Projekt 11800/01

Themenpaket Umweltmediation in Deutschland – Implementierung der Umweltmediation in Deutschland

Projektträger

Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich e. V.
Röntgenstr. 31
53177 Bonn
Telefon: 0228/9516144

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es war zu prüfen, ob und unter welchen Umständen Umweltmediation in Deutschland dazu beitragen kann, umweltrelevante Konflikte außergerichtlich zu regeln, gegebenenfalls eine entsprechende Implementierung der Umweltmediation zu starten und so dazu beizutragen, den bestehenden Problemstau ab-zutragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Aufbau und Betrieb der Projektorganisation (Struktur und Ablauf)
2. Schaffung einer geeigneten Versuchsanordnung (Datenkranz)
3. Umfassende Information der Hauptzielgruppen über Umweltmediation (Wesen und Wirkung) - da Mediation häufig unbekannt
4. Analyse der besonderen gesellschaftlichen und rechtlichen Gegebenheiten und Entwicklungsmöglichkeiten für Umweltmediation und ähnliche Verfahren
5. Analyse der verfahrensfördernden und -hemmenden Elemente
6. Optimierung von Instrument und Akteuren durch Standardsetzung und Qualifizierung, um Anwendern Verfahrenssicherheit zu geben.
7. Interessenvertretung des Mediums bei Legislative (Politik) und Exekutive (Verwaltung aller Ebenen, insbesondere Bund) als Lobby (Verankerung der Mediation in Gesetzen und Durchführungsbestimmungen auf bundesrepublikanischer und EU-Ebene)
8. Überlegungen zur Fortführung der Arbeiten nach Auslaufen der Förderung auf der Basis der Machbarkeitsstudie


Ergebnisse und Diskussion

Verhältnismäßig kurzfristig nach Aufnahme der vollen Projektarbeit wurde die Notwendigkeit zu einer Feinabstimmung der Projektziele erkannt. Ein angesichts der langen Beschäftigung der AGU mit dem Thema Mediation überraschend geringer Bekanntheitsgrad der Mediation und in Deutschland weitgehend fehlende Praxis einer geregelten Mediation war es notwendig, verstärkte Informationsarbeit zu leisten und zum anderen musste das Untersuchungsziel modifiziert werden, indem vorrangig nicht die Implementierung der Mediation vorgenommen, sondern erst einmal die Möglichkeiten einer Implementierung untersucht werden mussten.
Um der bestehenden Begriffsverwirrung entgegen zu wirken und eine Verfälschung der Untersuchungsergebnisse zu vermeiden, musste am Anfang der Projektarbeit eine eindeutige Definition des Begriffes Mediation gestellt werden. So wurde Mediation als eine Spielart des Runden Tisches definiert, die mindestens folgende Wesensmerkmale aufweist: die Einbeziehung aller unmittelbar Problembetroffenen, die weitgehende Freiwilligkeit der Teilnahme, Ergebnisoffenheit in einem von den Betroffenen akzeptierten Umfang, die Form der selbstbestimmten Verhandlung und die Teilnahme eines (oder mehrerer) von allen Beteiligten anerkannten Mittlers. Diese Charakteristika haben sich durch Beobachtung und Analyse der Mediationspraxis in Deutschland und insbesondere den USA als erfolgreich und konstitutiv herausgestellt. Sie finden sich dementsprechend auch in der einschlägigen Fachliteratur.
Gemäß dem Postulat professioneller Konfliktforscher bzw. -regler, konfliktträchtige Situationen so früh wie möglich zum Gegenstand gemeinsamer Beratungen zu machen, wurde Mediation sowohl als Instrument der Konfliktregelung, als auch der Konfliktvermeidung verstanden.
Die Ausbildung war wegen der Intensität und Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung ein wichtiger Baustein auch für die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit innerhalb des Projekts. Sie wurde auf verschie-denen Ebenen angegangen, als Erarbeitung eines praxisorientierten auf 80 Unterrichtsstunden angelegten Ausbildungskonzepts für Umweltmediatoren, das mit der Fernuniversität Hagen verwirklicht wurde, und - mit Förderung des Bundesumweltamtes - als Studienbriefprogramm (Studienbrief plus Zwei-Tages-Seminar mit allen erforderlichen Seminarunterlagen - inklusiv Lehrvideo - zur Trainingsarbeit) für Nutzer der Umweltmediation.
Erwähnenswert ist auch die durch den Förderverein initiierte und betreute Forschungsarbeit. Der Förderverein fungierte dabei nicht nur als finanzieller Förderer, sondern häufig auch als Kontaktvermittler und Ideengeber für spezielle Themenstellungen, die in dieser Form sicherlich sonst nicht bearbeitet worden wären. Es wurden fünf Dissertationen und sechs Diplomarbeiten gefördert. Alle vorliegenden Arbeiten haben gezeigt, dass herkömmliche Formen der Planung immer häufiger an Grenzen stoßen, die eine sachliche Diskussion anstehender Probleme erschweren, während kooperative Verfahren der Sachlichkeit und Nachhaltigkeit dienen können. Gesichert scheint ein Grundverständnis darüber zu sein, dass Umweltmediation strukturiert sein muss und komplexe Fragestellungen nicht durch unverbindliches Geplauder behandelt werden können.
Der vorgesehene Zeitplan wurde bei Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens um 5 Monate überschritten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auf der Basis einer ausgefeilten Marketingstrategie wurden methodisch Medien (Printmedien, elektronische Medien und Film) entwickelt und eingesetzt für Schulung und Ausbildung, für die Pressearbeit (Presse, Rundfunk, Fernsehen), für die Experteninformation (Internet, Datenbanken, Infobroschüre), Vorträge und Ausstellungen (Schautafeln, Vortragsfolien) und für Veranstaltungen verschiedener Art. Dadurch konnte auf außergewöhnlich breiter Basis über die Förderung auf die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hingewiesen werden.


Fazit

In der Bundesrepublik Deutschland hat sich eine zwar nörgelnde, aber mit ihrem Schicksal als Wohlstandsgesellschaft durchaus einverstandene Gesellschaft entwickelt, die bis zu einem gewissen Grade reformunfähig ist. Das kann aber bei einem durch die Globalisierung beschleunigten sozialen Wandel zu erheblichem Veränderungsdruck führen, der dann überhastete Reformen erzwingt. Dies, das wachsende Interesse an echter Partizipation in der Bürgerschaft und die Effektivität des Verfahrens in anderen Bereichen der Mediation, lassen es nur eine Frage der Zeit sein, dass dieses demokratische und zeitgemäße Verfahren sich durchsetzt - auch wenn die aktuelle politische Lage dies nicht vermuten lässt. Die Interessengemeinschaft, die sich im früheren Förderverein Umweltmediation zusammenge-schlossen hatte, wird bemüht sein, in einem neuen Rahmen auf die gefundenen Erkenntnisse aufzubau-en und an der weiteren Implementierung der Umweltmediation bzw. Mediation im öffentlichen Bereich zu arbeiten. Voraussetzung der weiterführenden Arbeit ist jedoch, dass es gelingt, die dafür notwendigen Finanzen zu akquirieren. Die zahlreichen gestarteten Initiativen führten bisher noch zu keinem Durchbruch.

Übersicht

Fördersumme

1.022.583,76 €

Förderzeitraum

30.05.1997 - 11.12.2001

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik