Projekt 09205/01

Gezielte Unkrautbekämpfung in Winterraps als Teilaspekt einer ökologisch orientierten Landbewirtschaftung

Projektträger

Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft e. V.
Messeweg 11/12
38104 Braunschweig
Telefon: 0531/299-

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In einem länderübergreifenden Projekt der Projektgruppe Raps der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft und der amtlichen Pflanzenschutzdienste in Ost- und Westdeutschland sollte am Beispiel der gezielten Unkrautbekämpfung im Winterraps nach Schadensschwellen anschaulich gezeigt werden, daß umweltverträgliche Produktionsverfahren auch in der Landwirtschaft praktikabel und wirtschaftlich sind. Insbesondere mit Demonstrationsversuche und durch Öffentlichkeitsarbeit sollte das Projekt einen Beitrag zum Umdenken der landwirtschaftlichen Basis hin zu einer ökologisch orientierten Landbewirtschaftung fördern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt beinhaltete zwei Schwerpunkte. Zum einen wurden von den beteiligten Pflanzenschutzämtern in zwei Jahren Versuche zur gezielten Unkrautbekämpfung im Winterraps nach dem Göttinger Schadensschwellenmodell angelegt. Neben der Bestimmung des Einflusses der Verunkrautung auf die Qualität des Erntegutes wurde dabei die Erntemenge erfaßt, um den Praktikern anschaulich unter Beweis zu stellen, daß allgemein ein hoher Anteil der Herbizidmaßnahmen im Winterraps unwirtschaftlich ist. Durch eine Unkrauterhebung im dem Raps folgenden Winterweizen sollte ebenfalls anschaulich gezeigt werden, daß ein Verzicht auf Herbizidmaßnahmen im Raps, sofern die Bekämpfungsschwellen nicht überschritten waren, keine erhöhte Folgeverunkrautung im Winterweizen nach sich zieht. In zwei zusätzlichen Versuchen wurde die Auswirkung der Bodenbearbeitung auf die Schadenswahrscheinlichkeit von Unkräutern im Raps geprüft.
Der zweite Projektschwerpunkt war das Computermodell RAPUS. Es beinhaltet wertvolle Informationen zu allen wichtigen Einflußfaktoren auf das Konkurrenzgeschehen im Winterraps, es beurteilt die Wirtschaftlichkeit einer Unkrautbekämpfung und verfügt über ein Auswahlprogramm für mechanische und chemische Bekämpfungsverfahren. Ziel war es, RAPUS als Instrumentarium des Integrierten Pflanzenschutzes auf eine benutzerfreundliche Oberfläche unter Windows zu bringen, um es sowohl den amtlichen Pflanzenschutzdiensten als auch lehrenden Institutionen zur Verfügung zu stellen.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen dieses Projektes wurden in den Vegetationsperioden 1995/96 und 1996/97 in 10 verschiedenen Bundesländern insgesamt 34 Versuche mit Demonstrationscharakter angelegt. In 21 der Versuche konnten Ertragsdaten ermittelt werden. Durch die Anwendung des Schadensschwellenmodells wurden alle notwendigen Bekämpfungsentscheidungen erkannt. 2 der 34 Standorte wären dabei nach Modellentscheidung unbehandelt geblieben. Auf diesen Standorten wurden durch die Herbizidbehandlungen keine gesicherten Mehrerträge erzielt. Der Anteil der unbehandelten Standorte hätte durch das Ansetzen höherer Bekämpfungsschwellen, als im Modell vorgegeben waren, erhöht werden können, ohne daß Problemfälle bei der Verunkrautung unerkannt geblieben wären. Für den einzelnen Landwirt empfiehlt es sich im Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit der Bekämpfungsmaßnahmen eine individuelle Bekämpfungsschwelle anzusetzen, die seiner eigenen Risikoneigung gerecht wird.
Untersuchungen zur Verunkrautung in der Folgekultur Winterweizen zeigten, daß es bei einem prinzipiellen Verzicht auf Unkrautbekämpfungsmaßnahmen im Raps zu erhöhten Unkrautdichten in der Folgekultur kommen kann. Trotzdem hätte diese auf manchen Standorten erhöhte Folgeverunkrautung keine Mehraufwendungen an Herbiziden im Weizen zur Folge gehabt, da dann in der Regel auch in den im Raps behandelten Parzellen die Unkrautbekämpfungsschwellen im Winterweizen überschritten wurden. Auf einem nach Schadensschwellenmodell unbehandelten Standort konnte keine erhöhte Folgeverunkrautung nachgewiesen werden. Insbesondere bei einer fruchtfolgeübergreifenden Unkrautbekämpfungsstrategie ist nicht zu erwarten, daß die Anwendung des Schadensschwellenmodells zu langfristigen Verunkrautungsproblemen in einer Winterraps-Getreidefruchtfolge führen wird.
Auf zwei Standorten wurden im Vergleich eine reduzierte und eine wendende Bodenbearbeitung in bezug auf die Schadenswahrscheinlichkeit von Unkräutern im Winterraps geprüft. Die reduzierte Bodenbearbeitung führte zu deutlich erhöhten Ausfallgetreidedichten, so daß in diesen Varianten ihre Bekämpfung zwingend notwendig wurde. Auf einem Standort führte die reduzierte Bodenbearbeitung außerdem zu einer Dichteerhöhung dikotyler Unkräuter. Dadurch lag der prognostizierte Verlust um ca. 200,- DM höher als in der Pflugvariante. Anhand der Ertragsdaten dieser Versuche konnte gezeigt werden, daß durch den Pflugeinsatz eine wir-kungsvolle Unkrautbekämpfung durchgeführt werden kann. Es bleibt aber abzuwägen, welches der Verfahren einerseits den höheren ökonomischen und andererseits den größeren ökologischen Nutzen hat.
Zur Bestimmung der Gesamtunkrautdichten auf drei Praxisschlägen mit Größen zwischen 12,1 und 20 ha reichte ein Umfang von 30 - 50 Stichproben à 0,1 m² aus. Zur weiteren Reduzierung des Erhebungsaufwandes empfehlen sich auf dem Schlag definierte Laufwege, wie z. B. zwei über das Feld gelegte Diagonalen. Die Verunkrautung war auf den Schlägen eher ungleichmäßig verteilt. Sofern die technischen Möglichkeiten für eine kleinräumige Unkrauterfassung vorhanden sind, ist eine Unkrautbekämpfung nur auf Teilflächen anzustreben. Es zeigte sich, daß über diese Methode die Menge an ausgebrachten Pflanzenschutzmitteln reduziert werden kann. Aus ökologischer Sicht ist für die Unkrautbekämpfung ein Teilflächenmanagement zu begrüßen, da Herbizide gezielt nur dort ausgebracht werden, wo eine bekämpfungswürdige Verunkrautung vorherrscht.
Das Computermodell RAPUS als Entscheidungshilfe für die gezielte Unkrautbekämpfung im Winterraps wurde inzwischen überarbeitet und neu gestaltet. Die wichtigsten Veränderungen sind eine vereinfachte Benutzeroberfläche und die Installation der Maus in allen Bereichen des Programms. In Bezug auf die zur Zeit zugelassenen Bekämpfungsverfahren und ihre Kosten wurde das Programm aktualisiert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

WERNER, B., V. GARBE 1998: Bedeutung der Unkrautverteilung im Winterraps für eine gezielte Bekämpfung nach Schadensschwellen.- Z. PflKrankh. PflSchutz, Sonderh. XVI, 279-288.
WERNER, B., V. GARBE 1998: Bedeutung der Bodenbearbeitung zu Winterraps für eine gezielte Unkrautbekämpfung nach Schadensschwellen.- 51. Deutsche Pflanzenschutztagung, Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin-Dahlem.


Fazit

Die gezielte Unkrautbekämpfung nach Schadensschwellen, entweder mit dem von Hand zu rechnenden Göttinger Schadens- schwellenmodell oder mit der computergestützten Entscheidungshilfe RAPUS, bleibt ein wichtiger Ansatz, um den Herbizideinsatz im Raps reduzieren zu können. Besondere Bedeutung kommt aber flankierend durchzuführenden acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen zu. Dazu gehören unter anderem verschiedene Aspekte der Bodenbearbeitung und der Fruchtfolgegestaltung. Aber insbesondere ein ausgefeiltes Teilflächenmanagement von Unkrautpopulationen ist ein wichtiger Lösungsansatz, um die Ausbringung von Herbiziden auf bekämpfungswürdige Teilbereiche eines Schlages begrenzen zu können.

Übersicht

Fördersumme

95.684,19 €

Förderzeitraum

01.04.1996 - 31.05.1998

Internet

dpg.phytomedizin.org

Bundesland

Alte und Neue Bundesländer

Schlagwörter

Alte und Neue Bundesländer
Landnutzung