Projekt 16723/01

Entwicklung biologisch zerlegbarer gummielastischer Verbundwerkstoffe auf Basis von Recyclegummi-Granulat und biopolymeren Bindemitteln

ProjekttrÀger

Institut fĂŒr Lebensmittel- undUmweltforschung e. V.
Arthur-Scheunert-Allee 40/41
14558 Bergholz-RehbrĂŒcke
Telefon: 033200/89-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der werkstofflichen Verwertung von Gummigranulat kommt eine zunehmende Bedeutung zu. Die Entwicklung neuer Produkte fĂŒhrt zu neuen MĂ€rkten und damit Absatzmöglichkeiten der Produkte.
Das Ziel des Vorhabens ist die Verwertung von Altgummi, insbesondere eines aus Reifen hergestellten Gummigranulates unter Einsatz zu entwickelnder biopolymeren Bindemitteln. Diese Bindemittel basieren auf stĂ€rkereichen Rohstoffen wie z. B. Getreide. Dadurch ist die Herstellung neuartiger Materialien möglich. Diese sollen auf Basis ihrer Zusammensetzung zu Eigenschaften fĂŒhren, die neben der FunktionalitĂ€t nach Gebrauch die Entsorgung bzw. das Recycling positiv beeinflussen. Durch zu erwartende Synergieeffekte bei der Kombination der Eigenschaft biologische Zerlegbarkeit mit dem gummielastischen Material, sind als Produktziele Materialien vorgesehen, die in den Bereichen Spachtel- und Ausgleichsmassen Anwendung finden sollen. Ein weiteres Produktziel ist das Herstellen von elastischen Schichten auf Basis feinkörniger Gummigranulate formuliert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf Basis orientierender Vorversuche, bei denen eine Vorauswahl der Rohstoffe erfolgte, wird eine EinschĂ€tzung der QualitĂ€t und FunktionalitĂ€t der Rohstoffe vorgenommen. Dabei werden aus dem Rohstoffsortiment der Rubber -Technologie Gummigranulationsmuster ausgewĂ€hlt und diese auf Verarbeitbarkeit geprĂŒft. Parallel dazu werden GetreidequalitĂ€ten ausgesucht, die gĂŒnstige Verarbeitungseigenschaften aufweisen. Die Teilproduktentwicklung Bindemittel erfolgt durch die Extrusion. Neben der Variation der Getreidearten (Testung auf Eignung hinsichtlich Extrudierbarkeit, Bindevermögen der Extrudate) werden die geeigneten Extrusionsparameter (z. B. Schneckenkonfiguration, Temperaturregime, Energieeintrag) ermittelt. Unter Einbeziehung verschiedener Additive, die z.B. das Bindevermögen erhöhen, als FĂŒllstoff genutzt werden bzw. zur Aufrechterhaltung der gummielastischen Eigenschaften dienen sollen, erfolgt die Erarbeitung verschiedener Rezepturen fĂŒr die Bindemittel. Diese Formulierungen sind in AbhĂ€ngigkeit des Zielproduktes unterschiedlich. Es mĂŒssen Hafteigenschaften (Untergrund) und Bindeeigenschaften variiert werden, um den differenzierten funktionellen Eigenschaften der Zielprodukte, insbesondere das Verhalten beim AushĂ€rten und die Aufrechterhaltung der gummielastischen Eigenschaften gerecht zu werden. Bindemittel und Zielprodukte werden analytisch und hinsichtlich ihrer FunktionalitĂ€t geprĂŒft.


Ergebnisse und Diskussion

Zwischenauswertung per 07/2001Die Arbeiten erfolgen planmĂ€ĂŸig. Im Vordergrund der bisher durchgefĂŒhrten Arbeiten stehen die Untersuchung zur Entwicklung einer Spachtelmasse. Orientierende Untersuchungen wurden zu den Komplexen Granulatagglomeration und Kunststoffgranulat fĂŒr die Anwendung mittels Spritzgießen durchgefĂŒhrt.
Die Auswertung der Versuche zeigt realisierbare Lösungen auf, durch den Einsatz der Extrudate und mit Wasser als Lösungsmittel, bindende Eigenschaften zu erzielen.
Extrudate, die aus Mehlen verschiedener Getreidearten gewonnen und vermahlen wurden, weisen zwar Bindeeigenschaften, fĂŒhrten aber insbesondere beim AushĂ€rten der ausgestrichenen Massen zu einer starken Rissbildung, unabhĂ€ngig von den Extrusionsparametern und den Anteil des Gummigranulates. Auch die viskositĂ€tssenkenden ZusĂ€tze verbesserten die FunktionalitĂ€t nicht.
Positiv wirkte sich das kombinierte Extrudieren von Mehlen und Gummigranulat aus. Die Rissbildung konnte minimiert bzw. ganz verhindert werden.
Ein Gummianteil von 50 bis 60 Gew. % erscheint bei den bisher durchgefĂŒhrten Bemusterungen als optimal.
Der Einsatz von Farbstoffen ist möglich, fĂŒhrt aber nicht zu der fĂŒr spezielle Anwendungen erwĂŒnschten Aufhellung der gummihaltigen Produkte.
Kombinationen von biopolymeren und mineralischen Bindemitteln fĂŒhrt zu guten Verarbeitungseigenschaften und einer guten FunktionalitĂ€t der daraus hergestellten Materialien.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Mit dem Ziel Unternehmen fĂŒr die Umsetzung und Vermarktung der Ergebnisse zu gewinnen, wurden im Rahmen der Projektarbeit Kontakte zu folgenden Firmen aufgenommen:
Fa. Walter Goletz GmbH, Kierspe - Kunststoffverarbeiter
In diesem Unternehmen wurden die Ergebnisse der orientierenden Versuche zur Herstellung eines Kunststoffgranulates bemustert. Fa. Enke-Chemie GmbH, DĂŒsseldorf - Hersteller von Baustoffen/chemikalien
Das Unternehmen hat schon im Vorfeld des Vorhabens Interesse an den Produktentwicklungen (Spachtelmassen) gezeigt.
Fa. Remmers Bauchemikalien GmbH, Löningen - Hersteller von Bauchemikalien
Dem Unternehmen wurden in verschieden Entwicklungsphasen Muster Spachtelmasse vorgestellt. Das Unternehmen ist an der Stoffentwicklung interessiert.
Zu dem o. g. Vorhaben wurde ein Flyer erstellt, der interessierten Betrieben und VerbĂ€nden zugesandt wurde sowie in der DBU GeschĂ€ftsstelle und im Zentrum fĂŒr Umweltkommunikation ausliegt.


Fazit

In dem abgeschlossenen Vorhaben gelang es, aus mineralischen Bindemitteln und einer biopolymeren Komponente einen leichten, Trittschall dĂ€mmenden Estrich zu entwickeln. Der Einsatz von Recyclinggummigranulat schont wichtige Ressourcen, entlastet die Deponien und ist kostengĂŒnstig. Das Estrichmaterial kann vor allem auf alten Holzfußböden aufgebracht und durch das geringe Gewicht bei Altbausanierungen eingesetzt werden.
Als Basis fĂŒr einen neuen Werkstoff mit Gummizusatz dient das Bioplastik Getrix, eine Entwicklung der IGV GmbH mit einem 65 %igen Anteil an Roggenmehl. Bei ZusĂ€tzen von 10 bis 15 % Gummigranulat konnte das Material problemlos im Extruder granuliert werden. Der gewonnene Stoff weist elastische Eigenschaften auf und ist spritzgießfĂ€hig.
Außerdem wurde ein wirksames Bindemittel fĂŒr feinkörnige Gummigranulate entwickelt. Durch Agglomeration mittels Extrusion unter Hinzugabe des Bindemittels wurde ein Gummigranulat definierter KorngrĂ¶ĂŸe hergestellt. Er kann als Zusatz von Spezialbitumen eingesetzt werden und weist eine gute FunktionalitĂ€t auf.

Übersicht

Fördersumme

100.085,39 €

Förderzeitraum

01.07.2000 - 31.05.2003

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik