Projekt 10074/01

Durchführung des Projekts Öko-soziale Aufwertung verdichteter Wohngebiete durch ganzheitliche Umweltbildung und Umwelterziehung am Beispiel eines ostdeutschen Wohnquartiers in der Stadt Leinefelde in Zusammenarbeit mit der Umweltakademie Nordthüringen

Projektträger

Stadt Leinefelde-Worbis
Bahnhofstr. 43
37327 Leinefelde

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zielstellung war die Wohnumfeldverbesserung als Medium von Umweltbildung in Plattenbausiedlungen der ehemaligen DDR. Der innovative Grundgedanke war die Suche nach neuen Lösungswegen in sozialen und ökologischen Problemgebieten unter Einbeziehung der betroffenen Bürger bei der Planung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls erster Arbeitsschritt wurde das Projektbüro etabliert und zwar als Koordinierungsstelle, um den Bürgern Vertrauen zu geben, dieses Büro als Anlaufstelle zu wählen. Daher wurde der Sitz des Projektbüros in den Bereich der Areale, in denen die partizipative Wohnumfeldgestaltung umgesetzt wurde, gelegt. Die Planungsbeteiligung erfolgte auf der Grundlage Planning for real, entwickelt von T. Gibson. Durch zahlreiche Arbeitstreffen wurden die Bürger mit diesem Verfahren vertraut gemacht.
Nächster Arbeitsschritt war die Auswahl der Areale. Anschließend Beginn des eigentlichen Partizipationsprozesses in einem ausgewählten Areal; danach Diskussion und Ideenfindung am Modell (Bürger/UAN); Expertendiskussion und Gründung einer Planungsgruppe (Bürger/Experten/UAN); Umgestaltungsmaßnahmen des Wohnumfeldes im Projektareal gemeinsam mit Anwohnern und Fachleuten; Betreuung und Pflege durch die Anwohner.
Weitere Teilprojekte waren u. a. Tauschring, Stadtteilzeitung, ZukunftswerkStadt, Forum Natur und Umwelt, stadtökologischer Lehr- und Lernstandort.


Ergebnisse und Diskussion

Auf der Grundlage der Methode Planning for real erstellten die Mitarbeiter der UAN ein Modell, an dem die Bürger bei den häufigen Planungstreffen ihre vielfältigen und konstruktiven Ideen einbringen konnten. So entstanden nach und nach konkrete Vorstellungen, die von allen akzeptiert, am Modell verankert und letztlich in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsplanungsbüro in die entsprechende fachliche Form übertragen wurden.
Die partizipative Wohnumfeldgestaltung in diesem Projekt konzentrierte sich auf vier Areale der Leinefelder Südstadt. Die praktische Projektumsetzung sei hier nur beispielhaft an einem Areal aufgezeigt:
Durch Anwohnerschreiben in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Wohnungseigentümern und Presseartikeln informierten die Mitarbeiter der UAN die Bewohner der Areale über das geplante Projekt. Es war jedoch erforderlich, einen direkten persönlichen Kontakt zu den Anwohnern herzustellen, so dass sich die Mitarbeiter der UAN mit Informationstischen vor die betreffenden Hauseingänge stellten und so zwanglos und unmittelbar Kontakt aufnehmen konnten. Nach der vorgenannten Planung wurde ein Arbeitsplan erstellt und bereits mehrere Wochen später erfolgte der erste Spatenstich zur ökologischen Umgestaltung der Eingangsbereiche. Bei allen wichtigen Aktionen wurde die Öffentlichkeit einbezogen, so u. a. Bürgermeister, lokale Presse, Wohnungsgesellschaften, Politiker und sonstige Vertreter öffentlicher Interessen. Die UAN übernahm die Aufgabe der Koordination der verschiedenen Beteiligten. Bei einigen Arbeiten unterstützte der städtische Bauhof diese Aktionen durch Einsatz von Maschinen und Arbeitskräften Ein besonders erfreuliches Beispiel für die erfolgreiche Projektumsetzung war ein Aufruf in der lokalen Presse und dem Offenen Kanal Eichsfeld mit der Bitte an alle Kleingärtner der Region, Pflanzenmaterial kostenlos zur Verfügung zu stellen, die dieser gerne folgten. Ein Anliegen dieses Projektes war es auch, schwerpunktmäßig die Jugendlichen einzubeziehen. Dies gelang durch die Aufstellung eines Bauwagens irn Innenbereich des Areals, der von den Jugendlichen umgestaltet wurde und so als ständiger Jugendtreff diente. Die Hauptverantwortung für die Pflege und Instandhaltung der durchgeführten Maßnahmen liegt nun allein bei den Anwohnern, die dieser Verpflichtung jedoch gern nachkommen.
Weitere Teilprojekte waren: Initiierung des Leinefelder Tauschrings mit einer monatlich erscheinenden Tauschringzeitung, !n der die Mitglieder ihre Angebote und Nachfragen veröffentlichten; Stadtteilzeitung ZukunftswerkStadt -geplant war, eine Projektzeitung herauszugeben, um die Anwohner der Areale zu informieren und geplante Maßnahmen der Projektarbeit vorzustellen. In Absprache mit der Stadt Leinefelde wurde der geplante Umfang jedoch erweitert und alle Bürger der Stadt über das Projekt und andere damit in Zusammenhang stehende Belange in Kenntnis gesetzt (Auflage 7.000); Forum Natur und umwelt- dieses Forum verstand sich in erster Linie als ein Gremium, in dem stadtökologische, landschaftsplanerische und sonstige naturbezogene Belange mit der Stadt Leinefelde sowie Vertretern aus Wirt-schaft, Planung, Bürgerinitiativen usw. unter Moderation der UAN diskutiert wurden; Schulprojekte - das Thema Soziale und ökologische Lebenswelt wurde im Sozialkundeunterricht diskutiert und die Schüle-rinnen gefordert, Ideen für eine ökologische Schulhofumgestaltung einzubringen. Das herausragendste Projekt war hier die Anlage eines Feuchtbiotops gespeist durch einen Wasserlauf, angetrieben durch eine Photovoltaik-Anlage. An der Umsetzung beteiligten sich Schülerinnen, Eltern, Lehrer, Mitarbeiter der UAN sowie Unternehmen aus der Region.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentlichkeitsarbeit durch Presse, Fernsehen, Zeitung ZukunftswerkStadt, Ausstellungen, Präsentationen auf Stadtfesten und sonstigen Veranstaltungen, Tag der offenen Tür, Bürgerveranstaltungen


Fazit

Der vorstehend beschriebene Projektverlauf war nicht immer reibungslos, so dass hier auf einige Probleme bzw. Widersprüchen zu den intendierten Zielen hingewiesen sei. So bestand bei den Planungen von Wohnumfeldverbessungsmaßnahmen die Gefahr, dass nicht umsetzbare Erwartungen geweckt wurden. Schwierigkeiten gab es bei der Mobilisierung von Bürgern zur Teilnahme an Fachgremien wie z. B. Forum Natur und Umwelt. Es ist nicht gelungen, Jugendlichen die Tauschringphilosophie verständ-lich zu machen. Da partizipative Modellprojekte in den seltensten Fällen den angedachten Verlauf nehmen, sondern sich auf wechselnde Situationen einstellen müssen, kann das Projekt insgesamt als sehr erfolgreich eingestuft werden, zumal die wesentlichsten Projektelemente in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt aufgenommen worden sind. In diesem Rahmen wird das Projekt auch von der Stadt Leinefelde fortgeführt.

Übersicht

Fördersumme

718.180,52 €

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Umweltkommunikation