Projekt 12368/01

Evaluation der Orientierungsberatungsprogramme

Projektträger

Universität des SaarlandesLehrstuhl für SoziologieFachrichtung 5.2 Soziologie
66041 Saarbrücken
Telefon: 0681/302-3372

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Als Soforthilfe für die neuen Bundesländer unterstützte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zwischen 1991 und 1996 mit rd. 25 Mio. Euro den Aufbau einer Umweltberatungsinfrastruktur bei den neugegründeten Handwerks-, Industrie- und Handelskammern, verschiedenen Einzelgewerkschaften und der Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern sowie die Vermittlung von fast 10.000 Beratungen privater Ingenieurbüros bei Kommunen sowie kleineren und mittleren Unternehmen. Im Rahmen des Projekts Evaluation von Umweltberatung in den neuen Bundesländern wurden diese geförderten Umweltberatungsprogramme im Auftrag der DBU evaluiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Evaluation hatte zum Ziel, die interne und externe Nachhaltigkeit der Wirkungen der Programme der verschiedenen Trägerorganisationen zu überprüfen. Unter der internen Nachhaltigkeit werden diejenigen Programmwirkungen verstanden, die zu dauerhaften Veränderungen innerhalb einer Durchführungsorganisation geführt haben (z.B. die dauerhafte Einführung einer Umweltberatungsstelle). Die externe Nachhaltigkeit bezeichnet dagegen diejenigen Programmwirkungen, die zu dauerhaften Diffusionseffekten außerhalb der Durchführungsorganisation geführt haben (z.B. die Verbreitung der im Beratungsprogramm empfohlenen Umwelt-Innovationen).
Die Schwerpunkte der im Projekt bearbeiteten Aufgaben sind eine Dokumentation und Typologisierung der von den verschiedenen Trägern durchgeführten Programme in ihrem prozessualen Verlauf, eine Analyse der Wirkungen der Umweltberatung innerhalb der Trägerorganisationen sowie der Wirkungen der Umweltberatung bei den Zielgruppen (Unternehmen, Kommunen, Arbeitnehmer) und das Erarbeiten von Empfehlungen aus den gewonnenen Erfahrungen.
Im Rahmen der ex-post Evaluation wurden neben einer umfassenden Analyse aller vorliegender Dokumente rund 80 Leitfaden gestützte Intensivinterviews mit allen Beteiligten durchgeführt und knapp 1500 beratene und nichtberatene (Kontrollgruppe) Unternehmen und Kommunen telefonisch befragt.


Ergebnisse und Diskussion

Ein wesentliches Ziel der DBU war es, durch die institutionelle Förderung der Träger den dauerhaften Aufbau leistungsfähiger Strukturen zu ermöglichen, um den Zielgruppen ein sich verändernden Bedürfnissen angepasstes Umweltberatungsangebot zur Verfügung zu stellen (interne Nachhaltigkeit). Die Projektträger sollten hierzu eine den Zielgruppenbedürfnissen entsprechende Beratungskonzeption entwickeln und erproben. Grundlage dafür ist neben einer funktionierenden und angepassten Organisationsstruktur die angemessene Einbindung in bestehende und neu aufzubauende Netzwerke sowie entspre-chende Ressourcen. Die Fördermittel sollten dabei als Anschubfinanzierung dienen und die Kosten der Umweltberatung nach Förderende von den jeweiligen Trägern aus den eigenen Mitteln getragen werden. Daneben zielte das Programm darauf ab, über die finanzielle Unterstützung von Beratungsleistungen dauerhafte Veränderungen mit einer möglichst umfassenden Breitenwirkung bei den Zielgruppen zu erreichen. Denn generell ist es zentrale Aufgabe von Umweltberatung, einen Beitrag zur Lösung konkreter Umweltprobleme zu leisten und geeignete Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung des erreichten Standards zu implementieren (externe Nachhaltigkeit). Voraussetzung für eine Breitenwirkung des Programms ist die Verbreitung von Informationen über die Fördermöglichkeiten unter den Zielgruppen und natürlich die Umsetzung der Maßnahmen - wobei dies wiederum von der Qualität der Beratungsleistungen abhängig ist. Der Beratungserfolg dokumentiert sich in der subjektiven Einschätzung des Beitrags zur Lösung von konkreten Umweltproblemen durch die Zielgruppen. Nachhaltige Wirkungen sind dann zu verzeichnen, wenn sich durch die Beratungen dauerhafte Veränderungen im Stellenwert des Umweltschutzes bei den Zielgruppen ergeben. Im vorliegenden Fall interessierten daneben die Auswirkungen auf den sich erst konstituierenden Umweltberatungsmarkt in den neuen Bundesländern.
Die Gesamtbilanz des Förderprogramms zum Evaluationszeitpunkt ist ausgesprochen positiv. Es ist gelungen, eine flächendeckende Umweltberatungsinfrastruktur in den neuen Bundesländern aufzubauen und in den Trägerorganisationen zu verankern. Durch die Förderung von Umweltberatungsleistungen selbständiger Beratungsfirmen konnten mehrere tausend ostdeutsche Handwerksbetriebe, kleine und mittlere Unternehmen sowie Kommunen bei einer Bestandsaufnahme ihrer Umweltprobleme unterstützt werden und in fast allen Fällen erfolgte eine Implementation sinnvoller Maßnahmen zur Beseitigung der Probleme. Daneben hat das Programm zur Konsolidierung des Umweltberatungsmarktes in den neuen Bundesländern beigetragen und den Bestand eines breiten und hochqualifizierten Beratungsangebots zum Teil sichern können. In den meisten Trägerorganisationen hat sich die Beschäftigung mit Umwelt-fragen erhöht und bei einigen Gewerkschaften und Handwerkskammern wurden Umweltthemen in das Standardausbildungsprogramm aufgenommen.
Weniger erfolgreich sind die Wirkungen des Programms bei den Gewerkschaften und der Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern zu beurteilen. Auch für Kommunen konnten Beratungs- und Vermittlungsleistungen nicht dauerhaft institutionalisiert werden. Zudem gingen von dem Programm weniger Impulse für Existenzgründungen aus als ursprünglich erwartet.
Trotz dieser Mängel gibt es jedoch keinen Anlass, die grundsätzlich positiven und nachhaltigen Wirkungen des Förderprogramms in Zweifel zu ziehen. Dies ist insbesondere angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in den neuen Bundesländern ein bemerkenswerter Erfolg.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der Tagung Umweltberatung und Nachhaltigkeit im Mai 2000 wurden die Ergebnisse einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Eine Dokumentation der Tagung findet sich in: STOCKMANN, R.; URBAHN, J. (Hrsg.) 2001: Umweltberatung und Nachhaltigkeit: Dokumentation einer Tagung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück, 28./29. Mai 2000, Berlin: Erich Schmidt.
Eine ausführliche Beschreibung der theoretischen und methodischen Grundlagen der Evaluation und ihrer Ergebnisse sowie daraus abgeleitete Empfehlungen für künftige Förderprogramme finden sich in: STOCKMANN, R. U.A. 2001: Nachhaltige Umweltberatung: Evaluation eines Förderprogramms der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Opladen: Leske + Budrich.


Fazit

Zum Evaluationszeitpunkt bestand weiterhin ein großer Bedarf an geförderter Umweltberatung, der sich in dem großen Interesse an einer Neuauflage eines solchen Programms äußerte. Dabei sollten jedoch folgende konzeptionelle Änderungen berücksichtigt werden: Gefördert werden sollten nicht nur die Beratungen, sondern auch die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen - dadurch würde sich der maximale Förderbetrag erhöhen. Zudem sollten verschiedene Themen förderfähig sein und statt Orientierungs- sollten heute vielmehr Schwerpunktberatungen gefördert werden.

Übersicht

Fördersumme

373.685,85 €

Förderzeitraum

01.09.1997 - 16.10.2001

Bundesland

Alte und Neue Bundesländer

Schlagwörter

Alte und Neue Bundesländer
Landnutzung
Umweltkommunikation