Projekt 12924/01

Bewertung von Ergebnissen der Lebenswegvergleiche Bioenergieträger versus fossile Energieträger

Projektträger

ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
Wilckensstr. 3
69120 Heidelberg
Telefon: 06221/4767-31

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mit dem Bericht Nachwachsende Energieträger: Grundlagen, Verfahren, ökologische Bilanzierung liegen erstmals miteinander vergleichbare Ergebnisse für eine umfangreiche Liste ökologischer Parameter für eine große Zahl an Lebenswegvergleichen Bioenergieträger versus konventionelle Energieträger vor. Die Normierungsbemühungen um Bewertungen in Ökobilanzen sind mittlerweile soweit fortgeschritten, dass Bewertungen angegangen werden können. Ziel des Vorhabens ist es, die heute vorliegenden Ergebnisse der angesprochenen Lebenswegvergleiche einer Bewertung zu unterziehen. Dabei sollen sowohl die Vergleiche biogene versus fossile Energieträger, wie auch die verschiedenen biogenen Energieträger untereinander bewertet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Vorgehensweise ist durch folgende drei Arbeitsschritte gekennzeichnet:

I Zusammenstellung und Aufbereitung der zu bewertenden Ergebnis-Daten
Es werden solche Ergebnisse der Lebenswegvergleiche, ihrer Variationen und Sensitivitätsanalysen ausgewählt, die zum einen deutliche Unterschiede zueinander aufweisen und zum zweiten tatsächlich für die Bewertung benötigt werden. Die Daten werden - wo notwendig - aktualisiert.
II Ableitung der Bewertungsstrategie und Bewertung
Es wird zunächst die Bewertungsstrategie einschließlich der Zieldefinition etc. im wesentlichen in Anlehnung an ISO 14040 f. festgelegt. Es folgen die Definition des Bewertungsverfahren, ein erster Bewertungsschritt und dann die abschließende Bewertung.
III Kritische Prüfung
Die Ableitung der Bewertungsstrategie sowie die Bewertung selbst werden im Rahmen der kritischen Prüfung von einem unabhängigen Gutachtergremium - geführt von einem externen Vorsitzenden - begleitet. Zusätzlich werden in die kritische Prüfung auch die sogenannten interessierten Kreise mit ein-bezogen. Des Weiteren wird die kritische Prüfung von Anfang an in das Vorhaben mit einbezogen.


Ergebnisse und Diskussion

Das Bewertungsverfahren wurde in die Einzelschritte Auswahl der Bilanzparameter, Normierung auf Einwohnerdurchschnittswerte, Bezugswahl sowie Festlegung der ökologischen Bedeutung unterteilt, denen sich eine verbalargumentative Diskussion anschloss (näheres hierzu s. Endbericht). Dabei wurden folgende zwei Ergebnisgruppen diskutiert:

Ergebnisse biogene versus fossile Energieträger: Bei praktisch allen Bioenergieträgern fallen die Ergebnisse für die Bewertungsparameter Ressourcenverbrauch und Treibhauseffekt zu Gunsten der Bioenergieträger aus, während sie für die Bewertungsparameter Distickstoffoxid, Versauerung und Eutrophierung zu Gunsten der fossilen Energieträger ausfallen - und zwar jeweils in etwa der selben Größenordnung! Wenn dem Ressourcenverbrauch und dem Treibhauseffekt eine höhere ökologische Bedeutung als den anderen Parametern eingeräumt wird, fällt demnach die Gesamtbewertung zu Gunsten der Bioenergieträger aus. Wird aber dem Bewertungsparameter Distickstoffoxid aufgrund des unzureichenden Wissens, wie die quantitativen Ergebnisse zu interpretieren sind, ebenfalls eine hohe, wenn nicht gar die höchste ökologische Bedeutung zugeschrieben, so kann dies im Sinne eines vorbeugenden Umweltschutzes bei einer abschließenden Bewertung zu einer Entscheidung gegen den Einsatz von Bioenergieträgern zwingen - zumindest solange diese Interpretationsunsicherheit besteht.

Ergebnisse biogene Energieträger untereinander: Hierzu wurden drei getrennte Bewertungen durchgeführt, um je nach Nutzer der Studie unterschiedlichen Fragestellungen gerecht zu werden.
I: Ergebnisse des Vergleichs aller Bioenergieträger (angebaute und Rückstände): Je nach der subjektiven Einstufung der ökologischen Bedeutung der betrachteten Umweltwirkungen werden unterschiedliche Rangfolgen der Bioenergieträger erhalten. Über alle betrachteten Werthaltungen hinweg ist folgendes festzustellen: Die besten Ergebnisse erzielen Kurzumtriebsholz und Bioenergieträger aus Rückständen. Zudem schneiden bei den meisten Werthaltungen die festen Bioenergieträger günstiger ab als die Biokraftstoffe. Es wird deutlich, dass das Bewertungsergebnis in hohem Maß davon bestimmt wird, welchem Bewertungsparameter die allerhöchste ökologische Bedeutung zuerkannt wird.
II: Ergebnisse des Vergleichs der angebauten Bioenergieträger untereinander: Unbeeinflusst von subjektiver Werthaltungen ist Kurzumtriebsholz auf der Basis der hier betrachteten Umweltparameter der ökologisch günstigste Bioenergieträger. Die Bewertung der übrigen Bioenergieträger hängt jedoch in besonderem Maß von subjektiven Werthaltungen ab. Wird z. B. der Treibhauseffekt und die Ressourcenschonung als ökologisch bedeutsamer als die Versauerung eingestuft, so steht die Ganzpflanzennutzung deutlich vor den rapsbasierten Biokraftstoffen, wohingegen bei umgedrehter Einstufung die Biokraftstoffe besser als die Festbrennstoffe abschneiden.
III: Ergebnisse des Vergleichs der Bioenergieträger aus Rückständen untereinander: Je nach der subjektiven Einstufung der ökologischen Parameter werden unterschiedliche Rangfolgen der Bioenergieträger erhalten. Stehen z. B. der Treibhauseffekt und die Ressourcenschonung vor den anderen be-trachteten ökologischen Kriterien, so ist Waldrestholz ein umweltfreundlicherer Energieträger als Rückstände aus der Landwirtschaft und der Landschaftspflege.

Diesen Resultaten liegt mit der Einschätzung der ökologischen Bedeutung der Bewertungsparameter ein subjektives Bewertungselement zugrunde, welches sich aus den Werthaltungen der Beurteilenden ergibt. Jeder Nutzer der Ergebnisse dieser Studie ist somit dazu angehalten, sich zu positionieren, was seine Werthaltung bezüglich der Einstufung der ökologischen Bedeutung der Bewertungsparameter betrifft. Unter Umständen kann er so zu einer anderen Einschätzung der ökologischen Bedeutung - und somit auch zu anderen Bewertungsergebnissen - kommen als die Projektbeauftragten. Insbesondere hat er auch zu hinterfragen, ob ihm die hier diskutierten ökologischen Parameter für eine abschließende ökologische Bewertung ausreichen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse erscheinen in Buchform im Rahmen der DBU-Reihe Initiativen zum Umweltschutz.


Fazit

Eine rein wissenschaftlich-objektive Bewertung der ökologischen Vor- und Nachteile von Bioenergieträgern ist nicht möglich. Der Entscheidungsträger bzw. Anwender muss bestimmte Werthaltungen selbst definieren; so z. B., ob ihm der Treibhauseffekt ökologisch bedeutsamer ist als die Eutrophierung. Ist dies geschehen, so kann er auf der Basis von Ergebnissen aus der Sachbilanz und der Wirkungsabschätzung jedoch durchaus zu einer abschließenden Bewertung gelangen. Hierzu findet der Leser für die diskutierten Bioenergieträger eine Fülle an entsprechenden Daten, d. h. Bilanzergebnisse, sowie Beispielbewertungen.

Übersicht

Fördersumme

47.038,85 €

Förderzeitraum

15.03.1998 - 15.11.1998

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik