Projekt 12316/01

Durchführung des Projekts Modell einer Bildung zur Nachhaltigkeit durch Integration von umwelt- und entwicklungspolitischer Bildung

Projektträger

Planungswerkstatt für Stadtentwicklung e. V.
Schweidnitzer Str. 13
28237 Bremen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufbau eines Netzwerkes in der Bundesrepublik zu einer Bildung für Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 durch Zusammenführung von Einrichtungen aus der Umweltbildung sowie dem Globalen Lernen. Die gegenwärtige Diskussion um eine Bildung für Nachhaltigkeit ist in beiden Bildungsbereichen stark geprägt durch eine Orientierung auf die eigenen Inhalte und Methoden; ein Austausch zwischen der Umweltbildung und dem Globalen Lernen findet nur selten - wenn überhaupt - statt.
Ziele des Vorhabens sind somit: Weiterentwicklung von Ansätzen einer Bildung für Nachhaltigkeit durch Integration von Umweltbildung und Globalem Lernen unter Orientierung auf Modelle von partizipatorischem Lernen in der Region; Einblick in den gegenwärtigen Stand der Umsetzung der Rio-Beschlüsse in Bildungsarbeit .


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Projekt Mobile 21 - wie das Vorhaben betitelt wurde - haben sich rund 19 staatliche und nicht-staatliche Einrichtungen aus der Umweltbildung und dem Globalen Lernen zusammengefunden, die Schulen unterstützen. Eine Mischung aus Ost-, West-, Nord- und Süddeutschland war gegeben. Vielen weiteren interessierten Einrichtungen war eine Mitarbeit wegen zu großer Arbeitsbelastung leider nicht möglich.
Die beteiligten Einrichtungen haben an einem Besuchsprogramm teilgenommen, das dazu diente, die Arbeit des jeweils anderen Bildungsbereiches intensiver kennenzulernen sowie durch diese Kontakte Anregungen für die eigene Arbeit zu gewinnen und auch zu Kooperationen zu kommen. Jede Einrichtung erhielt einmal Besuch von KollegInnen aus zwei anderen Einrichtungen aus verschiedenen Bundesländern und besuchte zwei Einrichtungen in anderen Bundesländern. Die Besuchergruppen waren jeweils unterschiedlich zusammengesetzt, es trafen immer KollegInnen aus der Umweltbildung und dem Globalen Lernen aufeinander.
Die Besuche sowie die Berichte darüber folgten einem vorab gemeinsam erarbeiteten Leitfaden, der das Augenmerk vor allem auf folgende Fragen richtete: Wie stellen sich die Rahmenbedingungen der Arbeit mit Schulen dar? Wie wird in den Inhalten auf die Anforderungen der Agenda 21 reagiert, gibt es Ansätze zu einer Integration von Umweltthemen und Nord-Süd-Fragen? Gibt es Ansätze und Chancen einer Veränderung schulischer Regelpraxis durch die Arbeit der Einrichtungen? Was sind Beispiele für eine gute Praxis?


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt war nach Einschätzung aller beteiligten Einrichtungen von besonderer Bedeutung für die Partner. Das Kennenlernen der Ansätze und Praxis des jeweils anderen Bildungsbereiches (Umwelt/Globales Lernen) erbrachte nicht nur neue Erkenntnisse und Ideen, vor allem wurden Gemeinsamkeiten - trotz unterschiedlicher Traditionen - auf verschiedenen Ebenen deutlich:
Fast alle Einrichtungen sind in Lokale-Agenda-Prozesse eingebunden, wobei die Umweltfragen hier allerdings wesentlich dominater sind als Fragen globaler Gerechtigkeit; es sind intensive Überlegungen erforderlich, in welcher Weise globale Bezüge stärker eingebracht werden können. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder die Frage nach der Motivation für ein Engagement für globale Probleme aufgeworfen, - ein pädagogisches Problem, das im Hinblick auf eine Bildung für Nachhaltigkeit weiterer Bearbeitung bedarf.
Gemeinsame Schwierigkeiten bestehen in bezug auf die Zusammenarbeit mit Schulen; hier wurde eine kontinuierliche Begleitung von Schulen als sinnvoller erachtet, um zu Veränderungen zu kommen, als sich auf kurzfristig angelegte Angebote zu beschränken. Dies berührt insbesondere die Frage nach der Partizipation der Lernenden sowie auch der Öffnung von Schulen, da dies strukturelle schulorganisatorische Probleme anspricht und auch die Frage nach dem Rollenverständnis des Lehrenden aufwirft.
Deutlich wurde durch die Erfahrungen während der Besuche, daß die unterschiedlichen inhaltlichen Einstiege durchaus in dieselben Lösungsansätze münden können: Ob der Ausgangspunkt nun z.B. die Obststreuwiese ist oder der globale Früchtemarkt, so können beide Lernprozesse in die Erkenntnis münden, das eine regionale Kreislaufwirtschaft anstrebenswert ist.
Es ergaben sich im Laufe der Besuche auch eine Fülle an Gelegenheiten, voneinander zu lernen: Für Umweltbildner ist eine Einbeziehung von globalen Aspekten in die thematische Aufarbeitung noch recht fremd. Auch besteht das (Vor)urteil, daß hier die bewährte unmittelbare Begegnung mit dem Lerngegenstand nicht möglich sei. Die KollegInnen des Globalen Lernens können hier eine Vielzahl an methodischen und inhaltichen Anregungen geben. Z.B. mangelt es dem weit verbreiteten Thema Energiesparen an Schulen vielfach an einer Einbettung in Fragen der globalen Klimaveränderung und ihrer Konsequenzen für verschiedene Regionen der Erde, oder aber das Thema ökologisch produzierte Kleidung kann nur mit Blick auf die Herkunftsländer und die dortigen Produktionsbedingungen umfassend und angemessen behandelt werden. Die unmittelbare Begegnung findet hier über Objekte und Produkte, über kulturelle Ausdrucksformen und Lebensstile statt.
Auf der anderen Seite haben die Umweltpädagogen traditionell eine wesentlich stärkere Orientierung auf die eigene Region und die dortigen Einfluß- und Handlungsmöglichkeiten. Dies bedeutet einen Erfahrungsschatz, der für die KollegInnen des Globalen Lernens an Bedeutung gewinnt, je mehr sie sich in die Prozesse der Lokalen Agenda einbringen bzw. Schulen dabei unterstützen, sich hier einzubringen.
In bezug auf Fragen der Partizipation der Lernenden - insbesondere mit Blick auf eine Stärkung dieser Anforderung im schulischen Alltag - haben beide Bildungsbereiche einen erheblichen Entwicklungsbedarf. Außerhalb der Schule finden sich anregende Modelle einer Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an den Entwicklungsprozessen in einer Region oder Stadt. Diese Modelle auch für Schulen nutzbar zu machen, bedeutet eine Herausforderung für eine Bildung für Nachhaltigkeit und alle die Schule unterstützenden Einrichtungen.
Ausgehend von diesen Erfahrungen von Gemeinsamkeiten haben sich im Rahmen von Mobile 21 erste Kooperationsprojekte entwickelt: Gegenseitige Fortbildungen, Einbeziehung des jeweils anderen Bildungsbereiches in Veranstaltungen und Seminare, aber auch: Lesetournee mit Autoren aus Drittwelt-Ländern durch Umweltzentren oder Kunstprojekt zum Verhältnis Mensch und Umwelt unter Anleitung eines indianischen Künstlers u.ä. Hier gilt es weiter zu arbeiten, um Praxisbeispiele zu spezifischen Themen zu entwickeln, die für Schulen und andere Bildungsträger anregende und nutzbare Modelle einer Bildung für Nachhaltigkeit präsentieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der projektinterne Rundbrief MOBILETTER wurde z.T. im Internet präsentiert. Auch der vorliegende Abschlußbericht wird hier eingestellt werden (www.mobile 21.de). Eine Präsentation von Mobile 21 auf der Didacta 2000, Sonderschau Globales Lernen, ist in Vorbereitung.


Fazit

Der Ansatz von Mobile 21, Umweltbildung und Globales Lernen in einen intensiven Kontakt zu bringen, hat sich bewährt. Bereits im Verlauf des einen Jahres haben sich Synergieeffekte angedeutet, die eine weitere Kooperation, als fruchtbar erscheinen lassen. Die Zusammenführung von Einrichtungen der Schulunterstützung hat eine Vielfalt an gemeinsamen Schwierigkeiten aufgezeigt denen sich eine Bildung für Nachhaltigkeit, die nicht nur durch zukunftsorientierte Inhalte, sondern auch durch innovativ strukturierte Lernprozesse gekennzeichnet ist, zuwenden muß.
Nun geht es darum, in enger Zusammenarbeit mit den Schulen Projekte, Unterrichtsvorhaben und praxisnahe Modelle einer Bildung für Nachhaltigkeit zu konkretisieren.

Übersicht

Fördersumme

92.032,54 €

Förderzeitraum

01.01.1998 - 27.07.1999

Bundesland

Bremen

Schlagwörter

Umweltkommunikation