Projekt 15301/01

Aufbau eines regionalen Holzenergie-Netzwerkes als umweltfreundliche Ergänzung in der Energieversorgung

Projektträger

BWS Biowärme Schönbuch Alb
Unterm Rathaus 10
72070 Tübingen
Telefon: 07073/913010

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Netzwerk will bei verschiedenen Behörden und Unternehmen, die in unterschiedlichster Form mit Holz zu tun haben, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Akzeptanz für Holzenergie schaffen. Weiter wollen wir aufzeigen, daß die Umsetzung des Netzwerkes eine erhebliche regionale Wertschöpfung darstellt. Den Nutzen gegenüber der Umwelt durch Verringerung von CO2 Emissionen ist ein weiterer Punkt der Informationstätigkeit. Auf Grund der verschiedenen Bezugsquellen von Holzhackschnitzeln (Hecken und Strauchschnitt, Holz und Heckenschnitt) mit unterschiedlicher Verarbeitungsqualität (hacken oder schreddern) erreicht das Netzwerk eine hohe Flexibilität. Ziel des Netzwerkes ist es, die unterschiedlichen Energieholzquellen mit den Bedarfsparametern verschieden konzipierter Hackschnitzelheizanlagen aufeinander abzustimmen und ständig zu optimieren, um Kosten zu sparen, Qualität zu garantieren und zu jeder Jahreszeit eine Versorgung mit Hackschnitzeln zu sichern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Gespräche mit Ansprechpartnern auf unterschiedlicher Ebene und Zuständigkeit, Öffentlich-keitsarbeit:
Um die Holzenergie in Baden-Württemberg auf eine breite und solide Basis zu stellen ist die Öffentlichkeitsarbeit in großem Umfang und auf unterschiedlichen Ebenen Voraussetzung. Durch hohe Zeit- und Seitens der BWS konnte in Gesprächen mit unterschiedlichen Ansprechpartnern auf den verschiedenen Zuständigkeitsebenen viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Generell gibt es ein großes Interesse am Aufbau eines Holzenergie-Netzwerks.
- Erfassung des Energieholzpotentials:
Die Basis des Holzenergie-Netzwerks ist der Rohstoff Holz. Zur Erhebung der Mengen zur energetischen Nutzung wurde das Energieholzpotential am Beispiel der Region Schönbuch Alb erarbeitet. Holzfraktionen aus Forst, Gewässerbegleitgrün, Straßenbegleitgrün und kommunaler Strauch- und Heckenschnitt sollen mit Hilfe des Holzenergie-Netzwerks energetisch verwertet werden. In der Region Schönbuch Alb allein sind es über 300.000m³.
- Lagerversuche:
Um das Verhalten der Brenneigenschaft von Hackschnitzeln und Schreddermaterial über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr zu erörtern, wurden im Landkreis Tübingen 3 verschiedene Versuche angesetzt.
· Versuch 1: bereitgestelltes Material wurde gleich gehackt und dann kegelförmig aufgeschüttet und über einen Zeitraum von 9 Monaten offen gelagert.
· Versuch 2: Material von Häckselplätzen wurde angefahren und mit Forsthackschnitzeln gemischt, einmal geschreddert, kegelförmig aufgeschüttet und auch im Freien gelagert.
· Versuch 3: Stammholz und Astreisig wurde in langer Form nach der Fällung 1 Jahr gelagert und dann gehackt. Ein wichtiger Punkt bei den Versuchen war die Suche nach wirtschaftlich interessanten Möglichkeiten zur Herstellung und Lagerung der Hackschnitzel. Ebenso stand die Qualität der Hackschnitzel sowie ein reibungsloser Betrieb der Anlagen im Blickpunkt. Eine Normierung des Brennmaterials zeigte sich im täglichen Betrieb kaum praktikabel. Deshalb wurden die Versuche in enger Zusammenarbeit mit den Anlagenbetreibern durchgeführt.
- Vergleich bisherige Aufarbeitung mit unserer Aufbereitungsvariante hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Kosten:
Grundsätzlich ist eine Zweiteilung festzustellen, in Bereiche in denen das Material für die Bereitstellung Mehrkosten verursacht (nur Forst, da Hölzer gesägt, entastet und abtransportiert werden müssen) und in Bereiche in denen durch die Abnahme des Materials Kosten gespart werden (Gewässer, Straßen, Kommunen). Im letzteren Bereich müssen die Holzfraktionen bisher teuer entsorgt werden. Durch eine gut durchdachte Nutzung dieser Holzfraktionen ergibt sich ein großes Potential zur Kosteneinsparung. An einem konkreten Beispiel aus der Pflege von Gewässerbegleitgrün wurde dies berechnet. Durch die energetische Verwertung des Material entstehen nur ca. 20% der Gesamtkosten, zusätzlich entfallen die Entsorgungskosten. Durch den Einsatz eines leistungsfähigen Hackers kann Personal von belastenden Arbeiten entbunden und dann für dringend notwendige Tätigkeiten (wie Pflege) eingesetzt werden.
- Aufbau eines regionalen Holzenergie-Netzwerks:
Voraussetzungen für den Aufbau eines erfolgreichen Holzenergie-Netzwerks sind die:
· Erfassung aller vorhandenen Holzquellen in der Region
· Erfassung der Biomasse-Stoffströme (Ist-Zustand und Perspektiven)
· Feststellung der Mengen und der Qualität der Biomasse
· Bereitstellung der Biomasse als fertigen Brennstoff
· Sorge für einen dauerhaften und auch den anfallenden Mengen entsprechenden Absatz
· Kürzest mögliche Wege des Materials zu den Abnehmern
· Information und Aufklärung von Interessenten / Entscheidungsträgern über sinnvolle Projekte
· Wissen über die aktuell vorhandenen Förderprogramme
Das Konzept einer kostenminimierten und integrierten Brennstofflogistik wird von der BWS mit dem Projekt Aufbau eines regionalen Holzenergie-Netzwerks als umweltfreundliche Ergänzung in der Energieversorgung verfolgt. Dadurch soll eine sehr flexible Brennstoffversorgung gewährleistet werden. Zur Integration der Brennstofflogistik wurde von der BWS folgendes Konzept erarbeitet:
Die Projektinitiative ist die Bereitstellung eines kostenattraktiven Brennstoffmixes. Der Energiebedarf der Einzelobjekte wird sowohl nachfrage- und angebotsorientiert fokussiert als auch objekt- und rohstoffbezogen. Das Rohstoffkonzept ist eine integrierte Brennstofflogistik, die nachfrageorientiert für das Objekt-paket ist. Der Kunde muss sich nicht mehr selbst um den richtigen Brennstoffmix kümmern. Das Holzenergie-Netzwerk der BWS verarbeitet und verteilt die verschiedenen Rohstoffe als Brennstoffmix an den jeweiligen Kunden. Durch die übergreifende Logistik für die verschiedenen Rohstoffe soll besser und kostengünstiger auf die Bedürfnisse des Kunden eingegangen werden. Die Vorteile sind marktorientierte, minimale Brennstoffkosten, eine rationelle Strukturentwicklung und geringe Transaktionskosten. Durch die kostenminimierte, integrierte Brennstofflogistik soll sich ein wirtschaftliches Projekt mit einer hohen Umsetzungswahrscheinlichkeit ergeben.


Ergebnisse und Diskussion

Bei der energetischen Nutzung der Biomasse Holz entsteht ein geschlossener CO2-Kreislauf, der zeitlich überschaubar ist (80 - 100 Jahre). 40.000 Sm³ Hackschnitzel (jährliches Potential z.B. des Landkreises Reutlingen) ersetzen ca. 2,8 Mio. Liter Heizöl, das entspricht einer CO2 -Reduktion von 6384 t CO2. Die Energieholzverwertung garantiert langfristig kalkulierbare Energiekosten. Biomasse braucht nur 1/3 der grauen Energie (Gewinnung, Verarbeitung, Transport) von Erdöl mit seinem hohen Energieaufwand bei Förderung, Transport und Raffination.
Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurden zahlreiche Gespräche mit Kommunen, Stadtwerken, Kreisbehörden, potentiellen Auftraggebern aus der freien Wirtschaft usw. geführt. Wir haben dabei neben der dringend zu leistenden Überzeugungsarbeit auch einen Eindruck darüber gewonnen, wie groß die Unsicherheit und der Mangel an Information seitens möglicher Betreiber noch ist. Eine Information auf allen Ebenen ist dringend notwendig und wurde von uns im Rahmen des vorliegenden Projektes nach Kräften vorangetrieben. Darüber hinaus haben wir eine ganze Reihe von Besichtigungen in bereits bestehenden Hackschnitzel-Heizanlagen organisiert und dabei festgestellt, dass dies eine gute Möglichkeit ist, Interessierte mittels funktionierender Anlagen von den großen Möglichkeiten der Holzenergie zu überzeugen. In den verschiedenen Gesprächen kristallisierte sich auch heraus, dass die Bereitschaft da ist, sich an dem Aufbau eines regionalen Holzenergie-Netzwerks zu beteiligen, jedoch die Abnahme der gewonnen Hackschnitzel auch gesichert sein muss. Das Fehlen der Anlagen machen einen Aufbau des Holzenergie-Netzwerks nicht möglich.
Ein großes Problem für den Einsatz der Holzenergie ist die Einhaltung von Emissionsgrenzwerten. Moderne Holzfeuerungsanlagen unter 1MW Leistung können den in der 1.BimSchV festgelegten Grenzwert für Staub (unter 150 mg/m3 bei 13 % O2) einhalten. Bei zusätzlichem Ölkessel für die Spitzenlast erreicht die Anlage eine Leistung von mehr als 1MW und ist genehmigungspflichtig. Ein weiteres Hemmnis ist die Ausschreibungspflicht der Hackverträge. In vielen Gemeinden schreibt jedes Amt den anstehenden Hackauftrag aus. So kann der Brennstofflieferant die benötigte Menge nicht langfristig von derselben Quelle beziehen. Aufgrund der momentanen Ausschreibungspraxis steigt der Konkurrenzkampf, von In-teresse sind primär der Preis der Energie, weniger jedoch die Quelle oder die Herkunft des Brennstoffes. Die Betreiber sind davon zu überzeugen, dass die über einen Brennstoffmix zu erzielende Versorgungssicherheit ebenso wichtig ist wie ein niedriger Brennstoffpreis. Durch den Konkurrenzkampf der einzelnen Brennstoffanbieter war es nicht möglich, ein Netzwerk aufzubauen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die aktive Teilnahme an Messen (Rottenburger und Nagolder Forstmessen, Reutlinger Solartage, Böblinger Messe Erneuerbare Energien, Ligna in Hannover) ermöglichte den fachlichen Austausch zwischen Anlagenplanern, Anlagenbauern, Betreibern, Logistikunternehmen und anderen interessierten Entscheidungsträgern sowie Bürgern. Nur durch diesen intensiven Austausch ist eine zügige Weiterentwicklung der Holzenergie möglich.


Fazit

Zur sicheren und vor allem langfristigen Versorgung des Endverbrauchers ist ein Logistikkonzept nötig, das zum einen auf die Bedürfnisse der Endverbraucher abgestimmt ist, aber auch die verschiedenen Brennstoffquellen berücksichtigt. Ein solches Logistikkonzept ist das von der BWS erarbeitete Holzenergie-Netzwerk, das sich auf verschiedene Landkreise und Regionen übertragen und auch auf Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen anwenden lässt. Der Bau weiterer Feuerungsanlagen ist Voraussetzung für die Umsetzung eines regionalen Holzenergie-Netzwerkes.

Übersicht

Fördersumme

50.832,64 €

Förderzeitraum

01.04.2000 - 31.03.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik