Projekt 16105/01

Optimierung der Anbaugestaltung von Zuckerrüben im Ökologischen Landbau (ein Leitfaden)

Projektträger

Institut für Zuckerrübenforschung Göttingen (IFZ)
Holtenser Landstr. 77
37079 Göttingen
Telefon: 0551/50562-10

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Seit April 2003 ist eine Beimengung konventionell erzeugten Zuckers in ökologische Produkte, beispielsweise Marmeladen oder Süßigkeiten, nicht mehr zulässig (EWG Nr. 2092/91). Daraus resultierend stieg die Nachfrage nach ökologisch erzeugtem Zucker, die mit der derzeit zunehmenden Nachfrage nach Produkten aus ökologischer Herstellung weiter wächst.
Ausgehend von diesem Anstieg des Absatzes ökologisch erzeugter Lebensmittel und einer Ausweitung ökologisch bewirtschafteter Flächen in Deutschland kann auch von einer Ausdehnung der ökologischen Zuckerrübenproduktion ausgegangen werden, sofern der Anbau rentabel gestaltet werden kann. Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen liegen für den Anbau von Zuckerrüben unter ökologi-schen im Vergleich zu konventionellen Rahmenbedingungen bislang nur wenige gesicherte Informationen und Erfahrungen vor. Ziel des Projekts war es, Verfahrensoptimierungen des ökologischen Zuckerrübenanbaus zu entwickeln und diese in einem Leitfaden darzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der Literatur veröffentlichte, eigene noch nicht publizierte sowie in den Verbänden und Forschungseinrichtungen des Ökologischen Landbaus vorhandene Versuchsergebnisse und Erfahrungen wurden zur Erstellung eines Leitfadens ausgewertet und zusammengestellt. Ergänzend zu dieser Literaturauswertung wurden in 2003 und 2004 auf 5 Betrieben des Ökologischen Landbaus kontrollierte Anbauvergleiche zur Optimierung der Anbaugestaltung vor allem in den Bereichen Fruchtfolge/Vorfruchtwirkung, Unkraut-regulierung und organische Düngung durchgeführt. Je nach den Möglichkeiten der Betriebe vor Ort wurden Fragestellungen und Erfahrungen der Betriebsleiter in die Planung der Anbauvergleiche mit einbezogen und getestet, um möglichst praxisnahe Ergebnisse zu erhalten. Diese Praxisversuche an den Standorten Algermissen (Hildesheim), Egenhausen (Schweinfurt), Unterpleichfeld (Würzburg), Wiebrechtshausen (Northeim) und Zschortau (Leipzig) dienten gleichzeitig als Demonstrationsflächen für Landwirte im Rahmen von Feldbesichtigungen.


Ergebnisse und Diskussion

Aus den Ergebnissen der Anbauvergleiche geht hervor, dass die Form der organischen Düngung nicht von entscheidender Bedeutung ist, sondern vielmehr eine ausreichende Grundversorgung des Bodens mit organischer Substanz in der Fruchtfolge und eine hohe Mineralisation von Nährstoffen zu Beginn der Vegetationsperiode die Ernährung der Zuckerrübe sichert. Anhand der Standorte Zschortau und Algermissen konnte gezeigt werden, dass selbst nach einer nicht legumen Vorfrucht ohne direkte organische Düngung zu Zuckerrüben gute Erträge zu erzielen sind, wenn aus dem Bodenvorrat ausreichend Nähr-stoffe nachgeliefert werden können. An den fränkischen Standorten, die bereits etwas länger auf ökologischen Landbau umgestellt sind und die regelmäßig mit wirtschaftseigenen Düngemitteln gedüngt bzw. mit Leguminosen oder Leguminosen-Gras bebaut werden, zeugen die sehr hohen Frühjahrs-Nmin-Gehalte und die sehr guten Erträge im Jahr 2004 von dem hohen Ertragspotential der Zuckerrübe auch unter ökologischen Anbaubedingungen. Aus den Anbauvergleichen geht ebenfalls hervor, dass der wirtschaftliche Erfolg des Zuckerrübenanbaus vor allem vom Erfolg der Unkrautregulierung abhängig ist. So beeinträchtigt die Verunkrautung nicht nur den Rübenertrag, sondern verursacht zudem noch erhebliche Kosten für manuelle Unkrautregulierung. Der Handarbeitsaufwand variierte in den Anbauvergleichen zwi-schen ca. 60 und 200 AKh ha-1 und bestätigte damit in etwa die in der Literatur vorliegenden Erfahrungen. Mit geeigneten indirekten pflanzenbaulichen Maßnahmen (verzögerter Saattermin, wiederholte Saatbettbereitung, wendende Grundbodenbearbeitung, Fruchtfolgegestaltung usw.) kann der Unkrautdruck zwar gemindert werden, ein vollständiger Verzicht auf die manuelle Unkrautregulierung in der Rübenreihe ist beim derzeitigen Stand der Technik jedoch nicht möglich. Anhand des seit 1992 auf ökologischen Landbau umgestellten Betriebes in Egenhausen konnte festgestellt werden, dass durch geeigne-tes Management auch nach langjähriger ökologischer Bewirtschaftung Zuckerrüben mit einem arbeitswirtschaftlich vertretbaren Aufwand angebaut werden können. Die in Wiebrechtshausen getesteten Unkrautregulierungsverfahren im Vor- (Striegeln und Abflammen) und Nachauflauf (Striegeln) zeigten unter den jeweiligen Bedingungen keine Wirkung. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass unter günstigeren Bedingungen ein deutlicher Effekt erzielt werden kann, wobei aus energetischer Sicht das Abflammen hier sehr fragwürdig erscheint. Durch eine geeignete Fruchtfolgegestaltung, ausreichend lange Anbaupausen und geeignete Sortenwahl (Rizomaniatoleranz, geringe Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten) kann das Auftreten von zuckerrübenspezifischen Krankheiten und Schädlingen teilweise un-terdrückt oder zumindest gemindert werden. Andererseits können größere Pflanzenausfälle durch diese Maßnahmen auch nicht völlig ausgeschlossen werden, wie am Standort Egenhausen im Jahr 2004 deutlich wurde. Die Ergebnisse der Literaturauswertung zu den Themenkomplexen Standort, organisatorische Rahmenbedingungen, Fruchtfolgegestaltung, organische und mineralische Düngung, Bodenbearbeitung, Saatgut, Saat, Unkrautregulierung, Pflanzenschutz, Ernte und Wirtschaftlichkeit (s. Abschlussbericht) wurden auf Relevanz für den ökologischen Zuckerrübenanbau geprüft und im Leitfaden zusammengefasst. Literaturauswertung und inhaltliche Ausarbeitung des Leitfadens wurden im Zeitrahmen des Projekts erfolgreich abgeschlossen. Nach Projektende erfolgte die Fertigstellung und der Druck des Leitfa-dens in einer Auflage von 1000 Exemplaren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mit Feldbegehungen, Vorträgen und Publikationen in der Fachpresse wurden Berater, Landwirte und Auszubildende über das Projekt und die Ergebnisse informiert. Anlässlich von Tagungen wurden Poster und Tagungsbandbeiträge erstellt und im Kurzvortrag präsentiert. Die Ergebnisse aus der Literaturrecherche wurden im Leitfaden zusammengefasst und an Beratungseinrichtungen, Landwirte, Zuckerunternehmen und Saatzuchtunternehmen verteilt. Der Leitfaden kann weiterhin über das IfZ bezogen werden und steht auf der Homepage des IfZ zum Download bereit. In Zusammenarbeit mit der DBU wurde im Januar 2006 in einer Pressemitteilung auf den Leitfaden hingewiesen. Auf der Internetseite des IfZ war im Januar 2006 eine Zunahme der Anfragen (Hits) zu verzeichnen.


Fazit

Die Nutzung der Anbauvergleiche zur Erhebung von aktuellen Faustzahlen zum ökologischen Zuckerrübenanbau und gleichzeitig als Demonstrationsflächen für Landwirte und Berater sowie der damit verbundene Wissenstransfer wurde von der Praxis bei Feldbegehungen ausdrücklich begrüßt. Durch die Literaturauswertung konnten nur wenige neue Erkenntnisse gewonnen werden, da zu ökologischem Zuckerrübenanbau kaum Versuchsergebnisse publiziert sind. Es wurde daher anhand älterer Literatur so-wie übertragbaren Versuchsergebnissen der konventionellen landwirtschaftlichen Forschung mögliche Probleme des ökologischen Zuckerrübenanbaus herausgearbeitet und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Heterogenität des Öko-Landbaus verhindert jedoch kurze präzise Handlungsempfehlungen, so dass z. B. bei der Auswahl der geeigneten Vorfrucht nur auf geeignete und nicht geeignete Kulturen hingewie-sen werden kann. Darüber hinaus verdeutlicht die Ausarbeitung, dass beispielsweise bezüglich Unkrautregulierung in Zuckerrüben oder Öko-Sortenprüfung noch ein erhebliches Verbesserungs- und Forschungspotential besteht.

Übersicht

Fördersumme

124.610,00 €

Förderzeitraum

01.03.2003 - 31.10.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz