Projekt 11842/01

Nutzung der arbuskulären Mykorrhiza-Technologie in der gartenbaulichen Praxis

Projektträger

Institut für Pflanzenkultur e. K.
Solkau 2
29465 Schnega
Telefon: 05842/472

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Arbuskuläre Mykorrhizapilze (AMP) haben für ihre pflanzlichen Symbiosepartner Wirkungen, die verfa-renstechnische Vorteile für den Produzenten gartenbaulich genutzter Pflanzen mit sich bringen (z.B. eine Kulturzeitverkürzung und dadurch theoretisch Energieeinsparungen in der Frühjahrskultur). Als obligat biotrophe Mikroorganismen können die symbiontischen AMP großtechnisch bislang nur auf den Wurzeln lebender Pflanzen vermehrt werden. Spontan auftretende Begleitorganismen (faunistische Komponenten, Pflanzen, Bakterien, Pilze usw.) können deshalb bei der Herstellung von AMP-Inokulum mitvermehrt und anschließend auf Zielkulturen übertragen werden. Zu ihrer präventiven Kontrolle werden gewöhnlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Ihre Verwendung widerspricht dem Grundgedanken des als umweltschonenden Pflanzenstärkungsmittels konzipierten produziertem AMP-Inokulums. Wegen der Absicht der beteiligten Betriebe, die Mykorrhizatechnologie in ihre jeweiligen Pflanzenproduktionsverfahren nach-haltig zu integrieren, müssen im Rahmen dieses Projektes vorab folgende drei Ziele erreicht werden:
1. Umweltschonende Produktion von AMP-Inokulum in Pflanzerden in großtechnischem Maßstab
2. Entwicklung von Qualitätskontrollstandards zur Beschreibung der Wirksamkeit und Belastung des produzierten Inokulums
3. Praxisgerechter Einsatz des produzierten Inokulums an in vitro vermehrten Heilpflanzen bei einem Pflanzenproduzenten (IFP) und an Zierpflanzen im Betrieb eines Jungpflanzenherstellers (Chr. Eggers) bzw. in einem Floristik-Endverkaufsbetrieb (Symbionta).


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden(Details s. Kennblatt 1998)
1. Herstellung umweltschonenden Inokulums arbuskulärer Mykorrhizapilze.
2. Kontrolle von Kontaminationen und Bestimmung der Wirksamkeit sowie quantitativer Kennzahlen (z.B. Anzahl besiedelnder Einheiten) des Inokulums.
3. Praktischer Einsatz des produzierten Inokulums an verschiedenen Kulturen der beteiligten Betriebe.
4. Studien zur Übertragbarkeit und Schadensschwelle im produzierten Inokulum aufgefundener, potentieller Schadorganismen auf die Zielkulturen (15 Zierpflanzensorten, Baptisia tinctoria).
5. Wiederholung von Pkt. 1-4; ggf. mit modifizierten Kulturparametern. Juni 1999 - März 2000.
6. Evaluierung der Ergebnisse unter den Aspekten der Umweltanalyse (Energieeinsparung durch den AMP-Einsatz, Reduzierung von Abfall usw.) und allgemeine ökonomische Bewertung der Maßnah-me; Januar - Februar 2000.
7. Parallel zu Pkt. 6 allgemeine biologische, speziell populationsökologische Auswertung der Versuche und Publikation der Ergebnisse, Abfassung des Abschlußberichtes; März-Juni 2000.


Ergebnisse und Diskussion

Im zweiten Jahr des Projektes wurden die Experimente des ersten Jahres bei gleichzeitiger Vergrößerung des Umfanges sowohl der Inokulumsproduktion als auch des AMP-Einsatzes wiederholt. Damit wurden die Grundlagen für eine nachhaltige Etablierung der Mykorrhizatechnologie in den beteiligten Be-trieben gelegt. Die umweltschonende AMP-Inokulumsproduktion im Jahre 1999 führte wie im Vorjahr zu qualitativ hochwertigem Pilzmaterial, mit dem die Versuche im Jahr 2000 durchgeführt werden konnten. Durch Gute Gartenbauliche Praxis war der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln während der Inokulumsproduktion erneut unnötig. Geringfügige Modifikationen des Vermehrungssystems führten zu einer Verbesserung der Vorhersagbarkeit der AMP-Wirksamkeit beim späteren Einsatz. Die Methodik der Qualitätskontrolle des Inokulums erwies sich in der Wiederholung als geeignet, eine sichere Anwendung des Inokulums ohne Auftreten von schaderregenden Kontaminationen an Zielpflanzen zu gewährleisten. Das hier erarbeitete Qualitätskontrollverfahren wird als Standard auf europäischer Ebene (COST Action 838) diskutiert. Bei der Produktion von Baptisia tinctoria im eigenen Betrieb gab es witterungsbedingt so wenig Pflanzenverluste wie seit 1995 nicht mehr. Trotzdem traten klonabhängig bis zu 24 % Verringerung der Ausfälle auf. Die Ökobilanz der Produktion von B. tinctoria konnte damit wirkungsvoll verbessert werden. In der Zierpflanzenproduktion zeigte sich keine vollständige Wiederholung des Einsatzerfolges des Vorjahres. Die optimalen Wachstumsbedingungen im Frühjahr 2000 und die warme Witterung im Zeitraum des Hauptabverkaufes im Endverkaufsbetrieb liessen keine Wuchsförderung und Standzeitverkür-zung der mykorrhizierten Pflanzen erkennen, doch trat ein Sichtbarwerden der AMP-Wirkungen beim Endverbraucher ein.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Beiträge in Zeitschriften/Bücher
Feldmann, F., Hutter, I., Niemann, P., Weritz, J. , Grotkass, C. und Boyle, C., 1999: Einbindung der Mykorrhizatechnologie in die Heil- und Zierpflanzenproduktion sowie den Endverkauf. Mitteilungen der Biologischen Bundesanstalt, 06/99 akzeptiert
Feldmann, F., 1999: Mykorrhizaeinsatz im Pflanzenbau. Deutscher Gartenbau, 17, 24-26
Feldmann, F., 1998: Qualität von Inokulum arbuskulärer Mykorrhizapilze. Deutscher Gartenbau 24, 34-36
Feldmann, F., 1998: Arbuskuläre Mykorrhiza im Gartenbau. Thalacker-Medien, Braunschweig, ISBN 3-87815-109-8Vorträge
Feldmann, F., 1999: Einbindung der Mykorrhizatechnologie in die Praxis des Zierpflanzenbaus. 1. Tagung der Arbeitsgruppe Mykorrhizaanwendung des Arbeitskreises Deutscher In Vitro Kulturen (ADIVK), 02.06.99, Solkau
Hutter, I., Grotkass, C., Feldmann, F., 1999: Erfahrungen in der Praxis mit dem Einsatz von arbuskulären Mykorrhizasymbiosen in der Produktion der in vitro-vermehrten Heilpflanze Baptisia tinctoria. 1. Tagung der AG Mykorrhizaanwendung des Arbeitskreises Deutscher In Vitro Kulturen (ADIVK), 02.06.99, Sol-kau
Feldmann, F., 1999: Perspektiven des Mykorrhizaeinsatzes im Pflanzenbau Deutschlands. 1. Jahrestagung der Freunde und Förderer der Angewandten Mykologie e.V., Krefeld, 17.04.99, Vortrag anläßlich der Förderpreisverleihung
Hutter, I., Grotkass, C., Feldmann, F., 1999: Vorläufige Ökobilanz des Einsatzes arbuskulärer Mykorrhiza bei der Produktion von Baptisia tinctoria. 4. Workshop Anwendung arbuskulärer Mykorrhizatechnologie 14.-15.01.99, BBA, Braunschweig
Feldmann, F., 1998: Arbuskuläre Mykorrhizasymbiosen an Heil- und Gewürzpflanzen in Deutschland. Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller (AG Arzneipflanzenanbau) FAH, 06.11.98, Bonn
Feldmann, F., 1998: Anwendung von Mykorrhizapilzen bei in vitro- vermehrten Pflanzen13. Tagung des Arbeitskreises Deutscher In Vitro Kulturen (ADIVK), 17.-18.09.98, Bingen
Feldmann, F., 1998: Möglichkeiten der Nutzung arbuskulärer Mykorrhizapilze im integrierten Pflanzenbau3. Workshop Anwendung arbuskulärer Mykorrhizatechnologie, 23.04.98, Institut für Pflanzenkultur, Solkau
Feldmann, F., Grotkass, C., Boyle, C., Hutter, I. 1998: Quality control of commercial arbuscular mycorrhizal inoculum. COST Meeting 06.-08.04.98, Southampton, Action 821
Poster
Grotkass, C.; Hutter, I.; Boyle, C. und Feldmann, F., 1999: Begleitorganismen bei der Massenproduktion arbuskulärer Mykorrhizapilze in Torfsubstrat. 36. Gartenbauwissenschaftliche Tagung, 3.-5.3.1999, Dresden.


Fazit

Die Integration der Mykorrhiza in konventionelle, voll optimierte Pflanzenproduktionsprozesse wird vom Jungpflanzenhersteller nur dann vorgenommen werden, wenn der Kunde/Endverbraucher mit mykorrhizierten Pflanzen positive Erfahrungen gemacht hat. In jedem Fall ist die Wirksamkeit und phytosanitäre Unbedenklichkeit des Inokulums gegeben. Die umweltschonende Produktion von AMP-Masseninokulum ist unproblematisch möglich. Eine Markteinführung von Inokulum ist in Vorbereitung. Eine Ausweitung der Technologie auf in vitro vermehrte Pflanzen wird als sehr aussichtsreich erachtet. Eine Vermehrung von AMP in Sterilkultur ist in Planung.

Übersicht

Fördersumme

102.147,43 €

Förderzeitraum

01.07.1998 - 29.03.2001

Internet

www.mykorrhiza.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung