Projekt 12181/01

Modellvorhaben zur Rettung umweltgeschädigter Malereien im Schloß Altenkamp/Niedersachsen

Projektträger

Stadt Papenburg- Bauamt -
Hauptkanal rechts 68/69
26871 Papenburg
Telefon: 04961/82-263

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Malereien in der Eingangshalle des Baudenkmals Altenkamp in Papenburg-Aschendorf sind stark geschädigt. Im Rahmen des Modellvorhabens sollen die spezifischen Belastungsfaktoren des historischen Innenraumes und seines Umfeldes untersucht und restauratorisch bearbeitet werden. Die gesamte Maßnahme soll sowohl in umweltspezifischer, kunsthistorischer und restauratorischer Hinsicht von einem Projektteam begleitet werden mit dem Ziel, die hier gewonnenen Erkenntnisse auf die Restaurierung vergleichbarer Schadensbilder anwenden zu können. Von besonderer Bedeutung ist hier die Erfassung der umweltrelevanten Parameter.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUnter der fachwissenschaftlichen Begleitung durch das Nds. Landesamt für Denkmalpflege wird die Stadt Papenburg in Zusammenarbeit mit Restauratoren und weiteren Wissenschaftlern ein Arbeitsprogramm entwickeln, das dazu dienen soll, die in ihrem Bestand stark gefährdeten Malereien in der Eingangshalle des Hauses Altenkamp in Papenburg-Aschendorf zu restaurieren und die im Zuge der Projektbearbeitung gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich auszuwerten mit dem Ziel, Arbeitshilfen für ähnlich gelagerte Sanierungsmaßnahmen zu erlangen. Hierbei wird in verschiedenen Arbeitsschritten vorgegangen, die im einzelnen abgestimmt werden. Zur Erreichung des angestrebten Untersuchungszieles sollen folgende wesentlichen Arbeitsschritte durchgeführt werden:
Vorbereitende logistische Arbeiten, die Auswertung vorhandener Unterlagen, die Entwicklung alternativer Konzepte zur Schadenserfassung, eine generalisierende Bestands- und Zustandserfassung sowie maßnahmenbegleitende alternative Konzepte zur Schadenserfassung mit einer nachfolgend zerstörungsarmen restauratorisch-naturwissenschaftlichen Untersuchung. Hierbei ist von Bedeutung die Erfassung der Umgebungsparameter (Klima und Immissionen). Nach der vollständigen Erhebung aller vorhandenen Daten erfolgt die Erarbeitung eines Konservierungskonzeptes auf Probeflächen am Objekt. Abschließend erfolgt die Durchführung aller restauratorischen Maßnahmen sowie deren Präsentation mit einer entsprechenden Schlußpublikation.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen der 1999 abgeschlossenen Restaurierung waren grundlegende restauratorische, naturwissenschaftliche sowie kultur- und kunstgeschichtliche Untersuchungen und Analysen erforderlich, die wegen ihres Umfanges hier nur stichwortartig wiedergegeben werden können:

1. Im Rahmen der Anamnese kulturgeschichtliche und denkmalpflegerische Forschungen unter besonderer Berücksichtigung der Umweltparameter an der bedeutenden Raumausstattung des Entrées.

2. Dokumentation der früheren Eingriffe sowie Bestandserfassung und Zustandsbeschreibung der Malereien des Entrées, dabei detaillierte flächendeckende Schadenskartierung sowie Piloterprobung von Multispektralanalysen unter restauratorischen / denkmalpflegerischen Gesichtspunkten.
2.1. Wandmalereien
2.2. Leinwandmalereien
2.3. Hölzerne Einbauten
2.4. Decke

3. Analyse des technologischen Aufbaues der Malereien und der verwendeten Materialien.
3.1. Erste Raumgestaltung
3.2. Zweite Raumgestaltung

4. Restauratorische / naturwissenschaftliche Untersuchungen sowie deren Auswertung.
4.1. Ergebnisse und Auswertung der Salzanalysen
4.2. Ergebnisse und Auswertung der Mörtelanalysen
4.3. Ergebnisse und Auswertung der Sieblinienbestimmung des Zuschlages
4.4. Untersuchungen zur Salz- und Feuchtebelastung des Mauerwerkes (Bohrkernproben)
4.5. Bindemittelanalysen
4.6. Auswertung von Anschliffen
4.6.1. Wandmalereien
4.6.2. Leinwandmalereien
4.6.3. Fassungen an den hölzernen Einbauten
4.7. Reinigungstests
4.8. Mikrobiologische Untersuchungen
4.9. Raumklimatische und feuchtetechnische Untersuchungen
4.10. Funktionsüberprüfungen der Hinterlüftung der bemalten Leinwände (Strömungsversuche)
4.11. UV-Fluoreszenzuntersuchungen
4.12. IR-Untersuchungen

5. Erstellung eines detaillierten Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes.
5.1. Wandmalereien
5.1.1. Ergänzung und Festigung der Mörtel
5.1.2. Abnahme von Belägen
5.1.3. Reinigung der Malschicht, dabei Lösungsmittelversuche zur Abnahme des Firnisses und der Ver-bräunungen
5.1.4. Festigung der Malschichten
5.1.5. Interdisziplinäre Erarbeitung eines ästhetisch befriedigenden Konzeptes für die Retusche
5.2. Leinwandmalereien
5.2.1. Konservatorische und restauratorische Bearbeitung der Leinwandmalereien


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet eine Veröffentlichung der Arbeitsschritte und der Arbeitsergebnisse in geeigneter Form. Eine publikumswirksame CD ist inzwischen fertiggestellt worden und wird auf einem Info-Punkt den Besuchern des Hauses Altenkamp präsentiert.


Fazit

Durch den gebündelten Einsatz von Mitteln des Landes Niedersachsen, der Kommune sowie der Umweltstiftung und privater Sponsoren ist ein Forschungs- und Modellvorhaben auf den Weg gebracht worden, das wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die Restaurierung von Wandgemälden zum Ziel hat. Ein besonderer Wert ist hierbei auf die Erfassung umweltrelevanter Parameter gelegt worden. Neben der Gewinnung wissenschaftlicher Daten sowie in der Denkmalpflege anwendbarer Arbeitsschritte steht als gleichwertiges Ergebnis die Rettung und Restaurierung eines besonderen Kultur- und Baudenkmals im nördlichen Emsland.

Übersicht

Fördersumme

101.579,89 €

Förderzeitraum

01.10.1997 - 31.05.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik