Projekt 16893/01

Internationales Symposium in Celle: Abwasserbehandlung im ländlichen Raum am 22. Juni 2000

Projektträger

Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Arnswaldstr. 28
30159 Hannover
Telefon: 0511/30285-60

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass für das Internationale Symposium waren festgestellte Informationsdefizite bei Betreibern und Behörden über den Entwicklungsstand von Kleinkläranlagen sowie der Bedarf an umfassender Information auf dem Sektor der dezentralen Abwasserbehandlung bei ausländischen Kommunen vornehmlich in Mittel- und Osteuropa.
Ziel des Projektes war es daher, umweltfreundliche und kostengünstige Lösungen für den Bürger als Betreiber von dezentralen Abwasserbehandlungsanlagen auf internationaler Ebene aufzuzeigen. Des Weiteren sollte die Veranstaltung der Verbesserung der Akzeptanz für neue innovative Wege bei der de-zentralen Abwasserbehandlung sowie der Vermittlung von Fachwissen auf dem Sektor der dezentralen Abwasserbehandlung vornehmlich an Kommunen im mittel- und osteuropäischen Raum dienen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einer Vorstufe zum Internationalen Symposium hat die U.A.N. in drei Fachsymposien das Potenzial der zur Zeit existierenden Verfahren der dezentralen Abwasserbehandlung unter ökologischen und ökonomi-schen Gesichtspunkten von Experten aus Wissenschaft und Praxis aufbereiten lassen (siehe Projektbe-richt AZ 13559). Die Referate mit den Ergebnissen aus den Fachsymposien prägten den 1. Teil des Internationalen Symposiums.
Im 2. Teil des Tagungsprogramms wurden durch international bekannte Experten anhand von Beispielen Lösungsmöglichkeiten aus dem In- und Ausland (Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa) aufgezeigt. Letztlich wurden Verfahrens- und Behandlungstechniken (Minimierung des Trinkwasserverbrauchs bei zentraler und dezentraler Abwasserentsorgung in Einzelhaushalten, Differenzierung der Abwasserinhaltsstoffe nach ihrer Herkunft) vorgestellt, die zukunftsweisende Bedeutung haben. Alle Referate wurden in Broschürenform in mehreren Sprachen (deutsch, englisch, polnisch) übersetzt und veröffentlicht.
Durch Gründung von Abwasserpartnerschaften zwischen kommunalen Gebietskörperschaften sollte der Wissenstransfer nachhaltig gefördert werden. 12 Kommunen haben ihre Bereitschaft zur Gründung von Abwasserpartnerschaften bereits bekundet. Weitere 7 Städte und Gemeinden stehen auf einer Warteliste. Angestrebt ist, zwischen den Abwasserpartnergemeinden einen Erfahrungsaustausch regelmäßig durchzuführen, den die U.A.N. organisieren und betreuen wird. Eine Stiftung Internationale Abwasserpartnerschaften wird zur Pflege von Erfahrungsaustauschen künftig finanzielle Hilfe leisten.


Ergebnisse und Diskussion

Mit einem Grußwort eröffnete Herr Biermann, der Oberstadtdirektor der Stadt Celle, das Symposium. Herr Biermann sprach gleichzeitig in seiner Funktion als Präsident des Niedersächsischen Städtetages.
Der Vertreter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt betonte, dass die Gründung von Abwasserpartner-schaften zwischen deutschen und ausländischen Kommunen und der damit von der U.A.N. gewollte gleichberechtigte Erfahrungsaustausch zwischen in- und ausländischen Gebietskörperschaften eine zukunftsweisende Idee darstellt und dass die von der U.A.N. verfolgten Ziele unterstützt werden.
Anschließend wurden in einem kleinen Festakt sechs Abwasserpartnerschaften gegründet.Herr Dr.-Ing. R. Pecher (Vizepräsident des ATV-DVWK) stellte die für eine zentrale Entsorgung schwierige Situation in ländlichen Räumen vor und forderte individuell angepasste Lösungen. Nicht mehr tragbar sind - im Sinne eines nachhaltigen Gewässerschutzes - nur mechanisch arbeitende Anlagen. Pufferung und Ausgleich des Abwasserzuflusses sind jedoch wichtiger als eine hochentwickelte Abwassertechnik.
Über Planung und Bau naturnaher und technischer Kleinkläranlagen referierte Herr Dr. G. Neemann (BLaU-Umweltstudien). Dazu existieren Regelwerke sowie individuelle Bauartzulassungen. In Deutschland liegen langjährige Erfahrungen auf dem Sektor vor; ein Beispiel wurde vorgestellt. Zudem sind einige sehr leistungsfähige C- und N- abbauende, kostengünstige Neuentwicklungen auf den Markt gekommen.
Über die Erfahrungen mit Betrieb und Unterhaltung von Kleinkläranlagen berichtete Frau Professor Kunst (Institut ISAH, Universität Hannover). Sie stellte einen Leistungsvergleich zwischen häufig eingesetzten herkömmlichen Kleinkläranlagen vor und nannte typische Betriebsprobleme, die jedoch durch eine Wartungsverpflichtung und durch Eigenüberwachung ganz entscheidend gemindert werden können.
Professor Miksch (TU Gliwice) führte aus, dass etwa 38 % der polnischen Bevölkerung auf dem Lande lebt. Bisher ist etwa jedes fünfte Dorf Polens an eine Schmutzwasserkanalisation angeschlossen. Eine Verbesserung der Abwasserproblematik ist im Interesse des Grund- und Trinkwasserschutzes dringend. Auch Hauskläranlagen können in vielen Fällen eine Lösung sein, wenn sie gewartet werden.
Professor Wanner (Prager Institut für chemische Technologie) berichtete, dass die Dörfer in Tschechien häufig eng bebaut sind und teilweise auch Industrieanlagen besitzen. Abwasserbehandlung hat in Tschechien eine lange Tradition. Wegen der Sensibilität der Flüsse hat die zentrale Erschließung der Dörfer Vorrang.
Professor Winter (Universität Karlsruhe) empfahl im ländlichen Raum die Trennung der Abwasserströme, um den Trinkwasserverbrauch und die in die Umwelt eingeleiteten (Ab-)wassermengen zu reduzieren. Das häusliche Abwasser soll durch Kleinstkläranlagen bis zu Grauwasserqualität gereinigt und zusammen mit dem Regenwasser als Nutzwasser (Toilette, Dusche, Waschmaschine) verwendet werden.
Im letzten Fachvortrag stellte Herr Professor Otterpohl (TU Hamburg-Harburg) ein Abwassersystem vor, das eine frühzeitige Trennung der Abwasserbestandteile durch - u.a. den Einsatz spezieller Toiletten vorsieht und so die Abwasserinhaltsstoffe in einer unmittelbar energetisch nutzbaren Form liefert, z.B. für Biogasanlagen. Vier Entwicklungslinien in Richtung Nullemission wurden für unterschiedliche Anwendungen vorgestellt.Begleitet wurde das Internationale Symposium durch eine von Dipl.-Ing. Ralf Hilmer (ATV-DVWK Landesverband Nord) organisierte Fachausstellung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Kontaktadresse: Kommunale Umwelt-Aktion U.A.N., Arnswaldstraße 28, 30159 Hannover Ansprechpartner: Herr Vollmer, Herr Klein, Telefon: 0511 / 30285-55/-60, Fax -56. Das Symposium besaß Multiplikatorfunktion. Als Zielgruppen waren Gemeindevertreter und Fachleute aus dem In- und Ausland eingeladen. Aktuelle Erkenntnisse zur ländlichen Abwasserbehandlung wurden durch die Fachreferenten vorgetragen und durch Anwendungsbeispiele auf zwei Exkursionen demonstriert.


Fazit

An der Fachtagung der U.A.N. zur Abwasserbehandlung im ländlichen Raum Europas nahmen etwa 200 deutsche und 100 ausländische Gäste aus zehn Nationen teil. Die Referate der Fachleute zu den in Deutschland vorliegenden Erkenntnissen lieferten einen umfassenden Überblick über die Bandbreite der einsetzbaren Verfahren und zu vielversprechenden neuen Entwicklungen an Hand konkreter Beispiele. Die Referenten aus Deutschland zeigten zudem auf, dass dezentrale Lösungen auch Potenziale für neuartige, die Nachhaltigkeit betonende, Wege in der Abwasserbehandlung besitzen.Besonders aufschlussreich waren die Referate des polnischen und des tschechischen Gastes, da sie die Abwasserprobleme im ländlichen Raum Mittel- und Osteuropas beispielhaft beschrieben und zwei unterschiedliche Wege zu deren Lösung aufzeigten. Die Reihe wird in Form von Erfahrungsaustauschen auf künftigen Partnerschaftstreffen fortgeführt, die regelmäßig stattfinden sollen. Der 1. Erfahrungsaustausch mit den Vertretern aller Abwasserpartnergemeinden wird vom 03. bis 05. September 2001 im IBZ Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal in Ostritz durchgeführt werden.

Übersicht

Fördersumme

54.238,87 €

Förderzeitraum

03.02.2000 - 31.08.2001

Internet

www.uan.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik