Projekt 12603/01

Der Einfluss der Bodenverdichtung bei der Holzernte auf den Austausch der Spurengase CO2, CH4 und N2O

ProjekttrÀger

Georg-August-UniversitĂ€t GöttingenInstitut fĂŒr Bodenkunde und WaldernĂ€hrung (IBW)
BĂŒsgenweg 2
37077 Göttingen
Telefon: 0551/39-3516

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel war es, die Auswirkungen des Befahrens von Waldböden auf die Freisetzung von Lachgas (N2O) und den Verbrauch von Methan (CH4) unter praxisĂŒblichen Bedingungen zu quantifizieren. Lachgas und Methan sind Treibhausgase und es bestand die BefĂŒrchtung, dass durch den Einsatz moderner Erntemaschinen der Boden verdichtet und eine VerĂ€nderung der SpurengasflĂŒsse den Treibhauseffekt verstĂ€rken könnte. Die Versuche wurden auf Böden mit unterschiedlichem Substrat unter Buche und Fichte durchgefĂŒhrt, um den Einfluss der Textur und der Baumart auf die SpurengasflĂŒsse beurteilen zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit den heute praxisĂŒblichen Forsterntemaschinen wurden nach Absprache mit den zustĂ€ndigen ForstĂ€mtern Fahrspuren erzeugt um deren Auswirkungen auf den Spurengasaustausch beurteilen zu können. Es wurden Harvester und Forwarder mit vergleichbarem Reifendruck eingesetzt. Die Fahrspuren wurden durch doppeltes Befahren neu angelegt. Die BestĂ€nde wurden nach dem bisherigen Kenntnisstand ĂŒber den Spurengasaustausch ausgesucht um den Einfluss der Baumart (Buche, Fichte), der Textur und des Klimas beurteilen zu können. Die Messung des Spurengasaustausches erfolgte mit geschlossenen Bodenhauben (closed chambers) lĂ€ngs und quer zur Fahrspur bis in den nicht befahrenen Bodenbereich hinein.


Ergebnisse und Diskussion

Das zweimalige Befahren des Bodens hatte auf allen Varianten eine Verdichtung, d.h. eine Reduktion des Gesamtporenvolumens zur Folge, die in erster Linie auf eine Abnahme der weiten Grobporen beruhte. Der Einfluss der Verdichtung war bei gleichem Substrat unter Buche sehr viel grĂ¶ĂŸer als unter Fichte (10-15 cm Tiefe). Durch den Schlupf der Reifen fand eine Durchmischung der auf dem Mineralboden befindlichen organischen Substanzen mit den oberen Zentimeter des Mineralboden statt.
Die CO2-Emissionen aus dem Boden als ein Maß fĂŒr die mikrobielle AktivitĂ€t und der Wurzelatmung wurde durch die Befahrung deutlich reduziert. Die Abnahme der CO2-Emissionen im verdichteten Boden wird zu einem wesentlichen Teil auf die Reduktion der Feinwurzeln zurĂŒckgefĂŒhrt, die eine verminderte Wurzelrespiration zur Folge hat.
Alle Varianten reagierten mit einer signifikant erhöhten N2O Emission auf die Bodenverdichtung, die um den Faktor 6 bis 40 im Vergleich zum nicht verdichteten Boden anstieg. Hervorzuheben ist der signifikant grĂ¶ĂŸere Einfluss auf der BuchenflĂ€che im Solling im Vergleich zu den anderen Varianten. Offensichtlich wirkt sich die Verdichtung in BuchenbestĂ€nden unter höheren NiederschlĂ€gen stĂ€rker auf die Emission von N2O aus.
Die CH4-Aufnahme reagierte auf die Bodenverdichtung mit einem drastischen RĂŒckgang in alle Varianten. Der sandige Boden mit einer ausgesprochen hohen Methanoxidation reagierte am stĂ€rksten auf die Verdichtung, gefolgt vom schluffigen und tonigen Böden.
Die Änderungen der SpurengasflĂŒsse verdeutlichen, dass die mikrobiellen Prozesse durch die Bodenverdichtung erheblich gestört wurden. Die Reduktion der CH4-Aufnahme und der Anstieg der N2O-Emissionen, die insbesondere mit einer schlechten BodendurchlĂŒftung zu erklĂ€ren sind, weisen auf eine geringe Sauerstoffversorgung des Bodens hin.
Zur Beurteilung der Klimawirksamkeit einer kontrollierten Befahrung von WĂ€ldern in RĂŒckegassen wurde der befahrene FlĂ€chenanteil (ca. 6 %) in RĂŒckegassen zugrunde gelegt und die im Vergleich zur nichtbefahrenen FlĂ€che zusĂ€tzliche N2O Emission in CO2-Äquivalente umgerechnet (1 mol N2O » 310 mol CO2). Aufgrund der geringen Klimawirksamkeit von Methan (1 mol CH4 » 24 mol CO2) hatte die infolge Befahrung verringerte Methanoxidation keinen nennenswerten Einfluss auf den Treibhauseffekt. Bezogen auf die jĂ€hrlich im Ernteholz festgelegte Kohlenstoffmenge (Baumart Buche bei 4 Erntefestmeter ha-1 a-1) werden nach unseren Berechnungen bis zu 5,4 % des durch Photosynthese im Ernteholz fixierten CO2 in Form von Lachgas wieder freigesetzt, d.h. die durch Holznutzung erzielte Reduktion des Treibhauseffektes wird um 5.4% reduziert. Ein unkontrollierte Befahren von 30% der FlĂ€che wĂŒrde die Reduktion des Treibhauseffektes dagegen bereits auf 25% erhöhen. Da bereits ein zweimaliges Befahren zu einer deutlichen Reduktion der klimaentlastenden Wirkung der Holzernte fĂŒhrt, ist von einem flĂ€chigen Befahren des Waldbodens abzusehen.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

- Vorstellung der Projektergebnisse im Rahmen der Forstwissenschaftlichen Tagung 2000 am 13.10.2000 in Freiburg, Titel des Vortrages: Der Einfluss der Bodenverdichtung bei der Holzernte auf den Austausch der Spurengase CH4 und N2O.
- Kontaktaufnahme mit dem Kuratorium fĂŒr Waldarbeit und Forstwirtschaft (KWF) und zusammenfassende Beschreibung der Ergebnisse mit dem Ziel, die Ergebnisse der Studie bei einem Workshop des KWF zur Thematik Bodenverdichtung vorzustellen.
- Mitteilung der zusammenfassenden Projektergebnisse an die entsprechenden LandesĂ€mter (LÖBF Recklinghausen, Forstliche Versuchsanstalten der LĂ€nder).
- Veröffentlichung der Ergebnisse in einer forstliche Fachzeitschrift (in Vorbereitung).


Fazit

Die Ergebnisse dieses Vorhabens zeigen, dass durch eine Befahrung der WaldflĂ€che in RĂŒckegassen der positive Effekt auf den Treibhauseffekt, nĂ€mlich die mittelfristige oder langfristige Festlegung von atmosphĂ€rischen CO2 im Holz, durch die Emission von N2O z.T. aufgehoben wird. Von einer flĂ€chigen Befahrung ist aus klimatischen GrĂŒnden abzusehen, da sich der treibhausmindernde Effekt der Holzernte deutlich reduzieren könnte.

Übersicht

Fördersumme

96.704,21 €

Förderzeitraum

01.10.1998 - 03.04.2001

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik