Projekt 16746/01

Ökologistik mit integrierter Beschaffung und Entsorgung als praktische Anwendung des Stoffstrom- und Umweltmanagements in Kliniken

Projektträger

ipu - Institut für Praktische UnternehmensführungGünter Stoewer
Herrschinger Str. 33
82266 Inning
Telefon: 08143/9924-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Umweltmanagement in Industrieunternehmen hat in den 90er Jahren eine sehr dynamische, intensive Entwicklung durchlaufen. Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001 und EG-Öko-Audit-Verordnung sind in Deutschland und weltweit bei rund 4000 Unternehmen eingeführt und im Management integriert.
Ganz anders die Situation im Bereich der medizinischen Dienstleistungsunternehmen: Umweltmanagement steht dort in der Regel für Einzel-Maßnahmen, -Projekte und Insellösungen (z.B. Abfallsammelsystem für infektiöse Abfälle, Einsatz und Entsorgung von Desinfektionsmitteln ). Im Vergleich zur Industrie ist die Zahl der wissenschaftlichen Forschungsprojekte und Pilotstudien gering. Selbst die EG-Öko-Audit-Verordnung ermöglicht erst seit 3. Februar 1998 über die Erweiterungsverordnung des Umwelt-Audit-Gesetzes die Validierung von Krankenhäusern.
Bei näherer Betrachtung hat Umweltschutz in Krankenhäusern eine ebenso hohe Relevanz wie in vielen Industriebetrieben:
- hoher Ressourcenverbrauch mit Umweltrelevanz
z.B. Medikamente , Gefahrstoffe (Chemikalien für Labor, Röntgen, Haustechnik)
- hoher Energieverbrauch mit entsprechenden Emissionen
z.B. durch Heizungs- und Klimaanlagen, medizinisch-technische Geräte, Fuhrpark;
Emissionen durch Narkosegase
- Wasserverbrauch und Abwasserbelastungen
z.B. Anwendungsbäder, Röntgenabwässer, Küche
- Sammlung und Entsorgung von Abfällen
z.B. infektiöse Abfälle, Restmüll
Hinzu kommen hohen Kosten für die eingesetzten Ressourcen wie Medikamente, medizinischer Sauerstoff, Nathmaterial, Labor-Chemikalien, Energieträger, bzw. Kosten für die Entsorgung wie Rest- und Sondermüllgebühren, Abwasser usw.
Idee des Projektes ist es, die in der Industrie mit Erfolg eingesetzten Methoden des Stoffstrommanagements und des Umweltkostenmanagements für Kliniken anzuwenden. Insbesondere die Logistikkette der Kliniken bieten noch erhebliche Einspar- und Umweltentlastungspotentiale durch integrierte, ökologische Beschaffungs- und Entsorgungskonzepte.
In den Kliniken Oberallgäu gGmbH, dem Klinikum Kempten-Oberallgäu gGmbH und deren Kooperationspartner mit den Standorten Immenstadt, Sonthofen, Oberstdorf, Oberstaufen (2x), Kempten (2x), Hindelang und Lindenberg soll die direkte Belieferung der Verbrauchsstellen ( z.B. Stationen, Abteilungen) im Krankenhaus mit Materialien und damit verbunden die Entsorgung der Reststoffe als ökologisch beste Logistik mit den Methoden des Stoffstrommanagement erreicht werden, und zugleich über ökologische Input-Filter eine Steigerung der Ressourcenproduktivität erzielt werden.
Das Ziel dieses Projekts ist es, durch die praktische Anwendung des Stoffstrommanagement, die Kosten zu senken, die Qualität zu verbessern, das Pflegepersonal zu entlasten und die Umweltleistung zu verbessern.
Die Ergebnisse dieses Projektes sollen allgemein für Krankenhäuser angewandt werden können, evtl. auch für Arztpraxen, und einen Beitrag zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen leisten.
Aus Sicht der Praxis in den kooperierenden Kliniken besteht ein deutlicher Bedarf an der Umsetzung des beantragten Projektes. Die Gründe hierfür sind vielschichtig:
- hoher Wettbewerbsdruck gerade in kleinen und mittleren Kliniken
- hoher Kostendruck im Gesundheitswesen
- hohe Ressourcen-Einsparpotentiale in den Bereichen Beschaffung/Einkauf, innerbetriebliche Transporte und Lagerung sowie Entsorgung bzw. Verwertung von medizinischen Hilfs- und Betriebsstoffen einschließlich Produkt- und Transportverpackungen
- Aufbau eines integrierten Umweltmanagement- und Umweltkostenmanagement um die Reststoffmengen (ökologische Einsparpotentiale) und Reststoffkosten (ökonomische Einsparpotentiale) systematisch zu erkennen und kontinuierlich auszuschöpfen.
Bisher wird die Materialbeschaffung in den Kliniken in der Regel durch die jeweiligen Einkaufsabteilungen vorgenommen, die den notwendigen Bedarf nach Quantität, Qualität und unter Berücksichtigung von Sicherheitsbedingungen ordern und dem Lager des jeweiligen Krankenhauses zuführen. Von dort aus wird das Material von den verschiedenen Abteilungen angefordert und über den hausinternen Hol- und Bringdienst (unter anderem Pflegepersonal) verteilt. Ökologistische Aspekte bleiben weitgehend unberücksichtigt.
Durch unterschiedliche Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit der rechtzeitigen Belieferung besteht in den Lagern der Krankenhäuser ein zu hoher durchschnittlicher Lagerbestand, der über dem wirtschaftlich notwendigen und ökologisch sinnvollen liegt.
Im Projekt soll durch die praktische Anwendung des Stoffstrommanagement - mit Steuerung durch Kennzahlen und Input-Output-Bilanzen - ein Modell entwickelt werden, das die Transportwege, Energieverbräuche und Emissionen verringert, den Abfall mindert und dessen umweltschonende Entsorgung bzw. Beseitigung sicherstellt.
Der Antragsteller - das Institut für Praktische Unternehmensführung, München - hat einschlägige Erfahrung mit der erfolgreichen Realisierung von Projekten dieser Art:
- Unter Federführung von ipu-Trainer und -Berater Christian Wucherer entstand das Buch Umweltkostenmanagement - Kosten senken durch praxiserprobtes Umweltcontrolling Carl Hanser Verlag, München, 1998 in dessen Mittelpunkt die Methoden des Stoffstrom- und Reststoffkostenmanagements stehen.
- Als Leiter des Umweltcontrolling der KUNERT AG verfügt Christian Wucherer über langjährige Praxiserfahrungen in der Optimierung von Stoff- und Energieströmen (INPUT-OUTPUT-Bilanzen, Umweltkennzahlensysteme) unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit (Umweltkostenmanagement)
- Als erstes Krankenhaus Bayerns gelang der Klinik Immenstadt die Validierung ihres Umweltmanagementsystems nach EG-Öko-Audit-Verordnung unterstützt durch ipu


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSchritt 1: Bestandsaufnahme und Analyse der logistischen Stoffströme
· Die Abbildung der Stoff- und Energieströme stellt eine grundsätzliche Voraussetzung für den Aufbau eines kostensenkenden Ökologistik-Konzeptes dar, da dies stets an den tatsächlichen Stoffströmen und Kostendaten in einem Unternehmen ansetzt.
· Es muss eine Bestandsaufnahme aller Artikel vorgenommen werden, verbunden mit einer präzisen Registrierung der Verbrauchsprozesse. Daraus ergibt sich eine Darstellung der logistischen Ist-Abläufe, aus der dann ökologische und ökonomische Optimierungen entwickelt werden können. Die Bestandsaufnahme der Artikel soll die Basis für die Bündelung - Verwendung gleichartiger medizinischer Hilfsstoffe und Betriebsstoffe - sein und zu einem gemeinsamen Abrufkatalog (mit möglichst vielen einheitlichen Artikeln bzw. und Verpackungen) für alle Krankenhäuser führen
· Durch die Analyse der wichtigsten umweltrelevanten Inputs (z. B. medizinische Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Energie, Wasser) und Outputs (z.B. Abfälle, Abwasser, Abluft) werden durch die Logistik verursachte Umweltauswirkungen analysiert.
· Für diese Aufgaben müssen zum Steuern des Projekts geeignete Organisationsstrukturen und -mittel eingeführt werden.
· Einbeziehung möglichst aller relevanten Mitarbeiter durch eine Mitarbeiterbefragung zum Thema Verbesserungsvorschläge zur Logistik· Klärung der wichtigsten Anforderungen an die Logistik durch Versorgungsunternehmen, Mitarbeiter, Patienten und Entsorgungsunternehmen
Schritt 2: Ermittlung von Einsparpotentialen (Ressourcen und Kosten)
· Ermittlung der größten, von der Logistik verursachten Reststoffmengen und -kosten, die je nach Größe und Klinikstruktur standort-, prozess- oder produktbezogen erfolgt.
· Ermittlung von logistikbezogenen Umwelt- und Kostenkennzahlen
· Berechnung von Einsparpotentialen
Schritt 3: Entwicklung von ressourcenschonenden und kostensenkenden Logistikmaßnahmen und -systemen
Im Rahmen von Mitarbeiter Seminaren und Workshops sollen zu nachfolgenden Aufgabenstellungen Lösungen entwickelt werden:
· Für die ermittelten Beschaffungsobjekte ist ein qualitativer und quantitativer ökologischer Input-Filter zu entwickeln, damit die Ware überprüft werden kann, inwieweit sie die Umwelt-, Sicherheits- und Qualitätsanforderungen erfüllt.
· Es sollen Wege zur gebündelten, sicheren und termingerechten Belieferung der Verbrauchsstellen unter strikten Kostengesichtspunkten herausgefunden werden.
· Es soll im einzelnen geprüft werden, ob Altprodukte und Wertstoffe vom Verwender wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können oder ob modellhafte Abfallverwertungen durch den Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) gefunden werden können.
· Zu diesem Ansatzpunkt wird die Nutzung der direkten Anlieferung durch Lieferanten an die Abteilungen einbezogen, um das Gesamtlagervolumen zu reduzieren.
Schritt 4: Implementierung der Maßnahmen
In dieser Phase soll die nachhaltige Verankerung des neuen Ökologistiksystems im Managementsystem durch die Kliniken selbst geleistet werden mit Unterstützung (Coaching) durch ipu:
· Anpassung und Optimierung der Logistiksysteme zwischen Zulieferer und Kliniken durch Kooperationsprojekte (Win-Win-Maßnahmen)
· Installation und Aufrechterhaltung eines ökologischen Input-Filters, mit dem die Öko-Qualitätsanforderungen der Kliniken definiert, durchgesetzt und überwacht werden können.
· Anpassung und Optimierung der Logistiksysteme innerhalb der Kliniken
· Installation von Controlling-Instrumenten ( logistikbezogene Umweltkennzahlen und -kostenrechnung) zur Steuerung und Erfolgskontrolle.
· Anpassung und Optimierung der Logistiksysteme zwischen Klinik und Entsorgungsunternehmen
Schritt 5: Dokumentation und Publizierung der Projektergebnisse
Das gesamte Projekt wird dokumentiert und publiziert:
· Die Ergebnisse werden in einer Dokumentation zusammengefasst und publiziert.
· Der Wissenstransfer wird zusätzlich durch Öffentlichkeitsarbeit ( Fachreferate und Beiträge in Fachpublikationen) unterstützt.

Übersicht

Fördersumme

101.747,08 €

Förderzeitraum

05.04.2000 - 05.04.2002

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik