Projekt 12662/01

Entwicklung und Implementation von Umweltmanagementsystemen in Altenpflegeeinrichtungen

Projektträger

Ev. Johanneswerk e. V.
Schildescher Str. 101
33611 Bielefeld
Telefon: 0521/801-2556

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Entwicklung und Erprobung eines praxisbezogenen Instrumentariums sowie einer übertragbaren Strategie für den Aufbau und die Durchführung von Umweltmanagementsystemen (UMS) in Altenpflegeeinrichtungen. Dazu sollen in zwei, für das Altenpflegeheimspektrum typischen Einrichtungen Umweltmanagementsysteme unter breiter Beteiligung der MitarbeiterInnen entwickelt und umgesetzt werden. Berücksichtigt werden die in EG-VO 1836/93 und DIN ISO 14.001ff vorgegebenen, jedoch vorwiegend im produzierenden Gewerbe erprobten Instrumente und Abläufe sowie die im Krankenhausbereich gemachten UMS-Implementations-Erfahrungen.
Die Projektergebnisse sollen durch ein Handbuch (praktischer Umsetzungsleitfaden), durch Fachtagungen sowie Fortbildungsveranstaltungen für Praktiker/innen des Altenpflegebereichs multipliziert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEine dauerhafte Umweltorientierung der Pilot-Einrichtungen kann weder von oben verordnet (top down) noch durch technische Optimierungen allein erreicht werden. Deshalb soll in beiden Piloteinrichtungen ein beteiligungsorientiertes UMS aufgebaut werden. Mit Abschluss der Pilotprojektphase soll ein Instrumentarium und eine Organisationsstruktur vorhanden sein, das die eigenständige Steuerung des Umweltmanagements durch die Mitarbeitenden der Einrichtungen erlaubt. Bereits in der Projekt-Startphase werden die MitarbeiterInnen durch eine einfache und transparente Beteiligungsstruktur in die Entwicklung des UMS eingebunden: Ein Umweltausschuss, dem die Einrichtungsleitung, die Umwelt- und Qualitätsbeauftragten und Vertreter/innen aller Arbeitsbereiche angehören, fungiert als zentrale Steuerungs- und Kommunikationseinheit. Über Umweltzirkel in den Arbeitsbereichen der Einrichtungen wird sichergestellt, dass Belegschaftswissen über vorhandene ökologische Schwachstellen und ihre Behebung in die Entwicklung des UMS einfließen kann.
Entscheidendes Erfolgskriterium des Projektes ist nicht das sture Abarbeiten von Verfahrensschritten, sondern die engagierte Beteiligung der Mitarbeitenden an einer dauerhaften Ökologisierung ihrer Einrichtung. Dies erfordert eine flexible, mitarbeiterorientierte Projektorganisation, die sicherstellt, dass unpraktikable Instrumente und Verfahrensabläufe durch effizientere und akzeptiertere Elemente ersetzt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Die zu Beginn des Projekts formulierten Zielsetzungen, vorgesehenen Arbeitsschritte, angewandten Methoden und erwartete Projektergebnisse konnten erfolgreich umgesetzt bzw. erreicht werden. Allerdings waren große, teilweise nicht einkalkulierte Anstrengungen im Bereich der Mitarbeiterbeteiligung nötig. Der Hauptgrund liegt in einer allgemein hohen bis sehr hohen Belastung der Mitarbeiterschaft in Einrichtungen der Alten- und Behindertenarbeit, in den konkreten, aber nicht untypischen Fällen an einer Vielzahl parallel laufender Projekte und Vorhaben. Die geplanten Zeiten für die Projektphasen wurden im Prozess mit Zustimmung aller Beteiligter angepasst, z. B. durch Parallelführung von Phasen.
In der Anfangsphase des Projekts zeichnete sich die Novellierung der seit 1993 gültigen EMAS-Verordnung (alt: Öko-Audit-VO) ab. Diese gründlich überarbeitete Systematik, die schließlich (erst) im April 2001 in Kraft trat, hat gegenüber der alten Öko-Audit-VO den Vorteil, mit der DIN-EN-ISO-Reihe kompatibel zu sein. Aus diesem Grunde wurde frühzeitig entschieden, in beiden Einrichtungen ein Umweltmanagementsystem nach EMAS aufzubauen, da dieses anspruchsvoller als die DIN-EN-ISO-Vorgaben ist bzw. diese einschließt. Die notwendigerweise zu erstellenden Elemente, zu denen ausdrücklich auch die Beteiligung der Mitarbeiterschaft gehört, bildeten das Gerüst für die Projektphasen. Die gemeinsam mit der Mitarbeiterschaft begangenen Wege und Umwege wurden durch das Projektteam, durch Kooperationspartner, Beirat und Tagungsteilnehmer prozessbegleitend unter der Fragestellung beleuchtet und bewertet, welche Empfehlungen später anderen Institutionen gegeben werden kön-nen. Das Ziel der Erstellung eines Praxisleitfadens war wegweisend.
Systembedingte Schwierigkeiten (Knackpunkte) und daraus resultierende Erfordernisse haben eine große Bedeutung hinsichtlich der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Institutionen. Folgende Aspekte sind zu nennen:
· Hohe Belastung der Mitarbeiterschaft in Einrichtungen der Altenhilfe / Zwang zur Anpassung an vorgegebene Arbeitsabläufe und Kommunikationsstrukturen
· Notwendigkeit der Unterstützung durch Träger und Leitung
· Zielgerichtete Moderation des Prozesses
· Einbindung der Mitarbeiterschaft
· Gute interne Kommunikation
· Integration von Umwelt- und Qualitätsmanagementsystem.
Die Kommunikation innerhalb des Projekts war sehr intensiv und erfolgreich. Im Hinblick auf die Kommunikation mit der Öffentlichkeit gab es eine große Zahl erfolgreicher Kontakte, die das Projektziel der Verbreitung der gewonnenen Erfahrungen stützten und stützen.
Vor dem Hintergrund der Projekterfahrungen, nach Abschluss des Projekts, geht es nicht mehr um die Frage, ob Einrichtungen der Alten- und Behindertenarbeit ein UMS entwickeln und implementieren können, sondern welches System mit welchem Aufwand und mit welcher Chance der kontinuierlichen Weiterführung (dauerhafte Implementierung).
Als additives System hat Umweltmanagement auf Dauer keine Chance. Es ist dann tatsächlich mit zusätzlichem Aufwand verbunden, wofür auf Dauer nur in Ausnahmefällen die notwendige Ressourcen inklusive der so überaus wichtigen Motivation der Mitarbeiter/innen vorhanden sein dürften. Umweltmanagement muss eine Säule eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagements sein, in dem die Wertschät-zung alter Menschen, der Mitarbeiter/innen und der Umwelt Grundlage für ein allgemeines Einrichtungsmanagement ist. Qualitätssicherung kann und muss unter Beachtung dieser Prämissen durchaus eine umfassendere, nämlich die Umwelt- und Ressourcensicherung einschließende Bedeutung haben. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass dabei der Begriff Integration nicht instrumentell / formal gesehen wird. Deshalb ist der enge Kontakt zu und die verantwortliche Einbeziehung von Mitarbeiter/innen so wichtig.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projekt(zwischen-)ergebnisse wurden über Tagungsveranstaltungen und projektbegleitende Workshops kommuniziert. Darüber hinaus waren von vornherein Kooperationen mit weiteren Pilotprojekten vorgesehen. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit spielte eine erhebliche Rolle.
Es fanden zwei bundesweite Fachtagungen statt. Die erste wurde im Februar 2000 und die Abschluss-tagung im November 2001 durchgeführt. Von beiden Tagungen liegen ausführliche Dokumentationen vor.
Workshops mit den wichtigsten Projektpartnern (KATE = Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung, Stuttgart/Berlin und AQU =Arbeitnehmerorientierte Qualifizierung für Umweltmanagement, Düsseldorf) wurden zu Beginn und in der Mitte der Projektlaufzeit durchgeführt.
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im engeren Sinne bestand im wesentlichen aus diversen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, (überwiegend) regionalen Tageszeitungen und in der Präsentation des Projekts auf dem Ev. Kirchentag im Juni 2002 in Frankfurt/M. Die größte überregionale Bedeutung hatte ein sechsseitiger Fachaufsatz in Das Altenheim (Vincentz-Verlag, Ausgabe 5/2001) sowie die Dokumentation einer grenzüberschreitenden Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im März 2001 besuchte eine Schulklasse aus dem polnischen Szczecin mit ihren deutschen Partnerschülern aus Osnabrück - unterstützt von der DBU - das Altenzentrum Eggeblick in Halle, um das Projekt Öko-Audit in mehreren Beiträgen darzustellen. Weitere Veröffentlichungen sind geplant.
Eine kleine Info-Broschüre wurde seit Anfang 2001 an Interessierte verteilt bzw. versandt sowie bei vie-len Gelegenheiten ausgelegt. Dazu gehörte beispielsweise der Kongress Unternehmen Diakonie im November 2001 in der Stadthalle Bielefeld, bei dem sich eine Pilotprojekteinrichtung mit einem Stand vor-stellte.


Fazit

Die Zielsetzung wurde im Rahmen der vorgegebenen Bedingungen mit den zur Verfügung gestellten Mitteln erreicht. Die erfolgreiche Validierung des Umweltmanagementsystems des Altenzentrums Eggeblick (in Halle i.W.) im November 2001 kann als Gewinn im Sinne der Bemühungen um nachhaltiges Wirtschaften auch im Sektor sozialer Dienstleistungen gewertet werden. Die Umwelterklärung dokumentiert die Ergebnisse.
Spätestens durch die Veröffentlichung des wichtigsten und gleichzeitig handfesten Projektergebnisses, des Praxisleitfadens Umweltmanagement in der Alten- und Behindertenarbeit, sind die Weichen für eine Verbreitung von Umweltmanagementsystemen in dieser Branche gestellt. Es gibt keine grundsätzlich unüberwindlichen Schwierigkeiten. Der Leitfaden wirkt hoffentlich als Ansporn und Ermutigung, ersetzt aber nicht die Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort.

Übersicht

Fördersumme

149.511,46 €

Förderzeitraum

01.11.1999 - 31.10.2001

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation