Projekt 08582/01

Beratungszentrum zur Energie- und Ressourcenschonung der Stadtwerke Jena

Projektträger

Stadtwerke Jena GmbH
Göschwitzer Str. 22
07745 Jena
Telefon: 03641-/688-396

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Unternehmensziel der 1991 gegründeten Stadtwerke Jena GmbH ist es, die Energieversorgung ressourcenschonend und dienstleistungsorientiert durchzuführen. Erkenntnisse zur Umsetzung dieses An-spruches ergaben sich aus dem 1992 erstellten Energiekonzept für die Stadt Jena und einem 1994/95 bei den Stadtwerken durchgeführten Least-Cost Planning Projekt. Anlässlich des Umbaus eines im Stadtzentrum gelegenen Gebäudes der Stadtwerke konnte mit der Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Energieberatung der Stadtwerke räumlich und personell erheblich ausgeweitet werden und sollte sich damit zu einem tragfähigen Baustein einer dienstleistungsorientierten Energieversorgung durch die Stadtwerke entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie insgesamt 4 Projektphasen lassen sich in je zwei Phasen zur Vorbereitung (Aufstockung des Beratungspersonals, Planung des Beratungszentrums) und dem Betrieb (Beratungstätigkeit ab Juni 1997, Evaluierung) unterteilen.

Das Konzept der Energieberatung der Stadtwerke Jena ist durch folgende Ansätze geprägt:
Ø Verknüpfung der betriebswirtschaftlichen Interessen der Stadtwerke mit dem volkswirtschaftli-chen Ziel des rationellen Energieeinsatzes und der Nutzung erneuerbarer Energien mit dem Instrument einer umsetzungsorientierten Energieberatung.
Ø Angebot einer Sockel-Energieberatung für Haushalte und Gewerbe mit dem Instrument Energieberatungszentrum (Informationsmaterial, Ausstellungen, Exponate, Vorträge, ...), ergänzt durch öffentlichkeitswirksame Schwerpunktaktionen mit relevanten Einspareffekten im Haushalts- und Schulbereich.
Ø Kooperationen mit Vereinen, Institutionen und Firmen, um
o diese als Multiplikatoren für das Angebot der Energieberatung zu nutzen,
o die in Jena vorhandenen Ressourcen im Bereich der Energie- und Umweltberatung zu bündeln
o und die Akzeptanz der Energieberatung nach außen zu erhöhen.
Ø Zusammenarbeit mit den Sparten der Stadtwerke, um die interne Akzeptanz zu gewährleisten.


Ergebnisse und Diskussion

Während des Förderzeitraumes wurden monatlich durchschnittlich ca. 100 Beratungen zur rationellen Energie- und Wasserverwendung durchgeführt und für den Haushaltsbereich zwei Schwerpunktaktionen durchgeführt. Mit dem parallel zur Eröffnung des Servicebüros gestartetem Erdgasförderprogramm sollten einerseits bestehende Kohle- und Stromheizungen abgelöst werden, andererseits der Bestand an Gasherden in Jena erhalten und ausgebaut werden. Diese Aktion lief bis zur zweiten Jahreshälfte 1998 und verbesserte u.a. die Akzeptanz der Energieberatung beim Sanitär- und Heizungshandwerk. Als weitere Schwerpunktaktion startete im September 1999 die Nicht verstecken Energiesparaktion. Bis Februar 2000 wurden den Jenaer Haushalten insgesamt 41.500 Energiespargutscheine (über 90% der Jenaer Haushalte) im Wert von je 50,- DM übergeben und dabei auch auf den Service der Energieberatung hingewiesen. Mit dem Gutschein wird die Anschaffung von Haushaltsgeräten der Energieeffizienzklasse A (Kühl-und Gefriergeräte, seit April 2000 Waschmaschinen und Geschirrspüler) sowie von Video- und Fernsehgeräten mit einem Stand-by Stromverbrauch kleiner 1 Watt gefördert. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Jenaer Elektrogerätehandel akzeptiert dieser den Gutschein als Zahlungsmittel und verrechnet den Gutschein direkt mit dem Kaufpreis förderfähiger Geräte, was die Akzeptanz bei den Kunden und damit die Wirkung der Energiesparaktion deutlich erhöht. Aufgrund dieser Aktion setzt sich auch der Handel verstärkt mit dem Thema Stand-by Stromverbrauch auseinander.
Ausgebaut wurden auch die Schulkontakte, die in mittlerweile regelmäßigen Energiesparwettbewerben und konkreten Aktionen an Schulen zur Energieeinsparung münden. Ein Kooperationspartner ist hier die Imaginata, ein Verein (und Expo 2000 Projekt in Jena) zur Förderung praxisnaher Erziehung.
Seit 1999 gibt es eine Vortragsreihe mit sechs Veranstaltungen pro Jahr, in denen Themen rund um die Bereiche Energie und Wasser behandelt werden. Diese Vorträge sind u.a. aus einer Kooperation mit den Jenaern Bürgern für Solarenergie e.V. entstanden.
Evaluierungen durch das Bremer Energieinstitut und die ASEW wurden zum Angebot Ausleihe von Strommessgeräten der Stadtwerke und zur Nicht verstecken Energiesparaktion durchgeführt.
Schwieriger gestaltete sich die Energieberatung im gewerblichen Bereich. Vorgeschlagene Einsparmaßnahmen die mit Investitionen verbunden waren, wurden nur selten umgesetzt, zumeist dann, wenn sowieso umgerüstet werden musste. Ansonsten konnten Einsparpotentiale durch Contractingangebote erschlossen werden, z. B. in einem Hotel, in dem die Stadtwerke 300 Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse erfolgt im wesentlichen über die ASEW, die über eine bundesweite Infrastruktur verfügt. Zusätzlich wird im Beratungszentrum die Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt dargestellt.


Fazit

Durch die Förderung der DBU konnte in Jena eine umfassende und wirksame Energieberatung aufgebaut werden, die insbesondere bei den Kunden im Haushaltsbereich angenommen wird. Mit den Instru-menten der umlagefinanzierten Breitenprogramme und Contractingangeboten konnte im Haushalts- wie im gewerblichen Bereich der angestrebte Brückenschlag zwischen betriebswirtschaftlichen und volks-wirtschaftlichen Zielen prinzipiell begonnen werden.

Grundsätzlich in Frage gestellt werden diese Einsparaktivitäten aber mit der Liberalisierung der Energiemärkte. Um 20% und 50% gesunkene Strompreise, ergänzt durch Mehrverbrauch belohnende Preisstrukturen, senden gegenwärtig subjektiv falsche Signale an den Verbraucher und verschlechtern objektiv die Wirtschaftlichkeit von Einspar-investitionen. Dem Wettbewerb kompatible, ausgleichende Instrumente (z. B. Fonds- oder Handelsmodelle zur Energieeinsparung) fehlen und werden z. Zt. auch nicht diskutiert. Zwar mag es unter diesen Rahmenbedingungen auch zukünftig Energieberatungsangebote geben. Diese werden vermutlich aber zunehmend vor dem Hintergrund Imageeffekt und weniger mit dem Ziel einer spürbaren Energieeinsparung/Umweltentlastung gestaltet. Entscheidend für die Zukunft einer wirkungsvollen und nachhalti-gen Energieberatung, auch in Jena, wird deshalb die energiepolitische Entwicklung der nächsten Jahre und der darin zum Ausdruck gebrachte Stellenwert der Energieeinsparung sein.

Übersicht

Fördersumme

250.533,02 €

Förderzeitraum

01.05.1996 - 20.10.2000

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik