Projekt 12660/01

Kosten- und Müllvermeidung im Krankenhaus durch produktionstechnische Änderung am Beispiel einer modifizierten Perfusorspritze

Projektträger

St. Josefs-Hospital CloppenburgZentrum für ChirurgieUnfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie
Krankenhausstr. 13
49661 Cloppenburg
Telefon: 04471/160

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Konventionelle Perfusorspritzen* müssen nach einmaligem Gebrauch verworfen werden, da sie bakteriell kontaminiert sind. Dies geschieht in Deutschland jährlich Millionenfach. Durch das Anfassen des Spritzenkolbens und das beim Befüllen in unterschiedlichem Maß notwendige Entlüften kommt es zwangsläufig zu einem Verschleppen von z. B. Hautkeimen des Personals in das sterile Medikamentenreservoir der Spritze. Nicht nur auf Intensivstationen entsteht so ein hoher Bedarf an diesen Spritzen, die als B-Müll kostenintensiv zu entsorgen sind. Eine Aufbereitung dieser Spritzen ist nicht wirtschaftlich möglich bei Neubeschaffungskosten pro Stück ab 0,69 DM für Großabnehmer. Durch eine einfache Modifikation werden konventionelle Perfusorspritzen am gleichen Patienten jedoch wiederverwendbar. Dieser Modifikation soll die gleiche wirtschaftliche und technische Ausgangsbasis verschafft werden, wie den bislang üblichen Spritzen, so daß sich der Kostenvorteil der modifizierten Spritze ökologisch und ökonomisch für den Anwender bundesweit durchsetzen lässt.
(* ca. 50 ml große sterile Einwegspritzen, die eingelegt in Automaten kontinuierlich Medikamente injizieren)


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage des Projektes ist folgende Modifikation:
Konventionelle Perfusorspritzenzylinder werden mit Spritzenkolben ausgerüstet, die in ca. Schaftmitte eine zweite ganzradiäre Führung besitzen. Die Spritzen können so nur noch bis zu dieser zweiten Führung aufgezogen werden. Die beiden ganzradiären Führungen des Kolbens sind so angeordnet, daß sie zu keinem Zeitpunkt der Anwendung den gleichen Bereich innerhalb des Spritzenzylinders berühren (Abb.1).
Diese Spritzen wurden als Funktionsmuster unter Laborbedingungen einem Crashtest unterzogen. Der Kolben wurde mit bakterienhaltiger Lösung beschmiert. Im Gegensatz zu den konventionellen Spritzen, die bereits nach dem ersten Aufziehen im Bereich des Medikamentenreservoirs kontaminiert waren, waren die so modifizierten Spritzen auch noch nach 24-stündiger Bebrütung steril.
Der nächste Schritt ist die Testung der Modifikation mit C14 markierten Keimen entsprechend den Zulassungsvoraussetzungen des Europäischen Arzneimittelbuches. Diese erfolgt bis ca. Juli 1999 an der Universität GHS Essen durch den Projektleiter. Im weiteren wird eine klinisch - also am Patienten einsetzbare - Vorserie den gleichen Tests unterzogen, eine CE Zertifizierung angestrebt und das Produkt auf einer Intensivstation der Universität GHS Essen eingesetzt. Die Vorserie dürfte im Oktober 1999 vorliegen. Der modifizierte Kolben wird durch das Institut für Kunststoffe im Maschinenbau an der Universität - GHS Essen gefertigt. Die Endfertigung und Strahlensterilisation dieser Vorserie erfolgt durch den beteiligten Industriepartner die Fa. Innovent in Köln.
Zwischenzeitlich erfolgt die wissenschaftliche Aufarbeitung der möglichen Kontaminationslage auf Intensivstationen durch die konventionellen Perfusorspritzen. Es werden Daten zum bundesweiten Verbrauch, der Entsorgung und zur Berechnung der ökologischen Bilanz gesammelt.
Setzt man eine durchschnittliche Applikationsgeschwindigkeit aller zum Einsatz kommenden Medikamente auf Intensivstationen von nur 3ml / Stunde voraus, so würde mit einer Perfusorspritze, die am selbem Patienten kontaminationsgeschützt wiederverwendbar wäre, bei einer Nutzung über 24 Stunden der Bedarf einer Intensivstation mindestens halbiert werden. Nach unseren begründeten Schätzungen wäre das eine Einsparung von 6 bis 15 Millionen Stück im Jahr allein in Deutschland entsprechend einer Müllmenge von 120 - 300 Tonnen. Da es sich um eine minimale produktionsintegrierte Modifikation handelt, wird die ökologische Bilanz insbesondere auch energetisch positiv sein.

Übersicht

Fördersumme

101.666,30 €

Förderzeitraum

28.09.1998 - 13.08.2001

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik