Projekt 12592/01

Informationssystem zur Klassifizierung von Abfällen bei der Abfallentsorgung in Industrie und Gewerbe

Projektträger

Gerhard-Mercator-Universität Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V.
Bliersheimer Str. 60
47229 Duisburg
Telefon: 0203/379-3006

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es wird ein Informationssystem zur Klassifizierung von Abfällen nach Gefahrgut-Verordnung Straße und Eisenbahn (GGVSE) erstellt, welches gleichzeitig die Überprüfung der Abfallschlüsselvergabe nach der Abfallverzeichnisverordnung (AVV) erlaubt.
Auf dem Weg vom Abfallbesitzer zur Entsorgungsanlage muss Abfall entsprechend dem geltenden Recht sowohl nach der AVV als auch nach der GGVSE klassifiziert werden. Besonders die Klassifizie-rung nach GGVSE bereitet für Abfälle Schwierigkeiten, da die zugrundeliegenden Parameter und Messverfahren nur für Reinstoffe oder Gemische aus einer endlichen Anzahl an Reinstoffen gedacht sind.
Die verfügbaren Daten über Abfälle aus ausgewählten Branchen des produzierenden Gewerbes sowie vorhandenes Expertenwissen über die Abfälle wurden erfasst und ergeben mit weiteren Datenquellen ein modulares Informationssystem, das sowohl den Abfallbesitzern, den Abfallentsorgern und den zu-ständigen Aufsichtsbehörden eine sichere und nachvollziehbare Abfallzuordnung nach AVV und GGVSE erlaubt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Durchführung des Projektes waren folgende Arbeitsschritte erforderlich:
1) Auswahl von Modellbranchen und Erhebung von Abfalldaten,
2) Einrichtung einer Internetplattform,
3) Festlegung der Architektur des Informationssystems,
4) Einrichtung der Stoffdatenbank für Produktionsabfälle aus den Modellbranchen,
5) Entwicklung der Benutzerschnittstelle (Ein- und Ausgabefenster und -Masken),
6) Entwicklung von abfallspezifischen Regeln für die Klassifizierung nach Abfall- und Transportrecht,
7) Probephase des Informationssystems.


Ergebnisse und Diskussion

Mit ISKA liegt erstmals ein internetbasiertes Informationssystem zur Klassifizierung nach Gefahrgutrecht und Überprüfung der Abfallschlüsselvergabe entsprechend der AVV bzw. des Europäischen Abfallverzeichnisses vor. Die wesentlichen Inhalte des Informationssystems sind:
- Expertensystem zur Überprüfung der Abfallschlüsselnummer und zur Klassifizierung von Abfällen nach dem Gefahrgutrecht,- Rechercheprogramm zur Ermittlung der in einer Branche anfallenden Abfälle,
- Eingabemasken zum Ändern hinterlegter Abfallzusammensetzungen,
- Stoffdatenbank mit Daten zu Stoffen gemäß der EG-Richtlinie 67/548/EWG und der Gefahrgutverordnung Straße und Eisensbahn (GGVSE) sowie weiteren (z. B. branchenspezifischen) Stoffen für vier Modellbranchen (Lack-, Klebstoff-, Druckfarben- und Holzschutzmittelindustrie).
Nutzer des Informationssystems werden vorzugsweise die Gefahrgut-, Abfall- oder Umweltbeauftragten der Abfall erzeugenden Betriebe sein, die über weitreichende Informationen über die Herkunft, Zusammensetzung sowie weitere Charakteristika des Abfalls verfügen.
Abfall wird als Zubereitung von Komponenten, die die Gefahrguteigenschaften festlegen, betrachtet. Die Klassifizierung des Abfalls erfolgt schrittweise.
1. Schritt: Identifizierung des Abfalls durch den Abfallerzeuger und Nutzer des Informationssystems durch Auswahl eines geeigneten Abfallschlüssels aus dem Europäischen Abfallverzeichnis oder anhand einer branchenspezifischen Liste über typische Abfälle in dem betreffenden Wirtschaftszweig.
Nach diesem ersten Schritt erhält der Nutzer eine worst-case Klassifizierung.
2. Schritt: Mittels einer Abfallbeschreibung durch den Abfallbesitzer wird eine Komponentenliste der typischen chemischen Abfallinhaltsstoffe erstellt. Basierend hierauf wird vom Informationssystem ein Vorschlag für typische Konzentrationsbereiche dieser Inhaltsstoffe sowie der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Abfalls präsentiert.
Der Nutzer des Informationssystems hat nun folgende Möglichkeiten:
- Veränderung der Konzentrationsbereiche,
- Änderung der vorgeschlagenen chemisch-physikalischen Eigenschaften des Abfalls, sofern belastbare Daten beispielsweise aus analytischen Untersuchungen vorliegen.
Je detailliertere Informationen über den betrachteten Abfall vorliegen, um so präziser und den tatsächlichen Gefahreneigenschaften angepasster wird die Gefahrgutklassifizierung. Dies kann sukzessive zu einer Klassifizierung führen, die eine weniger teure Transportverpackung des Abfalls erlaubt und damit beträchtliche Einsparpotenziale gegenüber der worst-case-Betrachtung eröffnen kann. Die Stoffdaten für eine große Anzahl an Komponenten sind in der Stoffdatenbank des Informationssystems ebenso hinterlegt wie die Komponentenlisten der typischen Abfälle aus den vier Modellbranchen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Laufe des Projektes wurde mit den Mitgliedern des Projektbeirats über die beiden Sitzungen hinaus (13.11.2001 und 24.02.2003) ein enger Kontakt gehalten. Der positive Eindruck der Beiratsmitglieder wurde durch die Zusicherung, ISKA in Fachkreisen bekannt zu machen, bekräftigt.
Es fand ein reger fachlicher Austausch mit Vertretern des Niedersächsischen Umweltministeriums, des Landesumweltamtes NRW, der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung, dem Abfalltechnischen Ausschuss zur H14-Handlungshilfe der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit statt. Auf diese Weise wurde nicht nur die fachliche Arbeit voran getrieben, sondern gleichermaßen auch das Informationssystem der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Ferner fanden Gespräche mit den Firmen- und Verbandsvertretern der ausgewählten Branchen statt und es wurden branchenweite Fragebogenaktionen initiiert, bei denen die Adressaten mittels einer Projektkurzbeschreibung über die Ziele und Inhalte des Informationssystems informiert wurden.
Nach Abschluss des Projektes ist eine Veröffentlichung der wesentlichen Ergebnisse vorgesehen.


Fazit

Der informationstechnische Arbeitsanteil innerhalb des Projektes ging deutlich über den ursprünglich geplanten Aufwand hinaus. Zwei wesentliche Gründe hierfür waren ein unbedingt erforderliches Re-Design der Datenbankstruktur sowie das nur in einer Studie und damit nur in Teilen zur Verfügung gestellte Expertensystem zur GGVSE-Klassifizierung von Produkten.
Die neue, internetbasierte Architektur des Informationssystems mit der Möglichkeit zur Generierung von Expertenregeln ohne Programmierkenntnisse bietet einen völlig neuen, innovativen Weg zur Weiterentwicklung des Informationssystems. In diesem Zusammenhang sind die aktuellen Diskussionen über weltweite Klassifizierungsregeln zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien nach dem Globally Harmonized System for the Labelling and Classification of Chemicals von großem Interesse.
ISKA schafft damit mittelfristig die Grundlage für ein Informationssystem zur Transportklassifizierung von Produkten.

Übersicht

Fördersumme

203.859,23 €

Förderzeitraum

01.06.2001 - 31.05.2003

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik