Projekt 13508/01

Biologische Vielfalt und nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten durch multifunktionale Forstwirtschaft unterschiedlicher Intensität – ein Waldnutzungsvergleich

Projektträger

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Grätzelstr. 2
37079 Göttingen
Telefon: 0551/69401180

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Vor dem Hintergrund des UNCED-Nachfolgeprozesses und der Zertifizierungsdiskussion in Deutschland wird das Ziel verfolgt, für die Forstwirtschaft ein Konzept zur Beurteilung der Nachhaltigkeit der forstlichen Bewirtschaftung und der Biodiversität im Wald zu erarbeiten und in einem Untersuchungsgebiet in der Lüneburger Heide zu erproben. Auf dieser Informationsgrundlage soll ein Waldnutzungsvergleich zwischen Forstbetrieben verschiedener Besitzarten mit unterschiedlichen Bewirtschaftungskonzepten durchgeführt werden. Insbesondere für den kleinflächig strukturierten Privatwald soll mit diesem Projekt auf der Ebene des forstlichen Zusammenschlusses ein Entscheidungs- und Selbstdarstellungsinstrument geschaffen werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der Anfangsphase des Projektes wurden die Sachziele der beteiligten Waldbesitzarten in betrieblichen Zielsystemen strukturiert, um das Leitbild einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft zu konkretisieren, eine betriebliche Vergleichsbasis zu schaffen und die Auswahl geeigneter Kriterien und Indi-katoren einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu unterstützen. Ausgehend von den Helsinki-Kriterien sind anschl. geeignete Erhebungsmerkmale für die verschiedenen Betrachtungsebenen des Untersuchungsgebietes festgelegt und die Grundzüge eines mehrstufigen Monitoringkonzeptes entworfen worden.
In der Durchführungsphase sind die heute praktizierten Monitoringverfahren auf ihre Eignung zur Erfas-sung der zuvor festgelegten Kriterien und Indikatoren überprüft worden. Die für das Untersuchungsge-biet vorliegenden Informationen wurden gesichtet, in digitaler Form aufbereitet und ggf. durch neue Aufnahmen aktualisiert. Fehlende Informationen sind mit rationellen, zuverlässigen Verfahren erhoben worden.
In der Auswertungsphase wurden die Inventurmethoden evaluiert und die zusammengetragenen bzw. erhobenen Kriterien und Indikatoren in einem Informationssystem zusammengeführt, analysiert und für einen umfassenden Waldnutzungsvergleich herangezogen.
Das Grundgerüst des gesamteuropäischen Helsinki-Kriterienkataloges ist aufgrund einer detaillierten Lückenanalyse zu einem umfassenden Monitoringkonzept ausgebaut und aus deutscher Sicht ergänzt worden. Dieses Konzept zur Beschreibung der Nachhaltigkeit von Forstwirtschaft ist mit den Projektpartnern abgestimmt und als Basis für ein eigentümerspezifisches Zielsystem für Forstbetriebe weiter entwickelt worden.


Ergebnisse und Diskussion

Am Ende des Projektes lassen sich folgende Hauptergebnisse festhalten:
Der Katalog der paneuropäischen Kriterien- und Indikatoren ist eine gute Grundlage für den Nachweis einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Es fehlen aber Indikatoren, die die Aspekte Ökonomie, Waldgeschichte, Landschaftsdiversität, Vielfachnutzung und Bodenschutz kennzeichnen. Um diese Lücken zu schließen, wurden in dem Projekt Indikatoren definiert und erprobt. Die Ergebnisse dieser Lückenanalyse haben mittlerweile über die Mitarbeit in Expertengremien der EU erfolgreich Eingang in die Empfehlungen für einen verbesserten gesamteuropäischen Indikatorenkatalog gefunden, der im April 2003 auf der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa in Wien verabschiedet wurde.
Aus dem erweiterten Indikatoren-Katalog des Projektes wurden 10 Schlüsselindikatoren identifiziert, die die wichtigsten Aspekte einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft beschreiben und die politische Diskussion erleichtern sollen. Auf regionaler und lokaler Ebene lagen viele Informationen vor, die aber weit gestreut waren und oftmals erst zusammengeführt werden mussten. Zwischen den Regionen und Waldbesitzarten bestanden z. T. größere Unterschiede hinsichtlich Umfang, Qualität und Form der Daten. Die meisten Informationen stammten aus der Betriebsabrechnung, der bestandesweisen Forsteinrichtung, der Betriebsinventur und der Waldfunktionenkartierung. Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist auf regionaler und lokaler Ebene sehr unterschiedlich.
Für die Verwirklichung des Nachhaltigkeitsprinzips erscheint es erstrebenswert, dass von der nationalen über die regionale bis zur lokalen Ebene möglichst die gleichen Indikatoren periodisch erhoben werden. Zumindest für die Schlüsselindikatoren sollte sichergestellt sein, dass ihr Monitoring, soweit es nicht unmittelbar von betrieblichen Interesse ist, im Privat- und Körperschaftswald aus öffentlichen Mitteln finanziert wird.
Die Zustände und Entwicklungen in den Regionen und Forstbetrieben ließen sich nur unter Berücksichtigung der ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Waldgeschichte analysieren und interpretieren. Für die Umsetzung einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft tat sich ein weiter Handlungsspielraum auf. Kritische Grenzwerte wurden im Bereich des chemischen Bodenzustandes und der Reinerträge identifiziert. Die Differenzen zwischen den vorgefun-den Zuständen und den angestrebten Zielen in den Forstbetrieben und Regionen ergaben wichtige In-formationen für die betriebliche bzw. regionale Steuerung für Waldbesitzer, Fachverwaltungen und Politiker. Gleichzeitig schuf das Projekt eine gute Grundlage für eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit, um den Beitrag der nachhaltig und multifunktional wirtschaftenden Forstbetriebe zur nachhaltigen Entwicklung der Untersuchungsräume zu verdeutlichen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

SPELLMANN, H. (16.10.2000): Zur Dokumentation von Nachhaltigkeit in mitteleuropäischen Forstbetrieben unterschiedlicher Struktur. Vortrag an der Niedersächsischen Forstl. Versuchsanstalt
SPELLMANN, H. (14.11.2000): Sustainable multifunctional forestry in Germany with special regards to Lower Saxony. Exkursion mit dem Norwegischen Forstverein ins Forstamt Sellhorn
SPELLMANN, H. (16.11.2000): Die Beurteilung forstlicher Nachhaltigkeit im Rahmen der Helsinki-Kriterien. Kolloquium des Waldbau-Institutes der Universität Göttingen
HILLEBRAND, K. (28.4.2001): Nachhaltigkeitsprojekte der Niedersächsischen Forstl. Versuchsanstalt in der Lüneburger Heide: Untersuchungsansätze und erste Ergebnisse. Vortrag an der Niedersächsischen Naturschutzakademie in Schneverdingen
HILLEBRAND, K.; SPELLMANN, H. (5.-8.5.2001): Im Rahmen des EU-Life-Workshops Methods to Monitor Sustainable Forestry wurden Teilergebnisse aus dem Untersuchungsraum einer internationale Expertengruppe vorgestellt und auf einer Exkursion in der Lüneburger Heide vertieft
HILLEBRAND, K. (9.8.2001): Nachhaltige multifunktionale Forstwirtschaft: zwei Nachhaltigkeitsprojekte an der Niedersächsischen Forstl. Versuchsanstalt. Nieders. Klosterkammer, Forstamt Soltau
SPELLMANN, H. (22.11.2001): Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft? Vortrag an der Nieder-sächsischen Naturschutzakademie in Schneverdingen
SPELLMANN, H.; HILLEBRAND, K.; CORNELIUS, P. (2001): Nachhaltigkeitsmonitoring in multifunktional genutzten Wäldern. In: Waldinventur, Waldwachstum und Forstplanung - Moderne Technologien, Methoden und Verfahrensweisen (Hrsg.: Akca, A.; Hoffmann, B.; Schumann, K.; Staupendahl, K.). Zohab-Verlag, Göttingen: 91-100
SPELLMANN, H.; HILLEBRAND, K.; CORNELIUS, P. (2001): Monitoring of sustainability in multifunctionally used forests. Proceedings of the EU-Life-Workshop 8.-10.5.2000 in Volpriehausen. NFV-Göttingen
SPELLMANN, H.; HILLEBRAND, K.; CORNELIUS, P. (2001): Konzept zur Erfassung und Sicherung der Nachhaltigkeit in multifunktional genutzten Wäldern. Forst u. Holz, 56. Jg., 469-473
SPELLMANN, H. (2002): Demonstration of Methods to Monitor Sustainable Forestry. Presentations of the 5th International Workshop of the EU-LIFE-Project. Cuvillier Verlag, Göttingen: 92
SPELLMANN, H. (2002): Indikatoren einer nachhaltigen und multifunktionalen Forstwirtschaft. DFV Journal, 1-3
SPELLMANN, H. (9.-11.10.2002): Sicherung einer nachhaltigen Waldentwicklung auf überbetrieblichen Ebenen. Vortrag auf der Forstwissenschaftlichen Tagung 2002: Waldumbau im globalen Wandel an der Universität Göttingen
SPELLMANN, H. (2002): Indikatoren einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft und ihr weiterer Nutzen. Vortrag auf der DAF-Tagung in Braunschweig. In: Isermeyer, F. et al. (Hrsg.) 2003: Umweltindikatoren - Schlüssel für eine umweltverträgliche Land- und Forstwirtschaft. Schriftenreihe Agrarspectrum, Bd. 36, VerlagsUnionAgrar, 115-130
SPELLMANN, H. (2003): Sicherung einer nachhaltigen Waldentwicklung auf überbetrieblichen Ebenen. FwCbl., 122 Jg., 250-257
SPELLMANN, H. (11.3.2003): Kriterien und Indikatoren einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Vortrag auf der DBU-Tagung: Steuerungs- und Kommunikationsinstrumente für eine nachhaltige Forstwirtschaft in Os-nabrück


Fazit

Für die Umsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit sind geeignete Indikatoren in der Forstwirtschaft unverzichtbar. Sie bilden die Grundlagen für die Beurteilung von Zuständen und Entwicklungen, stellen die Sachziele eines multifunktionalen Zielsystems dar, bieten Ansatzpunkte für die betriebliche und regionale Steuerung, geben Orientierung für die Zertifizierung der Forstbetriebe und sind eine wichtige Voraussetzung für eine bessere gesellschaftliche Anerkennung.

Übersicht

Fördersumme

150.831,10 €

Förderzeitraum

01.06.1999 - 30.09.2002

Internet

www.nw-fva.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz