Projekt 10907/01

Marktorientierte Instrumente eines regionalen Stoffstrommanagements in der Produktlinie Ernährung

Projektträger

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH
Völklinger Str. 9
42285 Wuppertal
Telefon: 0202/80530

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Vor dem Hintergrund der integrierten Zielorientierung einer Nachhaltigen Regionalentwicklung soll für die Region Münster ein regionales Managementkonzept zur Vermarktung von Lebensmitteln aus der Region erarbeitet werden. Ein derartiges Managementkonzept setzt voraus, daß sich die wichtigsten Akteure in der Produktlinie Ernährung über die grundlegenden ökologischen und ökonomischen Ziele verständigen. Die Gesamtkonzeption bewegt sich in einem Spannungsfeld von kooperativem Handeln und einzelwirtschaftlichen Interessen. Hieraus können auf Dauer produktive Synergien erwachsen, wenn es insbesondere auf der einzelwirtschaftlichen Ebene gelingt, bestimmte Veränderungen einzuleiten. Hierbei geht es v.a. um:
- Produktionsalternativen auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe (Produktdiversifizierung/ Qualitätsorientierung/ Extensivierung/ Energie- und Rohstoffeinsparung/ Dienstleistungsorientierung),
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Regionalvermarktung,
- eine gezielte Innovationsförderung für die ökologische Umstellung der Betriebsabläufe.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projektvorhaben gliedert sich in vier Phasen: Analyse, Konzeptentwicklung, modellhafte Konzeptumsetzung sowie ökologische und ökonomische Bewertung der Maßnahmen.

Unter Berücksichtigung der durch verschiedene Marktanalysen und eine Akteursbefragung ermittelten konkreten Entwicklungschancen und Entwicklungshemmnisse wird im Rahmen eines dialogorientierten Prozesses ein Förder- und Transfersystem konzipiert, dass der konkreten sozioökonomischen Situation insbesondere klein- und mittelständischer Unternehmen gerecht wird. Die Methoden zur Verankerung innovativer Maßnahmen sowie die Ergebnisse der prozessualen Beteiligung der Akteure im Rahmen eines Stoffstrommanagements in der Produktlinie Ernährung werden systematisch ausgewertet und konzeptionell so aufbereitet, dass sie auf ähnlich gelagerte Teilräume übertragen werden können.


Ergebnisse und Diskussion

In der StadtRegion MünsterLand wurden in der Produktlinie Ernährung neue regionale Marktpotentiale erschlossen und selbsttragende Netzwerkstrukturen aufgebaut. Inzwischen arbeiten mehrere Erzeugergemeinschaften und Landwirte unter dem gemeinsamen regionalen Herkunfts- und Qualitätszeichen MünsterLand Qualitätsprodukte. Sie wirtschaften unter selbst definierten Erzeugungs- und Verarbeitungskriterien, die Anforderungen an Regionalität und Umweltverträglichkeit erfüllen. Es wurden neue und innovative Marktbeziehungen mit dem Ernährungshandwerk, dem Groß- und Einzelhandel, Kantinen, Gastronomiebetrieben und Endverbrauchern aufgebaut. Kontinuierlich hat sich ein Gefüge von verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten etabliert, für dessen Ausbau noch erhebliche sozioökonomische Potentiale bestehen.
Als wesentliche Kernelemente und übertragbare Ergebnisse lassen sich folgende Punkte aufführen:
Die Raumrelevanz und Verknüpfung mit den Anrainerbereichen prädestiniert die Produktlinie Ernährung als zentrales Handlungsfeld Nachhaltiger Regionalentwicklung.
Das Modellprojekt benutzt für die Bestimmung nachhaltiger Potentiale regionaler Entwicklung einen flexiblen Raumzuschnitt, der im Terminus der StadtRegion MünsterLand seinen Ausdruck findet.
Die Bestimmung nachhaltiger Potentiale erfolgt durch eine produktlinienbezogene Betrachtungsweise. Diese beinhaltet eine Fokussierung auf die jeweiligen Akteurskonstellationen und ihre handlungspolitische Bedeutung für eine Nachhaltige Regionalentwicklung.
Das Aufzeigen von ökonomischen Potentialen einer nachhaltigen Regionalisierung sichert eine kontinuierliche Beteiligung der Akteure und erhält den Gesamtprozess langfristig aufrecht.
Der kontinuierliche Abgleich von Interessen und Ergebnissen mit den Akteuren beinhaltet eine neue Kommunikationsstrategie. Hierdurch kann ein Höchstmaß an Transparenz und Projektreflexion sowie eine hohe Einbindung der Akteure erreicht werden.
Eine Verständigung der Akteure über die regionale Ausgangslage sowie über Chancen und Grenzen einer nachhaltigen Regionalisierung benötigt eine fundierte Regionalanalyse. Die hiermit zu leistende Komplexitätsreduktion stellt einen entscheidenden Schritt bei der Etablierung eines gemeinsamen Problembewusstseins und der Erarbeitung regionaler Entwicklungskorridore dar.
Die aus der Regionalanalyse formulierten Ansatzpunkte für ein nachhaltiges Regionalmanagement machen Möglichkeiten und Grenzen des Konzepts der Nachhaltigkeit auf der regionalen Ebene deutlich.
Das Zusammenspiel von Akteuren aus Wirtschaft, Gesellschaft und Staat führt zur Ausbildung neuer Formen von regional governance und ist ein Beispiel für eine innovative Politikgestaltung.
Eine Nachhaltige Regionalisierung der Produktlinie Ernährung ist auf ein professionelles räumliches Konfliktmanagement angewiesen.
Die erarbeitete Checkliste für das Regionalmanagement sowie die aufgezeigten Kernelemente und Ebenen Nachhaltiger Regionalentwicklung bilden eine Arbeitsgrundlage zur nachhaltigen Regionalisierung der Produktlinie Ernährung in anderen Regionen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse wurden kontinuierlich der Bevölkerung in der StadtRegion MünsterLand durch Workshops, Agenda 21-Arbeitskreise und eine intensive Medienarbeit vermittelt. Veröffentlichungen von Ergebnissen erfolgten u.a. in den Schriftenreihen des IÖW (135/98), der Westfälischen Kommission für Geographie (50/2000), der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg (H. 8/1999), der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften (5/98), den Loccumer Protokollen (71/97) und im Handbuch Reginale ‚Good practices für eine nachhaltige Raum- und Siedlungsentwicklung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR 2000). Der Endbericht erscheint in der Schriftenreihe des IÖW.


Fazit

Als traditioneller Agrarwirtschaftsraum bot sich die StadtRegion MünsterLand als Modellregion an. Umso überraschender war es, dass es relevanten Akteuren an einem grundlegenden Vorverständnis über die regionale Ausgangslage und Marktpotentiale in der Produktlinie Ernährung mangelte. Trotz erkennbarer Hemmnisse und Schwierigkeiten konnte das Projekt in allen Zielbereichen (Umwelt, Wirtschaftsstruktur, Region, Markt) bedeutsame Fortschritte erzielen. Dennoch weisen die aufgebauten Netzwerk-, Kommunikations- und Marktstrukturen immer noch eine gewisse Instabilität auf. Vor diesem Hintergrund muss dem Aufbau und der Verstetigung eines räumlichen Konfliktmanagements in Prozessen zur Nach-haltigen Regionalentwicklung (und deren Förderung) ein zentraler Stellenwert eingeräumt werden.

Übersicht

Fördersumme

83.903,00 €

Förderzeitraum

15.05.1997 - 04.07.2000

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik