Projekt 10228/01

Durchführung eines umweltpädagogischen Projektes für Kinder mit dem Titel Umwelt und Lebenswelt. Wie Kinder gestalten und gebrauchen.

Projektträger

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Co-Leitung Forschungsbereichs Energiepolitik Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik
Döppersberg 19
42103 Wuppertal
Telefon: +49 202 2492-188

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Vermittlung des neuen - am Wuppertal Institut entwickelten - umweltpolitischen Ansatzes einer Dematerialisierung an Kinder und Jugendliche. Dieser Ansatz geht davon aus, dass eine Reduzierung der globalen Stoffströme notwendig ist, um einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastung zu liefern. Ein praktikables Maß zur Abschätzung der Umweltbelastungspotentiale ist MIPS (Material-Intensität pro Serviceeinheit). Ziel ist es, auf Basis des Dematerialisierungskonzeptes geeigneten Handlungsstrategien im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung näher zu kommen. Dazu wurden verschiedene pädagogische Umsetzungsmöglichkeiten entwickelt, die zu einer altersgerechten Handlungsorientierung im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung führen sollen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Forschungsaufgabe besteht aus zwei Ebenen: Übergeordnetes Ziel ist die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen in ihrem Umweltbewusstsein. Dieses übergeordnete Ziel wird getragen von den folgenden Bausteinen: Das ökologische Einkaufsspiel, das Figurentheaterstück, das Computerspiel, der MIPS-Test für Jugendliche. Um die Projektideen an den im Alltag mit Kindern und Jugendlichen tätigen Personenkreis (LehrerInnen, Eltern, SozialarbeiterInnen) zu vermitteln, wird eine Grundlagenbroschüre entwickelt. Die einzelnen Bausteine des Projektes sind so konzipiert, dass sie eigenständig über den Rahmen des Projektes weitergeführt und schnell den neusten Entwicklungen angepasst werden können. Gegenstand umweltpädagogischer Begleitforschung in dem Projekt ist nicht nur die grundsätzliche Einbindung der Projektbausteine in umweltpädagogische Konzeptionen, sondern auch die ziel- und altersgruppenspezifische Differenzierung der Lernmöglichkeiten mit diesen pädagogischen MIPS-Bausteinen. Bei der umweltpädagogischen Begleitung und Evaluierung des Projektes wäre nicht nur eine didaktische Differenzierung zwischen den Bausteinen systematisch für deren pädagogische Fruchtbarkeit zu beachten, sondern auch eine bausteininterne didaktische Differenzierung je nach Altersgruppe und sozial-ökologischer Situierung der Kinder und Jugendlichen. Des weiteren wären für den Lern- respektiven Bildungserfolg innerhalb der Bausteine die Anknüpfungspunkte ihrer Lern- und Aktionsinhalte an das Alltags- bzw. Umweltbewusstsein der Kinder zu beachten, um den (potentiellen) Erfolg der Spiele als Bei-trag zur Umweltbildung auch von vornherein richtig einschätzen zu können. Der Einsatz und die mögliche Modifikation der Bausteine wären nicht nur an ihrer pädagogischen Praktikabilität, sondern auch an die-sem Anknüpfungskriterium zu messen. Curricular und didaktisch ist auf eine Vernetzung der Bausteine zu achten, die sowohl eine altersaufsteigende Problematisierung und Auffächerung des MIPS-Konzeptes zulässt, als auch in didaktischer Differenzierung den Problemzusammenhang auf unterschiedliche Weise zugänglich macht. Ein Methodenmix ist in den Bausteinen schon angelegt, der didaktisch konstruktiv fortzuführen ist. Das Projekt ist für eine Zeit von 24 Monaten konzipiert. in der ersten Phase (Januar bis Juni 1998) werden erste Entwürfe von einzelnen Projektbausteinen entwickelt. in der zweiten Projektphase (Juli 1998 bis Februar 1999) werden die Ergebnisse getestet und nachgearbeitet und in der dritten Phase (März 1999 bis Dezember 1999) werden die Entwürfe praktisch angewandt und die Ergebnisse interpretiert. Zum Projektabschluss ist eine Buchveröffentlichung der Endergebnisse vorgesehen.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projektteam hat verschiedene Spiel- und Lehrbausteine entwickelt, die auf eine Altersgruppe in Medium, Methode und Inhalt jeweils besonders zugeschnitten sind.
(1) Das Figurentheaterstück Pflückt man Jeans von Bäumen? (ab 5 Jahre, gut geeignet als Theater-stück auch für ganze Familien): Kindern in Kindergarten und Grundschule vermittelt das Stück auf witzige und spannende Weise den Inhalt des ökologischen Rucksacks einer Jeanshose. In anschließenden Spielaktionen finden die Kinder Wege, den Naturverbrauch für ihre alltäglichen Bedürfnisse klein zu halten.
Die ErzieherInnen wurden in einer vorangehenden Fortbildung (ein Tag) mit dem MIPS-Konzept sowie seiner pädagogischen Umsetzung vertraut gemacht. Das Figurentheaterstück wurde 22 mal aufgeführt und evaluiert. Das Theaterstück wird von einer professionellen Theatergruppe ab Herbst 2000 auf dem Markt angeboten, steht aber schon jetzt als Videodokumentation zur Verfügung. (2) Die Spielaktion Sarahs Welt (9-12 Jahre): Während der ca. vierstündigen Spielaktion werden ökologische Rucksäcke unterschiedlicher Produkte aktiv erlebt und Strategien zu ihrer Minimierung entdeckt. Arbeitsblätter für die Kinder und eine Anleitung für den Lehrer geben Anreize, das Thema wiederholt aufzugreifen und in der Alltagspraxis umzusetzen. Das Wuppertal Institut bildete in eintägigen Workshops die Multiplikatoren für Sarahs Welt aus und gab ihnen Materialien für die Spielaktion an die Hand. Die Spielaktion wurde 24mal durchgeführt und ausgewertet. Das Arbeitsheft zum Spiel wird veröffentlicht (voraussichtlich bei dem Verlag an der Ruhr im Herbst 2000). Das Spiel wurde in Programmangebot der Verbraucherzentrale NRW und des Kinderlabors BASF (Ludwigshafen) aufgenommen. (3) Das Computerspiel auf CD-ROM Mission Zukunft (10-14 Jahre): Mission Zukunft ist als ein interaktives Abenteuerspiel konzipiert, bei dem Wissen über ökologische Rucksäcke und ökologisch orientierte Konsumoptionen vermittelt wird. Wegen zu geringer Budgetierung konnte von diesem Spiel nur eine Demo-Version entwickelt werden. Das Team hofft, damit einen Hersteller für die Fertigstellung des Spiels zu gewinnen. (4) Der MIPS-Test Bist Du fit für den 21. Jahrhundert?: ein Cleverness-Parcours (12 bis 16 Jahre): Der MIPS-Test vermittelt die sieben MIPS-Tipps für den Alltag in altersstufengerechter Aufmachung als Selbst-Test. Im anschließenden Cleverness-Parcours können die Jugendlichen herausfinden, wie MIPS im Alltag funktioniert. Der MIPS-Test kann von der Internetseite des WI (www.wupperins.org) abgerufen werden. (5) Die Grundlagenbroschüre Mit Kindern neue Wege wagen: Eltern und Pädagogen finden im ausführlichen Begleitheft alle Informationen zum Projekt, zu den Spielbausteinen sowie eine Einführung in das MIPS-Konzept.
Eine besondere Herausforderung bei der praktischen Umsetzung des MIPS-Konzeptes besteht darin, dass das MIPS-Denken quer zu manchen der gewohnten ökologischen Orientierungen liegt. Diese beziehen sich häufig auf die Wahl des ökologisch korrekten Produkts. MIPS macht einerseits auf die prinzipiellen Schwierigkeiten aufmerksam, ökologische Verträglichkeit überhaupt treffsicher zu bestimmen, zum anderen zielt MIPS viel mehr auf Alternativen zum Kauf von Produkten. Mit dieser Herangehensweise haben einige Lehrer und Erzieher Probleme; es hat sich daher bewährt, Fortbildung für Multiplikatoren anzubieten.
Diese Fortbildungen, die sich sowohl auf das Figurentheaterstück als auch auf die Spielaktion Sarahs Welt beziehen, haben sich zu einem neuen eigenständigen Projektbaustein entwickelt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt MIPS FÜR KIDS genoss - als das erste große Umweltbildungsprojekt des Wuppertal Instituts - große Medienaufmerksamkeit. Der Pressespiegel des Projektes beinhaltet ca. 30 Presseberichte, von ÖKOPÄD-News, über Psychologie heute bis Tageszeitungen, wie Frankfurter Rundschau oder Rheinische Post. Auch im Radio wurden mehrere Berichte und Interviews zu MIPS für KIDS gesendet. Das Projekt wurde auf Fachtagungen und Messen präsentiert. Das Echo der Internetpräsentation waren ca. 3000 Anfragen nach Projektunterlagen (aus Deutschland und dem Ausland). An den Projektworkshops und anderen Projektveranstaltungen haben ca. 250 Pädagogen und Erzieher teilgenommen. Der größte Erfolg war diesbezüglich die Abschlusstagung des Projektes: Zukunft gewinnen mit Bildung für Nachhaltigkeit in der Stadthalle Wuppertal mit über 130 TeilnehmerInnen.


Fazit

MIPS für KIDS ist ein innovatives Umweltbildungskonzept, das sich als Beitrag zur Bildung für Nachhal-tigkeit versteht. Das Konzept hat sich in der Umweltbildungsszene etabliert. Um längerfristige Erfolge erzielen zu können, braucht man allerdings Kontinuität. Das Wuppertal Institut bemüht sich zur Zeit, die Weiterentwicklung der Projektbausteine zu fördern.

Übersicht

Fördersumme

323.844,61 €

Förderzeitraum

01.01.1998 - 03.01.2001

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation