Projekt 14258/01

Zukunftsfähiges Salem

Projektträger

Schule Schloss Salem e. V.
Schlossbezirk
88682 Salem
Telefon: 07553/81382

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zukunftsfähiges Salem verbindet Architektur und Pädagogik zu einem Umweltbildungskonzept unter dem Oberbegriff der Nachhaltigen Entwicklung. Die Oberstufe der privaten Internatsschule Schloß Salem wird durch einen Neubau zum Salem College erweitert. Beim Neubau werden in starkem Maße ökologische Kriterien berücksichtigt und die Voraussetzungen geschaffen, um die eigene Lebensweise in ökologischer Hinsicht zu reflektieren. Dadurch soll Umwelterziehung in den Alltag integriert und auf positive Lebensentwürfe ausgerichtet werden: Ökologisches Leben und Lernen in einer Internatsschule.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Neubau des Salem College erfolgt nach dem preisgekrönten Entwurf des Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei. In einem Ökologiekreis berieten eine Gruppe von pädagogischen Mitarbeitern der Schule Schloß Salem mit Architekten und Fachingenieuren, wie die architektonischen und technischen Voraussetzungen des Umwelterziehungskonzeptes Zukunftsfähiges Salem geschaffen werden können. Das Ergebnis liegt in einer sogenannten Machbarkeitsstudie vor (gefördert durch die DBU Az. 07423). Bausteine des Konzepts sind u. a. Niedrigenergiestandard der Gebäude, Fernwärmeversorgung aus einem Hackschnitzelheizwerk, Instrumentierung zur abschnittsweisen Erfassung des Verbrauchs von Ressourcen, Experimentalinstallationen zu erneuerbaren Energieformen etc.
In der Bauphase (Herbst 1998 bis Sommer 2000) erfolgt nun die Realisierung der beschlossenen Maßnahmen. Gleichzeitig beginnt die Vorbereitung der Schule auf die Inbetriebnahme der neuen Gebäude. Dies geschieht sowohl im Unterricht als auch in internatlichen Aktivitäten.
Mit dem Bezug des College wird es möglich sein, in vielfältigen Aktivitäten die Umwelterziehung zum selbstverständlichen Bestandteil des Miteinander-Lebens zu machen. Nicht der erhobene Zeigefinger steht im Vordergrund, sondern die Erarbeitung zukunftsfähiger Konzepte und ihre Erprobung in sozialen Gruppen.
Die Erfahrungen des Zukunftsfähigen Salem werden dokumentiert und stehen somit als Modell allen Schulen und pädagogischen Einrichtungen zur Verfügung, die ihr Profil im Umweltbereich stärken wollen.


Ergebnisse und Diskussion

Der Bau des Salem College wurde zum Schuljahresbeginn 2000/2001 abgeschlossen. Die ersten 96 Kollegiaten bezogen die neuen Räume im September 2000. Neben den dort wohnenden Schülerinnen und Schülern werden die Räume auch von den übrigen, im alten Bau Spetzgart untergebrachten Kollegiaten genutzt. Damit konnte auch die pädagogische Arbeit beginnen. Diese erfolgte im College in dreierlei Weise:
1. durch die Reflektion der Lebensumwelt, wie sie von den Kollegiaten erlebt wird. Hier spielen die verschiedenen baulichen Besonderheiten eine Rolle, die zu diesem Zweck installiert wurden: die Regenwassernutzungsanlage, die Darstellung der Kenndaten auf Displays in jedem Wohngebäude, die Besonderheiten jeder Wohnschlange, die Experimentieranlagen zur Solarenergie, die bauliche Anmutung der im Niedrigenergiestandard errichteten Gebäude usw. Unterstützt wird diese Reflektion durch 8 Broschüren, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit ansprechend darstellen und nach und nach jedem Kollegiaten zur Kenntnis gebracht werden.
2. durch einen eigens eingerichteten Technologiedienst, dessen Aufgabe es ist, die technischen Anlagen zu beobachten, Messreihen durchzuführen, Experimente zu initiieren etc. Als ein Beispiel seien verschiedene Stromsparwettbewerbe genannt. Dieser Dienst hat über einen Zentralcomputer Zugang zur gesamten technischen Ausstattung (je nach zur Verfügung gestelltem Passwort mit oder ohne Eingriffsmöglichkeiten) und den dort anfallenden Daten. Der eigentliche Umweltdienst unterstützt diese Arbeit.
3. durch Thematisierung im Unterricht. Hier ist neben dem naturwissenschaftlichen Unterricht in erster Linie der Seminarkurs zu nennen. Dabei handelt es sich um eine projekt- und teamorientierte Unterrichtsform, in der nicht nur Inhalte, sondern vor allem auch methodische und soziale Kompetenzen (Schlüsselqualifikationen) geübt werden sollen. In diesem Kurs wurde der Neubau des Salem College, vor allem unter Nachhaltigkeitsaspekten, thematisiert.
Es zeigt sich, dass das Konzept, Nachhaltigkeit nicht nur per Unterweisung, sondern vor allem durch Erfahrung zu vermitteln, Früchte trägt. Natürlich bildet das Konzept keinen Nürnberger-Nachhaltigkeitstrichter, der die mühsame pädagogische Kleinarbeit erspart. Aber es zeigt sich, dass die Kollegiaten durch das Miterleben von nachhaltigem Umgang mit Ressourcen dies verinnerlichen. Ein Indikator für die Pädagogen ist die Darstellung, die die Nachhaltigkeitsaspekte durch Schüler erfahren, wenn diese Gäste durch das Gelände führen. Da dies häufig geschieht, können wir uns hier ein gutes Bild machen. Hier wird deutlich, dass viele Schüler auf hohem Niveau die technischen Installation erklären und deren Sinn darstellen können. Insofern zahlt sich das Vorhaben bereits aus.
Das Projekt wurde in den ersten beiden Jahren durch eine Doktorandin begleitet, die ihre Dissertation im Fach Pädagogik über Erziehung zur Nachhaltigkeit am Beispiel des Salem College schreibt. Diese empirisch angelegte Untersuchung erfolgte durch mehrere Vollerfassungen per Fragebogen und durch intensive Gruppengespräche sowie teilnehmende Beobachtungen. Die Ergebnisse liegen derzeit aber noch nicht vor.
Neben der Kollegstufe umfasst Salem auch die Unterstufe (Hohenfels) und die Mittelstufe (Schloss Salem). Auch hier wurde in unterschiedlicher Weise die Erziehung zur Nachhaltigkeit vorangetrieben. Ein Teil der pädagogischen Mittel wurde in diese Stufen investiert, um Nachhaltigkeitsaspekte z. B. durch Untersuchung verschiedener landwirtschaftlicher Anbaumethoden, durch Wasserprojekte, durch den Umweltdienst und einen neugegründeten Fahrraddienst (Thema Mobilität) in Salem sowie durch die Ökologie-Exkursionen in der 11. Klasse zu thematisieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- eine große Zahl von Besuchern und Besuchergruppen aus dem pädagogischen und nicht-pädagogischen Bereich;
- viele Veröffentlichungen über das Salem-College in diversen Medien;
- Präsentationen innerhalb und außerhalb der Schulöffentlichkeit z. B. bei der Mainau-Tagung füh-render Umweltpädagogen.


Fazit

Es zeigt sich, dass die Konzeption des Projekts Zukunftsfähiges Salem, nämlich die Verbindung von Architektur und Pädagogik zur Nachhaltigkeitserziehung tragfähig ist. Nachhaltigkeit kann im Alltag erfahrbar gemacht werden, wenn der heimliche Lehrplan der Architektur genutzt wird, um in die richtige Richtung zu wirken und nicht konträr zu den Inhalten im Unterricht zu wirken. Bei allen Unzulänglichkeiten wird hier modellhaft demonstriert, wie Leben und Lernen in einer Internatsschule zu nachhaltigem Lernen führen kann.

Übersicht

Fördersumme

623.632,93 €

Förderzeitraum

25.06.1998 - 31.01.2004

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation