Projekt 14402/01

Wiederherstellung der Fließgewässerdurchgängigkeit am Wehr der Hammermühle in Wolkenburg/Sachsen – Demonstrationsvorhaben

Projektträger

Martin Beer
93195 Wolfsegg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch den Betrieb der Hammermühle Wolkenburg und die Ausleitung des Wassers der Zwickauer Mulde am Wehr der Mühle ist die Durchgängigkeit des Abschnitts für die potenziell vorkommende Aquafauna nicht mehr gegeben. Das Vorhaben soll die Fließgewässerdurchgängigkeit am Standort für die potenzielle Aquafauna (geplante Wiederansiedlung des Lachses im Muldesystem inbegriffen) unter den für diesen Standort gegebenen wasserrechtlichen, hydrologischen und gewässerspezifischen Bedingungen einer Mindestwassermenge von 1,5 m3/s einschließlich der funktionsfähigen Fischaufstiegsanlage mit 1,0 m3/s wieder herstellen. Vorgesehen ist ferner, dass der geplante Fischaufstieg als Rauhgerinne-Beckenpass so errichtet wird, dass eine hydraulische Überlastung bei Erreichen des maximalen Stauziels nicht eintritt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Einreichung der Planunterlagen zum Fischaufstieg (FAA) per 30. April 1999. Fischereibiologische Ist-Zustandsanalyse der Ausleitungsstrecke der Wasserkraftanlage sowie des Abschnittes Wehr Thier-bach bis Straßenbrücke Wolkenburg mittels Elektrobefischung - 1.Termin 18. Mai 1999, 2. Termin nach Abschluss der Funktionsprüfung. Nach Genehmigung - Schaffung der Baufreiheit am Standort der FAA, Errichtung der FAA nach den geplanten Parametern.
2. Funktionsprüfung der FAA mittels vorgesetzter Reuse über einen Zeitraum von 60 - 80 Tagen nach den im DVWK-Merkblatt Fischaufstiegsanlagen beschriebenen Regeln.
3. Aufnahme der Gewässerstrukturgüte sowie der Makrozoobenthosbesiedelung der Ausleitungsstrecke. Aufnahme von Querprofilen mit Wasserspiegellagen in der Ausleitungsstrecke bei differenzierten Abflüssen. Aufnahme von einem Längsprofil der Ausleitungsstrecke mit Wasserspiegellage bei Mindestwasserabgabe inklusive der Messung der sohlnahen Strömungsgeschwindigkeit in der Ausleitungsstrecke in ausgewählten Querprofilen bei differenzierten Abflüssen und Mindestwasserabgaben. Bewertung der Befunde und Ergebnisse.


Ergebnisse und Diskussion

Infolge der verspäteten Genehmigung des Vorhabens konnte der Baubeginn erst im Juni 2000 erfolgen. Vor Beginn der Bauarbeiten erfolgte nochmals eine Entnahme von Makrozoobenthon (2 Probenahmestellen Juni 2000) in der Ausleitungsstrecke sowie die Aufnahme von 9 Querprofilen mit Wasserspiegellage im Querprofil und im Längsprofil der Ausleitungsstrecke.
Aus einem nahegelegenen Steinbruch wurden für den Einbau der Querriegel rund 39 t große Steine (Kantenlänge 0,90 bis 1,45 m, Durchmesser 0,6 bis 1,2 m) vor Ort aussortiert und zur Baustelle transportiert. Der Einbau der Störsteine nach den Projektunterlagen erfolgte so, dass bei oberem Stauziel plus Überspiegelung keine hydraulische Überlastung der FAA eintritt. Dazu war es notwendig, die o.a. großen schlanken Störsteine von bis zu 1,45 m einzubauen und vor Ort mit Beton auf der Sohle zu sichern. In die einzelnen Becken wurde zwischen punktuell fixierten Steinen eine Sohlsubstratschicht eingebracht. Das Sohlgefälle zwischen den Querriegeln ist vor dem ersten Probelauf mittels Nivellier nochmals überprüft und geringfügig korrigiert worden. Am 20. September 2000 wurde der erste Probelauf mit der Aufnahme der Dotation und der Bestimmung von Fließgeschwindigkeiten in den Querriegelöffnungen durchgeführt. Eine geringfügige Korrektur an einem Querriegel war noch notwendig. Insgesamt wurden in der FAA 15 m3 Beton und 39 t Störsteine verbaut.
Im Anschluss an diese Arbeiten erfolgte vor Ort die Wiederherstellung eines ordnungsgemäßen Zustandes der Außenanlage, die weitere Bruchsteinverblendung der rechten Wehrwange, der Vorsatz eines Schwemmgutabweisers vor dem Ausstieg der FAA, das Anbringen eines Holzgeländers zur allgemeinen Sicherheit von Besuchern um die FAA, Rückbau der Baustraße in der Zwickauer Mulde.
Die errichtete Fischaufstiegsanlage am Wehr der Hammermühle Wolkenburg (arbeitendes technisches Denkmal mit Sägewerk und Mühle) als Rauhgerinne-Beckenpass weist die folgenden Parameter auf:
Gesamtlänge 34 m, durchschnittliche Breite der Becken 4,5 m, 12 Querriegel mit einem Dh von 18 cm, 11 Becken mit einer durchschnittlichen Länge von 3,0 m, die Summe der Querriegelöffnungen beträgt 1,04 m, Dotation lt. durchgeführter Messung rund 965 l/s bei genehmigtem Betriebsstauziel. Die Fischaufstiegsanlage fügt sich in der hier errichteten Form sehr gut in das Gelände und die Landschaft ein. Mit dem Einstieg zur FAA in unmittelbarer Nähe zum Wehrfuß und der Einmündung in den bis zu 4 m tiefen Wehrkolk wird eine der wesentlichsten Bedingungen zum Auffinden der FAA gewährleistet.
Eine Funktionsprüfung im Frühjahr 2001 bestätigt die Funktionsfähigkeit des Fischaufstiegs im Hinblick auf die derzeit potenziell vorkommende Fischfauna. Mit der Dotation der FAA und der Abgabe von 500 l/s über die Wehranlage wird die Ausleitungsstrecke der Zwickauer Mulde zu ca. 80 % der Gewässerbreite benetzt. Nachfolgende Untersuchungen sollen die ökologische Funktionsfähigkeit von Ausleitungsstrecke und Fischaufstieg sicherstellen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Hammermühle Wolkenburg als arbeitendes technisches Denkmal erfreut sich eines sehr großen Besucherzustroms besonders in den Monaten April bis Oktober mit Schausägen, Besichtigungen etc. Das Tal der Zwickauer Mulde mit seinen Sehenswürdigkeiten und der naturräumlichen Gliederung ist Anziehungspunkt für sehr viele Wanderer. An der Schautafel der Mühle wurde ein Plakat zur geplanten Bau-maßnahme angebracht. Der gesamte Bauablauf sowie die ab 20. September 2000 in Funktion genommene Fischaufstiegsanlage fanden eine recht hohe Aufmerksamkeit bei Anwohnern und Besuchern. Jetzt ist ein sehr reger Besucherzustrom besonders an den Wochenenden zu verzeichnen. Das Bauwerk wird von allen Besuchern als gelungen angesehen.


Fazit

Mit dem Bau der Fischaufstiegsanlage am Wehr der Hammermühle Wolkenburg konnte die Längsdurchgängigkeit der Zwickauer Mulde an diesem Standort mit einem Rauhgerinne-Beckenpass wieder hergestellt werden. Das Bauwerk fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft des Flusstales ein. Mit der freiwilligen Abgabe von 1.500 l/s Mindestwasser, davon anteilig rund 1.000 l/s über die FAA, wird 80 % der Gewässerbreite der Zwickauer Mulde benetzt. Die getätigten Aufwendungen tragen dazu bei, das Image der Wasserkraftnutzung in einem touristisch stark frequentierten Gebiet zu verbessern. Die Fischaufstiegsanlage findet ein sehr breites Interesse bei den Besuchern und Wanderern.

Übersicht

Fördersumme

27.916,54 €

Förderzeitraum

08.12.1998 - 22.11.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik