Projekt 10498/01

Innovative Car-Sharing-Konzepte für Privatkunden und kleine Unternehmen auf kommunaler Ebene

Projektträger

ÖKOLÖWE - Umweltbund Leipzig e. V.
Bernhard-Göring-Str. 152
04277 Leipzig
Telefon: 0341/3065185

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt soll in der konzipierten Form vor allem die Zahl der CarSharing-Nutzer in Leipzig erhöhen und dadurch eine Reduktion des PKW-Bestandes herbeiführen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm das Ziel zu erreichen, soll ein quantitativer und qualitativer Sprung des CarSharing-Angebotes in Leipzig durch:
· die Erschließung breiterer Zielgruppen für eine CarSharing Nutzung, insbesondere gewerbliche Kunden
· eine spürbar höhere Fahrzeugdichte und damit kürzere Entfernung von Wohnung und CarSharing-Auto
· und eine konzentrierte und zielgruppenorientierte Information der Öffentlichkeit über die Vorzüge des CarSharing-Systems erreicht werden.


Ergebnisse und Diskussion

Zusammenfassung des CarSharing-ProjektVon Januar 1999 - Dezember 2000 führte der ÖKOLÖWE mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Projekt Innovative CarSharing-Konzepte für Privatkunden und kleine Unternehmen auf kommunaler Ebene durch.
Um einen umfassenden Kenntnisstand von CarSharing zu gewinnen, wurde eine Befragung von bundesweit 66 CarSharing-Organisationen durchgeführt. Die Befragung lief in Form telefonischer und Tiefeninterviews ab. Die CarSharing-Organisationen befinden sich seit einigen Jahren in einem Prozess der Professionalisierung als Mobilitäts-Dienstleister. Es gibt einen Kern von strukturell wachsenden Organisationen, die ihr Wirken überregional ausgedehnt haben, aber auch einen großen Kreis von kleinen Anbietern die nur in einem Ort aktiv sind. Trend ist ein Konzentrationsprozess am CarSharing-Markt, der sich in Form von Fusionen und Übernahmen darstellt. Das führt auch dazu, dass bisher bestehende Gebietsmonopole in einigen Städten durch die Konkurrenz mehrerer Anbieter beendet werden.
Die Kooperation von CarSharing-Organisationen mit geeigneten Partnern, wie Verkehrsbetrieben, hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und wird sich weiter verstärken. Die Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs sind die beste Zielgruppe für CarSharing. Als Verbindung zwischen dem öffentlichen und dem Individualverkehr eignet sich CarSharing, weil hier die Vorteile von beiden Systemen verknüpft werden können. Unter dem Motto Soviel öffentlicher Verkehr wie möglich, so wenig Autoverkehr wie nötig kann für diese Kundengruppe ein attraktives Mobilitätspaket angeboten werden.
In der Zusammenarbeit mit den Leipziger Verkehrsbetrieben wurde eine positive Grundsatzentscheidung der LVB-Geschäftsführung zur Einführung von CarSharing erzielt. Auf einer Präsentationsveranstaltung mit Verkehrsbetrieben aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten vier CarSharing-Organisationen die Möglichkeit, ihre Konzepte persönlich vorzustellen und Kontakte zu knüpfen. Die Projektgruppe unterstützte die LVB bei der Auswahl eines Kooperationspartners und empfahl eine Entscheidung für teilAuto Leipzig/Halle. Parallel zur konzeptionellen Arbeit wurden Standorte für mögliche LVB-CarSharing-Stationen recherchiert. Das LVB-CarSharing soll - nach einiger Verzögerung - nun am 21. April 2001 in Kooperation mit der Schweizer mobility, dem weltweit größten CarSharing-Unternehmen, eingeführt werden. Auch die Chemnitzer Verkehrsbetriebe haben, angeregt durch die Präsentationsveranstaltung, seit Oktober 2000 zusammen mit stadtmobil Dresden CarSharing eingeführt. Ebenso wie für Kunden des öffentlichen Nahverkehrs kann CarSharing in Kooperation mit Wohnungsgesellschaften verwirklicht werden, um durch das Angebot eines Zusatznutzens die Vermietbarkeit von Wohnungen zu erhöhen. Dafür wurden die konzeptionellen Grundlagen für die Kooperation von Wohnungsgesellschaften mit der örtlichen CarSharing-Organisation erarbeitet.
Dazu sind Wohnquartiere in Leipzig hinsichtlich der Bebauungs-, Bevölkerungs- und Eigentümerstruktur auf ihre Eignung für CarSharing untersucht worden. Eine Auswahl von vier Wohnungsgesellschaften wurde als Partner für eine Bedarfsermittlung gewonnen. In der Form einer Mieterbefragung wurde geprüft, wie viele Haushalte als Zielgruppe für CarSharing in Frage kommen und wie viele CarSharing als Angebot nutzen würden. Die Befragungsergebnisse zeigten, dass die Nutzungswahrscheinlichkeit in den Untersuchungsgebieten kaum große Unterschiede aufweist. Die zwei Wohnquartiere mit den besten Voraussetzungen wurden ausgewählt, um eine direkte Kooperation von Wohnungsgesellschaft und CarSharing-Organisation zu testen. Studierende stellen für CarSharing eine interessante Zielgruppe dar, weil die Mehrzahl (noch) über kein eigenes Auto verfügt und ihre Mobilitätsbedürfnisse nach rationalen finanziellen Aspekten plant. Mit Hilfe einer Umfrage wurde ermittelt, dass von insgesamt 30.000 Leipziger Studentinnen und Studenten ein CarSharing-Angebot bei ca. 10.000 Studierenden auf Interesse stoßen würde. Ausgehend von den Er-gebnissen der Umfrage sowie bereits praktizierten Kooperationsprojekten mit Universitäten sind Empfehlungen für ein spezielles Angebot für Studierende erarbeitet worden. Angeregt wird, das CarSharing-Angebot für Studierende in das Semesterticket einzubinden, Stellplätze an Wohnheimen und Hochschulstandorten einzurichten sowie bei der Fahrzeugpalette die besonderen Wünsche der Zielgruppe zu berücksichtigen. Am 1.10.2000 führte teilAuto Leipzig/Halle einen Studententarif ein. Eine weitergehende Kooperationsvereinbarung wurde für Beginn des Sommersemesters 2001 vereinbart.
Die Leipziger Stadtverwaltung verfügt über einen umfangreichen Fuhrpark, der nicht regelmäßig ausgelastet ist. Die Nutzung von CarSharing kann hier zu erheblichen Kostenreduktionen führen. Die Ausarbeitung verschiedener konzeptioneller Ansätze sowie Gespräche haben zu dem Ergebnis geführt, dass ab Januar 2001 ein weitreichender Kooperationsvertrag zwischen teilAuto und Stadtverwaltung abgeschlossen wurde. Für Dienstfahrten können jetzt CarSharing-Fahrzeuge genutzt werden. Außerdem erhalten Angestellte der Stadtverwaltung einen vergünstigten Einstiegstarif bei der privaten CarSharing-Nutzung.
Die Nutzung moderner Marketingmethoden entscheidet wesentlich über Erfolg oder Misserfolg von CarSharing-Konzepten. Dieser bisher noch eher stiefmütterlich behandelte Bereich gewann innerhalb des Projektes einen bedeutenden Raum. Es wurden Maßnahmen für ein umfassendes Marketingkonzept erarbeitet. Mit dem örtlichen CarSharing-Anbieter wurden einige Ideen bereits in die Praxis umgesetzt. Die Veranstaltung einer bundesweiten Tagung zum Thema Marketing ist auf große Resonanz gestoßen. Marketing-Experten waren eingeladen, durch eine kritische Außensicht auf die Schwächen der Marketing-Aktivitäten von CarSharing-Anbietern hinzuweisen. Die Teilnehmenden haben in Workshops zahlreiche Ansätze für das eigene lokale wie gemeinsame überregionale Marketing erarbeitet, die es nun umzu-setzen gilt.
Das lokale CarSharing-Angebot in Leipzig wird seit März 2000 in Zusammenarbeit mit dem lokalen CarSharing-Anbieter teilAuto Leipzig/Halle weiterentwickelt, unter anderem durch die Gewinnung von Koope-rationspartnern wie Stadtverwaltung, Studentenwerk und Konsumgenossenschaft. Gemeinsam mit den Ortsgruppen des ADFC und VCD hat teilAuto im April ein zentral gelegenes City-Büro in der Grünewaldstraße eröffnet. In enger Zusammenarbeit mit teilAuto wurde in relativ kurzer Zeit ein dichtes Stationsnetz konzipiert, wobei sich die Unterstützung durch das CarSharing-Projekt auch auf die Recherche geeigneter Flächen sowie die Gewinnung von Eigentümern erstreckte. Schließlich umfasste die Beratung auch die Öffentlichkeitsarbeit. Nicht zuletzt dank dieser vielfältigen Unterstützung stieg die Kundenzahl von teilAuto von 60 auf 450 (Stand Februar 2001) an. Der Erfolg des Projektes lässt sich nicht nur an den Nutzerzahlen ablesen. An zehn, über das Stadtgebiet verteilten Stationen können 27 Fahrzeuge ausgeliehen werden. Das Wachstum ist rasant, ein weiterer Stationsausbau geplant. In kaum einer Stadt ist das Thema CarSharing derzeit so präsent, ob im Straßenraum durch großflächige Werbung an den Stationen, mit verschiedenen Kampagnen oder in der Presse.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des Projektes erfolge folgende Öffentlichkeitsarbeit:
Zeitungsberichte aufgrund des CarSharing-Projektes (s. Anlage im Projektbericht)Organisation einer bundesweiten Tagung Neue Ideen für das Marketing bei CarSharing-Organisationen (s. Tagungsreader)


Fazit

CarSharing ist eine innovative Dienstleistung, die ökonomische Rationalität mit Umweltentlastung verbindet. Dennoch liegen die Nutzerzahlen bei CarSharing deutschlandweit noch deutlich unterhalb des durch wissenschaftliche Studien ermittelten Marktpotenzials. Die zentrale Zielstellung des Projektes Innovative CarSharing-Konzepte für Privatkunden und kleine Unternehmen auf kommunaler Ebene bestand darin, Wege aufzuzeigen und konkrete Schritte zu begleiten, wie CarSharing schneller aus der Marktnische herausgeführt und zu einer Dienstleistung für jedermann entwickelt werden kann. Dazu wurden Ideen und Konzepte erarbeitet, die regional und überregional umgesetzt werden können. Ziel war es, den schon vorhandenen vielfältigen theoretischen Erkenntnissen in der Praxis zur Anwendung zu verhelfen. Die Projektgruppe sah sich dabei vor allem als Moderator und Katalysator. Gespräche mit verschiedensten Akteuren und Entscheidungsträgern haben das Thema CarSharing bei vielen Stellen auf die Agenda gesetzt. Sie hat zudem Studierende verschiedener Hochschulen gewonnen, neue und frische Ideen für eine zukunftsfähige Mobilität zu entwickeln und in das Projekt einfließen zu lassen.
Die Unabhängigkeit des Projektes von CarSharing-Anbietern, Administrationen und potenziellen Kooperationspartnern hat sich als ausgesprochen förderlich für die Akzeptanz als Mittler verschiedener Interessen erwiesen. Das Projekt hat durch seine Arbeit auch bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bundesverband CarSharing, der Organisation einer bundesweiten Tagung und der Auswahl eines Kooperationspartners für die Leipziger Verkehrsbetriebe konnte eine nachhaltige Wirkung auch über Leipzig hinaus erreicht werden.

Übersicht

Fördersumme

68.881,24 €

Förderzeitraum

01.01.1999 - 21.05.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik