Projekt 14004/01

Ökobilanzierung unterschiedlicher Waldbausysteme

Projektträger

Bundesforschungsanstalt für Forst- und HolzwirtschaftInstitut für Waldökologie und Waldinventur
Leuschnerstr. 91
21031 Hamburg
Telefon: 040/73962-300

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Hauptzielsetzung dieser Studie ist es, bisher vorliegende Ökobilanzierungsergebnisse im Bereich Forstwirtschaft, die auf durchschnittlichen Literaturdaten basieren, durch betriebliche Erhebungsdaten zu fundieren. Hierzu soll eine Ökobilanzierung unterschiedlicher Waldbausysteme vorgenommen werden. Die Datengrundlage für eine Bilanzierung von Produkten der Holz- und Papierindustrie wird dadurch nachhaltig verbessert, da die Rohholzproduktion das erste Glied in der Kette solcher Produktlinien ist.
Für die untersuchten Betriebe werden Sachbilanzen und Wirkungsabschätzungen aufgestellt, die Grundlage für eine betriebliche Schwachstellenanalyse sind. Ziel ist hier anhand eines Vergleiches der Bilanzierungsergebnisse aufzuzeigen, welche Unterschiede sich durch die Waldbausysteme im Hinblick auf die technischen Prozesse ergibt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt werden in allen kooperierenden Betrieben anhand eines einheitlichen Erhebungskatalogs die bilanzierungsspezifischen Daten erfasst. Mittels einer speziellen Ökobilanzierungssoftware werden die Betriebsdaten im zweiten Schritt zu Sachbilanzen und Wirkungsabschätzungen aufbereitet. Grundlage hierfür sind die teils bereits verabschiedeten Normen oder Normentwürfe der DIN EN ISO Reihe 14040 ff. Sachbilanz- und Wirkungsabschätzungsergebnisse werden den Betrieben mitgeteilt. Basierend darauf erfolgt im dritten Schritt eine betriebsindividuelle Schwachstellenanalyse. Nachfolgend werden die Daten zusammengefasst analysiert und Unterschiede der bilanzierten Waldbausysteme herausgearbeitet. Die Ergebnisse der Studie werden abschließend mit den Erfahrungsberichten der Kooperationspartner in einem Workshop präsentiert und diskutiert.


Ergebnisse und Diskussion

Die Gegenüberstellung der Daten aus der betrieblichen Erhebung mit denen des bisher verwendeten Modellbetriebes hat gezeigt, dass eine Reihe von Annahmen, die dem Modellbetrieb zugrunde gelegt wa-ren, revisionsbedürftig sind. Dies gilt vor allem für die (motormanuelle) Holzernte und für die Kalkung; darüber hinaus erscheint es dringend erforderlich, den Verwaltungsbereich in die Ökobilanzierung aufzunehmen. Die Betriebserhebungen haben weiter gezeigt, dass eine breitere Auffächerung des Baumartenspektrums (insbesondere im Laubholzbereich) und des Sortimentsspektrums (insbesondere bei Industrieholz) den Aussagegehalt von Ökobilanzen für konkrete Sortimente erheblich verbessern kann. Als Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen wurden deshalb vorläufige Bilanzierungen für Standardsortimente vorgenommen, die besser an die betrieblichen Realitäten angepasst sind und als Input für weitergehende Produktökobilanzierungen zur Verfügung stehen. Der Versuch, unterschiedliche Waldbausysteme ökobilanziell zu erfassen und zu beschreiben, war nur begrenzt erfolgreich. Zum einen zeigte sich, dass einige Betriebe nur schwer eindeutig einem durch sie zu repräsentierenden Waldbausystem zugeordnet werden konnten. Zum anderen wurden die waldbausystemspezifischen Elemente - wie Unterschiede in der Bestandesbegründung und Waldpflege - durch betriebsindividuelle, nicht unbedingt systemtypische Elemente vor allem in der Holzernte überlagert. Holzernte und Rücken sind zusammen mit dem Holztransport die weitaus dominierenden Elemente in der Ökobilanzierung für Rohholz und weitgehend unabhängig von der praktizierten Waldbauform. In ökobilanzieller Hinsicht kommt es vor allem auf die Art der eingesetzten Maßnahmen an, auf deren Leistung sowie auf deren Kraftstoff- und Ölverbrauch. Für das Ergebnis der Sachbilanz ist es wesentlich, ob bei der Holzernte motormanuelle oder maschinelle Verfahren zum Einsatz kommen. Deshalb ist es für weiterführende Produktökobilanzierungen Ziel führender, diese Elemente einer differenzierteren Betrachtung zu unterziehen, als den ökobilanziellen Unterschieden zwischen verschiedenen Waldbausystemen weiter nachzuspüren. Die Differenzierung nach Sortimenten zeigt für alle Baumarten deutlich den Zusammenhang zwischen Stückmasse und Energieeinsatz: je geringer die Stückmasse des Sortiments, desto höher der Energieinput. Aus ökobilanzieller Sicht kommt es entscheidend auf die Produktivität des Energieeinsatzes an, und diese Produktivität ist bei den maschinellen Verfahren höher als bei den motormanuellen. Aus Sicht einer Produktökobilanz, die den Lebensweg eines Produkts über den gesamten Weg der Produktion und der Nutzung bis zu Entsorgung verfolgen soll, sind waldbauliche Differenzierungen nahezu bedeutungslos. Mit den standardisierten Methoden der Ökobilanzierung gemessen sind diese Unterschiede marginal. Bedeutsam hingegen sind vor allem Transportaktivitäten. Eine relativ geringe Transportdistanz von Rohholz wiegt evtl. waldbauliche Vorteile mehr als auf. Die Ökobilanz erscheint nur sehr eingeschränkt leistungsfähig, wenn es darum gehen soll, Unterschiede zwischen verschiedenen Waldbausystemen in ihrer Wirkung auf die Flächennutzung zu erfassen. Durch die extensive Art der Nutzung ist die Eingriffsintensität in die Fläche bzw. in den Naturraum relativ gering. Zwar gibt es Unterschiede in der Eingriffsintensität zwischen verschiedenen Formen des Waldbaus, diese sind jedoch wiederum gering im Vergleich zur Eingriffsintensität anderer Flächennutzungsarten wie Siedlungsflächen oder Ackerbau. Wichtig erscheint aber, dass die Unterschiede in der Eingriffsintensität in die Fläche bzw. in den Naturraum zwischen verschieden konkurrierenden Rohstoffen (Holz, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Stahl, Metall) in vergleichenden Produktökobilanzen sichtbar gemacht werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in den Mitteilungen der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft unter dem Titel Vergleichende Ökobilanzierung der Rohholzproduktion in verschiedenen Forstbetrieben veröffentlicht werden. Eine Kurzfassung soll bei einer forstwirtschaftlichen Fachzeitschrift zur Veröffentlichung eingereicht werden. Die Ergebnisse der Studie werden bei der 60. Jahrestagung des Deutschen Forstvereins in Dresden vom20. - 23. September 2001 als Vortrag vorgestellt.


Fazit

Die Ökobilanz ist ein weit gehend standardisiertes Verfahren, das vorwiegend für eine umfassende Bilanzierung der Umweltwirkungen von Produkten, über deren gesamten Lebensweg hinweg, entwickelt wurde. Aufgrund des methodischen Ansatzes konzentriert sich die standardisiert vorgeschriebene Erfassung der Umweltwirkungen in Forstbetrieben vor allem auf den Energieeinsatz bei den verschiedenen betrieblichen Arbeiten. Dies erscheint für ein betriebliches Umweltmanagement in Forstbetrieben zu eng. Auch eine methodische Erweiterung der Ökobilanz um die Wirkungskategorie Flächennutzung ist nicht in der Lage, die Vielzahl, insbesondere waldbaulicher Einflussgrößen, befriedigend abzudecken. Deshalb er-scheint es für die betriebliche Schwachstellenanalyse Ziel führender, statt der Ökobilanz andere betriebliche Informations- und Managementsysteme zu nutzen und zu einem umfassenden betrieblichen Umweltmanagement auszubauen.

Übersicht

Fördersumme

69.185,46 €

Förderzeitraum

01.07.1998 - 27.12.2001

Bundesland

Alte und Neue Bundesländer

Schlagwörter

Alte und Neue Bundesländer
Landnutzung
Naturschutz
Umwelttechnik