Projekt 15485/01

Einsatz eines modellhaften Umweltinformationssystems zur Kulturlandschaft Harz

Projektträger

Die Oberharzer Bergbau- und Heimatmuseen e. V.
Bornhardtstr. 16
38678 Clausthal-Zellerfeld
Telefon: 05323/989526

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Harz wurde im Laufe der Jahrhunderte durch den Bergbau nachhaltig geprägt. Schwermetallbelastung des Bodens sind ebenso die Folge wie ansprechende Situationen, wie die zahlreichen Teiche des Oberharzer Wasserregals (als Speicherteiche für den Bergbau künstlich angelegt). Ziel des Projektes ist, den Harz, das heutige Image als Naturlandschaft korrigierend, als Kulturlandschaft im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie darzustellen. Da im Harz die oft kausalen Abhängigkeiten anthropogener und natürlicher Prozesse, Ursache und Wirkung, auf engstem Raum dargestellt werden können, werden die Prinzipien der globalen Umweltproblematik an einem konkreten Beispiel nachvollziehbar. Wesentlicher Schwerpunkt des Projektes ist die Weiterentwicklung der multimedialen Tragbaren Info-Box, die Benutzer zu relevanten Orten leitet, wo dann konkrete Informationen abrufbar sind.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage für die Vorgehensweise ist die These, dass die komplexe globale Umweltproblematik erst dann begriffen werden kann, wenn auf Grund konkreter Beispiele ein Analogschluss ermöglicht wird. Die Landschaft des Harzes ist, eine diesbezügliche didaktische Aufbereitung vorausgesetzt, hervorragend geeignet, die Auswirkungen des Bergbaus nachzuvollziehen. Da Zusammenhänge am besten verstan-den werden, wenn man sie im wahrsten Sinne des Wortes begreift, steht die Vermittlung an konkreten Orten im Zentrum des Vermittlungskonzeptes. Wenn die Änderung der Topographie durch Teiche, Gräben, Steinbrüche, Halden etc. thematisiert wird, wird dieses an konkreten Orten geschehen (Führungen, Tragbare InfoBox) bzw. wird ein Hinweis auf konkrete Orte erfolgen (Ausstellungen, Info-Terminals). Auf gleiche Weise werden die Themen Schwermetallbelastung, Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt, Belastung der Luft, Änderung der Vegetation durch anthropogene Eingriffe (Fichtenwald, Bergwiesen, Sukzession) anhand konkreter Beispiele verdeutlicht. Um auf die Rezeptionsgewohnheiten unterschiedli-cher Besuchergruppen reagieren zu können, werden zielgruppenspezifische Medien eingesetzt, um die o. g. Inhalte zu vermitteln: Ausstellungen, Führungen, stationäre Info-Terminals und last but not least die Tragbare InfoBox, ein mobiles multimediales Besucherinformations- und Leitsystem, das im Rahmen einer durch die DBU geförderten Machbarkeitsstudie entwickelt und getestet wurde.


Ergebnisse und Diskussion

Dank der Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Kofinanzierung durch die Harzwasserwerke GmbH und die Agentur für Arbeit, konnten Vermittlungsmedien erarbeitet und entwickelt werden, die die heutige Landschaft des Oberharzes als Produkt eines über Jahrhunderte währenden Prozesses darstellen, in dem natürliche und anthropogene Einflüsse einander ablösen. Durch das Montanwesen wurde die ursprüngliche Landschaft grundlegend umgestaltet, nach Einstellung des Bergbaus hat die Natur die Landschaft weitgehend zurück erobert. Da das Montanwesen über Jahrhunderte auf das nachhaltige Wirtschaften mit natürlichen Ressourcen als Energiequelle angewiesen war, ist der anthropogene Ursprung heute natürlich wirkender Landschaftselemente ohne Vorinformationen nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Speicherteiche der Oberharzer Wasserwirtschaft z. B. erscheinen dem unvorbereiteten Betrachter als natürliche klare Bergseen, zumal die schwerpunktmäßig auf Natur ausgerichtete Tourismuswerbung eine derartige Sichtweise suggeriert. Diese Teiche werden in den Informationsmedien als wichtiger Bestandteil eines weltweit bedeutsamen historischen Energieversorgungssystems vorgestellt, dass zudem auf der Tentativliste der Bundesrepublik Deutschland zur Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO an prominenter Stelle zu finden ist.
Um das Wechselspiel anthropogener und natürlicher Einflüsse einem möglichst breiten Publikum zu verdeutlichen, wurde besonderer Wert auf die Verzahnung der Vermittlungsmedien gelegt. Aus heutiger Sicht konventionelle Medien wie Ausstellung und Infoterminal und das völlig neuartige Leit- und Informationssystem e.guide EMIL, das außerhalb des Museums in der Landschaft eingesetzt wird, nehmen aufeinander Bezug.
Naturgemäß stand die Entwicklung von e.guide EMIL einer Weiterentwicklung der Tragbaren InfoBox im Mittelpunkt des Projektes. Ausgerüstet mit einem Pocket-PC, einem Personal Digital Assistent (PDA), auf dessen internem Speicherchip die entsprechenden Daten vorhanden sind, haben sich seit Juli 2005 Besucher auf Entdeckungstour begeben. Derzeit stehen drei Rundwege zur Auswahl.
Die durchweg positive Resonanz von bisherigen Nutzern zeigt, dass
- mit dem völlig neuartigen Ansatz der Vermittlung vor Ort und der Darstellung komplexer Zusammenhänge und Abhängigkeiten eine Bedarfslücke geschlossen werden konnte,
- durch die Vermittlung mit einem PDA neue Besucherkreise erschlossen werden,
- die einfache Bedienbarkeit von e.guide EMIL die Nutzung durch eine extrem breite Zielgruppe ermöglicht,
- durch das dramaturgisch abgestimmte Zusammenspiel von einfacher Sprache, der Leitfigur Emil, historischen Abbildungen und professionellen 3D-Animationen die Informationen diese breite Zielgruppe auch tatsächlich erreicht,
- e.guide EMIL auch in der Praxis stabil funktioniert.
Aus der Sicht des Deutschen Werkbundes NRW ist e.guide EMIL aus diesen Gründen das bestentwickelte elektronische Führungssystem in Europa, was ihn veranlasste, e.guide EMIL im Juli 2005 die Werkbund Auszeichnung zu verleihen.
Das Projekt wurde am 31.10.2005 abgeschlossen, die Kosten bewegen sich im Rahmen der ursprünglichen Kalkulation.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Projektstart und die Verfügbarkeit von e.guide EMIL wurde den Medien zur Kenntnis gegeben. Rundfunkberichte und eine überregionale Berichterstattung waren die Folge. Mit Vorträgen und Präsentationen wurde das Projekt und das Ergebnis einer interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt. So im Rahmen des Hearings im Niedersächsischen Landtag und der Fachtagung einer Expertengruppe zum Thema Kulturlandschaften (Stiftung Niedersachsen), der Tagung der Landesdenkmalpfleger in Hannover und des IWF Wissen und Medien, Göttingen. Darüber hinaus wurde e.guide EMIL von Institutionen, die beabsichtigen elektronische outdoor-Führungssysteme einzusetzen, äußerst positiv bewertet (Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Geopark Vulkaneifel).


Fazit

Mit e.guide EMIL wurde ein innovatives elektronisches Leit- und Informationssystem, eingebunden in konventionelle Vermittlungsmedien, entwickelt, dass bei Experten und Publikum auf gleichermaßen große Zustimmung trifft.
Manche Systeme dieser Art mögen ambitionierter sein, aber: e.guide EMIL funktioniert. Und das sowohl in technischer wie didaktischer Hinsicht.

Übersicht

Fördersumme

505.667,67 €

Förderzeitraum

01.03.2002 - 01.03.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation