Projekt 13974/01

Schnellanalytik bei der Altlastenerkundung und -sanierung

ProjekttrÀger

Fachhochschule Gießen-FriedbergZentrum fĂŒr Umwelttechnik (ZfU)Labor fĂŒr analytische Chemie
Wiesenstr. 14
35390 Gießen
Telefon: 0641/309-2334

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Immunoassay-Testkits könnten im Rahmen der Altlastenerkundung und -sanierung zur Vor-Ort-Analytik eingesetzt werden und zur Kosten- und Zeiteinsparung beitragen. Damit die Ergebnisse dieser Schnellanalytik als Grundlage fĂŒr Entscheidungen herangezogen werden können, ist jedoch der Nachweis ihrer ZuverlĂ€ssigkeit zu erbringen. DafĂŒr wurden umfangreiche Vergleichsuntersuchungen an Proben von AltflĂ€chen durchgefĂŒhrt, wobei die Ergebnisse der Testkit-Analytik denjenigen der anerkannten Laboranalytik gegenĂŒbergestellt wurden. Zahlreiche Proben unterschiedlichster Zusammensetzung wurden, in AbhĂ€ngigkeit von der vorliegenden AltflĂ€che, auf die Parameter polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) untersucht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Validierung der Testkits im Labor wurde auf ein Minimum reduziert, da dies in einem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt, das zeitgleich von der GSF in MĂŒnchen durchgefĂŒhrt wurde, bereits weitgehend abgehandelt wurde. Der Schwerpunkt der Validierung lag daher bei den Vor-Ort-Untersuchungen von Bodenproben mit einer Auswahl kommerziell erhĂ€ltlicher Immunoassay-Testkits. FĂŒr den Parameter MKW wurden die Testkits Petro Risc, EnviroGard-TPH und DTech-BTEX eingesetzt, die PAK-Analytik erfolgte mit PAK Risc, EnviroGard-PAK und DTech-PAK.
In Zusammenarbeit mit IngenieurbĂŒros und den zustĂ€ndigen Behörden wurden an aktuellen AltflĂ€chen Vergleichsuntersuchungen durchgefĂŒhrt. Dazu wurden Proben vor Ort geteilt, eine Teilprobe wurde nach Möglichkeit sofort mit den Immunoassay-Schnelltests untersucht, wĂ€hrend die andere Teilprobe an das jeweils offiziell beauftragte Analysenlabor weitergegeben wurde. Da aufgrund der einfachen Homogenisierungs- und Teilungsprozedur nicht unbedingt von identischen Teilproben ausgegangen werden konnte, wurden Reste der mit den Schnelltests erhaltenen Extrakte in ProbenflĂ€schchen abgefĂŒllt und spĂ€ter im Labor untersucht. Die mittels HPLC bzw. GC-FID ermittelten Extrakt-Ergebnisse sollten bei der Interpretation der Ergebnisse helfen. So konnten starke Abweichungen zwischen den Immunoassay-Ergebnissen und den Laborergebnissen, die auf InhomogenitĂ€t des Probenmaterials oder auf Störsubstanzen zurĂŒckzufĂŒhren sind, erkannt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Im Gegensatz zu den DTech-Tests, die keine zuverlÀssigen Ergebnisse lieferten und deshalb im Februar 1999 vom Markt genommen wurden, eignen sich die Risc- und EnviroGard-Tests zur Bestimmung des PAK- bzw. MKW-Gehaltes von Bodenproben und können beim Vorliegen bestimmter Voraussetzungen zu einer Kosten- und Zeitersparnis bei der Altlastenbearbeitung beitragen.
Vor dem Einsatz der Tests muß jedoch standortspezifisch die Richtigkeit der Testergebnisse anhand von Vergleichsuntersuchungen mit der Referenzanalytik nachgewiesen werden. Art und Umfang dieser Validierung richten sich nach der analytischen Fragestellung. GrundsĂ€tzlich ist die Anwendung der Tests ĂŒberall dort unproblematisch, wo ein mit der jeweiligen Testspezifikation vergleichbares Kontaminationsspektrum vorliegt und die Anwesenheit kreuzreaktiver Stoffe ausgeschlossen werden kann.
Die PAK-Schnelltests können beim Vorliegen einer fĂŒr Gaswerksstandorte typischen PAK-Verteilung bereits nach einer kurzen Validierungsphase fĂŒr die AltflĂ€chenuntersuchung eingesetzt werden. Der PAK Risc-Test kann dann als sehr zuverlĂ€ssig bezeichnet werden, wĂ€hrend der EnviroGard-PAK-Test hĂ€ufiger Unterbefunde zeigt.
Die MKW-Schnelltests erfordern dagegen eine relativ umfangreiche Validierung, um die Richtigkeit der Testergebnisse zu gewĂ€hrleisten. Der Mineralölgehalt einer Bodenprobe wird beim Petro Risc- und beim EnviroGard-TPH-Test in erster Linie ĂŒber die Detektion leicht flĂŒchtiger und gut abbaubarer Kohlenwasserstoffe ermittelt. Da sich der Anteil dieser Stoffe im Boden in AbhĂ€ngigkeit von den Standortbedingungen und dem Alter des Schadens Ă€ndert, werden mit den Immunoassay-Testkits nicht immer richtige Ergebnisse erzielt. Weiterhin wurden an manchen Standorten Störungen durch MatrixeinflĂŒsse beobachtet, welche die Testanwendung unmöglich machten. Generell liefern diese Tests bei Schmieröl-Kontaminationen erhebliche Unterbefunde, weil sie als Kraftstofftests konzipiert sind.
Vor allem die Risc-Tests erwiesen sich als feldtauglich und können unmittelbar an der Probenahmestelle von einer Person durchgefĂŒhrt werden. Dennoch ist zur Anwendung der Risc- und EnviroGard-Tests ein wetterfester Meßstand empfehlenswert, da fĂŒr die genaue DurchfĂŒhrung der einzelnen Testschritte ein gewisser Schutz vor Wind und Regen notwendig ist. Bei kalter Witterung ist ein geschlosse-ner und möglichst beheizter Raum oder Baucontainer unerlĂ€ĂŸlich, damit die zulĂ€ssige Anwendungstemperatur nicht unterschritten wird.
Die Anwendungsbereiche der verwendeten Tests sind grundsĂ€tzlich fĂŒr die Altlastenuntersuchung geeignet. Allerdings ist nur bei den Risc-Tests eine Abstimmung auf fallspezifische Entscheidungswerte von Seiten des Herstellers vorgesehen. Der EnviroGard-TPH-Tests eignet sich zur annĂ€hernd quantitativen KonzentrationsabschĂ€tzung, mit dem EnviroGard-PAK-Test kann dagegen nur geprĂŒft werden, ob der PAK-Gehalt innerhalb einer frei wĂ€hlbaren Konzentrations-Dekade liegt.
Der Einsatz der Immunoassays zur MKW-Analytik ist bei derzeitigem Preisniveau nur in AusnahmefĂ€llen wirtschaftlich, da im Vorfeld eine umfangreiche Validierung notwendig ist. Dagegen verursacht der PAK-Test deutlich geringere Validierungskosten und kann betrĂ€chtliche Kosteneinsparungen bringen, insbesondere dann, wenn der Einsatz der Schnelltestanalytik in der Planung so berĂŒcksichtigt wurde, daß die Stillstandszeiten bei der Sanierung einer AltlastenflĂ€che minimiert werden.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Bei der ACHEMA 2000 wurde das Projekt anhand eines Posters, eines Exponates und einer Fotodokumentation vorgestellt, auf Handzetteln waren vorlÀufige Ergebnisse des Projektes nachzulesen.
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. WĂŒst und Studierenden der Informatik wurde eine Multimedia-PrĂ€sentation ĂŒber Immunoassays erarbeitet. Diese soll das Testprinzip erklĂ€ren und Interessenten wichtige Informationen bieten. Eine Veröffentlichung in der Zeitschrift TerraTech ist geplant.


Fazit

Immunoassays stellen aufgrund ihrer SpezifitĂ€t und ihrer Einsetzbarkeit vor Ort eine interessante ErgĂ€nzung zur konventionellen Analytik dar. Nach entsprechender Validierung bieten sie eine ausreichende ZuverlĂ€ssigkeit. Trotzdem ist ihre Akzeptanz bei der Altlastenerkundung und -sanierung noch gering. Dies liegt vor allem daran, daß die TestdurchfĂŒhrung relativ aufwendig ist und die Kosten der Immunoassay-Analytik zu hoch sind.
Neueste Entwicklungen im Bereich der Immunoassays könnten diese Kritikpunkte schon bald widerlegen. Ein sogenannter Immunsensorchip fĂŒr die Bestimmung von TNT in Wasserproben wird derzeit an der TU MĂŒnchen in Zusammenarbeit mit der Fa. Merck entwickelt. Die DurchfĂŒhrung der Analyse mit diesem Chip soll fast so einfach wie bei einem TeststĂ€bchen sein, sie wĂ€re damit wesentlich schneller und kostengĂŒnstiger als bei den derzeitigen Immunoassays.

Übersicht

Fördersumme

98.208,94 €

Förderzeitraum

01.10.1998 - 05.02.2001

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Umwelttechnik