Projekt 10123/01

Integratives Modell zur Risiko-Kommunikation im Umweltbereich unter Anwendung interaktiver Methoden und szenarischer Darstellungen

Projektträger

Institut für Umwelt-Analyse (IFUA) GmbH
Milser Str. 37
33729 Bielefeld
Telefon: 0521/977100

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Altablagerung Osnabrück Wüste gilt mit rund 18.000 Betroffenen als eine der größten bewohnten Altlasten Deutschlands. Um von Anfang an optimale Kommunikationsmöglichkeiten für diese außergewöhnlich große Anzahl an Betroffenen zu schaffen, waren frühzeitig entsprechend strategische und konzeptionelle Überlegungen anzustellen.
Als Ziel des Projektes war formuliert, ein effektives Kommunikationsmodell zu konzeptionieren und zu erproben, mit Hilfe dessen eine möglichst breite Informationsbasis bei den betroffenen Bürgern einer großflächigen Altablagerung erzielt werden kann. Desweiteren waren Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen und zu erproben, die weitergehenden Informations- und Kommunikationsbedürfnissen der Betroffenen gerecht werden konnten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Umsetzung der genannten Ziele wurden die folgenden vier Informations- und Kommunikationsstrategien angewandt und erprobt sowie mit Hilfe einer telefonischen Befragung evaluiert:
1. Basisinformationen (für alle Betroffenen)
2. Detailinformationen (für Interessierte)
3. Spezielle Informationen (für bestimmte Zielgruppen)
4. Individuelle bedürfnisorientierte Informationen und Kommunikation
Die konkrete Umsetzung des Kommunikationsmodells auf der individuellen Ebene erforderte die Entwicklung und Erprobung einer rechnergestützten und visualisierten Methode, mit der wissenschaftliche Expositionsabschätzungen gleichsam spielerisch nachvollzogen und persönliche Risiken eingeschätzt werden können.
Die modellhafte Anwendung dieser innovativen Form der Risiko-Kommunikation wurde schließlich mit dem Ziel ausgewertet, die Übertragbarkeit dieser Methode auf ähnlich gelagerte Problemstellungen (nicht nur im Altlastenbereich) zu überprüfen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Auswertung der erprobten vier Informationsstrategien läßt sich wie folgt zusammenfassen:
1. Basisinformationen in Form von Informationsbroschüren, Pressemitteilungen, Ausstellungen
Diese Medien waren vorgesehen, um in allgemein verständlicher Form möglichst allen betroffenen Bürgern die Möglichkeit zur Information zu bieten und eine möglichst breite Informationsbasis unter den Betroffenen zu schaffen. Wie die Auswertungen zeigen, haben diese Basisinformationen rund 12.500 Haushalte auf der Altablagerung erreicht und dazu geführt, daß bei einem Großteil der betroffenen Bevölkerung (ca. 80%) ein Basiswissen vorausgesetzt werden kann.
2. Detailinformationen in Form bedarfsorientierter Informationsangebote
Detailinformationen sollten im Verlauf des Projektes auf die Bedürfnisse der betroffenen Bürger zugeschnitten und Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Mit diesem Mittel der Kommunikation wurden ca. 3.000 Haushalte erreicht. Der Bedarf an detaillierten Informationen erwies sich als vergleichsweise gering.
3. Spezielle Informationen in Form von Bürgerversammlungen und grundstücksbezogenen Daten und Empfehlungen
Für diese Kommunikationsstrategie waren unterschiedliche Zielgruppen zu differenzieren. Insgesamt wurden über 3.000 Haushalten grundstücksbezogene Daten und Empfehlungen zugesandt, die von den Betroffenen als wichtige Informationsquelle genannt und genutzt wurden. Desweiteren wurden zwei Bürgerversammlungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten veranstaltet.
4. Individuelle Informationen in Form computergestützter Einzelberatungen
Individuelle Informationsmöglichkeiten waren vorgesehen, um den Betroffenen die Möglichkeit zu bieten, individuelle Risiken besser und nachvollziehbarer einschätzen zu können. Dazu wurde das computergestützte Beratungsprogramm RisKom entwickelt, das interaktiv die notwendigen Informationen abfragen hilft und individuelle Ergebnisse präsentiert. Im Zeitraum des Projektes wurden 169 Personen (Haushalte) mit Hilfe des Programmes RisKom beraten. Ratsuchende waren hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern oder Ältere, die sich Gedanken um ihr Erbe machen. Der Anteil der Nutzgartenbetreiber erwies sich als vergleichsweise gering.
Zusammenfassend kann das erste Ziel als erreicht eingestuft werden. Ein Basiswis-sen zur Altablagerung Wüste kann bei den meisten der Betroffenen vorausgesetzt werden. Ein Großteil der zufällig Befragten gab an, sich gut informiert zu fühlen, die Basisinformationen waren bei den meisten der Befragten bekannt und wurden als in-formativ, verständlich und glaubwürdig eingeschätzt. Unterstrichen wurde diese Einschätzung dadurch, daß im Projektverlauf immer wieder Informationen zur Verfügung gestellt wurden, so daß der Eindruck vertieft wurde, auf dem aktuellen Stand der Kenntnis zu sein. Das zweite Ziel, bedürfnisgerechte Informations- und Kommunikationsangebote zu schaffen, erscheint ebenfalls erreicht, da von Seiten der zufällig Befragten gerade die Vielfalt des Informations- und Beratungsangebotes, das oftmals gar nicht ausgeschöpft wurde, gelobt wurde. Hinweise auf mangelnde Angebote waren nicht zu erhalten.
Der zeitliche wie finanziell vorgegebene Rahmen konnte wie geplant eingehalten werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Projektbegleitend wurden Möglichkeiten zur Präsentation des Forschungsvorhabens in der Presse, auf Tagungen und im Projektbeirat genutzt. Anläßlich der Jahrestagung des Ingenieurtechnischen Verbandes Altlasten e.V (ITVA) am 20./21.11.1997 in Jena wurde ein Poster zur Vorstellung und Dokumentation des Projektes erstellt und präsentiert. Anläßlich der Tagung Bewohnte Altlasten II am 21./22.01.1998 in Gießen, veranstal-tet vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesund-heit, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und der Hessischen Industriemüll GmbH wurde das erstellte Poster zur Vorstellung und Dokumentation des Projektes präsentiert. Im Rahmen der Projektbeiratsitzungen wurde kontinuierlich über die Entwicklung des Projektes, insbesondere die Entwicklung des EDV-Programmes zur Einzelberatung öffentlich berichtet und ggf. diskutiert. Insbesondere zur 20. Projektbeiratssitzung am 22.04.1998 wurde die Möglichkeit angeboten, sich das Programm an-zusehen und vorführen zu lassen.
Eine weitere Vorstellung des Beratungsprogrammes RisKom ist für Januar 1999 auf einem UBA Workshop (Aktuelle DV-gestützte Anwendungen und die Nutzung neuer Medien im Altlastenbereich) in Berlin geplant.


Fazit

Eine Übertragung des erprobten integrativen Modells zu Risikokommunikation erscheint sowohl für andere bewohnte Altablagerungen wie auch für inhaltlich anders gelagerte Fragestellungen möglich. Insbesondere die Anwendung des computergestützen Beratungsprogrammes RisKom erscheint nach entsprechender Überarbeitung bzw. Anpassung für komplexe Fragestellungen sowie im Hinblick auf die Anforderungen des künftigen Bundes-Bodenschutzgesetzes erfolgversprechend.

Übersicht

Fördersumme

87.226,39 €

Förderzeitraum

01.03.1997 - 29.07.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik