Projekt 11490/01

Intensitätsdifferenzierung in der Forstwirtschaft – Wege zu einer umweltverträglichen Waldnutzung

Projektträger

Planungsbüro für Landschafts- & Tierökologie
Mühlenstr. 18
59590 Geseke
Telefon: 02942/2411

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlaß des Vorhabens ist einerseits die für viele Forstbetriebe problematische Aufwands- und Ertragsentwicklung (insbesondere durch steigende Arbeitskosten und stagnierende Holzpreise) und andererseits die steigenden Anforderungen des Natur- und Umweltschutzes an die Bewirtschaftung des Waldes. Ziel des Projektes ist die Beantwortung der Frage, wieviel Totholz (als ein wichtiger Indikator für den ökologischen Zustand des Waldes) in welcher Verteilung aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes erforderlich ist. Durch den betriebswirtschaftlichen Vergleich abgestufter Bewirtschaftungsintensitäten sollen Formen einer umweltverträglichen Waldnutzung gefunden werden, die sowohl den Anforderungen des Naturschutzes gerecht werden als auch ökonomisch tragfähig sind


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der ersten Phase des Projektes wurde eine biologisch-ökologische Bestandsaufnahme und betriebswirtschaftliche Vergleichsrechnungen durchgeführt. Hierzu wurden auf 9 Untersuchungsflächen, die sich durch Nutzungsintensität, Baumart und Bestandesalter unterscheiden, das Totholzangebot sowie an Totholz gebundenen Tiergruppen (Käfer und Stechimmen) mit den für die jeweilige Tiergruppe spezifischen Methoden erfasst. Parallel dazu wurde ein betriebswirtschaftlicher Vergleich von 7 Nutzungsvarianten (normal, Verlängerung des Durchforstungsintervalls, Nutzungsverzicht bestimmter Bäume, Nutzungsverzicht geringwertiger Sortimente, Nutzung hochwertiger Sortimente alle 25 Jahre, Umtriebszeit 200 Jahre, keine Nutzung) durchgeführt.
In einem interdisziplinären Ansatz, der betriebswirtschaftliche, forstwissenschaftliche und biologisch-ökologische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt, wurde darauf aufbauend ein modellhaftes Handlungskonzept erarbeitet, welches in die kurz-, mittel- und langfristige forstliche Planung integriert werden kann. Durch Fortbildungs-Seminare sollen zukünftig betriebseigene Mitarbeiter für eine optimale Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen geschult und andere Waldbesitzer und Forstverwaltungen angeregt werden, die modellhaften Bestandteile des Handlungskonzeptes auf ihren Wald zu übertragen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Überprüfung der ausgewählten Untersuchungsflächen bzgl. der tatsächlich durchgeführten Nutzungen der letzten 20 Jahre und bzgl. des Totholzanteiles ergab, daß die aufgrund ihrer ungünstigen Lage als extensiv eingestuften Bestände tatsächlich seltener oder weniger stark durchforstet wurden und daß alle Extensivvarianten einen deutlich höheren Totholzanteil aufwiesen als die Variante normale Nutzung. Der im sog. Urwald Zwetschenbräuke (Variante ohne Nutzung) gefundene Totholzanteil war vergleichbar mit Totholzvorräten, wie sie für bayerische Naturwaldreservate nachgewiesen wurden. Extensive Waldnutzungsformen können demnach zu einer deutlichen Erhöhung der Totholzvorräte beitragen.

Die Erfassung der xylobionten Fauna (Käfer und Stechimmen) zeigte, daß mit zunehmendem Extensivierungsgrad und parallel dazu mit zunehmender Quantität und Diversität des Totholzangebotes insgesamt eine Erhöhung der Artenvielfalt einher geht. Insbesondere seltene und gefährdete Arten profitieren von einem verbesserten Totholzangebot. Eine differenzierte Analyse der ökologischen Anspruchstypen zeigte, daß die Existenz bestimmter Totholzformen (besonntes, stehendes Starkholz) und die Vernetzung mit blütenreichen Säumen von besonderer Bedeutung für die Xylobionten-Fauna ist. Im Laufe des Projektes wurde deutlich, daß die gewählte Untersuchungsmethodik zur Bearbeitung der Fragestellung prinzipiell geeignet ist, eine höhere Erfassungsintensität zur besseren Absicherung der Ergebnisse jedoch wünschenswert ist.

Der betriebswirtschaftliche Vergleich der 7 untersuchten Nutzungsvarianten mittels Reinertragskalkulation für Betriebsklassen auf Grundlage der Ertragstafeln ergab für die Extensivvarianten nahezu gleich hohe Reinerträge wie für die Variante Normale Nutzung und lediglich für die Variante Keine Nutzung eine erheblich schlechtere Ertragssituation. Unter Berücksichtigung potentieller zusätzlicher Erträge aus Eintrittsgeldern sowie aus Mitteln des Vertragsnaturschutzes sind sogar höhere Reinerträge möglich. Noch günstiger kann sich die Situation darstellen, wenn für die Bestände, die extensiv genutzt werden sollen, ertragsschwache Standorte, Bestände an Steilhängen oder Bestände von geringer Holzqualität ausgewählt werden.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, daß es in der Forstwirtschaft - ähnlich wie in der Landwirtschaft die Mutterkuhhaltung im Bergland - Möglichkeiten der extensiven Nutzung gibt, die betriebswirtschaftlich tragfähig und gleichzeitig mit positiven Effekten für die Umwelt verbunden sind.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Besucher des Naturerlebnisgebietes NATURERLEBNIS WILDWALD wurden anhand einer Informationstafel, die in unmittelbarer Nähe zu einer weithin sichtbaren Käfer-Fangeinrichtung (Leimring) aufgestellt war, über die wesentlichen Inhalte und Fragestellungen des Forschungsprojektes informiert. Darüber hinaus ist in der monatlich erscheinenden Besucher-Zeitschrift Wilwald Aktuell über Funde bemerkenswerter Wespen- und Käferarten berichtet worden, die im Rahmen des Projektes nachgewiesen worden sind. Erste wissenschaftliche Publikationen zur Faunistik sowie Umsetzungsmöglichkeiten des modellhaften Handlungskonzeptes sind in Vorbereitung. In Seminaren und Vorträgen sollen die betriebseigene Mitarbeiter und andere Forstbetriebe über die Ergebnisse des Projektes informiert werden.


Fazit

Im Laufe des Projektes zeigte sich, daß die angewandten Methoden geeignet sind die formulierten Fragestellungen zu bearbeiten, auch wenn eine intensivere Erfassung der xylobionten Fauna und eine exaktere Methode zur betriebswirtrschaftlichen Bewertung der Extensivvarianten wünschenswert gewesen wäre, um die Ergebnisse wissenschaftlich besser absichern zu können.
Die Erarbeitung eines modellhaften Handlungskonzeptes für den Forstbetrieb, welches betriebswirtschaftliche, forstwissenschaftliche und biologisch-ökolgische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt, zeigt Möglichkeiten auf ohne ökonomische Nachteile eine umweltgerechte Waldnutzung zu realisieren. Bei Inanspruchnahme von Nutzungsentschädigungen (z.B. Warburger Verträge) lassen sich bei einigen Nutzungsvarianten sogar höhere Erträge erzielen als bei normaler Nutzung.

Übersicht

Fördersumme

30.094,13 €

Förderzeitraum

01.08.1997 - 02.11.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation