Projekt 12469/01

Modellvorhaben Koordinierte wissenschaftliche Untersuchungen und Analysen an vier national wertvollen umweltgeschädigten Parkanlagen in Mecklenburg-Vorpommern

Projektträger

Landesamt für Umwelt, Naturschutz undGeologie Mecklenburg-Vorpommern
Goldberger Str. 12
18273 Güstrow
Telefon: 03843/777-222

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ca. 1.200 Parkanlagen. Davon sind ca. 50 % denkmalgeschützt. In dem überwiegenden Teil dieser Anlagen fällt ein schlechter Zustand und eine Veränderung der Originalsubstanz und Raumstruktur durch dramatische Umweltschäden auf. Durch eine unterlassene Parkpflege konnten sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten herausbilden.
Um bei der Wiederherstellung von fünf national bedeutsamen Parkanlagen (Landschaftspark Putbus/Rügen; Wallanlagen und Stadtwald der Hansestadt Stralsund; Schlossparks Remplin und Ulrichshusen; Gutspark Gützkow) Umweltschäden zu beseitigen und die Belange des Naturschutzes und der Denkmalpflege gleichrangig zu berücksichtigen, wurde das o.g. Modellvorhaben realisiert und im Rahmen des sogenannten Landesparkprogramms umgesetzt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Methodik klingt nahezu lehrbuchartig: Zur Umsetzung der o.g. Zielsetzungen sind zunächst vier Parkanlagen 1994 genau vermessen worden. Danach wurde eine gutachterliche Bestandsaufnahme und Dokumentation sowie Analyse der Originalsubstanz (Erarbeitung von Leitkonzepten) vorgenommen. Im Ergebnis sind die zusammengetragenen Zeitdokumente mit der noch vorhandenen Originalsubstanz verglichen und ein Maßnahmekatalog erarbeitet worden. Die Bestandsaufnahme aus naturschutzfachlicher Sicht beinhaltete zudem eine gutachterliche Erfassung und Bewertung einzelner Tiergruppen (Vögel, Tag- und Nachtfalter, Käfer) sowie der Baum-, Strauch- und Krautschicht. Diese Bestandsaufnahmen wurden durch Baumgutachten zu einer Vielzahl von Altbäumen vervollständigt. Nach Vorlage, Einsichtnahme und Diskussion sind die o.g. Gutachten als Arbeitsgrundlage durch die beteiligten Behörden und Eigentümer 1996 bestätigt worden. Im Rahmen des o.g. Modellvorhabens begannen ab 1997 die tatsächlichen Wiederherstellungsmaßnahmen. 1997 kam der Park Ulrichshusen als fünfte Anlage hinzu.


Ergebnisse und Diskussion

1. Landschaftspark Putbus: Insgesamt konnten etwa 4.500 m3 Schutt und Füllboden aus dem Park beseitigt werden. Gleichzeitig wurde die Vernässung alter Eichenstandorte durch starkes Hangdruck-wasser und Schmutzwasser unterbunden. Sichtachsen zum Rügischen Bodden wurden wiederhergestellt. Baumpflegemaßnahmen im Trauf-, Stamm- und/oder Kronenbereich erfolgten an etwa 150 dendrologisch wertvollen Alt-Bäumen. Die Bedeutung des Alt- und Totholzes im Park hat großen Einfluss auf die Vogel- und Insektenarten: Von den insgesamt 43 im Park kartierten Brutvogelarten sind 50 % Höhlenbrüter; zwei der seltenen Holzkäferarten wurden erstmals für Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen (Uloma culinaris und Ctesias serra).

2. Wallanlagen und Stadtwald der Hansestadt Stralsund: Die Wiederherstellungsmaßnahmen konzentrierten sich auf die historisch wertvollen Wallanlagen. So wurde die Feldsteinmauer an der nördlichen Küterbastion einschließlich der historischen Treppe und des Gehweges wiederhergestellt. Mit der Wiederherstellung der historischen Garten- und Parkanlage Wulflamufer wurde begonnen. Natur-schutzfachliche Maßnahmen (z.B. Förderung seltener Baumarten) sollen im Stadtwald in den kommenden Jahren durchgeführt werden.

3. Schlosspark Remplin: Im Rahmen von Maßnahmen wurden der Schwanenteich, der Lange Kanal und der Breite Kanal wiederhergestellt. Dadurch ist es gelungen, das parkprägende Element des Wassers wieder stärker im Park aufleben zu lassen. Dies kam auch dem vorwiegend alten Baumbestand im Park zugute. Im Ergebnis der faunistischen Erhebungen ist bemerkenswert, dass in dem nur etwa 9 ha großen Park 163 Käferarten nachgewiesen wurden, wobei davon 63 Arten Holzbewohner sind; darunter z.B. auch der in Mecklenburg-Vorpommern im Bestand als stark gefährdet geltende Kleine Eichenbock (Cerambyx scopoli). Unter den 118 kartierten Nachtschmetterlingen wurden ebenfalls mehrere seltene Arten nachgewiesen, die entweder an alten Laubbäumen oder an Schilf gebunden sind. Dazu zählt z.B. die kleine Spannerart Eupithecia egenaria. Von den 44 beobachteten Vogelarten brüten 29 im Park, darunter die für Mecklenburg-Vorpommern als gefährdet eingestufte Art Dendrocopos medius (Mittelspecht). Aufgrund der Vielfalt der an Alt- und Totholz gebundenen und nachgewiesenen Arten erfolgten bis lang keine größeren Baumpflegemaßnahmen an Altbäumen. Bemerkenswert ist das Vorkommen der in der Bundesrepublik Deutschland seltenen Pflanze Geranium phaeum (Brauner Storchschnabel).

4. Schlosspark Ulrichshusen: Im Park hatten Maßnahmen der Denkmalpflege Vorrang, um den Charakter der einzigen in Mecklenburg-Vorpommern noch relativ gut im Original erhaltenen Renaissance-Wasserschlossanlage zu festigen. So wurden alle Teichanlagen im Park wiederhergestellt. Aus naturschutzfachlicher Sicht erfolgte die Neuanpflanzung einer Ebereschenallee. Die Eberesche zählt in Mecklenburg-Vorpommern zu den seltenen Alleebaumarten.

5. Gutspark Gützkow (bei Altentreptow): Mit der Wiederherstellung der Teichanlagen wurde begonnen. Allein aus einem Uferbereich wurden bisher 1.970 m3 Bauschutt und Hausbrandasche beseitigt. Mehrere Pflegemaßnahmen wurden an den Altbäumen in den Alleen durchgeführt wie z.B. der Einbau von Kronensicherungssystemen in den Lindenalleen. Eine etwa 120-150 Jahre alte Hainbuchenhecke wurde gepflegt. Bemerkenswert ist aus naturschutzfachlicher Sicht, dass in dem nur 5 ha großen Park 165 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen wurden.

Das o.g. Modellvorhaben hat im Rahmen des Landesparkprogramms dazu beigetragen, dass sich eine Zusammenarbeit zwischen den Denkmalpflege- und Naturschutzbehörden unter Einbeziehung bzw. Mitfinanzierung der Eigentümer entwickeln konnte. Modellhaft war an dem o.g. Projekt, dass eine fachübergreifende Zusammenarbeit stattfand und diese zur Beseitigung von Umweltschäden und zur Erhaltung von fünf national bedeutsamen Parkanlagen unter Berücksichtigung der Belange Naturschutz/Denkmalpflege beigetragen hat.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Verlauf und die Ergebnisse des Landesparkprogramms einschließlich des o.g. Modellvorhabens werden im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Soweit dies die Ausstellungstafeln für den Schlosspark Putbus betrifft, erfolgte eine erste Präsentation bereits am 23. Mai 2002 in Putbus. Die Ausstellungstafeln zu den anderen vier Anlagen soll noch bis Ende 2002 fertiggestellt werden.


Fazit

Es hat sich gezeigt, dass die Umsetzung einzelner Maßnahmen mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich angenommen wurde. Dies hat vor allem finanzielle Ursachen. Trotz der finanziellen Engpässe sollte es Ziel sein, das Programm in zwei oder drei neuen Anlagen fortzuführen. Gleichzeitig muss die Öffentlichkeit über die denkmalpflegerische und naturschutzfachliche Bedeutung der historischen Parkanlagen weiter sensibilisiert werden. Langfristiges Ziel sollte es zudem sein, einen Prozess in der Gesellschaft zu fördern, bei dem die Erhaltung und Pflege historischer Parkanlagen zu einem kulturellen Grundbedürfnis wird.

Übersicht

Fördersumme

88.959,67 €

Förderzeitraum

20.05.1997 - 31.05.2002

Bundesland

Mecklenburg-Vorpommern

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz