativer Nebeneffekt wird die weitgehende Wiederherstellung des mittelalterlichen Erscheinungsbildes der Fassadenflächen angestrebt. Hierzu trägt auch die Ergänzung der Fehlstellen in der Dachhaut mit mittelalterlichen Biberschwanzziegeln aus Zweitverwendung bei.


Ergebnisse und Diskussion

Ob und in welchem Umfang bei diesem Vorhaben die angestrebten Ziele erreicht werden kann im Wesentlichen erst nach einer recht langen Standzeit der sanierten Fassadenteile festgestellt werden. Dies deshalb, weil die Zielsetzung darauf abgestimmt ist, eine möglichst lange Standzeit der Reparaturstellen und der dafür eingesetzten Baustoffe unter Berücksichtigung der hier herrschenden Umwelteinflüsse zu erreichen. Da die heute hierfür allgemein üblichen Baustoffe unter derartigen Bedingungen eine Standzeit von 10 bis 20 Jahren erreichen dürften, kann frühestens in 10 Jahren ein erstes Ergebnis erwartet wer-den, welches dann beispielsweise im Abstand von jeweils 5 Jahren überprüft und dokumentiert werden sollte. Als erstes Kurzzeitergebnis kann aber schon heute festgestellt werden, daß die hier eingesetzten alther-gebrachten konventionellen Baustoffe auf jeden Fall hervorragend mit der historischen Bausubstanz harmonieren, so daß zumindest das erzielte optische Ergebnis sehr zufriedenstellend und glaubwürdig ausgefallen ist. Durch eine entsprechende natürliche Abkreidung der Putz- und Mörteloberflächen ist im Gegensatz zu modernen Baustoffen schon im ersten Winterhalbjahr der sonst langanhaltende plakative Eindruck verschwunden. Als recht positiv stellte sich außerdem heraus, daß durch Verwendung aus-schließlich natürlicher Baustoffe keinerlei umweltschädliche Abfälle aufgetreten sind, die hätten aufwändig als Sondermüll entsorgt werden müssen. Allein schon durch die dadurch erzielten Kosteneinsparungen konnten die geringfügig höheren Anschaffungskosten der historischen Baustoffe kompensiert wer-den.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Da gesicherte Erkenntnisse über die Ergebnisse der geförderten Maßnahmen erst nach frühestens 10 Jahren zu erwarten sind, kann heute noch keine glaubwürdige Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Institut für Diagnostik und Konservierung in Halle ist jedoch sichergestellt, daß die jeweils gewonnenen Erfahrungen an interessierte Fachkreise weitergegeben werden.


Fazit

Obgleich noch keine aussagekräftige Ergebnisse vorliegen, kann doch schon heute davon ausgegangen werden, daß die gewählte Vorgehensweise für das historische Bauwerk angemessen ist und die Langzeitergebnisse mit berechtigtem Optimismus abgewartet werden können.

Übersicht

Fördersumme

81.806,70 €

Förderzeitraum

13.10.1999 - 12.07.2001

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik