Projekt 08771/01

Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung (2): Reduzierung der Störstoffanteile unter Berücksichtigung von Beratungsmaßnahmen, Erfassungssystemen und Wirtschaftlichkeit bei der Bioabfallsammlung

Projektträger

Fachhochschule MünsterUniversity of Applied SciencesFacility Management
48016 Münster

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Gegensatz zur Ein- und Zweifamilienhausbebauung werden in Gebieten mit verdichteter Bebauung häufig nur relativ geringe Bioabfallmengen erfasst und es treten Probleme durch erhöhte Störstoffgehalte auf. Im Rahmen des Vorhabens wurden Untersuchungen zur Reduzierung der Störstoffanteile und zur Erhöhung der Erfassungsquote bei der Bioabfallsammlung speziell in Gebieten mit verdichteter Bebauung durchgeführt. Es sowohl abfallwirtschaftliche als auch sozialwissenschaftliche Maßnahmen zur Optimierung der Bioabfallsammlung getestet und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und Effizienz bewertet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Untersuchungen wurden in vier Modellstädten in Gebieten mit entsprechender Struktur durchgeführt. Nach einer ersten Datenerhebung zu den örtlichen Randbedingungen (Erfassungssystem, Art der Biotonneneinführung etc.) erfolgte zunächst eine Ist-Analyse in den jeweiligen Untersuchungsgebieten. Im Rahmen dieser Eingangserhebung wurden sowohl Sortieranalysen zur Ermittlung der Störstoffgehalte und Erfassungsquoten als auch Befragungen der Bewohner zur Ermittlung der Einstellung sowie des Verhaltens vor allem im Hinblick auf Motivationsmöglichkeiten vorgenommen. Anschließend wurden auf dieser Basis gezielt erarbeitete abfallwirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Maßnahmen jeweils se-parat als auch in Kombination umgesetzt. Im Rahmen einer Abschlusserhebung (Vorgehen analog zur Eingangserhebung) wurden die Auswirkungen der getesteten Maßnahmen im Hinblick induzierte Einstellungs- und Verhaltensänderungen gegenüber Bioabfällen ermittelt.
Auf der Basis der Ergebnisse des Vorhabens sowie Erfahrungen aus anderen Untersuchungen wurden Empfehlungen zur Optimierung der Bioabfallsammlung erarbeitet. Diese sind insbesondere auf die spe-ziellen Bedingungen einer verdichteten Bebauung ausgerichtet und sind auf andere ähnlich strukturierte Bezirke übertragbar.


Ergebnisse und Diskussion

Eine begrenzte Einflussnahme vor allem im Hinblick auf die Qualität der erfassten Bioabfälle ist über die Standplatzgestaltung möglich. Eine gezielte Stoffstromlenkung ist über eine spezielle Gestaltung des Erfassungs- und Abrechnungssystems denkbar, die die in der verdichteten Bebauung vorliegenden Nachteile auszugleichen versucht (Fehlen des persönlichen Bezugs, der sozialen Kontrolle und eines ausreichenden finanziellen Anreizes), wie z. B. hauseingangs- oder haushaltsbezogenen Behälter sowie Müllschleusen. Die Vor- und Nachteile dieser Systeme wurden beschrieben.
Die fehlende soziale Kontrolle kann durch gezielt vorgenommene externe Kontrollvorgänge mit entsprechender Rückmeldung (z. B. in Form von grünen, gelben und roten Karten) aufgegriffen werden. Die Kontrolle kann sporadisch bzw. im Bedarfsfalle eingesetzt werden. Sie kann sowohl optisch als auch mit Hilfe eines Metalldetektors am Sammelfahrzeug erfolgen.
Für die Vorsortierung im Haushalt ist die Bereitstellung von Vorsortiergefäßen zu empfehlen. Eine weitere Steigerung des Sammelkomforts stellt der Einsatz von kompostierbaren Tüten (aus Papier oder biologisch abbaubarem Werkstoff) dar. Durch die Bereitstellung der Tüten konnte die Beteiligung an der getrennten Sammlung gesteigert und parallel der Störstoffgehalt, bedingt durch den Wegfall der sonst üblicherweise in dieser Bebauungsstruktur häufig zur Sammlung im Haushalt eingesetzten Plastiktüten, posi-tiv beeinflusst werden.

Eine wirksame Abfallberatung zeichnet sich durch das Eingehen auf die besonderen örtlichen Bedingungen aus und sollte daher mit einer Situationsanalyse beginnen. Bei der Gestaltung von Informationsmaterial ist zunächst der persönliche Bezug einer konkreten Person zu den Informationsmaterialien wichtig. Schriftliche Informationen werden darüber hinaus weitaus häufiger wahrgenommen, wenn die Aufmerksamkeit durch eine Kombination der Materialien mit Verhaltensangeboten oder Handlungsanreizen geweckt wird. Durch eine Visualisierung der Informationen werden die Botschaften leichter und schneller verständlich vermittelt als bei rein schriftlichen Hinweisen. Bei Informationen in Textform ist der Anteil und die Herkunft der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu beachten und durch eine Mehrsprachigkeit der Materialien zu berücksichtigen. Um alle Familienmitglieder auf das gleiche Informationsniveau zu bringen, lassen sich bereits für Kinder und Jugendliche spezielle Materialien und Medien erstellen.
Um neue Verhaltensweisen zu festigen, ist es wichtig, Rückmeldungen über die positive Wirkung des neuen Verhaltens zu geben. Persönliche Beratungen stellen eine besonders wirksame Möglichkeit der Verhaltensbeeinflussung dar, erfordern allerdings auch spezielle fachliche, psychologische und soziale Qualifikationen auf Seiten der Abfallberaterinnen und Abfallberater und sind sehr zeit- und kostenintensiv. Persönliche Beratungsangebote in einem Stadtteilbüro, an einem Infostand oder Infomobil vor Ort sollten multimedial angekündigt werden und können einen Anreiz für Bürgerinnen und Bürger darstellen, die bereits ein größeres Interesse für die Abfalltrennung entwickelt haben.
Da Informationen bei den Empfängern nach einer gewissen Zeit in Vergessenheit geraten, neu zugezogenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Informationen fehlen oder umweltgerechtes Verhalten aus Bequemlichkeit wieder verloren geht, ist im Sinne einer Verstetigung eine Fortführung der Informationsarbeit (etwa alle zwei Jahre) erforderlich.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- DBU-Statusseminar Bioabfallverwertung, 25.-26.11.1998 (Initiativen zum Umweltschutz 10)
- Tagung ORBIT 99, 02.-04.09.1999, Weimar


Fazit

Im Hinblick auf eine Optimierung der Bioabfallsammlung in Gebieten mit verdichteter Bebauung sind sowohl bei den abfallwirtschaftlichen Aspekten z. B. im Bereich des Erfassungssystems als auch bei der Abfallberatung die generellen Bedingungen in diesen Strukturen sowie auch die jeweils örtlich spezifischen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Es sind speziell angepasste Konzepte zu entwickeln. Möglichkeiten verschiedener Maßnahmen sowie die jeweiligen Auswirkungen auf die Bioabfallmenge und -qualität (Erfolg oder keine Wirkung) wurden aufgezeigt.

Übersicht

Fördersumme

345.051,97 €

Förderzeitraum

01.09.1997 - 01.09.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik