Projekt 16489/01

Integration von Aspekten der Nachhaltigkeit in die betriebliche Umweltberichterstattung

Projektträger

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung(IÖW) gGmbH
Hausmannstr. 9 - 10
30159 Hannover
Telefon: 0511/1640342

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nachdem die Etablierung der Umweltberichterstattung zeigte, dass die Notwendigkeit der Rechenschaftslegung von Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit sich auch auf nicht-monetäre Aspekte unternehmerischen Handelns erstrecken kann, warf der Nachhaltigkeitsbegriff der Brundtland-Kommission mit dem in den 90er Jahren etablierten Drei-Dimensionen-Modell ökonomischer, sozialer und ökonomischer Verantwortlichkeiten die Frage auf, ob zukünftig auch diesbezüglich eine Rechenschaftslegung von Unternehmen gefordert werden wird.
Gemeinsam mit Pilotunternehmen sollten problemadäquate, moderne und kommunizierbare Grundsätze, Inhalte und Formen einer Nachhaltigkeits-Berichterstattung erarbeitet werden. Dabei sollte insbesondere auf die Anforderungen mittelständischer Unternehmen eingegangen werden. Ziel war die Entwicklung eines übertragbaren Konzepts zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie einer integrierten Kommunikationsstrategie, welche wesentliche Informationen vermittelt, Widersprüche und Synergien erkennbar macht und deren Komplexität zielgruppenspezifisch angemessen scheint.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen des ersten Teilprojektes wurde die Erarbeitung eines Konzeptes der Nachhaltigkeitsberichterstattung geleistet. Dies geschah in mehreren Schritten. Zunächst erfolgte die Erhebung des wissenschaftlichen und praktischen Standes der Berichterstattung zur Nachhaltigkeit weltweit; die Erschließung der Erfahrungen aus der Entwicklung der Umwelt- und Sozialberichterstattung und eine Befragung der Anspruchsgruppen zu Informationsbedarfen und geeigneten Formen. Hierauf aufbauend wurde ein Vorgehen entwickelt, um in den projektbeteiligten Firmen konkret Nachhaltigkeitsberichte zu erarbeiten.Die Übertragbarkeit der Ergebnisse des Projektes auf andere interessierte Unternehmen war ein zentrales Ziel des Projektes und wurde durch die Einbindung interessierter Kreise in einem Beirat unterstützt. Weleda (www.weleda.de ), Gundlach (www.gundlach-bau.de) und Wilkhahn (www.wilkhahn.com ) entstanden. Der Otto Versand (www.otto.de) erarbeitete ebenfalls einen ersten Nachhaltigkeitsbericht. Durch beigelegte Fragebögen wurden die Leserinnen und Leser der Berichte befragt.

Während der gesamten Projektlaufzeit wurde die Arbeit der Global Reporting Initiative GRI (www.globalreporting.org) aufmerksam verfolgt. Die wesentlichen Anforderungen der GRI wurden im Projekt berücksichtigt. Gleichzeitig leisten die durchführenden Institute Beiträge zum GRI Prozess und sind durch das imug in einer Review-Arbeitsgruppe vertreten.
Im zweiten Teilprojekt mit den vier Unternehmen sind Nachhaltigkeitsberichte für die Pilotunternehmen Weleda (www.weleda.de ), Gundlach (www.gundlach-bau.de) und Wilkhahn (www.wilkhahn.com ) entstanden. Der Otto Versand (www.otto.de) erarbeitete ebenfalls einen ersten Nachhaltigkeitsbericht. Durch beigelegte Fragebögen wurden die Leserinnen und Leser der Berichte befragt.


Ergebnisse und Diskussion

Experten aus verschiedenen Zielgruppen (Kommunikationsfachleute, Sozial- und Umwelt-Verbände, Verbraucherorganisationen, Behörden, Medien) wurden in telefonischen Interviews über allgemeine Ansprüche an Form, Umfang, Inhalte und Darstellungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeitsberichten befragt sowie um eine Beurteilung der bereits veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte der Pilotunternehmen gebeten. Die aus der Expertenbefragung gewonnenen Erkenntnisse, Ideen und Anregungen sind in den Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung eingeflossen. Nach Ansicht der Befragten enthält eine Nachhaltigkeitsberichterstattung folgende Chancen für Unternehmen: bestehende Wechselwirkungen, Synergien und Zielkonflikte werden aufgedeckt; die Verantwortungsübernahme der Unternehmen kann dargestellt werden; es können Wettbewerbsvorteile entstehen; Image- und Akzeptanzvorteile. Hemmnisse wurden dagegen insbesondere in einem hohen Arbeitsaufwand zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts sowie in fehlenden eindeutigen/ einheitlichen Bewertungs-Kriterien gesehen.
Die Ergebnisse der Befragung von Leserinnen und Lesern im Pilotprojekt Nachhaltigkeitsberichterstattung deuten auf eine hohe Wirksamkeit der Berichte hin. So konnten auf Basis von 102 rücklaufenden Fragebögen aus den 3 mittelständischen Unternehmen einige Erkenntnisse zum Leseverhalten gewon-nen werden: Kunden, Vertriebspartner und Mitarbeiter - sie alle widmen den Berichten im Durchschnitt zwischen anderthalb und zwei Stunden Lesezeit, nur die Gruppen Pressevertreter und Kapitalgeber bleiben unter einer Stunde. 34% der LeserInnen lesen den Bericht ganz durch, 45% teilweise, 15% suchen gezielt Informationen. Nur 6% beschränken sich aufs Durchblättern. Es lässt sich folgern, dass die aktive Verteilung von Nachhaltigkeitsberichten an Partner des Unternehmens geeignet ist, zur Bekanntheit des Unternehmens und seiner Aktivitäten beizutragen und die Entstehung eines positiven Bildes vom Unternehmen zu fördern. Auch zur Form der Berichterstattung lieferte die Befragung Ergebnisse. 72% der LeserInnen halten den Druck für eine sehr sinnvolle Berichtsform, das Internet findet diese Zustim-mung (noch) erst bei 42%. 73% der LeserInnen wünschen sich kurze Berichte unter 30 Seiten, nur 7% wollen mehr als 50 Seiten. 51% der LeserInnen legen auf jährliche Berichterstattung wert, nur 11% sind mit einem Dreijahresrhythmus zufrieden. Trotzdem empfehlen die Pilotunternehmen einen mehrjährigen Berichtsrhythmus, da der Aufwand sonst für KMU zu groß wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Über das Projekt wurde auf vielen Veranstaltungen, u.a. auf der EXPO 2000 in Hannover, und in Vorträ-gen berichtet. Ziel der Aktivitäten ist es, binnen eines Jahres nach Projekt-Ende weitere 10 Unternehmen zu Nachhaltigkeitsberichterstattern zu machen. Ein Überblick der Projektergebnisse wurde auf der Ho-mepage www.nachhaltigkeitsberichte.net zusammengestellt.
Die Ergebnisse des Projektes liegen in Form eines 52-seitigen Leitfadens für Nachhaltigkeitsberichter-stattung und eines Buches vor. Der Leitfaden Der Nachhaltigkeitsbericht - ein Leitfaden zur Praxis glaubwürdiger Kommunikation für zukunftsfähige Unternehmen kann über das IÖW (www.ioew.de) oder über das imug (www.imug.de) bezogen oder unter www.nachhaltigkeitsberichte.net heruntergeladen werden. Das Buch Nachhaltigkeitsberichterstattung, herausgegeben von IÖW und imug, ist im Erich-Schmidt Verlag in der Reihe Initiativen zum Umweltschutz erschienen und im Buchhandel erhältlich.Die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen können direkt bei den Unternehmen bestellt werden.


Fazit

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein wirksames und empfehlenswertes Instrument für Unterneh-men, die entweder in einem sozial-ökologisch sensibilisierten Marktumfeld aktiv sind oder die sich mit so-zial-ökologischen Anforderungen bzw. Vorwürfen konfrontiert sehen und diesen in der Öffentlichkeit durch Berichterstattung begegnen wollen. Nachhaltigkeitsberichterstattung kann wirksam zu einem besseren Image des Unternehmens beitragen.

Übersicht

Fördersumme

93.399,22 €

Förderzeitraum

14.02.2000 - 30.11.2001

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation